Protokoll der Sitzung vom 05.03.2009

.......................................................................................................................................... 3912 Abg. Baldauf, CDU:........................................................................................................................... 3855, 3890 Abg. Billen, CDU:................................................................................................. 3862, 3864, 3865, 3869, 3874 Abg. Creutzmann, FDP:..................................................................................................................... 3858, 3863 Abg. Dincher, CDU:........................................................................................................................... 3859, 3911 Abg. Dr. Krell, SPD:................................................................................................................. 3849, 3851, 3852 Abg. Dr. Wilke, CDU:............................................................................................................... 3853, 3854, 3858 Abg. Eymael, FDP:..........................................................................3860, 3862, 3867, 3877, 3880, 3883, 3920 Abg. Frau Baumann, SPD:.......................................................................................................................... 3917 Abg. Frau Beilstein, CDU:........................................................................................................................... 3857 Abg. Frau Dr. Lejeune, FDP:....................................................................................................................... 3857 Abg. Frau Grosse, SPD:.................................................................................................................... 3852, 3856 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:..................................................................................................................... 3851 Abg. Frau Mohr, SPD:................................................................................................................................. 3887 Abg. Frau Raab, SPD:................................................................................................................................. 3863 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:....................................................................................................... 3856 Abg. Frau Schmitt, SPD:............................................................................................................................. 3888 Abg. Frau Schneider, CDU:............................................................................................................... 3879, 3881 Abg. Frau Steinruck, SPD:.......................................................................................................................... 3856 Abg. Frau Thelen, CDU:.......................................................................................................... 3855, 3859, 3862 Abg. Frau Wopperer, CDU:............................................................................................................... 3854, 3858 Abg. Hartloff, SPD:........................................................................................................ 3859, 3875, 3882, 3893 Abg. Hüttner, SPD:.................................................................................................................. 3878, 3881, 3913 Abg. Lammert, CDU:................................................................................................................................... 3907 Abg. Lang, SPD:.......................................................................................................................................... 3866 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 3863, 3884 Abg. Mertin, FDP:.......................................................................................................... 3861, 3871, 3876, 3895 Abg. Pörksen, SPD:..................................................................................................................................... 3909 Abg. Puchtler, SPD:................................................................................................................. 3863, 3870, 3905 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 3919 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 3902 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 3898 Bruch, Minister des Innern und für Sport:.................................................................................................... 3914 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur:.............. 3849, 3851, 3852, 3853, 3854...................................................................................................................3855, 3856, 3857, 3858, 3859, 3860 Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:.................................. 3879, 3885, 3921 Prof. Dr. Deubel, Minister der Finanzen:...........3860, 3861, 3862, 3863, 3864, 3867, 3868, 3869, 3871, 3876 Präsident Mertes:.........................................................3849, 3850, 3851, 3852, 3853, 3854, 3855, 3856, 3857.....................................................................................3858, 3859, 3860, 3861, 3862, 3863, 3864, 3866, 3867 Vizepräsident Bauckhage:...........................................3867, 3868, 3869, 3870, 3871, 3874, 3875, 3876, 3877...............................................................................................3878, 3879, 3880, 3881, 3882, 3883, 3884, 3887 Vizepräsident Schnabel:..................................................................3887, 3890, 3893, 3895, 3897, 3902, 3905 Vizepräsidentin Frau Klamm:............................3906, 3909, 3911, 3912, 3913, 3914, 3917, 3919, 3920, 3921

64. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 5. März 2009

Die Sitzung wird um 09:30 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf Sie herzlich zur 64. Plenarsitzung des Landtags RheinlandPfalz begrüßen.

Frau Anklam-Trapp und Herr Henter werden mich als schriftführende Abgeordnete bei der Führung der Sitzung unterstützen.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Nicole Morsblech und Uta Schellhaaß. Am Nachmittag muss Ministerpräsident Beck zur Vorbereitung des Bundesrates nach Berlin reisen. Herr Staatsminister Bruch befindet sich wegen der Teilnahme am feierlichen Gelöbnis der neuen Rekruten der Bundeswehr in Zweibrücken.

Staatsministerin Malu Dreyer eröffnet die 1. Nationale Impfkonferenz. Das ist ein Termin, den sie nicht selbst gemacht hat. Staatssekretär Michael Ebling nimmt an der Kultusministerkonferenz in Stralsund teil.

Wir fahren in der Tagesordnung fort.

Ich rufe Punkt 8 der Tagesordnung auf:

Fragestunde – Drucksache 15/3162 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Matthias Krell, Ulla Brede-Hoffmann und Marianne Grosse (SPD), Spende der Boehringer-IngelheimStiftung für ein internationales Exzellenzzentrum für Lebenswissenschaften an der Johannes GutenbergUniversität – Nummer 1 der Drucksache 15/3162 – betreffend, auf.

Herr Dr. Krell, bitte schön.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Welche Forschungsschwerpunkte wird das Exzellenzzentrum für Lebenswissenschaften in den Mittelpunkt stellen?

2. Welche Kooperationen mit anderen Schwerpunkten der Johannes Gutenberg-Universität bzw. anderen Forschungseinrichtungen sind geplant?

3. In welcher Form bzw. in welchem Umfang beteiligt sich das Land an der Gründung dieses Forschungszentrums?

4. Wie viele Arbeitsplätze werden durch die Gründung des Exzellenzzentrums entstehen?

Für die Landesregierung antwortet Frau Staatsministerin Ahnen.

Herr Präsident, meine Damen und Herren Abgeordnete! Die Mündliche Anfrage beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt:

Gestatten Sie mir zunächst eine Vorbemerkung. Die Boehringer Ingelheim Stiftung stellt über einen Zeitraum von zehn Jahren 100 Millionen Euro zur Errichtung und für den Betrieb eines internationalen Exzellenzzentrums für Lebenswissenschaften an der Johannes GutenbergUniversität Mainz zur Verfügung.

Dies ist eine der größten Privatspenden, die bislang an eine Universität in Deutschland geflossen ist. Die Inhaberfamilien von Boehringer Ingelheim verstehen ihr Engagement als aktiv gelebte Bürgerschaft, Dienst an der Gesellschaft und ein Bekenntnis zur Region. Dafür gebührt den Inhaberfamilien von Boehringer Ingelheim großer Dank.

(Beifall im Hause)

Ich freue mich sehr, dass dies auch unmittelbar im Anschluss an die positive Nachricht fraktionsübergreifend aus diesem Hause zum Ausdruck gebracht worden ist.

Für Rheinland-Pfalz und die Johannes GutenbergUniversität bedeutet diese Initiative eine außerordentliche Stärkung des Wissenschaftsstandorts Mainz und darüber hinaus der Wissenschaftslandschaft RheinlandPfalz. Die Johannes Gutenberg-Universität wird dadurch ihr Profil weiter schärfen und international ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein hoch attraktives wissenschaftliches Umfeld bieten können.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die einzelnen Fragen namens der Landesregierung wie folgt:

Zu Frage 1: Geplant ist ein molekular orientiertes Forschungsinstitut an der Schnittfläche von Materialforschung, molekularer Biologie und Medizin, das sich der Methoden der Nanotechnologie bedient. Das Institut soll eine Brückenfunktion zwischen den Materialwissenschaften einerseits und der Medizin andererseits einnehmen.

Erfolgreiche Arbeiten in diesem Forschungsfeld, das auch als „Nanomedizin“ bezeichnet wird, sind typischerweise interdisziplinär und erfordern spezielle materialwissenschaftliche, physikalische und chemische, aber auch biologische und biomedizinische Kenntnisse.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz plant, in dem neu zu etablierenden Institut abhängig von den Schwerpunkten der neu zu berufenden Leistungsträger mehrere interdisziplinär aufgestellte Forschungsabteilungen aufzubauen, die sich mit zwei bis drei Teilgebieten der

Nanomedizin beschäftigen werden. Mögliche Forschungsgebiete wären beispielsweise:

die Nanoprozesstechnik, – die kombinatorische Synthese, – neue Formen der Applikation von Medikamenten, – die künstliche Herstellung dreidimensionaler Zellkulturen, – die Nanozellbiologie, – die Synthese und Charakterisierung neuer biokompatibler Stoffe, – die Entwicklung neuer Kontrastmittel oder – die Biosensorik.

Das ist kein Anspruch auf Vollständigkeit, sondern nur eine Beschreibung des Feldes.

Die Frage, welche dieser Arbeitsgebiete schwerpunktmäßig am Exzellenzzentrum bearbeitet werden, wird in Abhängigkeit davon beantwortet werden, welche international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden Monaten für die Berufung gewonnen werden können. Die Rekrutierung der international ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfolgt nach dem sogenannten „HarnackPrinzip“.

Demnach werden internationale Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftler identifiziert, die anschließend die konkreten wissenschaftlichen Schwerpunkte und Themen ihrer Arbeit bestimmen, beste Arbeitsbedingungen erhalten und freie Hand bei der Auswahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben.

Hierzu bildet der Präsident der Johannes GutenbergUniversität Mainz derzeit im Einvernehmen mit der Boehringer Ingelheim Stiftung ein international besetztes Expertengremium.

Zu Frage 2: Die Fachbereiche Medizin, Physik, Mathematik und Informatik, Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften und Biologie der Johannes GutenbergUniversität mit ihren ausgewiesenen Forschungsschwerpunkten bieten gemeinsam mit dem auf dem Campus angesiedelten Max-Planck-Institut für Polymerforschung ein exzellentes wissenschaftliches Umfeld für mögliche Kooperationen.

Aufseiten der Naturwissenschaften bietet sich das Forschungszentrum „Komplexe Materialien“ als Kooperationspartner an. Thematisch verwandte Arbeiten aus dem Bereich Chemie, Pharmazie und Medizin werden im Forschungsschwerpunkt „Arzneistoff-Membrantransport und -Targeting“ geleistet, der sich damit ebenfalls zur Zusammenarbeit anbietet.

Darüber hinaus bietet sich die Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung an. Selbstverständlich wird ein großer Kooperationspartner die Universitätsmedizin sein und hier insbesondere die „Immunologie“, die ein echter Forschungsschwerpunkt ist und allein von drei DFG-Sonderforschungsbereichen getragen wird. Ansatzpunkte sind durchaus in den Forschungsschwerpunkten „Vaskuläre Prävention“ und „Interdisziplinäre Neurowissenschaften“ zu finden. Auch hier habe ich nur einige Ansatzpunkte genannt.

Zu Frage 3: Das Land stellt einen Neubau auf dem Gelände der Universität zur Verfügung. Der Neubau wird ca. 6.000 Quadratmeter Hauptnutzfläche umfassen, ungefähr zwei Drittel davon Laborfläche. Die vom Land zu finanzierenden Kosten werden sich voraussichtlich auf 30 Millionen Euro belaufen. Das Gebäude soll in zwei Bauabschnitten realisiert werden. Bis zum 1. Januar 2011 soll der erste Bauabschnitt bezugsfertig hergestellt sein und dann in Betrieb gehen.

Die Universität Mainz wird sich an der Gründung des Instituts beteiligen, indem sie die wesentlichen Teile der Verwaltung des Instituts im Auftrag übernimmt. Sie wird gleichzeitig die technische Betreuung des Exzellenzzentrums übernehmen und die gesamte wissenschaftliche und IT-Infrastruktur der Universität den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Exzellenzzentrums zur Verfügung stellen, die im Übrigen bezüglich ihrer Rechte und Pflichten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität gleichgestellt sind.

Land und Universität werden für den Fall, dass nach zehn Jahren eine Weiterfinanzierung des Exzellenzzentrums durch die Boehringer Ingelheim Stiftung nicht mehr erfolgt, durch geeignete Maßnahmen sicherstellen, dass bei positiver Evaluation die wissenschaftliche Arbeit fortgesetzt werden kann.

Zu Frage 4: Es ist geplant, dass am Exzellenzzentrum für Lebenswissenschaften im Endausbau insgesamt 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt werden. Davon werden etwa 100 Arbeitsplätze aus Mitteln des Exzellenzzentrums, gespendet von der Boehringer Ingelheim Stiftung, finanziert.

Hierbei soll es sich um bis zu drei Professorinnen/Professoren als wissenschaftliche Direktorinnen/Direktoren sowie um sechs Juniorprofessorin- nen/-professoren als Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter handeln.

In den wissenschaftlichen Arbeitsgruppen werden neben den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern je nach Bedarf auch physikalisch-, chemisch- oder medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten, technisches Personal sowie in geringerem Umfang administratives Personal beschäftig sein.

Weitere 100 Beschäftigungsverhältnisse – so das Ziel – sollen durch die Einwerbung von Drittmittelforschungsprojekten bei öffentlichen und privaten Institutionen, die Forschungsvorhaben fördern, finanziert werden.

So weit die Antwort der Landesregierung.

Abschließend ist mir noch einmal die Feststellung wichtig, dass es wirklich ein ganz besonderes Engagement der Boehringer Ingelheim Stiftung ist, für das wir sehr dankbar sein können.

(Beifall der SPD und des Abg. Dr. Schmitz, FDP)

Eine Zusatzfrage des Herrn Abgeordneten Dr. Krell.

Frau Ministerin, Sie hatten von möglichen Forschungsschwerpunkten gesprochen. Habe ich das richtig verstanden, dass es keine Vorgaben gibt, es sich nicht um Auftragsforschung handelt, sondern die beteiligten Wissenschaftler in eigener Verantwortung ihre Forschungsschwerpunkte formulieren und dann ausarbeiten können?

In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren, welche Rechtsform dieses Exzellenzzentrum erhalten soll.

Es geht um Grundlagenforschung, die hier betrieben wird. Es geht um Forschung, bei der sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst ihre Schwerpunkte setzen. Es geht sogar noch einen Schritt weiter.