Protokoll der Sitzung vom 21.03.2019

(Beifall von der AfD)

Für die Landesregierung erteile ich Herrn Minister Laumann das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die heutige Debatte hat gezeigt: Niemand stellt infrage, dass wir bei den Paketzustellern zunehmend prekäre Arbeitsverhältnisse haben.

(Michael Hübner [SPD]: Die FDP schon!)

Wir haben vor Weihnachten auf meine Bitte hin eine Sonderaktion mit dem Arbeitsschutz gemacht und rund 250 Paketzusteller überprüft. Ich muss Ihnen leider berichten, dass bei 91 % der Überprüfungen die Sachen nicht in Ordnung waren.

(Beifall von der SPD)

Jetzt will ich der SPD nur eines sagen: Ich gehe das Ganze, so gut ich kann, mit dem Arbeitsschutz an. Eine andere Möglichkeit habe ich als Landesminister nicht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass in Ihrer

Zeit Sonderaktionen wegen Paketzustellern vom Arbeitsschutz durch den damaligen Arbeitsminister angeregt wurden.

(Beifall von der CDU – Vereinzelt Beifall von der FDP – Zurufe von der SPD)

Ich will einen weiteren Punkt ansprechen. Wir sind zurzeit in der Fachabteilung meines Ministeriums dabei, ein sehr nachhaltiges, flächendeckendes Beratungssystem zu schaffen,

(Zuruf von der SPD)

um diesen Menschen Schutz zu gewähren. So, wie es ist, kann es vor allen Dingen mit den Werksvertragsarbeitnehmern nicht weitergehen.

(Beifall von der CDU – Vereinzelt Beifall von der FDP)

Einen weiteren Punkt muss man ganz klar benennen. Wenn wir dort wirksam vorgehen wollen, brauchen wir in dieser Branche natürlich auch eine gewisse Dokumentation. Wenn die Zeiten von Arbeitsanfang und Arbeitsende nicht aufgeschrieben werden, können Sie kontrollieren, was Sie wollen, aber am Ende nichts machen. Das muss man ganz klar sagen.

Ich werde auch nicht akzeptieren, dass argumentiert wird, das Aufschreiben von Arbeitsanfangs- und Arbeitsendezeiten sei zu viel Bürokratie. Das sage ich hier ganz eindeutig.

(Beifall von der CDU und der SPD)

Die Landesregierung ist sich in dieser Frage auch sehr einig. Wenn Punkte im Plenum behandelt werden, gibt es ja immer eine Kabinettsvorlage, in der steht, wie wir uns dazu verhalten.

Ich zitiere aus der Kabinettsvorlage:

Die Landesregierung ist sich der Problematik bewusst, die in der Bundesratsdrucksache 92/19 dargelegt wird. Die Landesregierung ist der Auffassung, dass der in der Drucksache vorgeschlagene Weg geeignet sein kann, gegen Verletzungen der Arbeitnehmerrechte im Zustellbereich vorzugehen.

Das ist die Linie der Landesregierung auch für das Bundesratsverfahren.

Sie beschreiben in Ihrem Antrag eigentlich nur die Situation und sagen dann, der Landtag solle die Landesregierung auffordern, im Bundesrat der Initiative von Niedersachsen zuzustimmen. Das ist keine besonders geistreiche Idee. Der Antrag stammt ja nicht von Ihnen, sondern von Niedersachsen.

(Zurufe von Gordan Dudas [SPD] und Lisa- Kristin Kapteinat [SPD])

Im Übrigen gehört der Arbeitsminister in Niedersachsen, ebenso wie ich, der CDU an.

(Dietmar Bell [SPD]: Das war jetzt auch nicht sehr geistreich!)

Ich sage das nur, damit Sie es einmal wissen.

(Vereinzelt Beifall von der CDU – Lachen von der SPD – Christian Dahm [SPD]: Hier geht es doch nicht um Parteipolitik!)

Selbstverständlich. Am Freitag letzter Woche wurde im Bundesrat ein Antrag von Niedersachsen eingebracht, der in einem CDU-Ressort entstanden war, und die SPD hat in dieser Frage nicht mehr zu bieten, als fünf Tage später in Nordrhein-Westfalen zu sagen, der Landtag solle die Landesregierung auffordern, dem zuzustimmen.

(Gordan Dudas [SPD]: Dann können Sie dem doch zustimmen!)

Wenn Sie nicht mehr beizutragen haben, um dieses Problem zu lösen, tut es mir um die alte Arbeiterpartei in Deutschland sehr leid.

(Michael Hübner [SPD]: Dann stimmen Sie doch zu! Sie müssen einfach nur zustim- men! – Weitere Zurufe von der SPD)

Dann tut es mir um diese Partei wirklich sehr leid.

(Beifall von der CDU und der FDP – Lisa-Kris- tin Kapteinat [SPD]: Was wollen Sie denn? – Michael Hübner [SPD]: Dann stimmen Sie doch zu! – Zuruf von Rainer Schmeltzer [SPD])

Herr Schmeltzer, Sie hätten doch auch zwei Jahre etwas dagegen tun können. Was haben Sie denn gemacht?

(Zurufe von der SPD)

Herr Minister, es gibt den Wunsch nach einer Zwischenfrage.

Nein.

(Jochen Ott [SPD]: Zwischenfragen stören nur!)

Ich will Ihnen nur eines sagen: Es ist doch völlig klar …

(Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE]: Das ist scheinheilig!)

Das ist gar nicht scheinheilig. Wenn hier einer scheinheilig ist, dann sind Sie es.

(Beifall von der CDU und der FDP)

Herr Minister, ich würde

Sie bitten, diese Redewendung noch einmal zu überprüfen.

Ich kann Ihnen nur sagen: Für eine Landesregierung ist doch völlig klar, wie sie sich auch aus Respekt vor den Gremien im Bundesrat zu verhalten hat.

Der Antrag ist, wie gesagt, am Freitag letzter Woche eingebracht worden. Er ist an die Ausschüsse überwiesen worden und wird jetzt in den Ausschüssen beraten. Dass die Landesregierung sich erst nach den Ausschusssitzungen festlegt, wie sie am Ende des Tages im Bundesrat abstimmt, hat einfach etwas mit Respekt vor den Gremien des Bundesrates zu tun.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Wir sind hier der Landtag, Herr Kollege!)

Aber wir brauchen Sie ganz sicher nicht,

(Nadja Lüders [SPD]: Ach so! Deswegen ha- ben wir zu schweigen!)

damit Sie uns sagen, wie wir in dieser Frage zu verfahren haben.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Was haben Sie denn für ein Parlamentsverständnis?)

Das Parlamentsverständnis ist: Eine Landesregierung legt sich erst dann fest, wenn die Ausschussberatungen im Bundesrat gelaufen sind.