Protokoll der Sitzung vom 27.05.2009

Ich darf noch Herrn Hilgert zitieren, der in seinem Abschiedsbrief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom 18. Mai Folgendes ausgeführt hat:

Die Ergebnisse des ersten Quartals 2009 belegen meine feste und sehr frühzeitig kommunizierte Überzeugung, dass der Vorstand ein nachhaltig tragfähiges und profitables Geschäftsmodell für die WestLB entwickelt hat.

Das ist Aufgabe des Vorstands. Selbstverständlich bemühen sich die Eigentümer darum, dieses Land ganz besonders. Es ist jetzt – so fokussiert – ein nachhaltig tragfähiges und profitables Geschäftsmodell.

Ich möchte gerne auf die Vergangenheit zu sprechen kommen, obwohl Sie, Frau Löhrmann, das nicht so gerne hören. Das ist klar.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Seit wann regie- ren Sie?)

Aber ich weiß nicht, welche Chuzpe Sie sich einfach herausnehmen, hier so aufzutreten. Ich wiederhole es vor allen Dingen für die Zuhörer, denn Sie wissen das alles und tragen es wider besseres Wissen vor. Sie haben in den Jahren 2002, 2003, 2004 unter Ihrer Regierungsverantwortung 4,8 Milliar

den € Verlust – eingetretener Verlust – zugelassen und keine Veränderungen des Geschäftsmodells vorgenommen.

(Beifall von CDU und FDP – Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Sie waren immer dabei! – Gisela Walsken [SPD]: Sie waren im Aufsichtsrat! Sie haben mitgemacht!)

Sie hatten seit 2001, nach der Trennung der AG von der Förderbank, der NRW.BANK, den Auftrag, das Geschäftsmodell zu verändern. Denn Sie wussten, dass am 17. Juli 2005 Anstaltslast und Gewährträgerhaftung enden würden. Sie haben es versäumt. Wir müssen jetzt das aufräumen, was Ihr Versäumnis ist. Es ist im Grunde unglaublich, dass Sie es überhaupt noch wagen, sich hier hinzustellen.

(Beifall von CDU und FDP – Gisela Walsken [SPD]: Vier Jahre regieren Sie schon! – Mar- tin Börschel [SPD]: Das ist Arbeitsverweige- rung, was Sie da machen!)

Herr Börschel, Sie sind doch im Haushalts- und Finanzausschuss dabei, und Sie wissen das ganz genau. Soll ich Ihnen sagen, was Sie bei KölnBonn leisten, ist Arbeitsverweigerung? Das würde ich mir nie herausnehmen, weil es eine Unverschämtheit wäre, und das haben Sie gerade mit Ihrem Zwischenruf gesagt.

(Beifall von CDU und FDP)

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abgeordneten Asch?

Aber natürlich, gerne, Frau Asch.

Gestatten Sie auch noch eine von Herrn Börschel? Dann machen wir die hinterher.

Auch, gerne.

Prima. Zunächst Frau Asch. Bitte schön, Frau Asch.

Wenn Sie die Uhr noch anhalten, wäre ich Ihnen dankbar.

(Gisela Walsken [SPD]: Die Uhr wird immer angehalten!)

Sie sehen die doch gar nicht. Ich sah doch, dass sie zurücklief. Hören Sie mal, Sie wissen alles besser, selbst wenn Sie im Dunkeln stehen.

(Beifall und Heiterkeit von CDU und FDP)

Die Uhr wird immer angehalten. Wir haben hier Licht, und Frau Asch hat jetzt auch das Mikrofon. Einen Moment, bitte. Bitte schön, Frau Asch.

Herzlichen Dank, Herr Präsident. – Herr Minister Linssen, Sie verweisen ja immer gern auf die Vergangenheit. Ich muss ehrlich sagen, ich finde das etwas armselig, denn seit vier Jahren haben Sie die Regierungsverantwortung in diesem Land.

(Ralf Witzel [FDP]: Wo bleibt die Frage? – Gisela Walsken [SPD]: Geduld, Herr Kolle- ge!)

Würden Sie bitte dem Hohen Haus mitteilen, welche Verluste sich in Ihrer Regierungsverantwortung für die WestLB zum Beispiel aus dem Schutzschirm Phoenix ergeben, dessen 5 Milliarden € – wie wir wissen und wie Sie auch zum wiederholten Male im Finanzausschuss und wie ich glaube auch hier in der Plenarsitzung mitgeteilt haben – sozusagen vollkommen aufgebraucht sind? Das heißt, dass diese Verluste wohl 5 Milliarden € betragen. Könnten Sie das an dieser Stelle noch einmal bestätigen?

Liebe Frau Asch, Ihnen das beizubringen, haben wir mindestens dreimal versucht.

Der Verlust aus dem Schirm, den wir gebildet haben – der Schirm garantiert bis zu 5 Milliarden € Verluste –, beträgt zurzeit 280 Millionen € insgesamt, davon 107 Millionen € für das Land NordrheinWestfalen. Das ist der tatsächlich eingetretene Verlust.

(Ewald Groth [GRÜNE]: Aber nicht die ganze Wahrheit!)

Das, was Sie meinen, ist ein sogenannter Expected Loss, ein zu erwartender Verlust, der dann bei der Garantiebemessung zugrunde gelegt wird. Ich vergleiche: 4,8 Milliarden € eingetretener Verlust bei Ihnen – deshalb bin ich sehr dankbar für die Frage –, bei uns bisher leider 107 Millionen €. Das sind die Vergleichszahlen, von denen Sie bitte ausgehen mögen. Das können Sie auch überall bestätigt finden. Vielleicht fragen Sie mal Ihren Verbandssprecher.

Danke, Herr Minister. Herr Börschel hatte auch noch eine Frage. Wollen Sie die auch noch beantworten?

Ja, gerne.

Danke schön, Herr Minister. – Bitte schön, Herr Börschel.

Vielen Dank, Herr Präsident. Herr Minister, ich wollte a) an Frau Kollegin Asch anknüpfen und Sie gleichzeitig bitten, die Frage zu beantworten, welchen Verlust Sie denn erwarten. Denn Sie haben in der Tat richtig geantwortet, dass es einen Unterschied zwischen eingetretenem und erwartetem Verlust gibt. Nichtsdestotrotz mag es interessant sein zu wissen, womit Sie kalkulieren.

Frage 2 …

Frage 2 gibt es hier nicht, Herr Börschel. Nur eine Frage kann man hier stellen.

Dann mache ich kein Fragezeichen.

(Minister Dr. Helmut Linssen: Dann darf ich jetzt auf Ihre Frage antworten?)

Wenn Sie so nett sind, endlich auf die Debatte einzugehen und Ihre Vorhaben, Ihre Zuständigkeit und Ihre Ziele bezogen auf die WestLB endlich darzulegen, statt sich immer nur mit der Vergangenheit und mit anderem zu beschäftigen.

(Ralf Witzel [FDP]: Das ist doch keine Frage! – Gegenruf von der SPD: Die Frage ist doch längst gestellt! – Gisela Walsken [SPD]: Sei- en Sie doch froh! Dann erfahren Sie etwas Neues!)

Herr Börschel, Vorwegbemerkung: Dass es Ihnen unangenehm ist, wenn ich an die Vergangenheit erinnere, die ich ziemlich gut drauf habe, kann ich nachfühlen. Das tut weh,

(Beifall von CDU und FDP)

weil natürlich Ihre Berechtigung, hier so aufzutreten, damit in sich zusammenfällt, Herr Börschel.

(Gisela Walsken [SPD]: Zukunft ist Ihr The- ma!)

Welchen Verlust wir aus den Papieren erwarten, kann Ihnen seriös keiner sagen. Ich will nicht so weit gehen, wie die Stadtsparkasse Düsseldorf heute in den Zeitungen zitiert wird, die sagt: Wir werden die Papiere natürlich irgendwann zum vollen Wert verkaufen. Deshalb sind das alles Verluste, die eigentlich gar nicht eintreten werden. – Das würde ich nie sagen. Es kann Ihnen keiner sagen. Sie können PIMCO, unseren Verwalter, fragen, Sie können die WestLB fragen – es wird mit zu erwartenden Verlusten gearbeitet, weil das nach den Vorschriften nötig ist, wenn Sie Garantien bestimmen.

Aber wenn Sie allein die Verluste sehen, die seit dem 31. März 2008 bis heute – in insgesamt 14

Monaten – angelaufen sind, dann sind uns ganz andere Zahlen vorausgesagt worden, zum Teil bis in Milliardenhöhe. Tatsächlich sind jetzt 280 Millionen € eingetreten.

Es kann Ihnen also keiner seriös sagen. Wenn Verluste eingetreten sein sollten, dann können Sie immer noch referieren: Vergleiche bitte die 4,8 Milliarden € mit den tatsächlich eingetretenen Verlusten! Und dann werde ich Ihnen auch noch antworten, dass die Papiere praktisch alle zu Ihrer Zeit angeschafft worden sind. Darüber hatten wir auch noch einen Disput.

(Beifall von CDU und FDP – Gisela Walsken [SPD]: Das ist widerlegt!)

Ich weiß, dass Ihnen ein Journalist immer erzählt, es sei anders.

(Gisela Walsken [SPD]: Das ist in die Hose gegangen!)

Wir haben recherchieren lassen. Es sind 22 % in unserer Regierungszeit und 78 % in Ihrer Regierungszeit angeschafft worden. Also, auch da sitzen Sie im Glashaus. Deshalb bin ich bei dem, was Sie hier an Attacken vorbereiten, sehr ruhig.