Protokoll der Sitzung vom 21.12.2017

aber nicht so, an diesem Tag und in diesem Stil.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: In diesem Stil, ge- nau!)

Herzlichen Dank.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Für die FDP-Fraktion erhält Herr Kollege Höne das Wort.

(Zuruf von der CDU – Gegenruf von der SPD: Das ist einfach dumm! – Zuruf von der AfD: Was für ein Stil! – Weitere Zurufe)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn von der AfD nach Stil gerufen wird, muss wirklich bald Weihnachten sein.

(Zuruf von Nic Peter Vogel [AfD])

Wer im Glashaus sitzt, Herr Kollege, sollte nun wahrlich nicht mit Steinen werfen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Aktuelle Stunden in diesem Haus zugelassen werden und wie darüber entschieden wird, hat sich seit Mai 2017 in keiner Weise verändert.

(Lebhafter Beifall von der FDP und der CDU – Zuruf von Rainer Schmeltzer [SPD])

Die Wahrheit ist – auch wenn es schwerfällt, das zu akzeptieren –, dass Sie, insbesondere die Kolleginnen und Kollegen der SPD, den internen Führungsstreit nach außen tragen

(Zuruf von der SPD: Was soll das denn?)

und versuchen, durch eine solche Geschäftsordnungsdebatte nach außen eine neue Geschlossenheit bei Ihnen darzustellen.

(Beifall von der FDP und der CDU – Lachen von der SPD – Zurufe von der SPD: Peinlich, peinlich! – Unverschämtheit!)

Von der Partei, die mit Garrelt Duin einen Wirtschaftsminister gestellt hat, der noch nicht einmal ein Flohmarktgesetz beim Koalitionspartner durchsetzen konnte, brauchen wir keine Nachhilfe in Sachen Wirtschaftspolitik.

(Lebhafter Beifall von der FDP und der CDU – Zurufe von der SPD und den GRÜNEN)

Diese Landesregierung ist im Gespräch und wird im Gespräch bleiben.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Was Sie sagen, tut weh! – Weitere Zurufe von der SPD)

Ich weiß, dass das wehtut. – Unabhängig davon, ob einzelne Akteure das jetzt politisch motiviert boykottieren oder nicht, bleiben wir hart

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Ja, bleiben Sie hart! – Weitere Zurufe und Gegenrufe)

und setzen uns weiter aktiv für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen ein – ohne diese Debatte.

(Lebhafter Beifall von der FDP und der CDU)

Für die AfD hat Herr Wagner das Wort.

Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident! Natürlich wissen wir, wie wichtig gerade den Grünen die Industriepolitik und insbesondere die Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen sind.

(Beifall von der AfD – Zurufe von der CDU und der FDP)

Daher wissen wir um Ihre Aufrichtigkeit, was diese Ergänzung der Tagesordnung angeht.

(Zuruf von Stefan Zimkeit [SPD])

Meine Damen und Herren, aber auch wir wissen, was es bedeutet, wenn eigene Anträge auf eine Aktuelle Stunde durch andere Anträge im Präsidium überstimmt werden.

(Zuruf von Rainer Schmeltzer [SPD])

Ich sage Ihnen noch eines: Das Thema, um das es an dieser Stelle geht, ist viel zu wichtig, um Ihrer hier betriebenen Effekthascherei zum Opfer zu fallen. – Vielen Dank.

(Beifall von der AfD)

Mir liegen keine weiteren Wortmeldungen vor.

Dann lasse ich über diesen Antrag der SPD und der Grünen abstimmen. Wer für die entsprechende Ergänzung der Tagesordnung ist, den bitte ich um das Handzeichen. – Das sind SPD und Grüne. Wer ist dagegen? – Das sind CDU, FDP und AfD sowie die fraktionslosen Abgeordneten.

(Zurufe von der SPD: Rechts-rechts! – Rainer Schmeltzer [SPD]: Mitte-ganz-rechts!)

Der Antrag ist damit abgelehnt.

(Unruhe – Glocke)

Meine Damen und Herren, wir treten nunmehr in die heutige Tagesordnung ein.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Die Mehrheit steht! Mitte-ganz-rechts! – Anhaltende Unruhe)

Bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen! – Ich rufe auf:

1 Antisemitismus kompromisslos bekämpfen

Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 17/1493

Die Fraktionen von CDU und FDP haben mit Schreiben vom 18. Dezember 2017 gemäß § 95 der Geschäftsordnung zu dieser aktuellen Frage der Landespolitik eine Aussprache beantragt.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Redner vonseiten der antragstellenden Fraktionen für die CDU Herrn Dr. Nacke das Wort.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine Bemerkung vorweg: Es hat bezüglich der Beantragung dieser Aktuellen Stunde Irritationen gegeben. Das heute zu behandelnde Thema ist eines, das die demokratischen Parteien immer gemeinsam getragen haben. Aus aktuellem Anlass wollen wir dem Parlament die Gelegenheit geben, diese Gemeinsamkeit heute erneut zu demonstrieren.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Der Anlass dieser Aktuellen Stunde ist das erneute Erleben eines offen ausgeübten Antisemitismus in deutschen Städten. Das erfüllt mich mit Scham und Wut. Zugleich bin ich aber stolz auf die Qualität unseres politischen Systems, das im Sinne einer wehrhaften Demokratie einen konstruktiven Umgang damit ermöglicht.

Erlauben Sie mir eine zweite persönliche Vorbemerkung. Ich habe in den 1990er-Jahren Theologie studiert. Vor Augen steht mir besonders die schlichte Einsicht von Johannes Paul II., die Juden seien unsere älteren Geschwister. Damit setzte der Papst einen eindrücklichen Kontrapunkt zu einer langen Geschichte des christlichen Antisemitismus.

Geprägt hat mich die Auseinandersetzung mit der politischen Theologie des Münsteraner Fundamentaltheologen Johann Baptist Metz. Er entwickelt dezidiert eine Theologie nach Ausschwitz und fragt, wie es möglich ist, dass Christen, die Konzentrationslager im Rücken haben, beten können. Bei Metz war zu lernen, dass Glaube nicht vom Weltgeschehen isoliert funktioniert und Religion nicht eine private,

sondern eine öffentlich relevante, eine soziale und eine politische Angelegenheit ist.

Meine Damen und Herren, die amerikanische Ankündigung, die US-Botschaft nach Jerusalem verlegen zu wollen, wirkte provokativ und löste weltweit, auch in Deutschland, Proteste aus. Ein Déjà-vu von Bildern, die wir sonst nur aus der Berichterstattung des Nahostkonflikts kennen, zeigt auch in deutschen Städten Verbrennungen von Israel-Flaggen und Davidsternen.