Protokoll der Sitzung vom 15.06.2017

Jetzt die Frage!

Ich frage Sie: Die Menschen in diesem Lande erwarten doch, dass die Sicherheitsbehörden, die Jugendämter und die kommunalen Behörden alles tun, damit Kinder davor bewahrt werden, -

(Zurufe von der SPD)

Letzte Aufforderung, Herr Nacke: Die Frage!

- in das IS-Gebiet verschleppt zu werden.

(Unruhe)

Die letzte Aufforderung! - Gleichzeitig bitte ich um Ruhe.

Deswegen wiederhole ich meine Frage von vorhin: Was haben denn die Sicherheitsbehörden und die kommunalen Verantwortungsträger in diesem konkreten Fall getan, in dem über ein Jahr lang unentdeckt blieb, dass die Kinder überhaupt ausgereist sind, und weiterhin Geldzahlungen geleistet wurden?

Die Frage ist angekommen, Herr Kollege.

Was ist in diesem konkreten Fall getan worden?

Die Frage ist angekommen, Herr Kollege!

Beantworten Sie bitte das und nicht so allgemein!

(Beifall bei der CDU)

Es antwortet Herr Minister Pistorius. Bitte!

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zum einen stimmt die Darstellung der zeitlichen Abfolge nicht. Aber das können wir gerne an anderer Stelle klarstellen.

Ich wiederhole gerne noch einmal: Die Menschen in diesem Land erwarten nicht, dass wir jede Familie darauf hin überwachen, wo sie ausreist und mit wem sie ausreist.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Es wür- de schon reichen, wenn Sie die Ge- fährder überwachen würden!)

Diese Familie ist ausgereist. Wir haben zeitnah davon erfahren. Dass die Information über die Ausreise nicht zeitnah erfolgte, ist ein anderes Thema. Aber dass es bekannt war, steht außer Frage.

(Björn Thümler [CDU]: Ein Jahr ist zeitnah?)

Aber es gab auch keinen Grund und keine Möglichkeit, die Familie daran zu hindern. Es gab keine Aufenthaltsbeschränkung. Es gab keine Passentziehung. Was erwarten Sie also? Glauben Sie, dass die Menschen in diesem Land wirklich erwarten, dass wir jede Familie überwachen

(Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Nein!)

und dass wir hingucken, wer ausreisen darf und wer nicht? - Meine Damen und Herren, Sie vergaloppieren sich an dieser Stelle maßlos!

(Julia Willie Hamburg [GRÜNE]: Absolut!)

Sie vergessen, worum es hier wirklich geht. Es geht darum, mit Augenmaß und Konzentration auf die Familien zu gucken, die gefährlich sind.

(Zustimmung von Julia Willie Ham- burg [GRÜNE])

Aber wenn eine Familie ausreist, die nicht eingestuft ist - vielleicht aus unterschiedlichsten Gründen -, dann haben wir keine Veranlassung und auch keine Rechtsgrundlage, sie daran zu hindern.

Und wenn sie ausgereist ist, werden wir nicht hingehen und gucken, welche anderen unbescholtenen Menschen aus diesem Umfeld mit ausgereist sind, weil es auch dafür keine Grundlage gibt.

Wenn es Hinweise gibt, dass dort in Gruppen ausgereist wird, und wenn es Hinweise darauf gibt, dass das eine abgestimmte Aktion zwischen verschiedenen Familien oder Familienangehörigen ist, dann erfahren wir auch davon und dann sichern wir das auch.

(Dr. Stefan Birkner [FDP]: Ach was! Das ist aber etwas ganz Neues!)

Aber zu glauben, wir könnten jetzt irgendwo mal eben kurz kontrollieren, wer ausreist - - - Sie wissen doch genau, wie es funktioniert. Also stellen Sie nicht solche Fragen!

(Beifall bei der SPD - Dr. Stefan Birk- ner [FDP]: Das hat sich eben noch ganz anders angehört!)

Vielen Dank, Herr Minister Pistorius. - Wir fahren fort. Für die SPD-Fraktion stellt nun Herr Kollege Brunotte die erste Zusatzfrage. Bitte!

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor dem Hintergrund, dass es diese Landesregierung war, die die Antiradikalisierungsstelle beRATen e. V. als Anlaufstelle in Bezug auf salafistische Radikalisierung mit ins Leben gerufen hat - - -

(Jan-Christoph Oetjen [FDP] lacht)

- Ich weiß gar nicht, was es da zu lachen gibt.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Ein Jahr Verspätung! - Björn Thümler [CDU]: Vier Jahre Verspätung!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte Ruhe im Plenarsaal! Herr Kollege Brunotte formuliert jetzt seine Frage.

Wir halten es für ein sehr ernstes Thema, uns genau mit der Klientel zu beschäftigen, die Sie seit

mehreren Fragen zu ergründen versuchen. Weil es diese Landesregierung war, die diese Anlaufstelle mit etabliert hat, um Familien zu unterstützen und Fachberatung zu leisten, frage ich - - -

(Björn Thümler [CDU]: Oh Gott!)

- Herr Thümler, ich kann mir gut vorstellen, dass man „Oh Gott!“ sagt, wenn man guckt, warum es erst - - -

(Björn Thümler [CDU]: Ja, genau! Weil Sie es erst eingestampft haben!)

Herr Kollege Brunotte, bitte gehen Sie nicht auf Zwischenrufe ein, sondern stellen Sie die Frage!

Ich halte das für sehr spannende Fragen. Weil es nämlich erst diese Landesregierung war,

(Björn Thümler [CDU]: Nichts hat sie getan!)

die diese Antiradikalisierungsstelle etabliert hat, frage ich die Landesregierung, warum erst jetzt eine solche Antiradikalisierungsstelle gegründet wurde.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Jens Nacke [CDU]: Weil man das Konzept eingestampft hat!)

Vielen Dank. - Für die Landesregierung antwortet Frau Ministerin Rundt. Bitte!

Wir mussten zunächst einmal im Kabinett einen Beschluss aus dem Jahr 2012, wie mit dem Thema Prävention umzugehen ist, aufheben. Wir haben einen neuen Beschluss gefasst, mit dem das Sozialministerium dann den Auftrag bekommen hat, sich um das Thema Prävention in diesem Bereich zu kümmern.

Als wir dann angefangen haben, eine solche Stelle aufzubauen,

(Björn Thümler [CDU]: Vier Jahre später!)