Protokoll der Sitzung vom 18.09.2013

............................................................................................................................. 3459, 3460 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................. 3455 Abg. Dr. Dr. Schmidt, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................... 3457 Abg. Dr. Mittrücker, CDU:............................................................................................................................ 3454 Abg. Dr. Weiland, CDU:............................................................................................................................... 3463 Abg. Frau Anklam-Trapp, SPD:................................................................................................................... 3456 Abg. Frau Beilstein, CDU:........................................................................................................ 3438, 3439, 3447 Abg. Frau Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...................................................................... 3428 Abg. Frau Brück, SPD:................................................................................................................................ 3450 Abg. Frau Klöckner, CDU:................................................................................................................. 3421, 3425 Abg. Frau Mohr, SPD:................................................................................................................................. 3454 Abg. Frau Müller-Orth, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................. 3476 Abg. Frau Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.......................................................................................... 3452 Abg. Frau Schneid, CDU:.................................................................................................................. 3449, 3453 Abg. Frau Schneider, CDU:............................................................................................................... 3433, 3437 Abg. Frau Spiegel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.............................................................................. 3420, 3424 Abg. Frau Wieland, CDU:............................................................................................................................ 3456 Abg. Gies, CDU:.......................................................................................................................................... 3472 Abg. Guth, SPD:.......................................................................................................................................... 3460 Abg. Heinisch, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN................................................................................................ 3461 Abg. Hering, SPD:....................................................................................................................................... 3426 Abg. Johnen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................. 3435, 3438, 3474 Abg. Klöckner, SPD:................................................................................................................ 3422, 3425, 3426 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:.................................................................................................. 3432 Abg. Licht, CDU:...................................................................................................................... 3427, 3431, 3432 Abg. Noss, SPD:...................................................................................................................... 3438, 3446, 3447 Abg. Oster, SPD:......................................................................................................................................... 3449 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................................... 3430, 3431 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 3474 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 3466 Abg. Schwarz, SPD:.................................................................................................................................... 3471 Abg. Sippel, SPD:........................................................................................................................................ 3454 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................ 3442, 3448, 3468 Abg. Wansch, SPD:..................................................................................................................................... 3465 Abg. Wäschenbach, CDU:........................................................................................................................... 3455 Abg. Wehner, SPD:................................................................................................................. 3434, 3437, 3470 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:............................................ 3452 Frau Alt, Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen:................................................... 3423 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:................. 3436, 3476 Frau Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung:.......................... 3455, 3462 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:................................................................ 3429, 3444 Schweitzer, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie:..................................................... 3458

................................................................... 3420, 3421, 3422, 3423, 3424, 3425, 3426, 3427................................................................................................................... 3428, 3429, 3430, 3431, 3432, 3433 Vizepräsident Dr. Braun:........................................................ 3434, 3435, 3436, 3437, 3438, 3439, 3442, 3443....................................................................................................................................... 3446, 3447, 3448, 3449 Vizepräsident Schnabel:........................................................ 3450, 3452, 3453, 3454, 3455, 3456, 3457, 3458............................................................................................................................. 3459, 3460, 3461, 3462, 3465 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................ 3466, 3468, 3470, 3471, 3472, 3474, 3476, 3478

54. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz

am 18. September 2013

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle zur 54. Plenarsitzung des Landtags und bitte Sie vor den Regularien, sich zu Ehren von Frau Susi Hermans von den Plätzen zu erheben.

(Die Anwesenden erheben sich von den Plätzen)

Wir haben vorige Woche eine Kollegin, nämlich Frau Susi Hermans aus Güls – das ist ein großer Stadtteil in Koblenz –, begraben müssen. Sie war lange Zeit, nämlich 32 Jahre, Abgeordnete im rheinland-pfälzischen Landtag. Sie ist die letzte Abgeordnete aus dem 2. Landtag nach dem Krieg gewesen. Es ist viel bedeutender, wie lange sie bei uns war. Sie war eine Frau, die durch ihren sozialen Bereich, den sie bearbeitet hat, Maßstäbe gesetzt hat. Sie war schon Bürgerbeauftragte, da hatten wir noch gar keinen beamteten Bürgerbeauftragten. Sie war jemand, der sich in dieser schwierigen Zeit über Jahre um Menschen gekümmert hat.

Die Trauer in Güls, in Koblenz und im Norden des Landes war recht groß, weil sie noch lange Jahre bereit war, in sozialen Bereichen Verantwortung zu übernehmen.

Sie war sehr humorvoll. Ich kannte sie sehr gut. Als Christdemokratin hat sie vielleicht ihren Ritterschlag zu dem Zeitpunkt bekommen, als damals der Finanzminister sagte, sie wäre die teuerste Frau des Parlaments. Sie hat das immer voller Lächeln erzählt. Man hat gespürt, es hat ihr gutgetan, dass der Respekt ausgedrückt worden ist.

Herzlichen Dank an Susi Hermans.

Danke schön, dass Sie sich erhoben haben.

(Die Anwesenden nehmen wieder Platz)

Meine Damen und Herren, wir beginnen mit den Regularien. Herr Winter und Herr Wäschenbach werden mich als schriftführende Abgeordnete begleiten.

Entschuldigt sind die Kollegen Hans-Josef Bracht, Peter Wilhelm Dröscher, Thomas Günther, Andreas Hartenfels, Ralf Seekatz und Hedi Thelen. Frau Staatssekretärin Reich befindet sich auf einer Sitzung mit unseren französischen Partnern.

Meine Damen und Herren, wir hatten in der vergangenen Zeit viele Geburtstage. Das ist kein Wunder; denn die Ferien lagen dazwischen. Wir gratulieren Herrn Fredi Winter, der am 16. Juli Geburtstag hatte. Außerdem gratulieren wir Frau Ruth Leppla, Herrn Dieter Klöckner und Herrn Andreas Biebricher. Herr Dr. Adolf Weiland hat ebenso wie Herr Dr. Wilke und Herr Minister

Schweitzer einen runden Geburtstag gefeiert. Dieser hatte den jüngsten runden Geburtstag in dieser Runde. Ihnen allen meine besten Wünsche. Ich wünsche, dass Sie voller Enthusiasmus und Fröhlichkeit in die neuen Jahrzehnte hineingehen. In diesem Sinne meine Gratulation für das ganze Haus.

Ich fahre mit den Gästen weiter. Als Gäste auf der Zuschauertribüne begrüße ich Vertreter der israelischpalästinensischen Versöhnungsinitiative Givat Haviva, und zwar Herrn Yaniv Sagee, Direktor von Givat Haviva, Herrn Riad Habha, Direktor des jüdisch-arabischen Zentrums für den Frieden, sowie Herrn Thorsten Reibold von Givat Haviva Europa und Frau Friedel Grützmacher, unsere ehemalige Vizepräsidentin, die heute die Vorsitzende des Freundeskreises ist. Für diejenigen, die eine kleine Erinnerung benötigen. Givat Haviva in Israel bringt palästinensische und israelische Bürgerinnen und Bürger zusammen. Wir unterstützen das ganz besonders. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag! Schön, dass Sie da sind.

(Beifall im Hause)

Wir freuen uns aber auch über den Seniorenbeirat Speyer und Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Kusel und Kaiserslautern. Seien Sie herzlich willkommen in Mainz!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, ich komme zur Tagesordnung. Die fehlenden Drucksachen wurden am Freitag, den 13. September 2013, fristgerecht verteilt.

Änderungsanträge und Entschließungsanträge werden bei den jeweiligen Tagesordnungspunkten gesondert aufgerufen.

Gibt es von Ihrer Seite gegen die Feststellung der Tagesordnung Einwände? – Das sehe ich nicht. Dann bedanke ich mich. Damit ist die Tagesordnung für die beiden Tage angenommen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Solidarität mit den Flüchtlingen aus Syrien“

auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Drucksache 16/2752 –

In der ersten Runde steht eine Redezeit von 5 Minuten und in der zweiten Runde eine Redezeit von 2 Minuten je Fraktion zur Verfügung.

Frau Kollegin Spiegel, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Was sich momentan in Syrien abspielt, muss leider zu Recht als größte humanitäre Katastrophe des jungen 21. Jahrhunderts bezeichnet werden. Die grausamen

Bilder der Giftgasanschläge haben wir alle noch im Kopf, ebenso die tägliche Berichterstattung über neue Kämpfe und Tote.

Leidtragende sind die Zivilbevölkerung und die vielen Kinder, die Heimat, ein Dach über dem Kopf, ihre Freunde, ihre Erinnerung und ihr Hab und Gut zurücklassen mussten und sich auf der Flucht befinden oder in einer der provisorischen Zeltstädte leben, ohne zu wissen, wie es für sie weitergeht.

2 Millionen Menschen sind bereits aus Syrien geflohen. Über 4 Millionen Syrerinnen und Syrer sind innerhalb ihres Landes auf der Flucht. Im Libanon befinden sich etwa 720.000 Flüchtlinge bei einer Einwohnerzahl von 4,3 Millionen und in Jordanien 500.000 Flüchtlinge bei einer Einwohnerzahl von 6,3 Millionen.

Meine Damen und Herren, vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, dass Deutschland endlich aus seiner Schockstarre erwacht ist. Allerdings stellt das 5.000erKontingent, also die Bereitschaft, bundesweit 5.000 Flüchtlinge aufzunehmen, nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar. Es entspricht der täglich aus Syrien fliehenden Anzahl von Flüchtlingen.

Angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastrophe in Syrien und den Anrainerstaaten müssen Deutschland und die EU-Mitgliedstaaten eine deutlich größere Anzahl von syrischen Flüchtlingen aufnehmen und damit den Schutzsuchenden einen legalen Weg nach Europa bahnen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Es darf nicht sein, dass diese Menschen auf der riskanten Flucht in Booten über das Mittelmeer ihr Leben riskieren müssen. Es muss ein großzügiges gemeinsames EU-Aufnahmeprogramm geben. Wir fordern, dass Deutschland sein Programm deutlich erhöht. Der von uns GRÜNEN geforderten Erhöhung des Kontingents auf 50.000 Flüchtlinge möchte ich hiermit nochmals deutlich Nachdruck verleihen. Während des BosnienKrieges haben wir etwa 300.000 Menschen in Deutschland aufgenommen, um die Zahlen einmal ins Verhältnis zu setzen.

Meine Damen und Herren, wir sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen, damit sich auch andere europäische Länder wie Großbritannien und Frankreich endlich bewegen und ihre Türen für die syrischen Flüchtlinge öffnen.

Angesichts der dramatischen Situation in Syrien und den Nachbarländern bin ich unserer rheinland-pfälzischen Integrationsministerin sehr dankbar, dass sie gemeinsam mit Schleswig-Holstein die Initiative ergriffen hat, in Gesprächen mit dem Bundesinnenministerium für die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen einzutreten.

Während andere, vor allem CDU-geführte Bundesländer zögerten, hat sich Rheinland-Pfalz bundesweit als eines der ersten Bundesländer dafür stark gemacht, der Solidarität mit syrischen Flüchtlingen auch Taten folgen zu lassen, und eine Verpflichtungserklärung für Familien

angehörige als Teil einer Aufnahmeordnung angestoßen. Dafür vielen Dank.

Diese Verpflichtungserklärung kann übrigens nicht nur von Familienangehörigen, sondern auch von Dritten abgegeben werden. Ich appelliere an uns alle, in unseren Wahlkreisen dafür zu werben, dabei mitzuhelfen, syrische Flüchtlinge aufzunehmen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Gestatten Sie mir noch eine letzte Anmerkung zum Thema „Solidarität mit syrischen Flüchtlingen“. Das ist eine letzte, aber nichtsdestoweniger eindringliche Bemerkung. Wenn in unserem Land und in Rheinland-Pfalz landauf und landab Wahlplakate der Rechten hängen, die die Unverfrorenheit besitzen, auf miese, billige und verabscheuende Art und Weise Stimmungen gegen Menschen aus anderen Ländern zu schüren, so sind wir als demokratische Parteien in der Pflicht, dagegen unsere Stimmen zu erheben und dagegen zu protestieren.

(Beifall im Hause)

Auch dies, meine Damen und Herren, ist eine Form der Solidarität mit Flüchtlingen aus Syrien.

Ich danke Ihnen.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Frau Klöckner, Sie haben das Wort.