Protokoll der Sitzung vom 07.11.2012

........................................................................................... 2290 Abg. Dr. Wilke, CDU:................................................................................................................................... 2277 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:................................................................................................................... 2284 Abg. Frau Demuth, CDU:............................................................................................................................. 2262 Abg. Frau Dr. Ganster, CDU:...................................................................................................................... 2281 Abg. Frau Dr. Machalet, SPD:..................................................................................................................... 2282 Abg. Frau Klöckner, CDU:........................................................................................................................... 2265 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................... 2279 Abg. Frau Schäfer, CDU:................................................................................................................... 2269, 2274 Abg. Frau Schellhammer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................... 2255, 2286 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:............................................................................................. 2270, 2274 Abg. Günther, CDU:..................................................................................................................................... 2285 Abg. Haller, SPD:............................................................................................................................... 2258, 2267 Abg. Hartenfels, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................ 2277 Abg. Heinisch, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................................... 2271, 2275, 2283 Abg. Hering, SPD:....................................................................................................................................... 2263 Abg. Johnen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................................. 2291 Abg. Klein, CDU:.......................................................................................................................................... 2256 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................ 2260, 2268 Abg. Ramsauer, SPD:................................................................................................................................. 2276 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 2292 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 2276 Abg. Sippel, SPD:........................................................................................................................................ 2278 Abg. Wehner, SPD:........................................................................................................................... 2288, 2290 Abg. Zehfuß, CDU:........................................................................................................ 2288, 2289, 2291, 2293 Dr. Griese, Staatssekretär:.......................................................................................................................... 2292 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:.................................................................................................................. 2276 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:.................................. 2272, 2279 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:................................................... 2259 Hartloff, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz:............................................................................. 2277 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:................................................................ 2266, 2287 Präsident Mertes:......................................................... 2255, 2256, 2258, 2259, 2260, 2262, 2263, 2265, 2266................................................................................................................................................. 2267, 2268, 2269 Vizepräsident Dr. Braun:............................................. 2285, 2286, 2287, 2288, 2290, 2291, 2292, 2293, 2294 Vizepräsident Schnabel:.............................................. 2270, 2271, 2272, 2274, 2275, 2276, 2277, 2278, 2279....................................................................................................................................... 2280, 2282, 2283, 2284

36. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 7. November 2012

Die Sitzung wird nach Behebung eines technischen Defekts um 14:15 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich spreche nunmehr vom Rednerpult aus. Wir stellen fest, wie hilflos wir ohne Elektrizität wären. Die Anlage funktionierte noch um 13:45 Uhr, um 14:00 Uhr jedoch nicht mehr. Nun versuchen wir es unter den Bedingungen, die wir herstellen konnten.

Ich darf Sie zur 36. Plenarsitzung begrüßen und berufe die Kollegin Simon und den Kollegen Biebricher zu schriftführenden Abgeordneten.

Entschuldigt sind Frau Thelen, Frau Wieland, Frau Staatsministerin Conrad und die Staatssekretäre Dr. Barbaro und Schumacher.

Ich hoffe, dass die Geburtstagsgrüße bis zu Frau Conrad durchdringen. Sie hatte einen runden Geburtstag. Frau Brück hatte auch einen schönen Geburtstag am 6. November. Liebe Kolleginnen, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, wir müssen jetzt ein bisschen improvisieren.

(Zurufe von der CDU – Heiterkeit bei der CDU)

Auf jeden Fall freut es mich, dass Sie das mit einer unglaublichen Heiterkeit ertragen.

(Zuruf der Abg. Frau Klöckner, CDU)

Frau Kollegin, Sie geben mir das Stichwort. Wenn jetzt noch Wasser aus den Kronleuchtern austritt, während Sie hier reden, dann ist hier irgendetwas vorbereitet gewesen.

Meine Damen und Herren, die Tagesordnung haben wir Ihnen vorgelegt.

Ich bleibe hier unten, dann bekommen wir das so erledigt.

Für die Beratung der Drucksache 16/1755 (Gesetzent- wurf aller Fraktionen über die freiwillige Bildung der neuen Verbandsgemeinde Wonnegau) müssen wir die Frist zwischen der Verteilung und einer ersten Beratung um einen Tag verkürzen. Ansonsten ist die Tagesordnung mit Ihnen abgesprochen.

Gibt es weitere Wünsche zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit den ersten beiden Themen auf:

AKTUELLE STUNDE

„Jugendpartizipation in Rheinland-Pfalz stärken“ auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Drucksache 16/1764 –

„Wahlrechtsreform zur Absenkung des Wahl- alters auf 16 Jahre“ auf Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 16/1765 –

Die Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben mitgeteilt, dass sie eine gemeinsame Behandlung der Aktuellen Stunden a und b wünschen. Für den gemeinsamen Aufruf der Aktuellen Stunden a und b ergibt sich folgende Redezeitregelung: Erste Runde fünf Minuten je Fraktion, weitere Runden insgesamt maximal zehn Minuten je Fraktion.

Für den ersten Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erteile ich Frau Kollegin Schellhammer das Wort.

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Gäste! Wir haben 15 Minuten lang erleben müssen, wie es ist, keine Stimme zu haben. Ich denke, das war eine sehr eindrucksvolle Demonstration, wie es ist, wenn man nicht effektiv seine Meinung äußern kann.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

In einer Demokratie kann man sich nicht ausruhen, dass alles von selbst läuft. Da ist es neben inhaltlichen Debatten, die unsere Pflicht sind, auch unsere Pflicht, darüber nachzudenken, wie wir unsere Demokratie weiterentwickeln können. Ein wesentlicher Teil davon muss sein, wie ich mehr Menschen von unserer Demokratie begeistern kann. Deshalb müssen wir uns ernsthaft fragen, wie wir mehr junge Menschen für unsere Demokratie begeistern können.

Als GRÜNE ist es uns ein besonderes Anliegen, die Jugendpartizipation in Rheinland-Pfalz weiterzuentwickeln, und zwar aus vielen guten Gründen. Es ist uns ein Anliegen, auf junge Menschen zuzugehen, ihre Meinung ernst zu nehmen und sie an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Aber wir wollen sie auch Entscheidungen treffen lassen.

Es muss die Aufgabe von Bildung und Politik sein, dass sie in ihrer Meinung und in ihrer Meinungsäußerung gestärkt werden.

Jugendparlamente, Jugendverbände und andere unverbindliche Beteiligungsmöglichkeiten sind derzeit die einzigen Möglichkeiten, in denen sich 16- und 17-Jäh

rige einbringen können. Reicht das? Nach meiner Meinung definitiv nicht.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Die Debatte in den letzten Wochen und Monaten hat gezeigt, dass nicht allen Parteien in diesem Hohen Haus daran gelegen ist, die Jugendpartizipation ernsthaft voranzutreiben. Es fehlen weiterhin die Vorschläge der CDU, wie wir die Kinder- und Jugendpartizipation vorantreiben können.

Im Zwischenbericht der Enquete-Kommission haben Sie hierzu keine Aussagen getroffen, sondern lediglich beschreibend über das Thema geredet.

Welche konkreten Empfehlungen für eine verstärkte Jugendpartizipation Sie aber haben, darüber haben wir keine Antwort von Ihnen gehört, liebe CDU.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

In der Diskussion über das Wahlalter mit 16 hören wir immer wieder, dass junge Menschen ihr Wahlrecht gar nicht wollen und sie es deswegen auch nicht bekommen sollen. Dem widersprechen seltsamerweise sämtliche Jugendverbände in Rheinland-Pfalz, die sich mit der Frage ernsthaft auseinandergesetzt haben. Auch der einstimmige Beschluss des Schülerlandtags aus dem Jahr 2009 widerspricht dieser Annahme. 23 Jugendverbände des Landesjugendrings und alle politischen Jugendverbände bis auf einen fordern ein früheres Wahlrecht. Ich könnte jetzt natürlich alle Verbände des Landesjugendrings aufzählen, aber ich denke, die CDUFraktion weiß, gegen welche Jugendverbände sie sich mit ihrem Parteitagsbeschluss gestellt hat. Die Ironie des Schicksals ist es jedoch, dass ausgerechnet ein Jugendverband, Ihr Jugendverband, den jungen Menschen weniger zutraut. Oder traut er eventuell seiner eigenen Mutterpartei nicht zu, die jungen Menschen zu überzeugen? Beides ist sehr bedauerlich.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und vereinzelt bei der SPD)

Auch der heutigen Presse konnten wir wieder dieses vorgeschobene Argument entnehmen, in dem der JUVorsitzende, Johannes Steiniger, auch behauptet hat, die Jugendlichen wollten überhaupt nicht wählen gehen. Selbst wenn diese Annahme zutrifft, ist es doch aberwitzig, dass sich ein Jugendverband hinstellt und daran nichts ändern möchte, dass junge Menschen nicht wählen gehen wollen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Außerdem zerbröselt diese Argumentation in der Luft in Anbetracht der Tatsache, wie viele junge Menschen sich hier in Rheinland-Pfalz für unsere Gesellschaft einbringen. Kinder und Jugendliche engagieren sich ehrenamtlich in ihren Schulen, in Vereinen, in Initiativen, in politischen Jugendverbänden und Parteien. Sie leisten eine wertvolle gemeinnützige Arbeit in vielen Bereichen. Sie

sind die Zukunft unseres Gemeinwesens. Sie bewegen Gesellschaften, und sie bewegen gesellschaftliche Themen. Deswegen ist es umso unverständlicher, wie die CDU in Rheinland-Pfalz davor zurückschreckt, diesen 2 % mehr Menschen in Rheinland-Pfalz, die sich überdurchschnittlich für unsere Gesellschaft einsetzen, ihr Wahlrecht zu gewähren.

In der Diskussion spielt immer wieder das Argument der Volljährigkeit eine Rolle. Meiner Ansicht nach ist das nur ein vorgeschobenes Argument; denn in Deutschland fielen bereits einmal die Volljährigkeit und das Wahlrecht auseinander. Bei der Änderung des Wahlrechts auf 18 Jahre und der Absenkung der Volljährigkeit fiel beides für vier Jahre auseinander. Die Welt ist nicht untergegangen. Es gab keine katastrophalen Folgen dieses Auseinanderfallens. Ich verstehe dieses Argument einfach nicht. Es ist nur ein vorgeschobenes Argument; denn Sie wollen nicht Farbe bekennen. Diese Farbe würde bedeuten, dass Sie nicht möchten, dass 16- und 17-Jährige wählen gehen können. Beides ist kein sehr ermutigendes Argument für jede Form von Jugendbeteiligung. Dieses Signal ist wirklich sehr, sehr bedauerlich.

(Glocke des Präsidenten)

Wie inkonsequent Sie in Ihrer Meinung sind, zeigt auch, dass die Junge Union und die Julis in Mainz derzeit mit den Unterschriften der 16- und 17-Jährigen für einen Einwohnerantrag sammeln, der einen Bürgerentscheid herbeiführen soll, bei dem dann die 16- und 17-Jährigen nicht mehr abstimmen könnten.

(Glocke des Präsidenten)

Das ist eindeutig inkonsequent. Hier würde ich mir wünschen, dass Sie Ihre Argumentation überprüfen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Ich erteile Herrn Kollegen Klein das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Diese Aktuelle Stunde gibt uns – nachdem die Technik jetzt wieder funktioniert – Gelegenheit, das wichtige Thema der Frage der Einbindung jugendlicher Menschen in unsere Gesellschaft, junge Menschen in unserem Land sozusagen zur Primetime ins Schlaglicht der Öffentlichkeit zu bringen. Das ist richtig und gut so. Es hätte heute eigentlich zwei Aktuelle Stunden dazu geben sollen. Auch das wäre sachgerecht gewesen;

(Beifall der Abg. Frau Klöckner, CDU)

denn die Einbindung von Kindern und Jugendlichen ist mehr als die Frage nach aktivem und passivem Wahlrecht.