4. In welchem Umfang stellt das Land Mittel zur Finanzierung der Arbeit des Instituts zur Verfügung?
Herr Präsident, meine Damen und Herren Abgeordnete! Die Mündliche Anfrage beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt:
Zu Frage 1: Mit der Gründung des Helmholtz-Instituts Mainz wird Neuland in der deutschen Forschungslandschaft beschritten.
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt bündeln ihre komplementären Kompetenzen und stellen ihre langjährige Zusammenarbeit auf eine neue institutionelle Grundlage.
Für die Universität Mainz bietet die langfristige Kooperation die Möglichkeit, ihre schon heute profilbildenden Bereiche der Kernphysik und der Kernchemie zum Beispiel durch die Einrichtung einer neuen Professur für Beschleunigerphysik im Helmholtz-Institut weiter auszubauen und ihre Chancen zum Beispiel für die zweite Exzellenzinitiative zu verbessern.
Das GSI Helmholtzzentrum profitiert wiederum von der international anerkannten Expertise der Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und von der Zusammenarbeit mit den besten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.
Die Mainzer bringen neue wissenschaftliche Perspektiven ein, die bisher an der GSI nicht vertreten sind und das wissenschaftliche Programm von FAIR weiter schärfen und erweitern.
Die Helmholtz-Gemeinschaft und der Bund sehen in der Kooperation Vorteile für die strategische Weiterentwicklung der in der Helmholtz-Gemeinschaft zusammengeschlossenen Großforschungseinrichtungen.
Dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags war es wichtig, dass sich die Helmholtz-Gemeinschaft als größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands in allen Ländern engagiert.
Für das Land ist darüber hinaus bedeutsam, dass mit der Gründung des Helmholtz-Instituts erstmals ein institutionelles und langfristiges Engagement der HelmholtzGemeinschaft in Rheinland-Pfalz erfolgt. Durch den damit verbundenen Zufluss von nicht unerheblichen Bundesmitteln verbessert sich zugleich die Bilanz des Landes in der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern.
Zu Frage 2: Die Entscheidung für Mainz belegt das wissenschaftliche Potenzial und die internationale Sicht
Die besonderen Stärken der Mainzer Forschung in der Kern-, Hadronen- und Elementarteilchenphysik sowie der Kernchemie sind durch international anerkannte Forschungserfolge und konzeptionelle Durchbrüche eindrucksvoll belegt. Eine wesentliche Voraussetzung für diese Erfolge ist die hervorragende Forschungsinfrastruktur, insbesondere der Elektronenbeschleuniger MAMI des Instituts für Kernphysik und der Leichtwasserforschungsreaktor TRIGA des Instituts für Kernchemie.
Im Forschungszentrum „Elementarkräfte und mathematische Grundlagen“, das vom Land mit 1,2 Millionen Euro jährlich zusätzlich im Rahmen der Forschungsinitiative gefördert wird, werden die interdisziplinären Kompetenzen in Mainz gebündelt.
Im Mittelpunkt des Zentrums steht die Erforschung der Struktur der Materie, der Entwicklung des Universums und der fundamentalen Kräfte von den niedrigsten bis zu den höchsten Energien – Forschungsschwerpunkte, die eng mit dem Forschungsansatz des Helmholtz-Instituts korrespondieren.
Die Gründung des Helmholtz-Instituts in Mainz bestätigt gemeinsam mit der Zusage der Boehringer Ingelheim Stiftung zur Förderung eines Exzellenzzentrums für Lebenswissenschaften mit 100 Millionen Euro und der Gründung des Max Planck Graduate Centers mit der Universität Mainz ein weiteres Mal die Nachhaltigkeit der Investitionen des Landes und die mit der Forschungsinitiative vollzogene Neuausrichtung der Forschungsförderung.
Zu Frage 3: Die wissenschaftlichen Schwerpunkte des Helmholtz-Instituts Mainz werden in der Erforschung der Struktur, der Symmetrie und der Stabilität von Materie und Antimaterie liegen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts werden zum einen Antimaterie in geringsten Mengen herstellen und ihre Reaktionen im neuen Beschleunigerzentrum FAIR des GSIHelmholtzzentrums erforschen.
Das Beschleunigerzentrum FAIR wird für die Forschung mit Ionen und Antiprotonenstrahlen neu aufgebaut. Hierbei stehen grundlegende Fragestellungen wie die nach dem Ursprung der Protonenmasse oder der Existenz von neuen Formen der Materie im Mittelpunkt, die entscheidend dazu beitragen werden, die Bildung und Struktur von Protonen und Neutronen zu beantworten.
Eine weitere Fragestellung betrifft die Eigenschaften von Antimaterie. Sind die Grundkräfte wie zum Beispiel die Gravitation für Antimaterie gleich den Kräften der Materie? Das Helmholtz-Institut wird dazu neue zukunftsfähige Beschleunigertechniken entwickeln. Zum anderen werden die synthetische Herstellung neuer superschwerer chemischer Elemente sowie die Erforschung ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit des Mainzer Instituts stehen.
Zu Frage 4: Das Helmholtz-Institut wird zum einen Teil von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und zum
anderen durch gemeinsame Zuwendungen des Bundes und des Landes nach dem Schlüssel 90 : 10 finanziert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt in der Anfangsphase des Instituts im Jahr 2009 2 Millionen Euro und im nächsten Jahr 3,3 Millionen Euro zur Verfügung. Ab 2011 soll der jährliche Bundesbeitrag 5 Millionen Euro betragen.
Das Land wird das Helmholtz-Institut im laufenden Jahr mit 200.000 Euro und 2010 mit 400.000 Euro fördern. Ab 2011 wird der jährliche Landesbeitrag bei 600.000 Euro liegen.
Dem Helmholtz-Institut stehen demnach an laufenden Mitteln im Jahr 2009 2,2 Millionen Euro, im Jahr 2010 3,7 Millionen Euro und ab dem Jahr 2011 Mittel in Höhe von 5,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Mit dem Beitrag der Universität wird das Institut nach einer Anfangsphase dadurch ab 2011 über einen jährlichen Etat von insgesamt rund 10 Millionen Euro verfügen. Das Land hat darüber hinaus eine Unterstützung für den Neubau mit bis zu 20 Millionen Euro zugesagt.
Frau Ministerin, Sie haben insbesondere die Kooperation zwischen Universität und Helmholtz-Institut hervorgehoben und beschrieben.
Gibt es darüber hinaus auch einen Mehrwert über die enge Kooperation zwischen der Hochschule und dem Institut selbst, den man darstellen kann?
Ich glaube, dass es schon wichtig ist, dass man solch gute Kooperationen hat, wie sie zwischen der Universität Mainz und der GSI, der Gesellschaft für Schwerionenforschung, in Darmstadt traditionell bestehen, und diese in eine institutionelle Form überführt werden können. Dass der institutionelle Standort für diese Kooperation Mainz ist, sichert einerseits die wissenschaftlichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Aber wir reden hierbei immer auch über höchst qualifizierte Arbeitsplätze. Den Aspekt darf man an der Stelle mit in den Blick nehmen. Wir reden vor allen Dingen auch über gute Perspektiven für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die dann an der Universität Mainz zusätzlich angeboten werden. Wir reden insgesamt über die Profilbildung der Universität Mainz. Deswegen habe ich das noch einmal in den Kontext gestellt.
Die Entscheidung der Boehringer Ingelheim Stiftung, sich an der Universität Mainz zu engagieren, ist ein bundesweit und auch international außergewöhnliches Engagement. Ich habe es noch einmal in den Kontext der Vereinbarung mit der Max Planck-Gesellschaft zum Aufbau des Max Planck Graduate Centers gestellt, wovon Sie wissen, dass wir in der Republik nicht ganz unumstritten Neuland beschritten haben und inzwischen übrigens weitestgehend bundesweit anerkannt und Vorbild für andere sind.
Als Drittes gibt es eine neue Form der Kooperation mit der Helmholtz-Gemeinschaft als außeruniversitärer Forschungsförderungseinrichtung, die erstmalig ermöglicht, dass eine Universität und die HelmholtzGemeinschaft sozusagen auf Augenhöhe in einem Institut kooperieren. Es hat arbeitsmarktpolitische Auswirkungen positiver Art. Es ist wissenschaftspolitisch ausgesprochen wichtig, und es öffnet vor allen Dingen bzw. leistet einen weiteren Beitrag dazu, dass es eine andere und verbesserte Form der Kooperation zwischen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gibt.
Wir alle wissen, dass, gerade was diesen Bereich anbelangt, wir uns in Rheinland-Pfalz noch mehr wünschen. Ich habe darauf hingewiesen, dass wir, was die Finanzierung der überregionalen Forschungsförderung anbelangt, durchaus noch Nachholbedarf haben.
Dass es jetzt zunehmend gelingt, solche Schritte zu etablieren ist, glaube ich, ein großer Erfolg, über den wir uns alle gemeinsam freuen können.
Frau Ministerin, welche Bedeutung für die Gründung des Helmholtz-Instituts messen Sie der Anregung des Bundestages bei, die Sie auch angesprochen haben, vor dem Hintergrund, dass auf der Landkarte der HelmholtzGesellschaft Rheinland-Pfalz bisher ein weißer Fleck war?
Eine sehr wichtige, deshalb habe ich sie angesprochen. Ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es dem Deutschen Bundestag wichtig war, dass sich die Helmholtz-Gemeinschaft in allen Ländern engagiert. Ich finde das eine ausgesprochen kluge und weise Entscheidung, weil damit versucht worden ist, Wissenschaftspolitik und Strukturpolitik zusammenzubringen. Das ist nicht immer so.
Insofern ist es für mich wegweisend; denn es gibt auch die Position – das wissen Sie –, die sagt, das ist alles rein unter wissenschaftspolitischen Gesichtspunkten zu entscheiden, und Strukturpolitik spielt dabei keine Rolle.
Ich meine, man muss immer auch die strukturpolitischen Konsequenzen von wissenschaftspolitischen Entscheidungen mit bedenken.
Insofern bin ich für den Ansatz, den der Deutsche Bundestag oder der Haushaltsausschuss dort gewählt hat, ausgesprochen dankbar.
Dass es uns dann als erstem Land – vor allem in Zusammenarbeit mit der Universität – gelungen ist, eine Idee, die entwickelt wird, aufzugreifen und umzusetzen, das wiederum spricht für die Universität und ihre Forschungsstärken und spricht für die guten gewachsenen Kontakte zur Helmholtz-Gemeinschaft.
Ein ganz klein bisschen Licht soll dann auch noch auf die Landesregierung fallen. Wir waren auch ziemlich schnell mit unseren Vereinbarungen. Auch damit sind wir eigentlich ganz zufrieden.
Ich habe eine Frage zur räumlichen Unterbringung. Kooperationen brauchen auch einen Raum. Insofern würde mich interessieren, wie das geplant ist, wo das Helmholtz-Institut untergebracht werden soll.
Erst einmal wird das Institut in Räumen der Universität untergebracht; denn es soll unmittelbar seine Arbeit aufnehmen. Das ist auch so besprochen.
Klar ist aber auch, dass das Institut in der mittelfristigen Perspektive eigene Räumlichkeiten braucht. Deswegen soll ein Neubau auf dem Campus der Universität entstehen. Wir haben dazu auch zwei geeignete Grundstücke bereits identifiziert, die sich in unmittelbarer Nähe zur Kernphysik und -chemie befinden würden, was sich anbietet.