Protokoll der Sitzung vom 20.06.2002

auch Professor Arnold in seinem Beitrag bei der Anhörung eindrucksvoll erläutert.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, wir begrüßen es, dass im Vorschlag des Wissenschaftsministeriums eine Verlängerung des Lehramtsstudiums für alle Lehrämter auf mindestens acht Semester vorgesehen ist, insbesondere auch, weil mit der Bedeutung der Reform der Lehrerinnen- und Lehrerbildung für die Qualitätsentwicklung der Schulen und endlich auch des Grundschullehramts Rechnung getragen wird.

Herr Minister, wir unterstützen weiterhin in Ihrem Konzept, dass gemeinsame Elemente der verschiedenen Lehrämter durch die geplante Modularisierung, wie es die SPD nennt, oder die beabsichtigte Studienstruktur der konsekutiven Bachelor- und Masterstudiengänge, wie es bei Ihnen genannt wird, auf dem Weg zu einem einheitlichen Lehramt für die Sekundarstufe I enthalten sind. Nicht ohne Zufriedenheit sage ich Ihnen, dass Sie damit einem erheblich von uns präferierten Lehramt des Stufenlehrers und der Stufenlehrerin entgegenkommen.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Frau Brede-Hoffmann, ein wichtiges Element haben Sie schon genannt. Die Einführung von Zentren für Lehrerinnen- und Lehrerbildung als Ausgangspunkt für die Reform der Lehrerinnenbildung an den Universitäten ist im Entwurf des Ministeriums enthalten. Auch die SPD vollzieht dies, unseren Vorschlag, nun in ihrem weiteren Antrag nach.

(Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sehr schön!)

Ich möchte noch einen weiteren konkreten Vorschlag meiner Fraktion erwähnen. Dieser ist in der Anhörung auf eine sehr breite Zustimmung gestoßen, nämlich die Gestaltung einer besonderen Berufseinstiegsphase mit begleitender bildungswissenschaftlicher Fortbildung nach der zweiten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung nach dem Vorbereitungsdienst an den Studiens eminaren.

Meine Damen und Herren, im Rahmen eines reformierten Lehramtsstudiums brauchen wir anstelle der unzusammenhängend vorgesehenen Praktika nach dem Grundstudium oder im Rahmen des Masterstudiengangs eine intensive Praxisphase, nämlich ein Praxissemester. Hier muss die Praxisrelevanz der bisherigen Ausbildung für die Lehramtsstudierenden erfahrbar sein und werden. Ein solches Praxissemester wäre dann auch ein mehr oder weniger überzeugender Ersatz für die Verkürzung der Ausbildung in den Studienseminaren.

Dieses allseits geforderte und in einigen Bundesländern bereits umgesetzte Praxissemester kann aber nur zu einem Erfolg werden, wenn die geforderte intensive Begleitung der Praktika durch die Hochschulen auch umgesetzt wird.

Meine Damen und Herren, wir bleiben aber auch weiterhin bei unserer auch in der Anhörung unterstützten Meinung, dass den Zentren für Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Anlehnung an die positiven Erfahrungen, die die Laborschule Bielefeld gemacht hat, Möglichkeiten zur Errichtung von eigenen Modellschulen eingeräumt werden sollen.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Von allen abgelehnt!)

Meine Damen und Herren, wie den Medien und einigen öffentlichen Äußerungen des Vorsitzenden der kleinen Regierungsfraktion, über die ich mich nicht besonders wundere, zu entnehmen ist, besteht insbesondere innerhalb der Koalition noch ein enormer Diskussionsbedarf. Ich will es nicht hoffen, aber ich befürchte, dass wir diese verschiedenen Anträge, die vorliegen, heute abstimmen und sie dann wohl leider wieder in den Schubladen des Ministeriums verstauben. Es besteht die Gefahr, dass eine absolut notwendige Reform der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz zum Schaden für die zukünftigen Generationen von Schülerinnen und Schülern wie in den vergangenen zehn Jahren im Sand verläuft.

(Zuruf der Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD)

Frau Brede-Hoffmann, hören Sie einmal zu.

(Mertes, SPD: Ist das jetzt polemisch oder nicht?)

Herr Kollege Mertes, hören Sie einmal zu, was ich sagen möchte. Es gibt in diesem Haus eine Mehrheit für eine zukunftsfähige Lehrerinnenbildung, die pädagogisches Handeln und vielfältige Methodenkompetenz der Lehrerinnen und Lehrer bei der Wissensvermittlung in den Mittelpunkt stellt. Nicht zuletzt die Ergebnisse der PISA-Studie erfordern ein dringendes Handeln. Packen wir es gemeinsam an! Ich sehe in unseren beiden vorliegenden Anträgen hierfür eine sehr gute Basis und bitte Sie um Zustimmung zu unseren Anträgen.

Vielen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die CDU-Fraktion hat Frau Abgeordnete KohnleGros das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Verehrte Frau Kollegin Brede-Hoffmann, Sie haben heute wieder ein Lehrstück Ihrer uns nicht unbekannten Haltung abgeliefert. Sie verteidigen den Minister und etwas, wovon er und sein sachkundiger Berater Professor Saterdag schon ein Stück abgerückt sind.

Herr Minister Zöllner hat einmal im Ausschuss gesagt – Sie werden sich erinnern –: Unser Lehrerausbil

dungssystem in Rheinland-Pfalz kann sich mit anderen Bundesländern durchaus messen. – Sie haben sogar wörtlich gesagt: Es ist sogar besser wie in manchen anderen Bundesländern.

Frau Brede-Hoffmann, davon war in Ihren Ausführungen keine Rede. Herr Saterdag hat an der Universität Mainz gesagt, der Entwurf ist nicht festgezurrt, sondern nur ein Diskussionsvorschlag. Frau Brede-Hoffmann, Sie reden hier so, als wenn schon alles festgenagelt wäre.

(Beifall bei der CDU – Zuruf der Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD)

Ich muss Ihnen sagen, dass dieser Entwurf des Ministers uns in der Diskussion im Parlament überholt hat, selbst die Anzuhörenden völlig aus der Ruhe gebracht hat, weil sie gar nicht mehr gewusst haben, zu was sie sich äußern sollen. Das werden Sie wohl nicht bestreiten können, wenn Sie uns vorwerfen, wir würden jetzt mit einem eigenen Vorschlag kommen. Entschuldigung, Sie haben doch mit Ihrem Antrag festgeschrieben, dass das, was der Minister vorgeschlagen hat, das Nonplusultra ist und sogar aus dem abzulesen ist, was Sie ursprünglich in die Anhörung mit eingebracht haben.

(Zuruf der Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD)

Frau Brede-Hoffmann, außer Ihnen liest das aus Ihrem ursprünglichen Antrag niemand ab. Niemand bei den Anzuhörenden hat das gesagt, und das kann man auch nicht ablesen.

(Beifall bei der CDU)

Wir haben ganz sachlich versucht, Ihren Antrag zu diskutieren. Wir haben uns sogar im Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur diesem Antrag angenähert. Plötzlich kommen Sie mit einem Vorschlag, der nichts mehr damit zu tun hat, was darin steht.

Ich will Ihnen sagen, das, was in der Kritik jetzt auch an der Universität – ich bin sicher, Sie haben auch den „Campus“ gelesen – herausgekommen ist, entspricht genau dem, was wir in unserem Antrag, den wir auch der Presse bekanntgegeben haben, geschrieben haben. Das hat der eine oder andere, auch von den GRÜNEN, schon angesprochen.

Meine Damen und Herren, uns kommt es auf drei wesentliche Dinge an. Wir wollen kein System in Rheinland-Pfalz, das uns von dem Rest der Bundesrepublik Deutschland abhängt. Das muss wohl selbstverständlich sein.

(Beifall bei der CDU)

Sie haben selbst das eine oder andere auch schon dazu gesagt.

Uns kommt es darauf an, dass wir auch für die Hochschulen ein System einführen, das von der Abwicklung her und von dem, was vorhanden ist, sinnvoll ist, auch Ressourcen schont und finanzielle Mittel schont. Das ist bei Ihrem Modell – das wissen Sie auch – nicht der Fall.

Sie verlangen von den Hochschulen, dass sie ein völlig neues System einführen. Sogar die Studentenströme werden umgelenkt werden. Das wird dazu führen, dass wir nachher in den großen Städten die Masse der Studierenden haben und nicht mehr zum Beispiel in Koblenz-Landau.

Meine Damen und Herren, wir fühlen uns nicht nur von den Hochschulen und von denen, die dort seit vielen Jahren Lehrerbildung betreiben, bestätigt, sondern auch von dem, was wir ansonsten an Zuschriften und auch an Gesprächen in den letzten Wochen erlebt haben. Meine Damen und Herren, so schlecht ist das System nicht, dass es Ihre Reform verdient hat.

(Beifall bei der CDU)

Dass Sie jetzt sagen, die Lehrerinnen und Lehrer hätten eine fundamentale Kritik an der Lehrerausbildung geäußert, das kann nur eine Mindermeinung sein; denn diese ist uns so nicht begegnet.

Dass wir gar nicht so falsch liegen, haben uns Herr Kollege Wiechmann und auch vor allem die FDP bestätigt. Wir sind uns in diesem Punkt, was die Mobilität unserer Studierenden in Rheinland-Pfalz anbelangt, das System über die Bundesländer hinweg, einig, vor allem, was jetzt für die inhaltliche Ausgestaltung wichtig ist, dass wir Fachwissenschaften weiterhin und sogar noch gestärkt sehen wollen. Meine Damen und Herren, ich habe das schon öffentlich gesagt, es kann nicht allein sinnvoll sein, dass jemand etwas vermitteln kann, dass er weiß, wie man etwas vermitteln kann, aber nicht mehr an der Universität lernt, was er wirklich zu vermitteln hat.

(Frau Brede-Hoffmann, SPD: Das ist eine Unverschäm theit gegen die Universität, Frau Kollegin!)

Das gilt nicht nur für die Gymnasiallehrer, das gilt vor allem auch von der Grundschule angefangen durch das ganze System. Ich glaube, dass wir die Geschichte mit Bachelor und Master, die jetzt kommt – ich habe das dem Minister auch im Ausschuss gesagt –, wenn er einen neuen Studiengang einführen will, von dem kein Mensch, noch nicht mal Herr Saterdag weiß, wer nachher in diesem Beruf, der entsteht, arbeiten soll, so überhaupt nicht brauchen.

Deswegen denke ich, dass Sie noch einmal gut darüber nachdenken sollten, was Sie dem System in RheinlandPfalz antun. Dann sprechen wir noch einmal darüber.

(Beifall bei der CDU)

Für die FDP-Fraktion erteile ich Herrn Abgeordneten Werner Kuhn das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn Frau Brede-Hoffmann gestattet, werde ich zunächst einmal

ein Missverständnis und eine Fehlinterpretation aus dem Weg räumen.

Liebe Frau Kollegin Kohnle-Gros, ich habe genau hingehört und festgestellt, dass Frau Brede-Hoffmann sehr verantwortungsbewusst in dieser Situation – – –

(Zuruf der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU)

Liebe Frau Kollegin Kohnle-Gros, ich habe noch nicht einmal den Satz beendet. Sie sind immer so schnell. Hören Sie doch lieber einmal zu. Haben Sie etwas Geduld. Das ist eine Sache von großer Bedeutung. Haben Sie etwas mehr Ruhe und Gelassenheit.