ran, dass aufgrund der Altersentwicklung diese Alterskrankheit häufiger geworden·ist. Ich glaube, man geht derzeit von
40 000 Menschen oder mehr in Rheinland-Pfalz aus. Es ist aber auch so, dass sich die Öffentlichkeit dieser Problematik sehr viel stärker bewusst geworden ist. Da weder die Ursachen für die Demenz, vor allem der häufig verantwortlichen Alzheimerkrankheit, noch nicht völlig bekannt sind noch eine wirksame Therapie besteht, gilt es zunächst, das Fort
Natürlich ist es auch notwendig, wie es schonvon der CDUFraktion ausgeführt wurde, dass die Forschung weiter betrie-· ben wird, tim auch an die Ursachen herankommen und besser therapieren zu können.
Die Betreuung der kranken Menschen gestaltet sich in der Familie so besonders schwierig, weil, wie eben schon gesagt wurde, mit diesem Gedächtnisverlust oft sehr starke Persönlichkeitsveränderungen verbunden sind und so für die Be
treuenden selbst schwere seelische Belastungen genauso wie für die Kranken auftreten. Diese Problematik der Versorgung von Demenzkranken ist inzwischen von der Politik erkannt worden. Deshalb ist es erfreulich, dass alle Fraktionen.des Landtags in diesem Punkt übereinstimmen. Ich denke, die Landesregierung wird dann auch mitziehen.
Das; was landespolitisch notwendig ist, wird im Antrag aufgezählt und wurde von den Vorrednern und Vorrednerinnen zum Teil schon aufgegriffen. Ich brauche das nicht alles zu wiederholen.
Lassen Sie mich deshalb zur Einbeziehung der Demenzkranken in die Pflegeversicherung noch einige Worte sagen. Schließlich kommen die aktuellen Vorschläge aus dem Haus der grünen Gesundheitsministerin Andrea Fischer.
Bei der Einführung der Pflegeversicherung sind zwei Gruppen und ihre Pflegebedürftigkeit offensichtlich nicht in erfor
die pflegebedürftigen Kleinkinder und die Demenzkranken, um die es hier und heute geht. Zur Entlastung der pflegen
den Familienangehörigen, aber auch im Rahmen der Möglichkeiten, durch Rehabilitation die Kranken zu aktivieren, muss dringend der Leistungskatalog verbessert werden. ln diesem Sinne ist der Ausbau von teilstationären Einrichtungen ganz dringend erforderliCh, um ohne Anrechnung auf die häuslichen Pflegesätze ll)indestens einmal in der Woche eir:Je Tages- und Nachtpflege zu ermöglichen.
Von 500 000 Demenzkranken bundesweit erhielten 1998 nur knapp 7 000 eine teilstationäre Pflege. Vor allem aus Kosten
gründen wegen der Mehrbelastung der gesetzlichen Pflegeversicherung sieht bedauerlicherweise auch die Landesregierung, so Minister Gerster in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des Kollegen Dr. Enders, dies als kritisch an, eine Bewertung, die wir GRÜNEN nicht teilen können und die auch in einem gewissen Widerspruch zu Punkt 2 unseres allgemeinen Antrages steht, dass Herr Gerster hier Kostengründe geltend macht und damit der Wahrscheinlichkeit, dass dieser Antrag auch umgesetzt wird, widerspricht.
Vor allem wegen der schwierigen Schicksale der Menschen, um die es hier geht, aber auch d~shalb, weil es nach der ge
genwärtigen Haushaltslage der Pflegekassen und der sich abzeichnenden Einnahmeentwicklung möglich ist, das alles zu
finanzieren, appelliere ich an Herrn Staatsminister Gerster, in diesem Punkt im Bundesrat nicht als Bremsklotz aufzutreten.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Epidemiologie der Demenz ist in erster Linie ein Spiegelbild der Altersstruktur unserer Bevölkerung. Deshalb ist mit zu erwartender Zu
nahme des Anteils alter Personen, also Personen über 65 Jahren, mit einer steigenden Zahl von Demenzpatienten zu rechnen. Eine Analysestudie zeigt, dass bei den Raten im Altersbereich von 60 bis 90 Jahren exponentiell mit einer Verdoppelung nach jeweils fünf weiteren Altersjahren zu rechnen ist.
Meine Damen und Herren, wenn man um diese Entwicklung weiß, ist es dringend notwendig, hier zu Schlussfolgerungen zu kommen, dies erstens bei Aus-, Weiter- und Fortbi_ldung von Ärztinnen, Ärzten. und Pflegepersonal, zweitens beim Vorantreiben spezieller wissenschaftlicher Programme und drittens bei der Struktur unserer ambulanten und stationären Einrichtungen. Man kann nicht die Augen davor verschlie
Meine Damen una Herren, in der heute bereits absehbaren demographischen Entwicklung tickt also eine medizinische, volkswirtschaftliche und gesundheitsökonomische Zeitbom
Die im Antrag aufgestellte Forderung nach Intensivieru-ng der Forschung zur Demen_z ist vor allell,l vor dem Hintergrund vollkommen berechtigt, weil auch heute, fast 100 Jahre nach Entdeckung der Krankheit, eine Heilbarkeit allenfalls im Bereich des Vagen geblieben ist. Vielen Entstehungshypothesen wird wissenschaftlich nachgegangen. Viele kleine Bausteine eines Puzzles sind zwar zusammengetragen, aber noch nicht zusammengesetzt worden.
Meine Damen und Herren, die Schwierigkeiten beginnen bereits bei der Diagnose. Hier sind die Ärzte in ihrer Ausbildung, Fortbildung und in Zusammenarbeit zwischen den Haus- und Fachärzten besonders gefordert; denn erste Anzeichen einer demenzieHen Erkrankung sind oft äußerst mehrdeutig. Es muss zur Ke~ntnis genommen werden, dass - so notwendig eine' frühzeitige Diagnostik ist - Demenz bei uns im Schnitt
Meine Damen und Herren, beizeiten eingesetzt, könnten die modernen innovativen Arzneimitteltherapien zumindest hel
fen, die ÜbeFg.änge zum nächsten Krankheitsstadium hinauszuzögern, um den betroffenen Menschen noch eine längere lebenswerte Zeit zu ermöglichen. Der Einsatz solcher Medikamente bede~tet aber eine Ausdehnung des Arzneimittelbudgets und damit eine Kostensteigerung.·Der steht dc'mn allerdings auf der anderen Seite wieder eine erhebliche Nettoersparnis bei Kostenträgern der Pflege und vor allen Dingen der betroffenen Familien gegenüber.
Wenn wir verstärkt Forschung fordern, heißt das auch, dass· wir dann bereit sind, die dort erreichten Erkenntnisse zu dem dann notwendigen Preis zu bezahlen. Was das bei der derzeitigen Diskussion um die Budgets bedeutet, lasse ich im Raum stehen.
Meine Damen und Herren, die Erkrankten im fortgeschrittenen' Krankheitsstadium sind nicht mehr in der Lage, ein selbstständiges Leben zu führen. Ein Verbleib in der häusli-. chen Umgebung ist in der Regel nur dann möglich, wenn die Erkrankten Angehörige haben, die willens und in der Lage sind, die aufwendige und belastende Betreuung zu überneh
men. Nicht zu übersehen ist der steigende Anteil derer, die dann doch in eine stationäre Pflege kommen.
Meine Damen und Herren, dass wir vor einer explosiven ProblemJage stehen, dessen sind sich Insider wohl bewusst. Dass der Handlungsdruck immergrößer wird, wird auch von vielen nicht bestritten. Gehandelt werden muss aber in unterschied. lichsten Gebieten.
· 1. Die Ärzteschaft muss in die Lage versetzt werden, eine mit Hilfe standardisierter Instrumente optimale Diagnose und Therapie zu betreiben. Sie brauchen dazu aber die genügende zeitliche Ressource.
2. Dazu kommt die Notwendigkeit, sich nicht nur auf die Verordnung von Psychetherapeutika und Neotropika zu be
s~hränken, sondern sichneuererinnovativer Medikamente zu bedienen. Der Budgetdruck setzt leider deutlich Grenzen.
· 3. Angehörige brauchen eine noch viel bessere Beratung und Hilfe bei Therapieanweisungen, wie sie mit betroffenen Familienangehörigen umzugehen haben und was sie bei gravierenden Verschlechterungen des Krankheitsbildes tun sollten.
4. Die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen und alle darin Arbeitenden sind ·besser auf die schwer demenziell erkrankten Personen einzustellen.
Meine Damen und Herren, um eine vernünftige Grundlage zu haben, auf der man weiter argumentieren und auch han· dein kann, ist eine genügend breite Datenlage durch gesundheitsstatistische Angaben notwendig. Wir können weder überzogene Forderungen aufstellen noch dürfen wir ver· harmlosen, was auf uns zukommt. Wir brauchen neueste Erkenntnisse zur epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Bedeutung der Dementen. Wir müssen dann aber auch die Antwort darauf geben, mit welchen Maßnahmen wir im Sinne der Dementen und der sie betreuenden Personen bereit sind, diese Aufgabe anzugehen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der gemeinsame Antrag aller Fraktionen ist ein wichtiges Signal, das die Landesregierung entsprechend aufgreifen wird. Es besteht Handlungsbedarf. Allerdings ist die Einschätzung dieses Handlungsbedarfs unterschiedlich.
Ich möchte in Kürze die zehn Punkte des gemeinsamen Antrags behandeln, um auch aufzuzeigen, wo die Handlungsmöglichkeiten heute schon liegen, wo die Landesregierung schon gehandelt hat und wo sie in Zukunft Schwerpunkte setzen wird.
Zuvor möchte ich noch drei Bemerkungen zu dem machen, was die Rednerinnen und Redner ausgeführt haben.