Protokoll der Sitzung vom 08.05.2003

............................................................................................................................3164 Abg. Böhr, CDU:................................................................................................................................3122 Abg. Bracht, CDU:....................................................................................................................3097, 3098 Abg. Creutzmann, FDP:................................................................................3091, 3145, 3165, 3168, 3169 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................. 3092, 3095, 3096, 3108, 3114, 3146, 3153 Abg. Dr. Geisen, FDP:..........................................................................3100, 3101, 3105, 3127, 3150, 3155 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:......................................................................................................3155, 3161 Abg. Dr. Schiffmann, SPD:.................................................................................................................3123 Abg. Dr. Schmitz, FDP:................................................................................................... 3099, 3158, 3159 Abg. Dröscher, SPD:..........................................................................................................................3156 Abg. Franzmann, SPD:......................................................................................................................3130 Abg. Frau Ebli, SPD:..........................................................................................................................3102 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................3165, 3168 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................3103, 3107 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:.............................................................................................................3090 Abg. Frau Mangold-Wegner, SPD.......................................................................................................3147 Abg. Frau Mohr, SPD:...............................................................................................................3109, 3114 Abg. Frau Morsblech, FDP:.......................................................................................................3098, 3099 Abg. Frau Raab, SPD:........................................................................................................................3107 Abg. Frau Reich, SPD:..............................................................................................................3164, 3167 Abg. Frau Schmidt, CDU:...................................................................................................................3131 Abg. Frau Schneider, CDU:................................................................................................................3106 Abg. Frau Thelen, CDU:.....................................................................................................................3091 Abg. Frau Weinandy, CDU:................................................................................................................3148 Abg. Hohn, FDP:............................................................................................................. 3111, 3116, 3140 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................3110, 3115 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................... 3093, 3094, 3096, 3097, 3139, 3157, 3159 Abg. Mertes, SPD:.............................................................................................................................3100 Abg. Schmitt, CDU:............................................................................................................................3101 Abg. Schnabel, CDU:...........................................................................3092, 3093, 3094, 3135, 3138, 3144 Abg. Schneiders, CDU:......................................................................................................................3167 Abg. Schreiner, CDU:................................................................................................................3129, 3134 Abg. Schwarz, SPD:.................................................................................................................3088, 3090 Abg. Schweitzer, SPD:..............................................................................................................3136, 3138 Abg. Stretz, SPD:..............................................................................................................................3154 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..........................................................................3091, 3125 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:......................... 3088, 3090, 3091 3092, 3104, 3108 Beck, Ministerpräsident:............................................................................................................3116, 3131 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.................................................... 3098, 3099, 3100 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:.................................................................................3151 Frau Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit:....................................................3160 Mertin, Minister der Justiz:.........................................................................................................3163, 3166 Mittler, Minister der Finanzen:........................................................................3095, 3096, 3097, 3098, 3142 Präsident Grimm:............................................3088, 3090, 3091, 3092, 3093, 3094, 3095, 3096, 3097, 3098 3099, 3100, 3101, 3102, 3103, 3104, 3105, 3106, 3107, 3108 3109, 3110 Vizepräsident Dr. Schmidt:..............................3111, 3112, 3114, 3115, 3116, 3122, 3123, 3125, 3127, 3129 3130, 3131, 3134

.........................3136, 3138, 3139, 3140, 3142, 3144, 3145, 3146, 3147, 3148 3149, 3151, 3153, 3154, 3155, 3156, 3157, 3158, 3159, 3160 3161, 3162, 3164, 3165, 3166, 3167, 3168, 3169 Zuber, Minister des Innern und für Sport:........................................................3092, 3093, 3094, 3095, 3112

47. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 8. Mai 2003

Die Sitzung wird um 9:31 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 47. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Heike Raab und Gerd Schreiner. Letzterer führt die Rednerliste.

Zur gestern beschlossenen Tagesordnung einige Hinweise, weil es verschiedene Änderungen geben wird. Die die Justiz betreffenden Punkte 7, 8 und 9 der Tagesordnung sollen in der heutigen Plenarsitzung aufgerufen werden. Zur Fragestunde: Aufruf der in der Drucksache 14/2178 enthaltenen Mündlichen Anfragen. Die Mündliche Anfrage Nummer 8 der SPD soll durch eine neue Anfrage ersetzt werden. Diese kann jedoch am Freitag nur behandelt werden, wenn die Landesregierung zur Beantwortung bereit ist. Der Text dieser Anfrage wird Ihnen im Lauf des Tages zugeleitet werden. Die Mündlichen Anfragen Nummern 9 bis 12 sind fristgerecht für die morgige Sitzung eingegangen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 14/2178 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Franz Schwarz (SPD), Verbesserung der beruflichen Ausbildung in Rheinland-Pfalz durch Initiativen der Landesregierung – Nummer 1 der Drucksache 14/2178 – betreffend, auf.

Herr Schwarz, bitte schön.

Ich frage die Landesregierung:

1. Wie beurteilt die Landesregierung den am 30. April 2003 vom Bundeskabinett gebilligten Berufsbildungsbericht 2003 für das Land RheinlandPfalz?

2. Welche Initiativen hat die Landesregierung derzeit gestartet, um die Ausbildungsplatzsituation in Rheinland-Pfalz weiter zu verbessern?

3. Welche positiven Erfahrungen hat die Landesregierung bisher mit der auf Initiative von Ministerpräs ident Kurt Beck gestarteten Einrichtung eines „ovalen Tisches“ bei der Verbesserung der Ausbildungssituation in Rheinland-Pfalz gemacht?

Es antwortet Herr Wirtschaftsminister Bauckhage.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt in Rheinland-Pfalz ist zweifellos angespannt. Die Gründe dafür, die vor allem in der Wirtschaftslage und in der Arbeitsmarktsituation zu sehen sind, habe ich bereits Anfang April anlässlich einer Aktuellen Stunde zur Ausbildungsplatzsituation dargelegt.

Der aktuelle Zahlenspiegel der Arbeitsverwaltung vom April lässt momentan keine durchgreifende Besserung erwarten. Rund 12.750 noch nicht vermittelten Bewerbern standen rund 8.000 noch nicht besetzte Stellen gegenüber.

Die Lücke von knapp 5.000 Plätzen kann in der Zeit bis zum Beginn des Ausbildungsjahres 2003/2004 zwar noch etwas geschlossen werden, doch ist abzusehen, dass nicht jeder ausbildungswillige und ausbildungsfähige Jugendliche in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz erhält.

Wir wissen, dass in der Statistik in den nächsten Monaten noch einmal Änderungen vorgenommen werden und sich am Schluss die Situation nicht so dramatisch wie derzeit beschrieben darstellen wird.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Die Landesregierung schätzt die jährlichen Berufsbildungsberichte der Bundesregierung als eine nützliche, umfassende und aktuelle Informationsquelle über die wichtigen Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Der Bericht 2003 erfüllt diese Ansprüche in besonderer Weise.

Aus Landessicht sind diejenigen Feststellungen von besonderem Interesse, die die folgenden Punkte betreffen:

die Verantwortung der Wirtschaft für ein hinreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen,

die bessere Verzahnung von Ausbildungsvorbereitung und beruflicher Ausbildung,

weitere Hilfen für Jugendliche mit schlechteren Ausgangsbedingungen sowie

die Intensivierung der beruflichen Fort- und Weiterbildung.

Die Landesregierung sieht sich in ihren Aktionen und Maßnahmen durch diesen Bericht noch einmal bestätigt.

Zu Frage 2: Es bedarf der Initiativen aller verantwortlichen Akteure und nicht nur der Landesregierung, um angesichts der schwierigen Wirtschaftslage greifbare

Erfolge erzielen zu können. In erster Linie erinnere ich an die Verantwortung der Wirtschaft und der Sozialpartner für ein hinreichendes Ausbildungsplatzangebot. Die Landesregierung selbst hat bereits verschiedene Initiativen ergriffen.

Vor einigen Wochen haben wir zusammen mit den Wirtschaftskammern des Landes, der Landesvereinigung Rheinland-Pfälzischer Unternehmerverbände, dem DGB Rheinland-Pfalz und dem Landesarbeitsamt vereinbart, dass schwer zu vermittelnde arbeitslose Jugendliche eine berufliche Qualifikation erhalten, mit der sie besser in eine duale Berufsausbildung vermittelt werden können.

Darüber hinaus haben wir vereinbart, in so genannten Regionalkonferenzen noch einmal mit allen Akteuren in den schwierigeren Arbeitsamtsbezirken zu reden und sie darauf hinzuweisen, die Verantwortung der Wirtschaft in den Vordergrund zu stellen und Jugendliche darauf aufmerksam zu machen, dass es in bestimmten Berufsfeldern noch Angebote gibt, die nicht nachgefragt werden. Ich will damit sagen, dass auch der zweite oder dritte Berufswunsch unter Umständen die Lebensperspektiven der Jugendlichen verbessern kann; denn es ist immer besser, wenn man eine Berufsausbildung hat.

Die Vereinbarungen werden derzeit umgesetzt, obwohl gerade die Arbeitsämter mit ihren verfügbaren Mitteln besonders haushalten müssen. Zusätzlich erreicht das Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit mit seinen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Rahmen der Kampagne „Jugend in Arbeit“ jährlich rund 15.000 Jugendliche und junge Erwachsene. Von diesen 15.000 jungen Menschen werden rund 7.000 an den Übergängen von Schule/Ausbildung/Beruf gefördert.

Ferner haben wir im Herbst 2001 mit den Kammern und dem Landesarbeitsamt vereinbart, dass die Kammern gemeinsam finanzierte zusätzliche Fachkräfte einstellen. Diese haben eine doppelte Aufgabe. Sie sollen zusätzliches Ausbildungspotenzial bei den Betrieben entwickeln und zugleich geeignete, aber noch unversorgte Bewerber nachweisen. Diese Vereinbarung, die mit relativ wenig öffentlichen Mitteln umgesetzt wird, hat sich als sehr hilfreich erwiesen.

Sowohl die Industrie- und Handelskammern als auch die Handwerkskammern haben in ihren Erfolgsberichten dargelegt, dass auf diese Weise effizient Potenziale erschlossen werden, und zwar sowohl bei der ausbildenden Wirtschaft als auch bei den noch unversorgten Jugendlichen. Die Vereinbarung ist zwar zunächst bis Ende 2003 begrenzt gewesen, doch wird die Landesregierung diese Initiative mit den Beteiligten fortsetzen.

Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau führt auch das 1997 aufgelegte Programm fort, das die erstmalige Ausbildung durch Existenzgründer mit einem finanziellen Zuschuss erleichtern soll. Dadurch werden jährlich zwischen 700 und 800 Ausbildungsplätze gefördert.

Das Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend hat mit dem schulischen Berufsvorbereitungsjahr und den Bildungsgängen der Berufsfachschulen eine wichtige

Funktion in der Berufsausbildungsvorbereitung, aber auch der beruflichen Ausbildung. Das Bildungsministerium hat in den vergangenen Jahren durch diese zusätzlichen Angebote im Wahlschulbereich auf die veränderte Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt reagiert.

Vorsorglich hat der Landtag in einem Nachtrag zum Haushalt zusätzliche Mittel für die flexiblen Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt, um zur Verbesserung der Ausbildungssituation in besonders belasteten Regionen durch Initiativen einiger berufsbildender Schulen beitragen zu können.

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch die regulären Hilfen der Arbeitsverwaltung auf der Grundlage des Sozialgesetzbuchs III erwähnen. Diese gesetzlich normierten Hilfen für Jugendliche mit schlechteren Ausgangsbedingungen und für Behinderte tragen wesentlich zu einer Verbesserung der Ausbildungsplatzlage bei.

Zu Frage 3: Der „ovale Tisch“ ist seit Jahren mit Fragen der Beschäftigung und der Ausbildung zu einvernehmlichen Ergebnissen gekommen. Die dort vertretenen Sozialparteien, das Landesarbeitsamt und die berührten Landesministerien, haben die Gelegenheit genutzt, sich mit grundsätzlichen Fragen und operativen Anliegen zu befassen.

Unter letzterem Gesichtspunkt spielten vor allem folgende Themen eine Rolle:

1. Verbesserung der Ausbildungsplatzsituation.

2. Wie kann man vermeiden, dass Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst werden?

3. Die Einbindung von Unternehmen mit ausländischem Hintergrund in die Ausbildung.

Beim ersten Punkt erinnere ich an eine breit gestreute Briefaktion im vergangen Jahr. Davon abgesehen hat die Landesregierung bei vielen Gelegenheiten, vor allem bei Betriebsbesuchen, auf hohe Ausbildungsleistungen der Wirtschaft gedrängt.

Zum zweiten Punkt wurden Möglichkeiten gesucht, wie vorzeitige Ausbildungsabbrüche vermieden werden können. Dies geschah im Rahmen laufender Modellversuche beim regulären Zusammenspiel der Kräfte, insbesondere im Wirkungsbereich Berufsschule, Jugendberufshilfe, Arbeitsämter und Kammern.

Zum dritten Punkt konnten größere greifbare Ergebnisse bisher noch nicht erreicht werden. Die Struktur und der Besatz entsprechender Betriebe sind in Rheinland-Pfalz nicht mit anderen Ballungsgebieten vergleichbar, gleichwohl wird im Rahmen der AusbildungsplatzAkquisition weiter in diese Richtung gearbeitet.

In den nächsten Tagen beschäftigt sich die Wirtschaftsministerkonferenz mit dem Thema „Berufsausbildung“. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der von Rheinland-Pfalz vorbereitete Handlungskatalog angenommen und umgesetzt wird, der insbesondere eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für betriebliche Ausbildungen bewirken soll.

Auf diesem Gebiet lässt sich noch einiges bewegen, um den betroffenen jungen Menschen eine faire Chance für eine berufliche Ausbildung und eine spätere erfolgreiche Beteiligung am Erwerbsleben zu geben.

So weit die Beantwortung der Fragen.