Wenn dann in Deutschland Windflaute herrscht, können uns die Norweger ihre Überschüsse zur Verfügung stellen.
Es gibt also, meine sehr verehrten Damen und Herren, auf beiden Seiten Gewinner. Etwas Besseres kann man sich kaum vorstellen.
Genau das ist der Grund, warum die Fraktionen von CDU und FDP voll und ganz hinter diesen Projekten stehen und die Landesregierung bitten, alle Hemmnisse für Projekte wie das NorGer-Kabel aus dem Weg zu räumen. Wenn Nachbarn sich gegenseitig helfen können, dann ist das bei Strom mindestens genauso sinnvoll wie bei Äpfeln und Birnen.
Ich will aber heute Morgen auch ganz deutlich sagen, meine sehr geehrten Damen und Herren, was man von Wasserkraft aus Norwegen nicht erwarten kann und darf.
Am 20. September 2010 gab es im Ersten Deutschen Fernsehen einen Beitrag von „Report Mainz“. In diesem Beitrag wurde die Behauptung aufgestellt, man könne mit Wasserkraft aus Norwegen 60 Kernkraftwerke in Europa ersetzen. Solche Nachrichten sind natürlich Wasser auf die Mühlen der Kernenergiegegner in Deutschland.
Aber es macht immer Sinn, den Dingen auf den Grund zu gehen und auch den Informationsgehalt von Fernsehbeiträgen zu hinterfragen.
Wir haben das gemacht. Das Ergebnis war ernüchternd. Ein Vertreter des norwegischen Wasserkraft-Stromproduzenten Agder Energi, Herr Lauen, hat auf die Frage meines Kollegen Karl-Heinrich Langspecht,
der gefragt hat: „In dem Fernsehbericht hieß es, 60 Kernkraftwerke in Europa könnten durch die norwegische Wasserkraft ersetzt werden. Sehen Sie das auch so?“, erwidert: Das ist nicht richtig. Das stimmt nicht. Das kann Norwegen nicht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, deutlicher geht es doch wohl nicht. Wasserkraft aus Norwegen kann Schwankungen in den Netzen ausgleichen und allenfalls 10 bis 15 % der Leistung der Kernkraftwerke bereitstellen - mehr nicht.
Alle diejenigen, die uns hier im Landtag erzählen wollen, man könne mit Strom aus Norwegen Kernkraftwerke in Niedersachsen dauerhaft abschalten, führen uns hinter die Fichte.
Interessant war für uns auch, dass Norwegen im kalten Winter 2009/2010 selbst nicht in der Lage war, sich aus seinen Wasserkraftwerken mit Strom zu versorgen. Ohne den Strom aus Schweden wären in Norwegen die Lichter ausgegangen.
Ich will Ihnen auch nicht vorenthalten, dass 50 % des schwedischen Stroms mithilfe von Kernenergie erzeugt werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP, Sie stimmen mir doch bestimmt zu, dass Kernenergie damit zur Versorgungssicherheit beigetragen hat - oder?
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der linken Seite hier im Haus, sehen Sie das genauso oder anders?
Wenn Norwegen dauerhaft Strom für Europa produzieren soll, dann müssen in Norwegen neue Pumpspeicherkraftwerke und weitere Stromleitungen gebaut werden. Soll ich Ihnen einmal sagen, was unsere Nachbarn in Norwegen davon halten? Ich zitiere dazu gern aus dem Bericht eines Mitarbeiters der Deutschen Botschaft in Oslo, der uns vor Ort begleitet hat:
„Der Ausbau der Wasserkraft sei jedoch auch in Norwegen nicht unproblematisch. Fragezeichen gebe es vor allem aufgrund von Umweltgesichtspunkten. Insbesondere Naturschützer haben bereits Widerstand gegen einen verstärkten Pumpspeicher- und damit alternierenden Betrieb der bestehenden Wasserkraftwerke angekündigt.“
Dies spricht ebenfalls für sich. Das führt mich auch zu einem ganz zentralen Thema: der Glaubwürdigkeit grüner Energiepolitik.
Wie unredlich grüne Energiepolitik vielfach ist, will ich Ihnen gerne schildern. Da wird der Ausbau von Windenergie gefordert, aber die örtlichen Be
Da wurde mit Gewalt auf Biomasse gesetzt, aber die Grünen waren die Ersten, die von „Vermaisung“ gesprochen haben. Da fordern die Grünen auf Bundesebene den Ausbau der Wasserkraft, aber im Schwarzwald sagen die örtlichen Grünen Nein zu dem Projekt.
Da brauchen wir neue Stromnetze auch für den Offshorestrom aus der Nordsee, aber die Wortführer gegen neue Leitungstrassen sind die Grünen.
Wie schizophren das alles ist, wird am Beispiel der Wasserkraft aus Norwegen mehr als deutlich, Herr Meyer.
Weil man hier bei uns in Deutschland aus Gründen des Naturschutzes nichts bauen will, soll es die Wasserkraft aus Norwegen richten, die aber in Norwegen zu Eingriffen in die Natur führt. Ist das redlich?
Ist das redlich, meine sehr geehrten Damen und Herren? - Nein, das ist unredlich, Herr Wenzel und Herr Meyer.
Auch unter Nachbarn darf man nicht darauf bauen, dass der eine den ganzen Sommer im Garten schuftet, um Gemüse anzubauen, weil man selber keine Lust an der Gartenarbeit hat. Man kann nicht darauf bauen, dass der eine den Kühlschrank füllt, während man selber den Kühlschrank leer lässt. Versorgungssicherheit löst man nicht auf dem Rücken der Nachbarn. Man muss auch selber etwas dafür tun.
„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“ - Meine sehr geehrten
Damen und Herren, ich bin froh, dass wir in Norwegen vor Ort gewesen sind. Herr Wenzel und Herr Herzog, lassen Sie Ihre Finger aus dem Kühlschrank der Nachbarn!