Wenn Sie dann über Ihren Antrag schreiben „Chaos an den Gymnasien“ und dann auch noch wieder ideologisch mit der gleichen Welle von einer Benachteiligung der Gymnasien reden, dann ist das schon ein starkes Stück. Sie müssten da wenigstens nach dem Verursacherprinzip zugestehen, dass Sie das Ganze eingeführt haben.
Eine Benachteiligung von Gymnasien gibt es nicht. Wir haben den Gymnasien im Haushaltsjahr 1.000 Stellen mehr zugestanden, um die Umstellungsphase G9/G8 zu bewältigen. Hinzu kamen weitere Haushaltsstellen, um den Prozess abzufedern. Jedes Gymnasium, das den Antrag stellt, kann Ganztagsgymnasium werden.
Aber diesen Antrag stellen nicht alle, Frau Gebauer. Ich würde gerne mit Ihnen einmal zur Begutachtung der Qualität des Unterrichts durch die Schulen gehen und dafür werben. Dann hätten Sie mich sofort an Ihrer Seite. Das ist der Prozess, der gemeinsam geleistet werden muss. Deswegen erst einmal das große Lob an die Ministerin, dass sie den runden Tisch eingeladen hat.
So können die Sorgen der Eltern auch ernst genommen werden wie auch der Schülerinnen, die beteiligt sind, und natürlich auch der Kolleginnen und Kollegen, was die Umsetzung angeht.
Diese sieben Handlungsfelder sind aufgelegt, und diese werden wir weiter diskutieren müssen – das ist wesentlich –, aber bitte mit dem Blick – deswegen ist es wichtig, auch über die Handlungsfelder zu reden – der Schülerinnen und Schüler, die jetzt im System sind, auch in den Klassen 5 bis 9 in der Sekundarstufe I. Denn jenseits der Frage G8/G9 geht es doch um diejenigen, die jetzt tagtäglich zur Schule gehen und denen wir weitere Entlastung auch wirklich angedeihen lassen wollen und hinsichtlich derer wir darüber reden müssen, wie die Maßnahmen, die bereits angelegt sind, umgesetzt werden.
Ich will gerne noch einmal auf das kommen, was Frau Gebauer gesagt hat. Sie hat Professor Prenzel zitiert, der in der „Süddeutschen Zeitung“ am 5./6. April Wichtiges gesagt hat: Weniger Stoff lehren,
aber mehr darauf achten, was gelernt wurde, ist wichtig, und wir müssen noch einmal prüfen, was wirklich verstanden werden muss und was vielleicht auch vergessen werden kann.
Das ist die Herausforderung: Was gilt es, für das Leben zu lernen, was muss in Schule vorkommen, wie kann der Tag anders rhythmisiert werden? Das sind die Punkte, die wir miteinander in der Umsetzung bewegen müssen und über die wir reden müssen. Das soll ergebnisoffen miteinander besprochen werden.
Das bewährte Instrument von der Bildungskonferenz bis zum runden Tisch ist jetzt angelegt. Deswegen freue ich mich, dass die Fraktionen auch dabei sind. Aber bitte vergessen Sie nicht Ihre Rolle in diesem Prozess. Wir mussten das an Scherben aufkehren, was Sie mit verursacht haben. Das ist einfach so. Und wir haben es in einem konstruktiven Prozess übergeleitet. Ihrem Antrag können wir aus diesem Grunde – das hat Frau Kollegin VoigtKüppers schon gesagt – leider nicht zustimmen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Zuschauer! An der Diskussion, wer hier was wann verschuldet hat, werde ich mich nicht beteiligen. Wir müssen nach vorne schauen, wir müssen sehen, wie die Situation ist und wie wir weiterkommen.
Der Widerstand von vielen Schülern, Eltern und Lehrern ist groß. Der Druck auf die Schüler wird immer größer. Wir dürfen nicht immer darauf schauen, was man zukünftig im Leben erreichen kann. Ich finde, jede Lebenssituation, jedes Alter hat einen eigenen Stellenwert. Und das Alter von Jugendlichen im Besonderen, da es um Persönlichkeitsentwicklung geht. Da brauchen Schüler einfach Zeit.
Es nutzt auch nichts, dass die Abi-Ergebnisse der G8-Schüler genauso gut waren wie die der G9Schüler. Ich denke, die Schüler haben dafür einen sehr hohen Preis bezahlt. Das G8 war nie eine pädagogische Frage, sondern stand immer unter der Frage der internationalen Konkurrenzfähigkeit und der möglichst frühen Verwertbarkeit von Menschen als Human Resources für die Wirtschaft – das besonders unter dem Blickwinkel der demografischen Entwicklung.
Man muss festhalten: Bildung ist ein hohes Allgemeingut und darf nicht nur unter wirtschaftlichen Erwägungen betrachtet werden.
Ein Fehler des G8 ist meines Erachtens, dass Eltern diese Entscheidung schon in der vierten Klasse treffen müssen. Wir wollen ein flexibles Angebot, das den Schülern und Eltern mehr Zeit lässt. Es reicht durchaus aus, wenn man sich in Klasse 6 oder 7 überlegen kann, wie die Lernentwicklung ist und ob der Schüler das schafft. Man muss berücksichtigen, dass es verschiedene Lerntempos gibt.
Ich weiß gar nicht, worüber wir hier eigentlich reden. Seit ich im Landtag bin, reden wir über individuelle Förderung. Was meinen wir eigentlich damit? Wer das Klassenziel erreicht hat, braucht keine Förderung mehr? Geht es nicht auch um unterschiedliche Lernbiografien und Lerngeschwindigkeiten? Warum sollen sich leistungsstarke Schüler dann langweilen müssen?
Anderen Schulformen gelingt es durchaus, durch innere und äußere Differenzierung unterschiedliche Abschüsse zu vermitteln. Dann müsste ein flexibles G8 und G9 eigentlich an einem Gymnasium ein Klacks sein. Gerade hier sitzen doch leistungsstarke Schüler, die selbstständig lernen können, die sehr viel mehr mitbringen als Schüler an anderen Schulformen.
Gymnasien behaupten, das ginge alles nicht. Da drängt sich mir der Verdacht auf, dass man an alten Strukturen festhalten will, immer nach dem alten Motto: Die Schüler haben sich dem Lernstoff anzupassen und nicht die Schule den Bedürfnissen der Schüler. – Der mittelmäßige Schüler ist der angenehmste.
Der Unterricht an den Gymnasien muss sich verändern. Auch dort muss die Erkenntnis greifen, dass nicht alle Schüler immer am selben Thema arbeiten.
Wir wollen nicht zurück zum alten G9. Klassen überspringen, Klassen wiederholen ist keine Lösung. Wir müssen diese Diskussion überwinden. Es geht um die Förderung aller Schüler und Schülerinnen. Das schließt auch unterschiedliche Lernbiografien und Lerngeschwindigkeiten ein.
Wir zeigen das in unserem Wahlprogramm, in dem wir von fließender Schullaufbahn reden. Schüler müssen sich Bausteine erarbeiten, müssen Prüfungen ablegen, um dann in die nächste Stufe zu gelangen. Das hat nichts damit zu tun, dass alle zur gleichen Zeit ein Klassenziel erreichen. Das ist die Zukunft.
Der Antrag der FDP macht Vorschläge zur Verbesserung der Bedingungen am Gymnasium. Es ist immer richtig, nach Möglichkeiten der Verbesserung zu suchen. Einige der Vorschläge möchte ich ausdrücklich begrüßen, so, den Ganztag auch an den Gymnasien auszubauen, die Lehrpläne, wenn mög
Andere Vorschläge aber, die wir schon aus den beiden Stärkungspaktanträgen kennen, können wir nicht mittragen. So liegt uns kein schlüssiges Konzept zur Flexibilisierung des Ganztags vor. Die Forderung nach zusätzlichen Lehrerstellen nur für die Gymnasien ist uns zu einseitig. – Ich halte es auch nicht für zielführend, liebe Yvonne Gebauer, die Ergebnisse des runden Tisches jetzt vorwegzunehmen und zu sagen, was am Ende herauskommen soll.
Zum Entschließungsantrag von Rot-Grün: Daran ist inhaltlich nichts auszusetzen. Aber Sie schreiben: Der Landtag begrüßt, dass es einen runden Tisch geben wird. – Der Termin steht doch schon fest. Hier braucht es keine Entscheidung oder Begrüßung. Deshalb empfehle ich die Enthaltung.
Zum Antrag der CDU: Hier wird die ganze vergangene Diskussion zu G8 und G9 noch einmal aufgewärmt. Das kann man machen, es ist aber nicht zielführend. Wir haben an den Diskussionen nicht teilgenommen und wollen lieber nach vorne schauen. Deshalb werden wir uns auch hier enthalten.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zum CDU-Antrag kann ich es ganz kurz machen: Wie erklärt sich die CDU in Nordrhein-Westfalen eigentlich die Debatte in dem Land, in dem die Union seit ganz langer Zeit in der Verantwortung ist, nämlich in Bayern? Wieso hat der bayerische Minister das alles nicht mal eben in den Griff bekommen? Das zeigt doch, wie verlogen es ist, wie Sie sich hier aufstellen, meine Damen und Herren von der CDU.
Die FDP begrüßt in ihrem Antrag den Beginn eines Dialogs über die Fortführung der Schulzeitverkürzung. Das freut mich. Ich möchte aber klarstellen, dass dieser Dialog bereits seit Beginn meiner Amtszeit geführt wird.
Eins möchte auch ich hier in aller Klarheit feststellen – das wissen die Leute außen nicht mehr so genau –, nämlich, wer das jetzige Modell eingeführt hat: Das jetzige Grundmodell G8 in NordrheinWestfalen wurde von CDU und FDP und nicht von Rot-Grün eingeführt.
Mit dieser Erbschaft schlagen wir uns die ganze Zeit herum. Sie macht uns jede Menge Arbeit, und sie wird uns auch weiterhin Arbeit machen.
Was deshalb von der Positionierung von Herrn Laschet zu halten ist, hat die „Rheinische Post“ am 29. März ziemlich klar formuliert – ich zitiere –:
„Jetzt aber, und das ist der eigentliche Treppenwitz, knickt auch die NRW-CDU ein und stellt das Abitur nach zwölf Jahren infrage. Ausgerechnet die CDU, die in Nordrhein-Westfalen zusammen mit der FDP die Reform umzusetzen hatte und, indem sie das neunte Jahr in der Mittel- statt in der Oberstufe strich, einen Großteil des Schlamassels erst angerichtet hat.“
Meine Damen und Herren, bereits im Juni 2010 war die Schulzeitverkürzung im Koalitionsvertrag Thema. Im Oktober 2010 hat es den ersten runden Tisch mit einer breiten Mehrheit für die Optimierung – statt zurück – gegeben. Alle Gymnasien hatten die Wahl zur Teilnahme am Schulversuch; 13 tun dies.
2010 und 2011 hat es die sieben Handlungsfelder ausgehend vom ersten runden Tisch gegeben, über die ich dem Landtag berichtet habe. Schauen Sie auf die Homepage. Dort finden Sie im Übrigen auch Hinweise zu den Unterstützungsmaßnahmen.
Lieber Herr Kaiser, wer die Fortbildungstage streicht, wer landesweit keine Fortbildungen macht, wer ein Landesinstitut, das zur Unterstützung der Schulen da ist, abschafft, was wir jetzt mühsam wieder aufbauen, der darf hier nicht mit dem Finger auf andere zeigen, wenn die Maßnahmen nicht schnell genug greifen!
Wir haben auch nicht nur mit zwölf Schulen verbesserte Konzepte erarbeitet. Gemeinsam mit der Mercator-Stiftung begleiten wir zum Beispiel rund 130 Gymnasien im Konzept „Lernpotenziale. Individuell Fördern im Gymnasium.“ Diese Schulen zeigen mit ihrer Arbeit, wie gut es geht und dass es nicht eines Durchregierens von oben bedarf, um die Schulen auf den Weg zu bringen und dann zu begleiten. Was für ein Bild zeichnen Sie eigentlich von den Gymnasien, wenn Sie sagen, dass sie den Auftrag nicht selber annehmen und sich auf den Ver