Protokoll der Sitzung vom 05.06.2015

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Es geht eben mehr. Das Geld dafür ist da.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

CDU und FDP in diesem Hause machen deutlich, dass ein Nachtragshaushalt möglich ist, der erstens ohne neue Schulden auskommt und zweitens die Kommunen in der dramatischen Lage, in der sie sich derzeit befinden, unterstützt. Sie machen deutlich, dass das Land seine Verantwortung wahrnehmen kann. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das ist der Weg, den auch Sie hier einschlagen sollten.

(Der Präsident schaltet das Mikrofon ab)

Das war es. Vielen Dank, Herr Oetjen.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Vielen Dank, Herr Präsident! - Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Herr Heere möchte von der Möglichkeit der Erwiderung Gebrauch machen. Sie haben für 90 Sekunden die Möglichkeit. Bitte!

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrte Damen und Herren! Das gibt mir noch einmal ganz wunderbar die Gelegenheit, auch auf Ihre Zahlen, Herr Hilbers, einzugehen.

Bei den 175 Millionen Euro Steuermehreinnahmen haben Sie immerhin schon die 28 Millionen abgezogen. Damit sind Sie schon einen Schritt weiter als eben.

Die 60 Millionen Euro Sondervermögen wollen Sie schon seit Ewigkeiten streichen. Aber es ist doch völlig klar, dass wir die 60 Millionen Euro Sondervermögen brauchen, um rentierliche Investitionen in Infrastruktur zu finanzieren:

(Reinhold Hilbers [CDU]: Sie haben doch die niedrigste Investitionsquote seit vielen Jahren! - Christian Grascha [FDP]: Warum sinkt dann die Investiti- onsquote?)

in die Landesstraßen, in die energetische Sanierung von Landesliegenschaften.

(Christian Grascha [FDP]: Das ist doch Unsinn! Die Investitionsquote sinkt doch trotzdem!)

Haben Sie denn überhaupt eine andere Antwort? - Nein!

Wir haben das Engagement bei der energetischen Sanierung damit deutlich erhöht. Gucken Sie sich einmal an, mit welchen Ansätzen Sie in diesem Bereich gearbeitet haben! Dieses Sondervermögen aufzugeben, ist also der falsche Weg.

(Zustimmung von Helge Limburg [GRÜNE])

Zu den 200 Millionen Euro Zinsen: Das ist eine komplette Luftbuchung. Es gibt gar keinen Beleg dafür, dass diese Zahl realistisch ist. Wir gehen davon aus, dass die Berechnungen des Finanzministeriums zu den Zinsen vollkommen korrekt sind.

(Christian Grascha [FDP]: Das wäre das erste Mal!)

Dann gibt es die 200 Millionen Euro nicht. Behaupten Sie nicht einfach, es gebe 200 Millionen Euro! Die sind einfach nicht da.

(Zustimmung von Helge Limburg [GRÜNE])

Herr Oetjen, die Herausforderungen haben Sie hundertprozentig richtig benannt. Da sind wir uns absolut einig. Der Grund dafür, dass ich sie noch einmal benannt habe, ist ganz einfach. Sie haben in der Debatte vorgestern gesagt: Man muss noch viel mehr ausgeben; deshalb darf man sich nicht einfach auf irgendwelche Löcher beziehen.

(Jan-Christoph Oetjen [FDP]: Das ha- be ich nicht gesagt! - Christian Gra- scha [FDP]: Das hat er nicht gesagt!)

Dazu muss man sagen: Wir finanzieren das, was möglich ist, seriös. Sie haben das nicht getan. Sie stellen einfach in den Raum - auch mit dem Antrag der CDU, mit dem Sie sich ja gemein machen -, dass es 120 Millionen Euro gebe. Die können Sie aber nicht belegen.

(Der Präsident schaltet das Mikrofon ab)

Gleiches Recht für alle. 90 Sekunden sind um.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Mir liegt jetzt eine Wortmeldung von der Landesregierung vor. Herr Finanzminister Schneider, bitte!

(Reinhold Hilbers [CDU]: Er wird jetzt zusagen, den Nachtragshaushalt vor- zulegen!)

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf mich zunächst bei den Sprechern der Opposition sehr herzlich für die hohe Anerkennung meiner erfolgreichen Haushaltspolitik bedanken.

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Lachen bei der CDU - Christian Dürr [FDP]: Da haben Sie wohl etwas missverstanden, Herr Mi- nister!)

Auf die Widersprüchlichkeit Ihres Verhaltens, verehrte Antragsteller von der FDP, ist hinreichend hingewiesen worden. Sie fordern gleichzeitig Mehrausgaben und Ausgabesenkungen. Das ist

seltsam. Die CDU, Herr Hilbers, ist da auch nicht besser. Das haben Frau Geuter und Herr Heere nun hinreichend beschrieben.

(Björn Thümler [CDU]: Ja, aber die haben es nicht verstanden!)

Das kann ich mir sicherlich im Einzelnen hier ersparen.

Sie stellen wieder einmal die Nettokreditaufnahme in den Mittelpunkt der Überlegungen. Ob die Zahlen realistisch sind und was eigentlich bewirkt wird, ist Ihnen weniger wichtig. Dabei ist belegt: Diese Landesregierung nimmt Schulden nur in dem Maße auf, das tatsächlich benötigt wird. Aus diesem Grunde haben wir alte Kreditermächtigungen in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro - 455 Millionen Euro - in Abgang gestellt.

(Christian Dürr [FDP]: Nachdem wir Sie mit Waffengewalt dazu gezwun- gen haben!)

Diese wurden für den Haushaltsausgleich 2014 nicht benötigt, und auch für künftige Haushalte glauben wir sie nicht mehr zu benötigen.

(Christian Dürr [FDP]: Weil wir sonst in Bückeburg geklagt hätten, Herr Mi- nister!)

Wir haben sie nicht - das wäre ja die Alternative gewesen - der Allgemeinen Rücklage zugeführt.

(Christian Grascha [FDP]: Weil Sie sonst laufend Ärger mit dem Landes- rechnungshof gehabt hätten!)

Im Haushaltsjahr 2014 ist also - anders, als Sie das darstellen - die Allgemeine Rücklage nicht gestärkt worden.

(Christian Dürr [FDP]: Wir hätten Sie nach Bückeburg gezwungen!)

Frau Geuter hat darauf hingewiesen: 1,2 Milliarden Euro hatten Sie in der Allgemeinen Rücklage - Mittel, die Sie normalerweise gar nicht hätten aufnehmen können, die unter Vernachlässigung der Grenze des Artikels 71 der Niedersächsischen Verfassung zustande gekommen sind.

(Christian Grascha [FDP]: Das ist doch Unsinn!)

Das waren Kreditermächtigungen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise, die dann nicht mehr benötigt wurden. Das ist das Polster, das Sie verwendet haben.

(Jörg Hillmer [CDU]: Gerade nicht verwendet, sondern zurückgegeben!)

Das waren sozusagen Windfall Profits aus einer Wirtschaftskrise. Das haben Sie als großartige haushaltspolitische Tat stilisiert; heute versuchen Sie es wieder.

Wir hingegen haben die Kreditermächtigungen zurückgegeben und keine neue Schulden mehr gemacht. Wir werden dies, so sich dies in den nächsten Jahren ergibt, auch weiter so machen. Wir müssen nämlich über das Jahr, das Sie jetzt betrachtet haben, hinaus natürlich auch den mittelfristigen Zeitraum bis zum Jahr 2020 ins Auge fassen.

(Beifall bei den GRÜNEN - Jörg Hill- mer [CDU]: Doch wohl mehr 2018!)

Strukturell - das hat Herr Heere hier noch einmal dargelegt - macht das sowieso keinen Unterschied, was Sie hier vorschlagen. Wenn Sie Rücklage gegen Nettokreditaufnahme tauschen, kriegen Sie nicht einmal ein Lob vom Stabilitätsrat.