In der Tat, in der Antwort auf die Große Anfrage haben wir diese Antwort gegeben. Gleichzeitig haben wir zusätzlich erwähnt, dass der Anteil an den Integrierten Gesamtschulen um 1 %, an den Regionalen Schulen um 8 % und an den Dualen Oberschulen um 3 % gestiegen ist. Wenn man eine differenzierte Betrachtungsweise vornehmen will, darf man natürlich nicht nur den Anteil der Hauptschule betrachten, sondern man muss auch den Hauptschulbildungsgang an anderen Schularten mit in die Betrachtung einbeziehen, weil sonst Szenarien entstehen, die überhaupt nichts mehr aussagen.
Eines will ich an dieser Stelle auch sehr deutlich sagen, auch wenn mir nicht ganz klar geworden ist, auf was Sie hinaus wollten. Sie sprachen von strukturellen Veränderungen, haben sie aber nicht näher beschrieben. Da scheint es auch ein sehr differenziertes Bild zu geben. Das ist in Ordnung, wenn man sich in der Diskussionsphase befindet. Eines muss ich aber schon sagen: Die großen strukturellen Innovationen in der Vergangenheit, wie zum Beispiel die Regionale Schule, wie zum Beispiel
die Möglichkeiten der Integrierten Gesamtschule und der Dualen Oberschule, sind von der Landesregierung und nicht von der Opposition ausgegangen – auch nicht von der CDU-Opposition. Ich weiß noch, in wie vielen Fällen wir uns Kritik anhören mussten, weil wir solche strukturellen Innovationen auf den Weg gebracht haben.
Zur Gesamtsicht auf die Hauptschulen gehört auch, dass wir inzwischen 2.100 Schülerinnen und Schüler haben, die das freiwillige 10. Hauptschuljahr besuchen. Es ist bereits auf die hohe Erfolgsquote, die diese Schülerinnen und Schüler beim Erwerb des mittleren Abschlusses haben, hingewiesen worden.
Ich will damit deutlich machen, dass es kein glasklar gegliedertes System mehr gibt, das voneinander scharf abgegrenzt ist und das es mit Mut zu verteidigen gilt, sondern es gilt, zur Kenntnis zu nehmen, dass es differenzierte Entwicklungsmöglichkeiten in diesem System gibt und es diese differenzierten Entwicklungsmöglichkeiten zu nutzen gilt, um tatsächlich gute Antworten vor Ort geben zu können.
Ich sage noch einmal sehr deutlich: Das ist auch kein Wegschieben auf die Schulträger. Ich frage mich immer, welches Verständnis mit einer solchen Aussage zum Ausdruck kommt. Vielmehr nehmen wir die Schulträger, die Schulen, die Eltern, die Lehrkräfte vor Ort ernst. Wir glauben eben nicht daran, dass man am grünen Tisch eine Lösung für alle finden kann, sondern wir sind der festen Überzeugung, dass man das mit den Betroffenen entwickeln muss. In diesen Prozess schalten wir uns aktiv ein. Das ist auch sinnvoll so.
Ich will nicht verkennen – auch das kommt sehr ehrlich in der Antwort der Landesregierung zum Ausdruck –, dass die Hauptschule mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat, sie zum Teil unter – so wie Herr Lang das dargestellt hat – schwierigen sozialen Rahmenbedingungen zu arbeiten hat, sie oft einen hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund hat und sich dort sonstige Problemlagen kumulieren.
Deswegen ist es völlig klar, dass die Hauptschulen und die Hauptschulbildungsgänge eine besondere Unterstützung benötigen. Ich darf an dieser Stelle auch deutlich machen, dass hier manches in Ad-hoc- und Sofortprogrammen gefordert wird, als sei überhaupt nichts geschehen und als würde man sich plötzlich dem Thema zuwenden.
Wir haben die Zeichen der Zeit früher erkannt und versucht zu reagieren. Viele Dinge sind bereits auf dem Weg, die Sie heute erst fordern.
Wer hat den Vorschlag in dieses Parlament eingebracht, dass die Schulsozialarbeit an den Hauptschulen flächendeckend ausgebaut wird? Wenn ich mich recht erinnere, war es der Herr Ministerpräsident zu Beginn dieser Legislaturperiode in seiner Regierungserklärung.
Herr Abgeordneter Keller, versuchen Sie doch, dass Sie noch ein bisschen Redezeit von Ihrer Fraktion bekommen. Ich vermisse Sie in einer solchen Debatte.
Ich will nur einmal deutlich machen, wie in der Debatte über die Schulsozialarbeit reagiert wird. Wir mussten uns vonseiten der CDU-Opposition lang im Ausschuss damit auseinandersetzen, ob es den Kommunen überhaupt zumutbar sei, dass sie auch einen Anteil in dieser Entwicklung einbringen. Die Kommunen sind inzwischen weiter. Wir haben 59 Anträge, die wir im Moment auf zusätzliche Schulsozialarbeit bewilligen. Wir sind auf einem Weg. Wir wollen an dieser Stelle noch mehr, aber wir haben die Weichen richtig gestellt.
Herr Abgeordneter Keller, das Thema ist zu ernst. Ich möchte doch gern meine Ausführungen zu Ende bringen können.
Als wir im Jahr 2001 über Ganztagsschulen diskutiert haben, haben wir das von Anfang an unter dem besonderen Aspekt der Hauptschule getan. Auch hier haben wir Überzeugungsarbeit leisten können. Ich bin froh, dass Sie diesen Weg heute mitgehen. Ich will es als Beispiel nutzen.
Wir haben frühzeitig Situationen gesehen und versucht, darauf angemessen zu reagieren. Wir werden es auch weiterhin tun. Es ist angesprochen worden, dass wir die Aufstockung der Stundentafel in der Orientierungsstufe für alle Schularten nutzen und gerade auch im Bereich der Hauptschule den Wahlpflichtbereich stärken wollen, um damit die Berufsorientierung schon ab der Jahrgangsstufe 6 zu ermöglichen. Das wird ein weiterer wichtiger Schritt für die Hauptschulen und die Hauptschulbildungsgänge zur Profilbildung sein.
Lassen Sie mich mit Bezug auf einige weitere vermeintlich aktuelle Forderungen der CDU-Fraktion und die Forderung, man solle Ressourcen zur Verfügung stellen, kurz eingehen. Wir haben heute mit im Durchschnitt 20,9 Schülerinnen und Schüler die kleinsten Klassen. Natürlich ist die Situation differenziert. Das weiß ich auch.
Wir haben aber nur noch 15 % Hauptschulklassen, die über 25 Schülerinnen und Schüler haben. Um hier gezielt helfen zu können, und zwar ohne, dass Ressourcen mit der Gießkanne verteilt werden, haben wir bereits zu diesem Schuljahresbeginn entschieden, dass in der Jahrgangsstufe 5 keine Eingangsklasse mehr mit über 26 Schülerinnen und Schülern in der Hauptschule gebil
Herr Abgeordneter Keller, der Unterschied zwischen Regierung und Opposition ist, dass man es nicht nur ankündigen kann, sondern auch finanzieren und realistisch umsetzen muss. Dann kommt man zu vernünftigen Konzepten, die bei den Schulen ankommen.
Ich könnte weitere Stichworte wie die Schulleitungsanrechnung aufgreifen. Wir haben bereits vor einem Jahr angekündigt, dass wir an einem entsprechenden Konzept arbeiten. Ich könnte darauf verweisen, dass die Hauptschulen heute zu 62 % PES-Schulen sind. Auch hier ist ein Schwerpunkt gesetzt worden.
Lassen Sie mich auch noch etwas zu der besonders schwierigen Gruppe der Schülerinnen und Schüler sagen, die keinen Abschluss machen oder deren Abschluss gefährdet ist. Es ist darauf hingewiesen worden, dass wir die Zahlen der Absolventinnen und Absolventen aus den Hauptschulen ohne Abschluss, und zwar prozentual vom Anteil her, deutlich reduzieren konnten. Es gibt kaum etwas, worüber ich mich in den letzten Jahren so gefreut habe.
Frau Abgeordnete Hayn, Sie sagen zu Recht, dass 7 % trotzdem noch zu hoch sind. Ich glaube, es ist Ihnen auch nicht entgangen – in den letzten Tagen waren in vielen Zeitungen die bundesweiten Vergleichszahlen abgedruckt –, dass wir in Rheinland-Pfalz einen deutlichen Schritt weiter als andere Länder sind.
Ich darf Ihnen sagen, dass wir auch in Zukunft mit allem Nachdruck daran arbeiten werden, dass alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, einen entsprechenden Abschluss zu bekommen. Das geschieht unter anderem über Arbeitsweltklassen.
Jetzt kritisieren Sie, es seien nur 31 Klassen. Wir sind bereit, die Zahlen auszuweiten. Man muss sich mit der pädagogischen Konzeption befassen. Die Arbeitsweltklassen sind ein Angebot für die Schülerinnen und Schüler, die ansonsten keinen Abschluss erreichen und mit ganz intensiven pädagogischen Angeboten wieder an die Schule herangeführt werden.
In dem Fall ist das Quantitätsargument kein Qualitätsargument. Wir richten dort Arbeitsweltklassen ein, wo wir sie brauchen, um den Schülerinnen und Schülern ein Angebot zu unterbreiten. Wir sind auch froh, wenn es viele Schülerinnen und Schüler auf dem normalen Weg ohne die zusätzlichen Angebote schaffen.
Lassen Sie mich abschließend deutlich sagen, dass wir uns intensiv mit den Hauptschulen und den Hauptschulbildungsgängen auseinandersetzen müssen. Ich glaube, in dieser Debatte ist deutlich geworden, dass wir differenzierte Antworten auf die Situation der Hauptschulen brauchen.
Die Landesregierung wird sich mit Nachdruck um dieses Thema kümmern. Sie wird dabei andere mit einbeziehen, wie zum Beispiel die Schulträger, wie es mehrfach
Wenn wir über das Thema „Hauptschule und Hauptschulbildungsgänge“ reden, hat das auch viel mit gesellschaftlicher Einschätzung zu tun. Wenn zu Recht darauf hingewiesen wird, dass sicherlich das wichtigste Signal an Absolventinnen und Absolventen aus Hauptschulen und Hauptschulbildungsgängen ist, dass sie auch eine Perspektive auf dem Ausbildungs- und Berufsmarkt haben, will ich deutlich sagen: Die Landesregierung und die Schulen haben die Verantwortung, die Schülerinnen und Schüler möglichst gut auf den Übergang in eine Ausbildung vorzubereiten. An alle, die mit der Ausbildung befasst sind, habe ich die Bitte, daran zu denken, dass es sich um junge Menschen handelt, die mit 15 Jahren oder 16 Jahren die Schule verlassen. Diese sind in ihrer Entwicklung nicht fertig und brauchen über die schulische Zeit hinaus Verständnis und Unterstützung. Darum möchte ich werben.
Bevor ich Herrn Abgeordneten Keller zu einer Kurzintervention das Wort erteile, darf ich Schülerinnen und Schüler im Landtag begrüßen, die in freier Trägerschaft ihren Hauptschulabschluss erwerben, und zwar beim Bürgerservice Trier, beim Palais e. V. Trier und der BOQ-Projektgruppe Trier, und ihre Betreuer sowie Hörerinnen und Hörer der Volkshochschule Trier. Seien Sie herzlich willkommen!
Frau Präsidentin, mehr sehr geehrten Damen und Herren! Man kann noch dazulernen. Die Hauptschule braucht Hilfe und nicht schon wieder Schönrednerei, wie wir sie eben erlebt haben.
Frau Ministerin, man könnte meinen, an der Hauptschule ist die heile pädagogische Welt. Es darf nicht wahr sein, dass Sie wiederholt die Augen vor der zum Teil schlimmen Realität verschließen.
Ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin. In der „Rheinpfalz“ vom 12. März 2007 wurde ein Hauptschulrektor interviewt. Ihm wurde folgende Frage gestellt: „Aus Ihrer Sicht als Praktiker: Was muss – noch vor allen Reformbemühungen – schon in allernächster Zeit für die Hauptschulen getan werden?“
„Wir benötigen in der Hauptschule ganz dringend Bedingungen, die es uns ermöglichen, die uns anvertrauten Schüler optimal zu fördern. Dazu benötigen wir sofort eine andere Klassenmesszahl, wir brauchen kleinere Klassen, kleinere Lerngruppen, Fördermöglichkeiten,
Hausaufgabenhilfe am Nachmittag und vor allem gut ausgebildete Lehrer.“ – Das steht in unserem Sofortprogramm.
Sie kommen mit Durchschnittszahlen, Klassenmesszahlen von 20,8. Gehen Sie doch einmal in die Klassen.
Frau Kollegin Hayn hat darauf hingewiesen, bei 108 von 180 Hauptschulen liegt die durchschnittliche Klassenmesszahl deutlich über 20. Herr Kollege Lang hat eine hervorragende Analyse geliefert. Es fehlt aber das Handlungskonzept. Das ist unser Sofortprogramm. Das wäre die Logik hier gewesen.