Protokoll der Sitzung vom 20.02.2008

Die Menschen wissen sehr genau, dass Aufstieg und Krisen der Westdeutschen Landesbank seit Jahrzehnten aufs Engste verquickt sind mit der SPD in Nordrhein-Westfalen.

(Beifall von CDU und FDP – Lebhafter Wi- derspruch von der SPD)

Die Menschen haben Friedel Neuber nicht vergessen, den roten Baron.

(Zustimmung von Lothar Hegemann [CDU])

Sie haben nicht vergessen, dass die WestLB über Jahre und Jahrzehnte ein willfähriges Instrument der SPD und der von der SPD geführten Staatskanzlei war.

(Beifall von CDU und FDP)

Ich habe mir zur Vorbereitung dieser Rede am Wochenende angetan nachzulesen,

(Ralf Jäger [SPD]: Sie haben sich vorberei- tet? – Weitere Zurufe – Heiterkeit)

welche Krisen und Skandalchronik über die WestLB aufgezeichnet sind. Dabei fiel mir ein Artikel in die Hand, datierend vom 14. Februar 2000, also von vor fast genau acht Jahren.

(Karl Schultheis [SPD]: Dann sollten Sie mal aufräumen!)

Übertitelt war dieser Artikel mit „Die rote Kasse der Genossen“. Das war die Titelgeschichte des „Spiegel“, die konkret und detailliert den roten Filz in Nordrhein-Westfalen aufgespießt und offengelegt hat.

(Beifall von der CDU)

Vor allem damit, meine Damen und Herren, wurde der Werteverzehr der WestLB eingeleitet.

(Beifall von CDU und FDP – Sören Link [SPD]: Kommen Sie doch mal in der Gegen- wart an! – Weitere Zurufe)

Dieser Werteverzehr hat sich verschärft durch eine Geschäftspolitik, die keine Krise ausließ: vom Pipelineprojekt in Ecuador,

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Herr Linssen war dafür! Das ist doch nicht zu fassen!)

über die Finanzierung des Wembleystadions in London bis hin zu Krisen – der Minister sprach es an –, die mit Boullioun und Boxclever in die Bankengeschichte eingingen.

(Zuruf von der SPD: Sie waren doch dabei!)

Für diese Milliardenverluste, für diesen Werteverzehrt mussten die Sparkassen, die Kommunen, die Steuerzahler geradestehen – damit alle Bürger.

(Beifall von CDU und FDP)

Teile dieser Krise werden gegenwärtig ja vor Gericht abgearbeitet.

Frau Kraft, Ihnen und der SPD NRW wird es nicht gelingen, sich aus der Verantwortung für die WestLB und für die Skandale und Krisen der WestLB zu stehlen.

(Beifall von CDU und FDP – Gisela Walsken [SPD]: Ei, ei, ei! – Weitere Zurufe)

Auch im Jahr 2007 sind Verluste angefallen: im Eigengeschäft mit Vorzugsaktien. Darüber hinaus

wurde nicht 2006, sondern Ende des letzten Jahres klar: Auch die sogenannte Subprime-Krise wird zu einer Krise der WestLB.

(Zuruf von Martin Börschel [SPD])

Jetzt sind wir gezwungen, Milliardenrisiken abzuschirmen, die weit überwiegend vor 2005 eingegangen wurden.

(Hannelore Kraft [SPD]: Das stimmt doch nicht! Das ist falsch!)

Es ist nicht zutreffend, Frau Kraft, dass das in 2006 geschehen sei. 70 bis 80 % dieser Geschäfte sind vor 2005 eingegangen worden!

(Beifall von CDU und FDP – Hannelore Kraft [SPD]: Das ist falsch! – Gisela Walsken [SPD]: Woher haben Sie denn die Zahlen? – Weitere Zurufe von der SPD)

Das war in einer Zeit, in der keiner von CDU und FDP hier die Verantwortung trug. Das war Ihre Verantwortung! Und dabei bleibt es!

(Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Herr Kollege, es gibt zwei Zwischenfragen. Wollen Sie sie zulassen?

(Zurufe von SPD und GRÜNEN: Oh!)

Ich möchte im Zusammenhang vortragen.

(Prof. Dr. Gerd Bollermann [SPD]: Keine ehr- liche Antwort geben! – Weitere Zurufe – Glo- cke)

Wenn sich die Fraktion der Grünen durch Vorlage eines Entschließungsantrags in diese Verantwortung hineindrängen möchte, dann sei ihr das gewährt. Das ist ihre Entscheidung und nicht Folge unserer Kritik.

(Widerspruch von den GRÜNEN)

Mir jedenfalls ist am Freitag vorletzter Woche, am 8. Februar, ein Stein vom Herzen gefallen, als frühmorgens die Eigentümer ihren Kompromiss haben schließen können.

(Zurufe von den GRÜNEN)

Damit konnte, wie jeder weiß, eine Bankenkrise mit unabsehbaren Folgen abgewendet werden.

(Johannes Remmel [GRÜNE]: Wer hat sie denn provoziert?)

Wahr ist – ich zitiere, Frau Präsidentin, mit Ihrer Erlaubnis –:

„Wie in den verkrachtesten Familienkonzernen haben die einzelnen Eigentümer in den vergangenen Wochen gegeneinander gearbeitet.“

(Zuruf von Johannes Remmel [GRÜNE])

Dieses Zitat stammt nicht aus dem Jahre 2008, nicht aus dem Jahre 2007, sondern aus dem Jahre 2003. Wie sich die Zeiten doch gleichen!

Frau Kraft, was Sie im Hinblick auf die Helaba als Problem klarmachten: Lag und liegt das nicht möglicherweise auch an dem Streit der Eigentümer untereinander,

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Sie haben Streit!)

der die WestLB wie jede andere Landesbank weitgehend unattraktiv macht für jeden, der mit ihr Geschäfte machen will?