Protokoll der Sitzung vom 02.06.2005

(Creutzmann, FDP: Sehr gut! – Beifall der FDP)

Auch für ältere Menschen werden Bibliotheksangebote immer wichtiger. Sie nutzen verstärkt Hörbücher, die nun verstärkt angeboten werden. Es werden Bücher in Großdruck in den Bestand aufgenommen. Manche Bibliotheken bieten gerade für ältere Menschen besondere Internet-Einführungskurse, und es gibt Seniorendienste, die die Bücher entsprechend auch nach Hause liefern.

Durch die neue und bundesweit einmalige Konzeption des Landesbibliothekszentrums, in dem die großen Landesbibliotheken zusammengefasst sind, stellt Rheinland-Pfalz seinen Bibliotheksnutzern und den Bibliotheken einen kompetenten Partner auf dem Weg in die Wissensgesellschaft zur Seite.

Es ist schade, dass man in fünf Minuten nicht alle Facetten behandeln kann, die unser Bibliothekswesen bietet, und sich etwas ausführlicher über Zukunftsperspektiven unterhalten kann. Ich konnte deshalb nur einige Punkte der Leistungsbeschreibung nennen, um deutlich zu machen, welche Leistung heute hoch qualifizierte Serviceeinrichtungen, als die ich unsere Bibliotheken ansehe, erbringen, die eben nicht nur Informationen bereitstellen und das Angebot vorhalten, sondern sozusagen als Wissensnavigatoren durch die Flut der Informations- und Medienvielfalt lenken. Damit leisten sie einen sehr grundlegenden Beitrag im Zusammenhang mit den Anforderungen, die sich aus dem gesellschaftlichen Wandel in die Wissensgesellschaft ergeben.

Ich danke der Landesregierung dafür, dass sie diesen Weg immer wieder gemeinsam mit den Bibliotheken ebnet. Ich denke, wir sollten diesen Weg auf diese Art und Weise weitergehen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall der FDP und der SPD)

Als nächster Rednerin erteile ich Frau Hammer von der CDU-Fraktion das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir sind uns alle darüber einig, welch wichtiger Bildungsauftrag dem Bibliothekswesen neben Elternhaus und neben Schule zukommt. Die Förderung von Lesefreude und von Medienkompetenz ist ein ganz wesentliches Merkmal für unsere jungen Menschen auf dem Weg in eine gute Zukunft.

Meine Damen und Herren, die Große Anfrage beantwortet viele Fragen, eine allerdings nicht, nämlich die nach dem Sinn des Landesbibliothekszentrums, das am 1. September 2004 seine Arbeit aufgenommen hat. Hierbei wurden drei wissenschaftsorientierte Bibliotheken, nämlich die Pfälzische Landesbibliothek Speyer, die Rheinische Landesbibliothek Koblenz und die Bibliotheca Bipontina Zweibrücken sowie die Landesbüchereistellen in Koblenz und Rheinhessen-Pfalz in Neustadt in einer Einrichtung zusammengeführt.

Was kann das Zentrum besser als zwei eigenständige Einrichtungen, die eine für Wissenschaft und die andere zuständig für Beratung und Betreuung für die fast 900 öffentlichen Bibliotheken unseres Landes?

Wir haben 373 kommunale öffentliche Bibliotheken und 484 in kirchlicher Trägerschaft. Weil die Aufgabenstellungen so unterschiedlich sind, sind auch Synergieeffekte für uns immer noch höchst fraglich.

Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen kann innerhalb des Landesbibliothekszentrums noch nicht einmal ein einheitliches EDV-System genutzt werden. So verfügen die Büchereistellen über das gleiche System wie die Schulen. Das ist natürlich sinnvoll, weil Schülerinnen und Schüler vom Grundschulalter bis zum Abitur die Hauptzielgruppe aller öffentlichen Bibliotheken bilden. Zudem beraten die Büchereistellen konkret bei der Nutzung von Schulbibliotheken als Unterrichts-, Arbeits- und Lernzentren, als Medienzentren, als Kommunikationszentren.

Meine Damen und Herren, wenn bei Untersuchungen herauskommt, dass eine große Anzahl der 15-Jährigen funktionelle Analphabeten sind oder nur auf dem untersten Grundschulniveau lesen können, dann wissen wir, welche großen Aufgaben auch neben der Schule dem öffentlichen Bibliothekswesen zukommen.

Insbesondere gilt es zunächst, die Lust am Lesen zu wecken, durch Lesekisten und Lesenächte zu vermitteln und Autorenbegegnungen zu ermöglichen. Dabei möchte ich besonders das hohe ehrenamtliche Engagement hervorheben. Wie Frau Kollegin Morsblech schon sagte, 81 % der kommunalen sowie fast alle kirchlichen öffentlichen Bibliotheken werden ehrenamtlich oder nebenberuflich betrieben.

Es gibt unzählig viele ehrenamtlich Tätige, meistens Frauen, die sich als Lesepaten zum Vorlesen, Geschichtenerzählen im Kindergarten, in den Volkshochschulen, in den Museen und anderen Institutionen zur Verfügung stellen. Diesen allen gilt an dieser Stelle unser herzlicher gemeinsamer Dank für ihr Engagement.

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, angesichts des demografischen Wandels in unserer Gesellschaft geraten zunehmend auch Senioren und Seniorinnen in den Fokus der öffentlichen Bibliotheken. Auch für diese Zielgruppe werden Veranstaltungsprogramme vermehrt in der Zukunft Berücksichtigung finden müssen.

Ich komme zurück zur Sinnhaftigkeit eines Landesbibliothekszentrums. Die wissenschaftlichen Bibliotheken richten sich nach den Anforderungen der Nutzer. In Speyer und Koblenz haben sie jeweils andere EDVSysteme, die sich wiederum von jenen der Universitäten unterscheiden. Es gibt zwar Bestrebungen, die Systeme in Speyer und Koblenz zu vereinheitlichen, eine generelle Umstellung für den Gesamtbereich des Landesbibliothekszentrums dürfte angesichts der Haushaltslage nicht finanzierbar sein. Letztlich müsste nämlich eine Umstellung auch die Schulen einbeziehen. Wo also Einspareffekte erzielt werden sollen, ist schleierhaft.

Meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, es genügt nicht, sich damit zu brüsten, als erstes Bundesland ein Landesbibliothekszentrum eingerichtet zu haben. Ich nenne Ihnen eine andere statistische Zahl. Laut Kulturfinanzbericht 2003, der im Mai 2004 erschienen ist, schneidet das Land Rheinland-Pfalz bei der Förderung des Bibliothekswesens miserabel ab. Mit nur 8,9 Euro pro Einwohner nehmen wir Platz 15 unter den 16 Bundesländern ein. Der Spitzenreiter ist übrigens Sachsen mit 23,4 Euro pro Einwohner.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Geis das Wort.

(Schweitzer, SPD: Der Frauenversteher!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist eine sinnliche Lust zu lesen. Ich gehe davon aus, dass viele von Ihnen das bestätigen können. Es ist aber eine Lust, die leider vielen vorenthalten bleibt. In manchen Bereichen muss man den Eindruck haben, dass sich Entwicklungen eher verschlechtern als verbessern. Das betrifft zum Beispiel kleine Kinder, deren Eltern ihnen Bilderbücher vorenthalten. Der Verkauf ist drastisch zurückgegangen.

Als Vorsitzender des Bibliotheksverbandes RheinlandPfalz bin ich froh, dass wir heute Gelegenheit haben, über das rheinland-pfälzische Bibliothekswesen und über die vielfältigen Ideen und Projekte zur Leseförderung zu sprechen.

Ich möchte mich vorab bei den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken bedanken, seien sie kommunal oder kirchlich.

(Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Es wird hier eine vorbildliche Arbeit geleistet, engagiert, ideenreich und kooperativ. Herzlichen Dank dafür!

Die fachlich ausgebildete Bibliothekarin, deren Liebe zum Buch und die Freude, diese den Menschen zu vermitteln, aber auch spürbar sein muss, ist eine unverzichtbare Mitarbeiterin in einer kommunalen Verwaltung. Die gut ausgestattete benutzerfreundliche Bibliothek ist ein zentraler Ort des sozialen Gemeinschaftslebens, ein wichtiger Indikator für die Qualität kommunaler Arbeit.

Die Antwort des Ministeriums auf die Große Anfrage der FDP-Fraktion ist ein umfassender und aktueller Zustandsbericht der realen Situation des Bibliothekswesens in Rheinland-Pfalz. Die Antwort beschönigt nicht die problematische Finanz- und Personalausstattung vieler kommunaler, öffentlicher und einiger wissenschaftlicher Bibliotheken. Doch sie legt auch dar, welche finanziellen und personellen Anstrengungen das Kulturministerium in den letzten fünf Jahren, teils in enger Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium, unternommen hat, um im Wettbewerb mit anderen Bundesländern zu bestehen.

Es gibt einige bibliothekarische Felder, in denen Rheinland-Pfalz auf die Überholspur gegangen ist und bei bemerkenswerten mehrjährigen Projekten eine Vorreiterfunktion inne hat.

Einer der Förderschwerpunkte der Landesregierung in den letzten drei Jahren ist die aktive Leseförderung von Kindern und Jugendlichen durch die enge Zusammenbindung von öffentlichen Bibliotheken und Schulen am Ort

(Beifall bei der SPD)

sowie den Ausbau von Schulbibliotheken und bibliotheksähnlichen Einrichtungen wie Leseecken, zunächst konzentriert auf die über 300 Ganztagsschulen.

Diese unterschiedlichen Maßnahmen und Projekte haben zum Beispiel dazu geführt, dass die Neuanmeldungen von Grundschülern in den kommunalen öffentlichen Bibliotheken überdurchschnittlich angestiegen sind. Schätzungsweise konnten mehr als 10.000 Kinder im Grundschulalter als neue Nutzer von Bibliotheken gewonnen werden.

Diese erfreulich positiven Ergebnisse auf vielen Feldern dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass aufgrund der knappen Mittel der öffentlichen Träger das öffentliche und wissenschaftliche Bibliothekswesen in Rheinland

Pfalz durchaus auch in seiner Substanz gefährdet ist. Hier wünsche ich mir ein offeneres Ohr mancher Entscheidungsträger in den Kommunen und mehr Bereitschaft, auch die erheblichen Chancen guter Bibliotheksarbeit für Jung und Alt erkennen zu wollen.

Die öffentliche Bibliothek ist überall dort gut aufgestellt – es gibt viele Beispiele dafür in Rheinland-Pfalz –, wo die örtlichen Entscheidungsträger von der wichtigen Rolle der Bibliothek als unverzichtbare Bildungs- und Kultureinrichtung überzeugt sind.

(Schweitzer, SPD: Wie zum Beispiel in Bad Kreuznach!)

Dort, wo diese Einsicht fehlt, existieren teilweise gar keine Bibliotheken oder sie fristen schlecht untergebracht ein Schattendasein.

Der überdurchschnittlich große, wichtige und lobenswerte Einsatz von hunderten von ehrenamtlichen Kräften in Gemeindebibliotheken ist sicher ein großes Plus für kleinere Bibliotheken im ländlichen Raum. Aber für die größeren Bibliotheken, die inzwischen über eine zufrieden stellende EDV-Ausstattung mit Internetzugang und modernen Medien verfügen, ist aufgrund der wachsenden Informationsanforderungen eine hauptamtliche und fachlich qualifizierte Personalausstattung zwingend notwendig.

(Beifall bei SPD und FDP)

Neben den Bibliothekstagen, die alle zwei Jahre mit großem Erfolg stattfinden, könnte ein Landespreis für vorbildliche Bibliotheken ein weiterer Anreiz für kundenfreundliche Arbeit und zur Steigerung des örtlichen Engagements sein. Ich werde mich mit meinem Verband dafür einsetzen.

(Pörksen, SPD: Das ist sehr löblich!)

Aber auch bei den wissenschaftlichen Bibliotheken werden wir uns auf große Ausgaben einstellen müssen. Die Sicherung unseres kulturellen Erbes, das heißt, vor allem sachgerechte Lagerung und Restaurierung, war eine Hauptforderung bei einem Gespräch mit dem Beirat der wissenschaftlichen Bibliotheken, das ich in meiner Funktion als DBV-Vorsitzender vor kurzem führte.

Jürgen Seefeld, der Geschäftsführer unseres Bibliotheksverbandes und Leiter der Büchereistelle Koblenz – –

(Glocke des Präsidenten)

Noch ein Satz.

hat 2003 eine Geschichte der Bibliotheken in Deutschland mitverfasst und hat diesem Buch den wunderbaren Titel „Portale zu Vergangenheit und Zukunft“ gegeben.

Diese Portale sollten wir nicht nur anschauen, sondern hindurchgehen und viele ermutigen mitzugehen. Wir