Protokoll der Sitzung vom 19.12.2019

Die Beratung zum Haushalt 2020 hat meines Erachtens eines gezeigt: Die Sorge um die NORD/LB war nicht unbegründet. Aber dies hat den Finanzminister nicht umgeworfen. Zur Stunde erreicht uns die Nachricht aus Sachsen-Anhalt, dass auch die Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt unseren Plänen zur NORD/LB zugestimmt haben.

(Lebhafter Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Herzlichen Glückwunsch, Minister Hilbers, dass Sie überlebt haben! Ich denke, auch das ist ein Erfolg dieser Koalition.

Das Klimaschutzgesetz haben wir in der Tat nun beschlossen. Aber ich gebe Ihnen in einem Punkt recht: Der Klimaschutz bleibt natürlich ein ganz, ganz wichtiges Thema, weil - das hat Herr Birkner richtig ausgeführt - daran auch ganz viel hängt. Niedersachsen ist und bleibt Agrarland Nummer eins - so wie die CDU die Partei des ländlichen Raums und auch der Bauern.

(Beifall bei der CDU - Christian Meyer [GRÜNE]: Herr Dammann-Tamke hat nicht geklatscht!)

Am Thema Klima hängt natürlich auch die Zukunft unserer Automobilindustrie. Auch da gebe ich Ihnen recht: Das sind wichtige Probleme. Deswegen sollte man das Thema Klima noch einmal vertiefen.

Ich habe am Dienstag dargelegt, dass das Thema Klimaschutz im Niedersächsischen Landtag kein neues ist und dass wir uns bereits in den 80erJahren mit diesem Thema hier beschäftigt haben.

(Miriam Staudte [GRÜNE]: Ja, toll! Es ist aber nichts dabei herausgekom- men!)

Lieber Kollege Wenzel, Sie haben dann zu Recht - das muss ich zugeben - an den Kollegen Gruhl, damaliger CDU-Bundestagsabgeordneter, erinnert, der bereits 1975 ein Buch mit dem Titel „Ein Planet wird geplündert“ geschrieben hat. Er hat eigentlich all das beschrieben, was wir heute diskutieren. Vielen Dank für diesen niveauvollen und sachlichen Beitrag. Er hat sich wohlwollend von dem unterschieden, was ich eben gehört habe.

In einem Punkt muss ich Sie aber korrigieren. Sie haben gesagt, Herr Gruhl hätte sich dann allerdings entschlossen, den Grünen beizutreten. Das war viel schlimmer, Herr Wenzel: Er ist nicht nur den Grünen beigetreten; er hat sie mitgegründet. Sie sind quasi eine Ausgründung von uns.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU)

- Ja, das war so. Er hat die GAZ gegründet. Da war er Vorsitzender. Die war dann die Gründungsorganisation der Grünen. Das ist so.

Dann kam die Kollegin Piel und stellte die unglaubliche Frage, was denn seit den 80er-Jahren geschehen sei, Frau Piel, und das von einer Fraktionsvorsitzenden, die sich in besonderer Weise mit der Rettung des Klimas beschäftigen will oder die dies zumindest vorgibt.

Ich habe mir gestern ein bisschen Zeit genommen und geguckt, was in den 80ern aufseiten der CDU passiert ist. Das ist kein Vorwurf an die anderen. Ich weiß, auch die anderen haben etwas gemacht. Aber es wurde ja die Frage gestellt, was wir gemacht haben.

1984 diskutierte Deutschland über Waldsterben 1.0. Die Grünen forderten das sofortige Ende des Verbrennungsmotors. Wir hingegen haben den Katalysator als Pflicht eingeführt. Ich sehe, es gibt den Verbrennungsmotor immer noch und den Wald auch noch. - War die richtige Entscheidung!

(Beifall bei der CDU und bei der SPD - Zuruf von Helge Limburg [GRÜNE])

1986, lieber Herr Limburg, haben wir dann das Bundesumweltministerium gegründet mit dem

Minister Wallmann, der 1988 von Klaus Töpfer abgelöst worden ist, der als einer der ersten in meiner Partei den Ausstieg aus der Kernkraft gefordert hat. Er konnte sich damals nicht durchsetzen, aber es folgte die Gründung des Bundesamtes für Strahlenschutz.

(Zurufe von den GRÜNEN)

1989 kam dann das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz. Wer hat es beschlossen? - Die CDU!

(Beifall bei der CDU)

1991 die Einführung des Dualen Systems Grüner Punkt. Wer hat es beschlossen? - Die CDU!

(Beifall bei der CDU)

1989 das Stromeinspeisungsgesetz, vorher Vergütungsregelung Grüner Strom. Das war die Einleitung der Energiewende - mit unserem Minister!

1992 sprachen wir über das Ozonloch. Es folgte - CDU hat es gemacht! - das FCKW-Verbot.

(Christian Meyer [GRÜNE]: Verbot! Oh! Endlich ist die CDU für Verbote!)

Das Ozonloch ist Gott sei Dank wieder kleiner, Herr Meyer.

1993 haben wir die weltweit niedrigsten DioxinGrenzwerte beschlossen

(Christian Meyer [GRÜNE]: Noch ein- mal Verbote!)

und 1994 den Umweltschutz mit Angela Merkel in das Grundgesetz aufgenommen.

Das ist das, was wir geleistet haben!

(Beifall bei der CDU)

Wie gesagt, nicht, das andere nichts gemacht hätten!

(Christian Meyer [GRÜNE]: Gute Ver- bote!)

Ich will Ihnen einmal sagen, warum ich das hier betone. Nicht, um hier Wahlkampf zu machen! Das dauert noch lange. Die Auseinandersetzungen kommen noch.

Ich will Ihnen sagen, was mich ärgert. Was mich ärgert, ist, dass junge Menschen auf die Straße gehen - zu Recht; das finde ich erst einmal gut -

und man diesen Menschen gegenüber den Eindruck erweckt - das kommt permanent aus Ihrer Ecke -, es sei in all den Jahren der Bundesrepublik Deutschland nichts für Klimaschutz und Umweltschutz passiert. Und das ist definitiv falsch!

(Beifall bei der CDU und bei der SPD - Imke Byl [GRÜNE]: Zu wenig!)

Mir liegt daran, nach draußen zu senden: Dieses politische System der Bundesrepublik Deutschland funktioniert. Es funktioniert einzigartig. Es gibt keinen Grund, es infrage zu stellen.

(Helge Limburg [GRÜNE]: Machen wir auch nicht!)

Ich kann Ihnen eines sagen: Dazu gehören auch Äußerungen wie die eben mit der Frage: Seien Sie wenigstens jetzt einmal ehrlich! - Liebe Frau Piel, wenn Sie sich hier hinstellen und so etwas zu diesem Parlament sagen, unterstellen Sie uns allen, dass wir permanent lügen würden. Das - das muss man den Menschen draußen sagen - ist hier nicht der Fall!

(Starker Beifall bei der CDU und leb- hafter Beifall bei der SPD)

Mit dem Lügen ist das so eine Sache. Man kann auch Wahrheiten verdrehen, indem man Behauptungen in den Raum stellt, ohne sie zu unterlegen. Ich habe mir einmal meine Rede geholt und mich gefragt: Was hat sie eigentlich gemeint, als sie eben diesen unglaublichen Vorwurf erhoben hat?

(Anja Piel [GRÜNE]: Jetzt bin ich ge- spannt!)

Ich habe Folgendes gesagt:

„Der Zeitgeist wird durch einen mitunter religiös anmutenden Alleinanspruch auf Wahrheit - - -“

(Anja Piel [GRÜNE]: Nein, das ist nicht der Satz, auf den ich mich be- ziehe!)

- Dann müssen Sie die Sätze zitieren, ohne einfach Äußerungen in den Raum zu stellen, auf die man nicht mehr reagieren kann, Frau Piel!

(Beifall bei der CDU und bei der SPD - Anja Piel [GRÜNE]: Machen Sie sich keine Sorgen! Ich komme gern mit dem Protokoll vorbei!)

Ich kann Ihnen eines sagen: Wir sprachen hier viel über die Spaltung der Gesellschaft. - Man kann

auch dieses Parlament spalten. Das kann ich Ihnen sagen.