Protokoll der Sitzung vom 20.01.2011

Herr Sander, Sie wollen immer wieder auf die Gentechnik setzen. Wir wissen, dass Genpflanzen Bienen schädigen können, gerade Genmais; das ist nachgewiesen. Da ist Frau Aigner Ihnen sogar wieder einmal ein Stück voraus.

Wenn Sie Bienen wirklich helfen wollen, dann müssen Sie auf Ökologie, auf ökologischen Landbau setzen, wo eben nicht alles totgespritzt wird,

(Zuruf von Ingrid Klopp [CDU])

dann müssen Sie die Gewässerrandstreifen erhalten und von der Spritzkeule freihalten, und dann müssen Sie die Förderprogramme der zweiten Säule endlich so ausrichten, dass damit wirklich Bienen gefördert werden.

Sie missbrauchen die Bienen, um den Naturschutz aufzuweichen. Sie wollen wieder an die Kompensationsflächen. Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Wenn man den Bienen wirklich helfen will, dann muss man unseren grünen Antrag unterstützen.

(Beifall bei den GRÜNEN und Zu- stimmung bei der SPD und bei der LINKEN)

Für die FDP-Fraktion hat sich Herr Dr. Hocker zu Wort gemeldet. Sie haben jetzt das Wort.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Keine Angst, ich werde nicht der dritte Redner sein, der hier Schwarze Pinsel hochhält. Mir geht es um den Antrag, über den wir diskutieren.

Wir haben in den vergangenen Tagen leider viel darüber diskutieren müssen, wie Verbraucher und Landwirte in Niedersachsen unter kriminellen Machenschaften von Unternehmen der Futtermittelindustrie gelitten haben. Mit sehr viel weniger Getöse vollzieht sich in diesem anderen Bereich unserer Landwirtschaft ein schleichender Prozess, der z. B. für die Obstbauern an der Elbe, für die Ackerbauern in der Wesermarsch und schließlich auch für die Verbraucher in Niedersachsen größte Auswirkungen hat.

Meine Damen und Herren, es wird geschätzt, dass mehr als 80 % unserer Kulturpflanzen von Bienen bestäubt werden. Die Kollegin Klopp hat auf die besondere Bedeutung der Bienen hingewiesen. Bienen leisten einen unersetzbaren Beitrag für unsere Landwirte und damit auch für uns alle.

(Beifall bei der FDP und Zustimmung bei der CDU)

Aber die Zeiten der glücklichen Biene Maja sind leider vorbei. Nicht nur die Varroamilben und die veränderten Trachtzeiten und damit ein verändertes Trachtangebot machen den Bienen das Leben schwer, sondern nicht zuletzt auch die Monokulturen in unserem Land. Dabei denke ich natürlich auch an die scheinbar grenzenlosen Maiskulturen in Teilen Niedersachsens; auch sie machen den Bienen das Leben schwer. Mais ist ein Windbestäuber, der weder die Honigbiene noch die Hummel oder die Solitärbiene zur Bestäubung benötigt. Überall dort, wo der Mais aufgrund der unsäglichen Förderung durch das EEG den Raps, die Kohlrübe oder die Winterrübe ersetzt hat, finden die Bienen nicht das Trachtangebot, das sie benötigen.

Zum Glück ist in diesem Punkt aber Besserung in Sicht.

(Rolf Meyer [SPD]: Die Atomkraftwer- ke begrünen!)

Sie wissen, dass unsere Bundesratsinitiative genau an diesem Punkt ansetzt. Sie wird bei Bestandsschutz für bereits bestehende Biogasanlagen die Förderung durch das EEG abschmelzen. Dadurch werden wir den Anreiz reduzieren, Mais anzubauen und damit den Bienen das Leben zusätzlich schwer zu machen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Wir setzen zusätzlich auf das Zusammenwirken von Landwirten, Jägern, Imkern, Landschaftspflegern und Behörden, um unsere Kulturlandschaft wieder artenreicher zu machen. Das ist gut für die Bienen, gut für die Landwirtschaft in Niedersachsen und gut für eine artenreiche Kulturlandschaft.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Ich erteile jetzt Herrn Minister Lindemann das Wort. Bitte sehr!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In den zwei Tagen, die ich nun an dieser Sitzung teilnehmen durfte, habe ich, glaube ich, begriffen, dass es durchaus schon ein Erfolg ist, wenn man in einer Oppositionsrede nur einmal falsch, dafür aber auch einmal richtig zitiert wird.

(Heiterkeit bei der CDU)

Ich habe zu keinem Zeitpunkt hier in diesem Saal gesagt - ich möchte Sie bitten, mir das mit dem Protokoll zu belegen -, in meiner Agrarpolitik bliebe alles so, wie es ist. Das habe ich nicht gesagt.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von Kreszentia Flauger [LINKE])

Ich habe auch nicht die Absicht, alles so zu belassen, wie es ist.

(Victor Perli [LINKE]: Was ist denn anders?)

Richtig zitiert haben Sie meine Ankündigung, viel für eine gute Gestaltung der künftigen europäischen Agrarpolitik zu tun. Das habe ich in der Tat gesagt, zwar nicht hier im Saal, aber bei den Gesprächen mit der Presse draußen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Jetzt, meine Damen und Herren, zu den Bienen.

Aufgrund ihrer Bestäubungsleistung kommt der Honigbiene, aber auch anderen, mit ihr verwandten Insekten eine besondere ökonomische Bedeutung zu. Aber auch für das gesamte Ökosystem ist eine Bestäubung zur Erhaltung der Biodiversität unverzichtbar.

Ich begrüße, meine Damen und Herren, dass die Prüfung der Bienenverträglichkeit in den letzten Jahren eine immer stärkere Bedeutung für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln erlangt hat. Aber - man muss es deutlich sagen - aufgrund der heutigen landwirtschaftlichen Praxis ist die Nahrungsgrundlage für die Bestäubungsinsekten zurückgegangen.

(Zustimmung bei der CDU und bei den GRÜNEN)

Mit der Maßnahme „Blühstreifen“ im Rahmen des niedersächsischen Agrarumweltprogramms wurden im letzten Jahr rund 8 000 ha gefördert. Ich denke, das kann man nicht als Marginalie bezeichnen.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Das Nahrungsangebot für die Bienen konnte damit deutlich verbessert werden.

Es sind aber, meine Damen und Herren, zweifelsfrei weitere Möglichkeiten zur Verbreiterung der Nahrungspalette sowohl zeitlich als auch in der Vielfalt zu schaffen. Spezielle Saatgutmischungen auf Blühstreifen, aber auch auf Brach- und Zwischenfruchtflächen können durchaus zu einer Verbesserung der Nahrungssituation in diesem Bereich beitragen.

Eine möglichst positive Wirkung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Sinne der Eingriffsregelung kommt für Bienen vor allem dann zum Tragen, wenn durch Eingriffe beeinträchtigte Schutzgüter im Sinne des Naturschutzes wiederhergestellt werden. In vielen Fällen werden derart realisierte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Folge haben, dass blühende Pflanzen auch während der Hochsommersaison vorhanden sind.

Die Landesregierung wird die Entwicklung in diesem Sinne beeinflussen. Sie wird auch prüfen, ob auf vorhandenen Kompensationsflächen, auf denen in der Vergangenheit Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgenommen wurden, zusätzliche Möglichkeiten bestehen, geeignete Aussaaten sowie Pflanzungen von heimischen Sträuchern und Bäumen mit einem hohen Nutzwert für Bienen

und weitere Insekten vorzunehmen. Denn dem Werbeslogan unserer Imker ist nichts hinzuzufügen: Honig kann man importieren, die Bestäubungsleistung nicht.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Damit sind wir am Ende der Beratung.

Wir kommen zur Ausschussüberweisung. Zuständig soll der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz sein. Wer dem so folgen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich der Stimme? - Das ist so beschlossen.

Wir sind damit am Ende der heutigen Sitzung. Wir setzen die Tagesordnung morgen um 9 Uhr mit den Mitteilungen des Präsidenten fort.

Ich schließe die Sitzung und wünsche Ihnen einen schönen Feierabend.

Schluss der Sitzung: 18.48 Uhr.

Ergänzung

Niedersächsisches Ministerium Hannover, den 28.02.2011 für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Herrn Präsidenten des Niedersächsischen Landtages

Hannover

„Der nächste Wintereinbruch kommt bestimmt - Winterdienst und Verkehrssicherheit auf niedersächsischen Straßen gewährleisten“ Dringliche Anfrage der Fraktion der SPD - Drs. 16/3238 Antwort der Landesregierung in der 95. Sitzung des Landtages am 20. Januar 2011