Protokoll der Sitzung vom 27.03.2014

Der Vorsitzende der Rektoren der Fachhochschulen, Prof. Sternberg, hat letzten Donnerstag explizit gesagt, es treffe nicht zu, dass die Rektoren von der Ministerin über presserechtliche Möglichkeiten informiert worden seien. – Die auseinanderfallende Wahrnehmung der Realität, ob pathologisch oder absichtsvoll, wird sicherlich noch in geeigneter Weise zu klären sein,

(Zurufe von der FDP)

da ich befürchte, dass Sie Ihre widersprüchlichen Aussagen auch heute nicht aufklären werden. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall von der FDP – Vereinzelt Beifall von der CDU)

Vielen Dank, Frau Kollegin Freimuth. – Für die SPD-Fraktion spricht der Abgeordnete Bell.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer! Herr Dr. Berger, so viel dicke Hose, wie heute im Parlament durch Sie vorgetragen, war echt selten.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN)

An dem Punkt will ich Folgendes deutlich machen: Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt: alleinerziehende Mutter, vier Kinder. Mir ist immer wieder nahegelegt worden, auch als Nichtakademiker Respekt vor Akademikern zu haben. Aber solche Redebeiträge, wie ich sie gerade gehört habe, lässt meinen Respekt vor Akademikern dramatisch schwinden.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN – Armin Laschet [CDU]: Können Sie das be- gründen?)

Aber das ist das Niveau der Auseinandersetzung,

(Armin Laschet [CDU]: Begründen Sie das doch mal!)

auf dem Sie seit Monaten unterwegs sind – auch Sie, Herr Laschet –: respektlos, herabsetzend, lautstark, skandalisierend.

(Armin Laschet [CDU]: Es ist ein Skandal!)

Ich sage Ihnen: Mittlerweile ist Ihr Vortrag zu einem erbärmlichen Empörungsritual verkommen, in der keine Attacke zu laut und zu schrill ist. Sie wissen gar nicht, wie langweilig und ermüdend diese Attitüde ist. Aber es ist Ihre Strategie.

(Beifall von der SPD – Armin Laschet [CDU]: Es ist katastrophal!)

Ich zitiere nur die gestrige Presseüberschrift von Herrn Berger zu der heutigen Sitzung: Stefan Berger zum Hochschulentmündigungsgesetz:

(Armin Laschet [CDU]: Richtig!)

Schulze öffnet dem politischen Diktat Tür und Tor.

(Beifall von Armin Laschet [CDU] und Lutz Lienenkämper [CDU] – Armin Laschet [CDU]: So ist es!)

Fürwahr, Herr Dr. Berger, Sie wissen genau, welchen Eindruck diese Begriffe wecken sollen, die Sie bewusst seit Monaten wie eine Monstranz vor sich hertragen.

(Armin Laschet [CDU]: So ist es!)

Wer als Sprecher der größten Oppositionsfraktion diesen Gesetzentwurf und damit auch die Landesregierung in die Nähe diktatorischer Maßnahmen gegen die Universitas rückt, benimmt sich unanständig.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN – Zu- ruf von Armin Laschet [CDU])

Und er macht das bewusst. Deshalb waren auch, sehr geehrter Herr Laschet, die JanukowitschZwischenrufe aus Ihrer Fraktion in der letzten Plenarsitzung während der Rede meines Kollegen Karl Schultheis kein Zufall. Sie wollen Eindrücke und Bilder erwecken.

Weitere Kostproben:

Ich zitiere Herrn Dr. Berger aus der Sondersitzung des Wissenschaftsausschusses:

„Heute ist es die Veröffentlichung von Gehaltslisten, morgen werden vielleicht die Daten über sexuelle Orientierung oder so veröffentlicht; …“

(Zurufe von der SPD)

Dieses Zitat, Herr Dr. Berger, haben Sie zweimal in der außerordentlichen Sitzung des Wissenschaftsausschusses gebracht und in der letzten Woche noch zweimal in der ordentlichen Sitzung des Wissenschaftsausschusses.

(Zurufe von den GRÜNEN)

Sie wissen, dass es in Nordrhein-Westfalen keine Erhebung entsprechender Daten gibt. Aber Sie wollen suggerieren, diese Gefahr bestünde, weil es sich als Gesamtbild verdichten soll, dass diese Landesregierung bereit ist, Rechtsbrüche zu begehen.

(Zurufe von der CDU)

Dazu passen die haltlosen Unterstellungen, die Sie heute und in der Sondersitzung des Wissenschaftsausschusses bramabasierend vorgebracht haben.

Ich zitiere erneut:

Wir glauben, dass das zeitliche Zusammenfallen dieser beiden Ereignisse einen Zusammenhang darstellt, dass durch diese Veröffentlichung Kritik und politisches Verhalten erzwungen werden soll.

(Armin Laschet [CDU]: So ist es!)

Und Frau Freimuth heute: Sie haben den Rechtsbruch toleriert.

(Armin Laschet [CDU]: Ja!)

Ich weise diese Unterstellungen für meine Fraktion auf das Schärfste zurück.

(Beifall von der SPD und den GRÜNEN)

Welches Interesse sollte die Landesregierung an einer solchen Vorgehensweise haben? – Von keinem Mitglied der Landesregierung und der sie tragenden Fraktionen ist die Rechtmäßigkeit und Angemessenheit der Bezüge der Rektoren infrage gestellt worden – zu keiner Zeit.

(Armin Laschet [CDU]: Disziplinierung!)

Es ging in den letzten Wochen doch offensichtlich darum, durch die Weitergabe der Daten den Zeitablauf des Gesetzgebungsverfahrens zum Hochschulzukunftsgesetz zu hintertreiben.

(Armin Laschet [CDU]: Das ist doch Ihr Ge- nosse!)

Natürlich haben auch wir in diesem Zusammenhang Fragen, zum Beispiel, wie es zu erklären ist, liebe Frau Dr. Freimuth, dass Ihnen, wie mir berichtet wurde, während der Sondersitzung des Wissenschaftsausschusses von einem Mitarbeiter der Landesrektorenkonferenz, Herrn Walega, so offensichtlich sekundiert worden ist, dass Sie dies wohl nicht ernsthaft bestreiten können.

War das mit Frau Gather oder Herrn Professor Freimuth abgestimmt? Wenn ja, was war der Inhalt der Abstimmung zwischen Ihnen und den Vorgenannten? Wenn nein, hat Herr Walega etwa einen 400-Euro-Job bei Ihnen oder der FDP

Landtagsfraktion? Oder war es gar sein Freizeitvergnügen?

(Zurufe von der CDU)

Herr Kollege, würden Sie eine Zwischenfrage der Frau Kollegin Freimuth zulassen?

Nein. – Sie treten auch bei der Frage der aus unserer Sicht rechtswidrigen und nicht zu akzeptierenden Weitergabe der Gehaltsliste der Rektoren mit einer Verve und einer Überzeugung auf, die offensichtlich ausblendet, dass eine solche Absprache zwischen Landesrektorenkonferenz und Oppositionsfraktionen – so sie denn vorliegt – durchaus auch Fragen nach den Motivlagen auslösen kann.

(Armin Laschet [CDU]: Interesse an der Wis- senschaft!)