denn in der vergangenen Ausschusssitzung hat sie wiederum deutlich gemacht, dass in drei Schuljahren ein Drittel eingespart werden müsse.
Abschließend stelle ich fest: Wenn es jetzt zu der längst überfälligen Einführung von G 8 kommt, dann deshalb, weil die CDU mit ihrem Antrag vom 29. Juni Druck gemacht hat.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Weg zum Abitur ist in den meisten Bundesländern dieser Republik vorgezeichnet und teilweise bereits in der Umsetzung begriffen. Deutsche Studienanfänger sind im Durchschnitt nach wie vor mit dem Wettbewerbsnachteil des vergleichsweise hohen Alters belastet. Auch das Alter unserer Hochschulabsolventen stellt für viele Bewerberinnen und Bewerber im europäischen Wettbewerb einen deutlichen Nachteil dar.
Bundesweit, aber auch in Rheinland-Pfalz liegen nunmehr sehr unterschiedliche Konzepte zur Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren vor. Es muss vor allem darum gehen, die Studierfähigkeit unserer jungen Menschen sicherzustellen, Chancengerechtigkeit im bundesweiten und internationalen Wettbewerb zu schaffen und den gymnasialen Bildungsgang auf der Basis bundesweit einheitlicher Bildungsstandards qualitätsorientiert weiterzuentwickeln.
Die bisherigen sehr vorsichtigen Schrittchen dieser Landesregierung haben insbesondere mit dem Ziel der Chancengerechtigkeit wenig zu tun. Das Abitur nach zwölfeinhalb Jahren ist nach wie vor eine bundesweite Insellösung. Die Anschlussfähigkeit – das haben wir alle in den vergangenen Jahren miterlebt – für unsere Abiturienten an einen Hochschulstudiengang ist nur in Rheinland-Pfalz sichergestellt. Die Nachteile, die die jungen Menschen auf dieser Basis heute schon haben, werden sich in den nächsten Jahren weiter zementieren.
Mit 15 G 8-Gymnasien in Ganztagsform werden Sie in Rheinland-Pfalz einen Flickenteppich schaffen, der die ungerechte Verteilung der Chancen weiter verschärft. Nur die Gymnasiasten, die zufällig in der Nähe eines der 15 G 8-Gymnasien wohnen, werden die Möglichkeit haben, das Abitur nach zwölf Jahren abzulegen. Nur diejenigen, die sich mit ihren Eltern bewusst dafür entscheiden, die verpflichtende Ganztagsschule zu besuchen, werden in den Genuss der verkürzten Schulzeit kommen. Damit tun sie den Schülerinnen und Schülern in unserem Land keinen Gefallen.
Natürlich muss mit der Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren auch die Chance genutzt werden, den gymnasialen Bildungsgang auf der Grundlage veränderter Anforderungen an Studierende, veränderter bildungspolitischer Rahmenbedingungen und neu definierter Bildungsstandards zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.
Eine solche Entwicklung muss dann allerdings chancengerecht im gesamten Land angestoßen werden. Selbst die Landesschülerinnenvertretung, die insgesamt dem Abitur nach zwölf Jahren in der Anhörung sehr skeptisch gegenüberstand, ist der Meinung, dass dann, wenn man sich schon an der bundesweiten Entwicklung in dieser Frage orientiert, an dieser Stelle mehr Konsequenz gefordert wäre und im Sinne der Chancengerechtigkeit eine flächendeckende Einführung des G 8 nötig wäre.
Wenn Sie an dieser Stelle die verpflichtende Ganztagsschule im Gymnasialbereich zementieren wollen, muss man vielleicht auch noch auf die Ausführungen von Herrn Nacke vom Katholischen Büro schauen, der sehr deutlich darauf hingewiesen hat, dass Sie natürlich an dieser Stelle Jugendliche aus dem gesellschaftlichen Leben, aus unseren Vereinen und Verbände, die heutigen Verantwortungsträger im Jugendbereich des Ehrenamts abziehen, die dann in diesen Bereichen nicht mehr zusätzlich ihre Kompetenzen ausbilden können.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch auf ein Problem besonders eingehen. Gerade vor dem Hintergrund der Tatsache, dass wir künftig eine noch mehr zersplitterte und inhomogene Landschaft gymnasialer Bildungsgänge in Rheinland-Pfalz haben werden, die sich weiter zerschlägt, hätte es die FDPLandtagsfraktion für besonders wichtig gehalten, dass Sie sich, wie übrigens alle anderen Bundesländer auch, auf den Weg zum Zentralabitur machen, um Standards und Wertigkeit von Abschlüssen zu sichern
und damit auch den Abiturientinnen und Abiturienten ihre Zukunftschancen auf dem bundesweiten Markt einzuräumen.
Meine Damen und Herren, meine Fraktion ist nach wie vor der Überzeugung, dass auch in Rheinland-Pfalz die Einführung des achtjährigen Gymnasiums anhand der von uns formulierten Leitlinien in zwei Schritten mit dem vorgegebenen Unterrichtsvolumen, einheitlichen Qualitätsstandards und einer zentralen Abschlussprüfung möglich wäre, ohne dabei die jungen Menschen zum ganztägigen Schulbesuch zu verpflichten.
Natürlich wäre es – das umgehen Sie jetzt bei einer ausgeweiteten Lösung – noch wichtig gewesen, besonderes Augenmerk auf die Anschlussfähigkeit an andere Bildungsgänge zu richten. Obwohl Sie dieses Problem umgehen, möchte ich anmerken, dass hier die Vorschläge des Verbandes der Realschullehrer sehr richtungsweisend waren. In diesem Zusammenhang ist zu
Insgesamt kann ich sagen, dass meine Fraktion besorgt ist, dass sich die Landesregierung in dieser Frage kaum bewegt und wir hier nur Trippelschrittchen gehen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Kollege Keller, das ist zwischen Frau Kollegin Brede-Hoffmann und mir abgesprochen. Wir wollen nur wieder einmal erleben, wie sehr Sie sie vermissen. Das ist das größte Lob, das Sie ihr machen können.
Meine Damen und Herren, der verantwortliche Umgang mit der Lebenszeit junger Menschen ist ein sehr wichtiges Thema für die Politik. Man kann es wie Sie in der Opposition machen und sagen: Mit einer Schulzeitverkürzung um ein Jahr haben wir alles geklärt. Wir verkürzen einfach um ein Jahr und haben uns um andere Fragen nicht gekümmert. – Man kann es aber auch so machen, dass man über die Qualität von Bildung und über die Frage diskutiert, welche Folgen eine Schulzeitverkürzung hat, welche Folgen sie für die Qualität und Durchlässigkeit hat, und man kann sich darüber Gedanken machen, wie man ein solches Modell umsetzt.
Frau Beilstein, es war für mich faszinierend, wie Sie eben geredet haben. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein nicht vorhandenes Konzept so schlimm bei einer Anhörung durchgefallen ist. Die meisten Aussagen der Anzuhörenden lauteten: Die CDU äußert sich nicht zu dem Thema; die CDU äußert sich nicht zu dem Vorschlag; die CDU äußert sich nicht zu dem Problem; die CDU gibt dazu keinen Vorschlag. – Sie sagen in Ihrem Konzept – Sie können sich Ihren Antrag noch einmal anschauen – nichts zur Umsetzung einer Schulzeitverkürzung. Das ist den Anzuhörenden sehr aufgefallen. Dementsprechend ist Ihr Antrag auch behandelt worden.
Sie sagen, das Interesse sei groß. Das Interesse ist jetzt aber groß, weil wir ein vernünftiges Konzept auf den
Tisch gelegt haben. Die Schulen interessieren sich für dieses Konzept und nicht für Ihren Antrag. Sie interessieren sich für das, was ihnen zugeleitet wurde, in dem konkrete Vorstellungen enthalten sind, wie das in Rheinland-Pfalz an 15 Schulen umgesetzt werden soll. Das ist der Grund, weshalb dieses Konzept angenommen wird.
Natürlich sieht unser Konzept vor – da haben Sie das, was an die Schulen gegeben wurde, vielleicht missverstanden –, die Schulzeitverkürzung zwischen 7 und 9 durchzuführen und nicht zwischen 5 und 9, wie Sie das vorgeschlagen haben. Bei Ihrem Vorschlag würde die Durchlässigkeit zerstört, da aufgrund Ihres Vorschlags nach den Klassen 5 und 6 die Schülerinnen nicht mehr in das Gymnasium übergehen könnten. Sie würden mit diesem Vorschlag die Orientierungsstufe abschaffen. Das wollen wir nicht, weil für uns die Durchlässigkeit ein wichtiger Wert in der Schullandschaft ist.
Ich möchte Ihnen einmal sagen, was herauskommt, wenn man vorgeht, wie Sie das vorschlagen. Ein aktueller Artikel aus der „Süddeutschen Zeitung“ über die Umsetzung von G 8 in Bayern ist überschrieben mit „Gefangen in der Bildungsmaschine G 8“. Dort wird von Schulleitern und Schülern von der Überforderung berichtet, die durch die Umsetzung des Konzepts in Bayern stattfindet. Es ist die Rede von schlechteren Noten und dass sich Schüler konkret verschlechtern, weil ihnen nicht geholfen wird, mit der Verdichtung des Unterrichtsstoffs umzugehen.
Es wird berichtet, dass außerschulische Aktivitäten wegfallen. Es wird berichtet, dass Hobbys, Sport, Musik und all das wegfällt, wenn man kein Konzept hat. Es wird auch berichtet, dass nach drei Jahren Umsetzung in Bayern jetzt erst Richtlinien für die Lehrpläne für die Oberstufe gegeben werden. So kann man natürlich an dieses Thema herangehen. So gehen Sie heran. Sie wollen einfach beschließen, ein Jahr wegfallen zu lassen und wollen zusehen, wie die Betroffenen vor Ort damit umgehen. Sie lassen sie allein und hilflos zurück. Das ist nicht der Weg, den wir gehen wollen.
Wir haben bisher schon Möglichkeiten in RheinlandPfalz umgesetzt, um die Schulzeit zu verkürzen. Wir haben die BEGYS-Klassen und wir haben das Abitur auf zwölfeinhalb Jahre verkürzt. Wir werden ab 2008/2009 die Möglichkeit an bis zu 15 Schulen – je nach Antragslage – einräumen.
Unser Konzept sieht vor – es ist in der Anhörung von vielen eindrücklich unterstützt worden –, das als Ganztagsschule anzubieten – G 8-GTS –, weil wir geradezu verrückt wären, wenn wir die positiven Erfahrungen, die wir in Rheinland-Pfalz mit Ganztagsschulen gesammelt haben, bei der Verdichtung von Lehrstoff und bei der Verkürzung von Schulzeit nicht in eine Verkürzung der Abiturzeit und in eine Verkürzung der gymnasialen Schulzeit einbinden würden.
Die Ganztagsschule gibt Antworten auf die Frage Mittagessen. Es wurde der Begriff vom Kantinenabitur geprägt. Erfahrung in allen Bundesländern, in denen das umgesetzt wurde, ist die, dass man Schüler, wenn man sie nachmittags in der Schule hat, ein vernünftiges und auch gesundes Essen vorsetzen muss, weil sonst der ganze Unterricht am Nachmittag nicht mehr das ist, was er sein soll, und weil die ganze Qualität der Schule darunter leidet.
Die Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz gibt auch Antworten auf Hausaufgaben und Hausaufgabenbetreuung. Sie können nicht über eine Verdichtung des Unterrichts die Schulzeit verkürzen, wenn Sie den Schülern nicht die Möglichkeit geben, im Nachmittagsunterricht neue Arten von Aufgaben umzusetzen, damit sie eben nicht mehr mit der Belastung nach Hause gehen, dass sie noch Hausaufgaben machen müssen.