- Sie können doch nachher selbst noch sprechen. Lassen Sie doch die ständige Zwischenruferei! Vielleicht wissen Sie sogar etwas Besseres als gestern.
(Beifall bei der SPD - Heiner Bartling [SPD]: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm etwas Neues einfällt!)
Sie lautet: Die Weiterentwicklung aller Gymnasien zu Ganztagsschulen ist die notwendige Konsequenz des Abiturs nach zwölf Jahren. - Auch diese Entwicklung ist seit Langem bekannt. Sie hat dazu geführt, dass inzwischen alle Gymnasien de facto Ganztagsschulen sind, dass aber die wenigsten eine entsprechende Infrastruktur mit Gelegenheiten zum Mittagessen und zu Gruppenarbeitszeiten am Nachmittag haben.
Ebenso wichtig ist ein Umdenken mit Blick auf die Rhythmisierung des Schulalltags, auf das Wechseln von Belastung und Erholung, auf das Einbinden von Hausarbeiten und Fördermaßnahmen in die Schulzeit. Mit all dem werden nicht nur die
Wer behauptet, man könne die Entscheidung über einen Ganztagsbetrieb den Schulen freistellen, der soll sich einmal den Tagesablauf und die Wochenarbeitszeit einer Schülerin in Klasse 10 anschauen. Wer aber anerkennt, dass die Entwicklung zu Ganztagsschulen aufgrund der neuen Gesetzeslage notwendig ist, der muss sich ernsthaft die Frage stellen, wie diese Entwicklung im Zusammenwirken von Land und Kommunen auch finanziell gefördert werden kann.
Die beiden anderen im Antrag der Grünen genannten Forderungen allerdings werden wir im Ausschuss kritisch diskutieren müssen. Eine Verschlankung der Lehrpläne ist eine wohlfeile Forderung, die immer mal wieder diskutiert wird. Immer mal wieder wird aber auch die Einführung neuer Fächer oder Inhalte diskutiert, z. B. Ernährung, Medienkunde und Erziehung.
Wenn gesetzestechnisch nichts anderes als ein Plus oder Minus an Jahrgangswochenstunden dabei herauskommt, ein Draufpacken oder Streichen, dann ist damit nichts gewonnen.
um Wochenplanarbeit, um Projektorientierung, um nicht an einzelnen Fächern festzumachenden Zielen wie Werteorientierung. Diese Veränderung ist ein Prozess, der an den Schulen erfolgt und kontinuierlich weitergeführt werden muss.
Das im Antrag der Grünen genannte Beispiel eines 90-Minuten-Taktes etwa kann von Schulen längst verwirklicht werden. Wer weitergehen will, muss den Schulen im Rahmen ihrer Selbstständigkeit oder Eigenverantwortung mehr echte Freiheiten geben, natürlich bei weiter bestehender Ergebniskontrolle. Aber das haben ja auch die Grünen bei der Einführung der Eigenverantwortlichen Schule nicht gewollt.
Ein Abitur der zwei Geschwindigkeiten haben wir gerade jetzt. Es handelt sich aber um eine schulformenunterscheidende, also diskriminierende Variante. Realschulabsolventen - Frau Korter hat darauf hingewiesen - kommen frühestens nach 13 Jahren zum Abitur, Absolventen der Fachgymnasien auch. Integrierte Gesamtschulen dürfen das Turbo-Abi nicht führen und profitieren davon. Kooperative Gesamtschulen dürfen ihre Gymnasialzweige zwölfjährig führen. In den Klassen 10 der Gymnasien wird zwar Oberstufenunterricht erteilt, aber formal erhalten die Schülerinnen und Schüler erst nach Klasse 10 den Sekundarabschluss. Die Folgen sind eine extreme Unübersichtlichkeit und eine Vielzahl an rechtlichen Streitfällen, die schon zu Petitionen geführt haben. Der Kollege Borngräber hat heute Morgen einen Fall sehr sachgerecht vorgestellt.
Die SPD-Fraktion hat schon bei der Schulgesetznovellierung 2003 auf diese Probleme hingewiesen. Herr Klare und andere haben diese Bedenken abgetan. Jetzt stehen Sie vor einem Scherbenhaufen. Wer jetzt behauptet, über Schulstruktur müsse man nicht mehr reden, weil alles geklärt sei, der kennt die Wirklichkeit an den Schulen nicht!
Aber jedes Zurück, jede Veränderung dieses Zustandes würde erst allmählich greifen. Für diejenigen, die jetzt in Klasse 10 kommen und die Zusatzbelastungen schon auf sich genommen haben, wäre eine Rückkehr zu 13 Jahren nichts als ein einfaches Sitzenbleiben. An einem einzelnen Gymnasium beide Varianten zu fahren, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen ein Unding. Auf Hektik mit Hektik zu reagieren, ist keine kluge Politik. Stattdessen muss sorgfältig überlegt werden, wie man an den Nahtstellen von Sekundarstufe I und II in Zukunft für mehr Flexibilität sorgt, z. B. auf eine gemeinsame Grundlage variabel aufbaut. Mitten im Strom die Pferde zu wechseln, würde das entstandene Chaos nur verdoppeln.
Anders gesagt: Bei allen richtigen Ansätzen versucht der Antrag der Grünen doch eine Illusion zu vermitteln, mit einer Handvoll Maßnahmen ließen sich die Folgen der verfehlten G8-Reform heilen. Nein, sie lassen sich für die Betroffenen nur lin
Sie sehen, meine Damen und Herren: Nicht nur bei den Gesamtschulen und bei den Hauptschulen, sondern auch bei den Gymnasien fliegen Ihnen von den Mehrheitsfraktionen inzwischen die Ergebnisse Ihrer Schulpolitik um die Ohren. Immer mehr Menschen merken, dass die Verantwortung nicht bei einem Minister oder einzelnen fehlgeleiteten Abgeordneten liegt, sondern beim Ministerpräsidenten selbst. Auf der bildungspolitischen Geisterbahnfahrt der CDU hat er zwar in seinem Schreckenskabinett „Hui-Bu(h)semann“, das Schlossgespenst, durch die „weiße Frau“ HeisterNeumann ersetzt, aber er ist der Verantwortliche.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Thema Schulbelastung ist zurzeit deutschlandweit in aller Munde. Es beherrscht die Medienwelt. Das bekommen wir täglich mit. So hatte z. B. auch die Bild-Zeitung eine Kampagne: „Hilfe! Die Schule macht unsere Kinder krank!“. Heute liegt uns ein entsprechender Antrag der Grünen mit gleichem Tenor vor: Schuld sei die Schulzeitverkürzung, das sogenannte Turbo-Gymnasium.
Zur Erinnerung: Wir haben sehr lange beobachtet, dass in anderen europäischen Ländern ein wesentlich früherer Einstieg junger Menschen in den Beruf möglich war. Um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen - nicht aus schnöden ökonomischen Überlegungen heraus! -, gab es Handlungsbedarf.
Die Abschaffung der Orientierungsstufe, die Verkürzung der Schulzeit und damit einhergehend das Abitur nach acht Jahren gehören dazu. Die Niedersächsische Landesregierung hat hier früh und
Begriffe wie „Turbo-Abitur“ sind nur diskriminierend und führen in die Irre. Nach der Abschaffung der OS hat das Gymnasium in Niedersachsen nun acht Jahre bis zum Abitur. Unter Rot-Grün und Rot waren es nur sieben Jahre. Auch das ist Faktum.
- Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich höre Ihren Widerspruch. Aber ich meine, die Jahre der OS können wir nicht dazuzählen; denn das war eine Schulform, die auf keine der weiterführenden Schulen vorbereitete.
Deswegen haben wir 2003 die OS in großem gesellschaftlichen Konsens abgeschafft. Dies war im Übrigen einer der Gründe für unseren Wahlerfolg damals.
Es gibt ein paar Milchmädchenrechnungen, etwa wenn die 265 Jahrgangswochenstunden durch neun oder durch acht geteilt werden; denn wenn man durch acht teilt, kommt natürlich mehr heraus.
Dazu ist zu sagen: Solche Rechnungen verkennen, dass wir bis 2003 nicht etwa ein Gymnasium mit neun Jahren, sondern eben nur ein Gymnasium mit sieben Jahren hatten. Und das ist just die Zeit, die jetzt die Neuntklässler bis zum Abitur durchlaufen.
Meine Damen und Herren, ich sage sehr deutlich: Wir nehmen Schulangst ernst. Aber solche Dramatisierungen, wie Sie sie bringen, bis hin zum Vorwurf der Kinderarbeit, bringen uns nicht weiter. Die Kollegin Korter und auch der Kollege Poppe haben das in ihren mündlichen Ausführungen noch viel weiter dramatisiert. Gelungen war übrigens der Tonfall einer Grabesrede, Kollegin Korter; das passte.
Kollegin Korter, Ihr Antrag drückt es aus - die „glückliche und lebendige Jugend“ hatten, die Sie sich vorstellen - bis dann diese Landesregierung mit dem früheren Kultusminister und ihrer Schulzeitverkürzung kam. Das ist eine Verkürzung sondergleichen, die nicht zulässig ist.