Wir wissen, dass wir in der Fläche nur dann fördern können, wenn unsere Erzieherinnen und Erzieher sowie unsere Lehrerinnen und Lehrer auch diagnostisch in der Lage sind, im Alltag Hochbegabungen zu erkennen, genauso wie besondere Lernschwächen entsprechend zu fördern.
Natürlich wird die Diagnostik ein besonderer Bestandteil in der Reform der Ausbildung der Erzieher und Lehrer sein.
Die Lehrkräfte in Kaiserslautern werden konsequent weitergebildet. In Gonsenheim wird das auch so aussehen. Es gibt ein dreistufiges Angebot, das darin mündet, dass man zum Schluss das so genannte ECHA-Diplom, ein in Deutschland und in den Niederlanden besonders anerkanntes Zertifikat zur Förderung Hochbegabter, ablegen kann.
Schon jetzt bietet Rheinland-Pfalz integrativ sehr viele Möglichkeiten, die oft nicht genannt werden. Im neuen Schulgesetz wurde die Einschulung in Kooperation mit der Kindertagesstätte flexibilisiert. Besonders begabte Kinder können schon jetzt ganze Klassen überspringen oder bei Teilleistungsbegabungen entsprechend den Unterricht in dem Fach in der nächst höheren Klasse besuchen. Viele Grundschulen können das bereits heute sehr gut leisten.
Das Modell der Kinder-Uni an den rheinland-pfälzischen Universitäten ist sehr gut angenommen worden. Nicht zu vergessen sind die ergänzenden Angebote wie zum Beispiel das Kinder-College in Neuwied, das mittlerweile aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen aus dem privaten
In den so genannten BEGYS-Klassen können besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler, die sich trotz der Begabung im System sehr gut zurechtfinden, schon nach 11,5 Jahren ihr Abitur ablegen. Ferner ist es möglich, an den Universitäten schon während der Schulzeit Scheine zu machen, die später anerkannt werden. Auch diese Kooperation läuft gut.
Vor ein oder zwei Wochen fand die Veranstaltung „Mädchen und Hochbegabung“ statt, die sehr beeindruckend war. Ein 13-jähriges Mädchen hat geschildert, wie sie an der Trierer Universität bereits jetzt Scheine in Mathematik macht. Ansonsten nimmt sie am normalen Unterricht in ihrer Klasse teil. Es war sehr beeindruckend, dass das in der Form möglich ist. Darüber hinaus war beeindruckend, dass die Integration in der Ursprungsklasse dennoch toll klappt und dieses Mädchen enorme Leistungen in diesem einen Fach erbringen kann. Auch solche Beispiele sind wichtig zu erwähnen.
Wir müssen also insgesamt eine große Palette für Teilleistungsbegabungen und besondere Hochbegabungen bereitstellen. Das müssen wir im Schulsystem verankern. Aber auch dann wird es immer noch Kinder geben, die sich nicht besonders gut zurechtfinden, wenn ihnen nicht insgesamt eine andere Unterrichtsmethodik bzw. eine andere Unterrichtsform und insgesamt besondere Lernanreize angeboten werden. Dazu sind die Hochbegabtenschulen ein äußerst wichtiger Baustein. Wir freuen uns, dass dieses Netz insgesamt so gut vorankommt und mit der Trierer Schule ein weiterer wichtiger Schritt gemacht wurde.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Haltung der CDU-Fraktion zur Hochbegabtenförderung ist in diesem Haus hinreichend bekannt.
Ich will aber darauf hinweisen, dass Sie unsere entsprechenden Anträge in der Vergangenheit abgelehnt haben.
Ich will sehr löblich feststellen, dass die FDP wenigstens in diesem Punkt Mut gezeigt und die Hochbegabtenförderung auf den Weg gebracht hat. Nach meinem Dafür
halten ist das bisherige Vorgehen der Landesregierung dabei aber geprägt von Effekthascherei und Aktionismus.
Das wird auch mit dieser Aktuellen Stunde deutlich; denn Anlass für diese Aktuelle Stunde ist die Meldung, dass es im Jahr 2005 in Trier mit der Hochbegabtenförderung losgeht.
Ich habe die starke Vermutung, dass wir uns in den nächsten Monaten ständig mit solchen Meldungen und anschließenden Aktuellen Stunden befassen müssen, dass Sie jeden einzelnen Verwaltungsakt nutzen, um Lobhudelei zu betreiben.
Die Wichtigkeit der Hochbegabtenförderung ist unbestritten. Wie wir wissen, gibt es in diese Richtung eine erfreuliche Änderung im Bewusstsein der Bevölkerung. PISA hat gezeigt, dass eine differenzierte Förderung der Schülerinnen und Schüler notwendig ist. Das gilt sowohl für die schwächeren Schüler als auch für die Hochbegabten. Einen nachhaltigen Erfolg der Förderung wird es aber nur dann geben, wenn die Landesregierung ihre diesbezüglichen Hausaufgaben macht.
Dazu zählt natürlich in erster Linie die Bekämpfung des Unterrichtsausfalls. Auch das ist ein wesentlicher Beitrag zur Förderung.
Nehmen wir die PISA-Ergebnisse ernst, dann müssen wir natürlich auch die Fördermöglichkeiten entsprechend ausweiten, und zwar gewaltig. Das beginnt im Kindergarten mit einer entsprechenden Frühförderung und setzt sich mit der Einzelförderung in der Grundschule fort. Das setzt aber voraus, dass den Lehrerinnen und Lehrern in den Grundschulen gewisse Erkennungskataloge zur Verfügung stehen, damit verhindert wird, dass das Erkennen von Hochbegabung rein zufällig ist. Dies setzt einen Aufbau und Ausbau der Testverfahren voraus; denn wir wissen alle – das hat PISA auch gezeigt –, dass gerade bei der Analysefähigkeit der Lehrerschaft einige Mängel bestehen, die aufgearbeitet werden müssen. Man wird sie nur aufarbeiten können, wenn es eine umfassende Schulung und Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer in diesem Bereich gibt.
Selbstverständlich dürfen wir bei der Förderung der Hochbegabten – meistens denkt man dabei nur an die kognitiv Hochbegabten – die speziellen Hochbegabungen im Bereich des Sports, der Kunst und der Musik nicht vergessen. Auch diesen Bereich gilt es dabei zu beachten.
Meiner Meinung nach ist die Bereitstellung der notwendigen Rahmenbedingungen ein ganz entscheidender Punkt. Zur Förderung der Hochbegabten brauchen wir mit Gewissheit zusätzliche Zeitkontingente. Das wird sich ohne eine Ausweitung dieser Kontingente nicht machen lassen.
Wir brauchen ein umfassendes Beratungsangebot für die Eltern. Ich denke, hier ist der psychologische Dienst gefordert. Mit der Anzahl der Fachleute in diesem Bereich kann man überhaupt nicht zufrieden sein.
Ein ganz wichtiger Punkt der Rahmenbedingungen ist ohne Zweifel, dass wir endlich dazu kommen, die 800 fehlenden Lehrervollzeitstellen entsprechend aufzunehmen, um – wie vorhin bereits gesagt – den Unterrichtsausfall zu minimieren.
Neben der Hochbegabtenförderung in Grundschulen und weiteren Schulen muss auch beachtet werden, dass dieser Weg im Bereich der Studenten weitergegangen wird und es dort eine entsprechende Hochbegabtenförderung gibt. Ich weise darauf hin, dass Bayern seit dem Jahr 2003 Entsprechendes getan hat, indem Elitenetzwerke – pro Jahr 300 Studenten – gebildet wurden, um diese Förderung weiterzuführen.
Ich möchte noch eine Anmerkung zu Trier machen. Hier gilt es, zunächst einmal der Nikolaus-Koch-Stiftung herzlich für ihr Engagement zu danken. Gleichzeitig gilt es, Bedenken wegen des unnötigen Zeitdrucks vorzubringen. Man muss einmal sehen, in welche Zwänge die Gymnasien in Trier gebracht worden sind. Sie sollen sich innerhalb von vier Wochen bewerben und Gremien einberufen, um Konzepte zu entwickeln. Ich glaube, dies ist in Trier in dieser kurzen Zeit schlicht und einfach nicht möglich.
Ich möchte zu bedenken geben, dass in Trier auch die Internatsfrage eine entscheidende Rolle spielen wird. Ohne diese wird eine Hochbegabtenförderung in Trier nicht funktionieren. In Mainz mag dies anders sein. Wir haben ohne Zweifel auch das Vorbild Kaiserslautern.
Frau Ministerin, ich hätte gern von Ihnen gewusst, ob es entsprechende Überlegungen gibt, die Nähe zu Luxemburg zu nutzen und darauf entsprechend einzugehen?
Herr Kuhn, Sie haben das 2003 angekündigt. Bis jetzt ist sie immer noch nicht besetzt. Demnach ist es dringend geboten, hier voranzukommen und die Stelle zu besetzen. Außerdem ist die Frage offen, ob und inwiefern die Trierer auf die Ergebnisse der Projektgruppe in Kaiserslautern zurückgreifen können.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Lelle, ich stelle eine seltene Übereinstimmung im Plenum fest. Es ist aber wie immer. Sie suchen nach dem Haar in der Suppe.
Die Förderung von hochbegabten Schülerinnen und Schülern steht schon seit Jahren im Blickpunkt der Forschungs- und Bildungspolitik. Für den schulischen Bereich gibt es auch in Rheinland-Pfalz schon seit einiger Zeit Konzepte zur Förderung von Begabten im schulischen Rahmen. Zu nennen ist hier die Möglichkeit der vorzeitigen Einschulung in die Grundschule oder das Überspringen von Klassenstufen und das Modell BEGYS, bei dem zurzeit an 13 Schulen in RheinlandPfalz besonders motivierte und begabte Schülerinnen und Schüler die Mittelstufe des Gymnasiums ein Jahr schneller durchlaufen können.
In der Koalitionsvereinbarung ist festgelegt worden, dass an den Hochschulstandorten Kaiserslautern, Mainz und Trier Schulen für Hochbegabtenförderung/Internationale Schulen eingerichtet werden sollen. Mittlerweile ist ein weiterer Standort auch in Koblenz vorgesehen.
Ich danke dem Herrn Ministerpräsidenten und der gesamten Landesregierung dafür, dass der Standort Koblenz hinzugefügt wurde.