Protokoll der Sitzung vom 24.09.2014

................................................................................................................. 5093, 5096, 5112 Abg. Bracht, CDU:............................................................................................................................. 5117, 5119 Abg. Brandl, CDU:............................................................................................................................. 5088, 5092 Abg. Dr. Alt, SPD:........................................................................................................................................ 5125 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................... 5087, 5091 Abg. Dr. Weiland, CDU:........................................................................................................... 5104, 5117, 5123 Abg. Frau Dickes, CDU:.................................................................................................................... 5099, 5103 Abg. Frau Ratter, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 5100, 5104 Abg. Frau Raue, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................... 5097 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:....................................................................................................... 5120 Abg. Hering, SPD:................................................................................................................... 5107, 5108, 5109 Abg. Hürter, SPD:.............................................................................................................................. 5089, 5092 Abg. Johnen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................................. 5135 Abg. Köbler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:........................................................................................ 5110, 5113 Abg. Licht, CDU:................................................................................................................................ 5109, 5115 Abg. Oster, SPD:............................................................................................................................... 5098, 5102 Abg. Pörksen, SPD:........................................................................................................................... 5094, 5097 Abg. Schmitt, CDU:...................................................................................................................................... 5133 Abg. Schreiner, CDU:.................................................................................................................................. 5127 Abg. Steinbach, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................................ 5129 Abg. Wehner, SPD:..................................................................................................................................... 5131 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................................... 5095, 5121 Dr. Kühl, Minister der Finanzen:........................................................................................................ 5113, 5116 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur:............................................ 5101 Frau Höfken, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten:........................... 5136 Frau Lemke, Ministerin für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung:.................................... 5090 Hartloff, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz:............................................................................. 5096 Lewentz, Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur:................................................................ 5118, 5122 Präsident Mertes:............................................... 5087, 5088, 5089, 5090, 5091, 5092, 5093, 5094, 5095, 5096........................................................................... 5097, 5098, 5099, 5100, 5101, 5102, 5103, 5104, 5107, 5108............................................................................................... 5109, 5110, 5112, 5113, 5115, 5116, 5117, 5118 Vizepräsident Dr. Braun:..................................................................................... 5131, 5132, 5135, 5136, 5138 Vizepräsidentin Frau Klamm:................................................ 5119, 5120, 5121, 5122, 5123, 5125, 5127, 5129

77. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 24. September 2014

Die Sitzung wird um 14:00 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie zur 77. Plenarsitzung des Landtags.

Schriftführende Abgeordnete werden Frau Monika Fink und Frau Susanne Ganster sein.

Entschuldigt sind Herr Kollege Seekatz und Frau Staatssekretärin Kraege, die an der Jahreskonferenz der Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien teilnimmt.

Vor mir sehe ich ein Geburtstagskind, nämlich den Kollegen Arnold Schmitt. Er feierte einen runden Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch und gute Aussichten ins nächste Jahrzehnt!

(Beifall im Hause)

Einen runden Geburtstag feierte auch Frau Staatsministerin Doris Ahnen. Ich wünsche ihr das Gleiche, nämlich einen schönen Blick ins neue Jahrzehnt. Alles Gute!

(Beifall im Hause)

Meine Damen und Herren, in der Tagesordnung wurden einige Änderungen vorgenommen, die ich Ihnen mitteile. Punkt 29 der Tagesordnung „Moratorium vor weiterem Ausbau der Windkraft im Pfälzer Wald“ wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Die CDU-Fraktion möchte den Antrag in einer späteren Sitzung einbringen.

Weiterhin wurde Punkt 4 der Tagesordnung „Wahl von Mitgliedern des Richterwahlausschusses, die Abgeordnete des Landtags sind“ von der Tagesordnung abgesetzt.

Die in der Tagesordnung fehlenden Drucksachen zu den Tagesordnungspunkten 23 und 25 wurden am Freitag, den 19. September 2014, fristgerecht zugestellt.

Änderungsanträge und Entschließungsanträge werden bei dem jeweiligen Tagesordnungspunkt gesondert aufgerufen.

Haben Sie vor der Feststellung der Tagesordnung noch Wünsche, die wir in der Tagesordnung berücksichtigen können? – Dann stimmt der Landtag der Tagesordnung zu.

Meine Damen und Herren, jetzt beginnt der Teil, bei dem ich Sie bitte, die Sache mit der notwendigen Disziplin und Ruhe anzugehen.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung mit dem ersten Thema auf:

AKTUELLE STUNDE

„Globalen Klimawandel bekämpfen – RheinlandPfalz übernimmt Verantwortung“ auf Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Drucksache 16/3986 –

Die Redezeit beträgt in der ersten und in der zweiten Runde jeweils 5 Minuten je Fraktion.

Herr Kollege Braun hat sich gemeldet.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Gestern ist in New York der Klimagipfel auf Einladung des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon zu Ende gegangen. Es gab Demonstrationen in vielen Hauptstädten, auch in Berlin, aber vor allem in New York. Hunderttausende Menschen haben demonstriert. Weltweit sind sich alle einig, dass der Klimawandel das entscheidende Thema für die Zukunft der Welt sein wird. Ban Ki Moon hat beim Klimagipfel gesagt – ich zitiere –: „Der Klimawandel ist die bestimmende Frage unserer Zeit. Sie bestimmt unsere Gegenwart – unsere Antwort wird unsere Zukunft bestimmen.“

Meine Damen und Herren, es geht heute im Parlament um unsere Antwort und um die Zukunft. Was tun wir denn für den Klimaschutz und gegen den Klimawandel? Natürlich können wir in Rheinland-Pfalz auf einige Erfolge verweisen. Ich will aber noch einmal die internationalen Zusammenhänge herstellen.

Barack Obama – es ist wichtig, dass die USA zum ersten Mal in die Klimadiskussion ernsthaft einsteigt – hat beim Gipfel gesagt – ich zitiere –: „China und wir haben eine besondere Verantwortung zur Führung. Vorangehen, das ist etwas, was große Nationen tun müssen. Wir müssen unser gemeinsames Ziel anheben.“ – Das zeigt die Richtung, in die es in Zukunft gehen wird und gehen muss. Große Nationen und große Verursacher, nämlich China, die USA und die EU, müssen gemeinsam zusammenarbeiten, damit die Schwellenländer folgen können. Es wäre katastrophal, wenn Indien die gleiche Politik wie China machen würde. Es wäre für unsere Zukunft für Deutschland und für die gesamte Welt katastrophal, wenn es nicht zu einer Änderung der Klimaschutzpolitik käme.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Ich will auf die deutsche Ebene verweisen. Leider – das muss man sagen – war die Kanzlerin nicht beim Klimagipfel dabei. Es gibt entsprechende Kommentare. Große Nationen, die führend sein wollen, müssen auch anwesend sein. 120 Staatenführer waren in New York dabei. Die Kanzlerin, die ursprünglich Klimakanzlerin war – ihr rotes Anoräkchen vor der Eiskulisse kennt jeder –, war nicht dabei.

Es gibt auch die entsprechenden Kommentare, wie „Kanzlerin schwänzt Klimagipfel“. Außerdem ist man

chem aus der Schulzeit bekannt, dass man sich überlegt, ob man überhaupt am nächsten Tag am Unterricht teilnimmt, wenn man die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Die Kanzlerin hat natürlich ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Das ist sehr bedauerlich. Wir hätten es begrüßt, wenn die Kanzlerin teilgenommen hätte.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD – Zuruf der Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU)

Frau Hendricks, die Umweltministerin, die die Kanzlerin in New York vertreten hat – jetzt kommen wir zur Vorgabe für Rheinland-Pfalz –, hat gesagt, die Weltgemeinschaft muss bis Mitte des Jahrhunderts auf den Einsatz von Kohle- und Gaskraftwerken verzichten. In Rheinland-Pfalz werden wir damit nicht viele Schwierigkeiten haben. Wir haben keine Kohlekraftwerke.

Da wir darauf verzichten müssen, hat Frau Hendricks angekündigt, dass wir aus Deutschland keine Förderungen mehr in Entwicklungsländer und Schwellenländer für neue Kohlekraftwerke geben werden. Natürlich muss man auch überlegen, wie man in Deutschland handelt. Wir in Rheinland-Pfalz handeln konkret. Wir haben ein Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht. Es war bedauerlich, dass die CDU aus bestimmten Gründen, die mir noch immer verborgen sind, nicht mitstimmen wollte und konnte. Wir haben die ersten Schritte gemacht. Wir werden in Rheinland-Pfalz weitere Schritte machen.

Das ist keine leere, sondern eine sehr konkrete Ankündigung. Das ist die Ankündigung, auch in Zukunft weiter erneuerbare Energien zu fördern und in die Energieeinsparung und die Energieeffizienz in Rheinland-Pfalz zu investieren. Das macht unsere Wirtschaft zukunftsfähig. Das erhält Arbeitsplätze in Rheinland-Pfalz und macht Rheinland-Pfalz zum Vorzeigeland im Klimaschutz. Diese drei Komponenten werden wir einleiten und verfolgen. Darauf sind wir besonders stolz.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Wir haben auch in Rheinland-Pfalz die entsprechende Industrie und den entsprechenden Mittelstand, der in diesen Bereichen führend ist. Deswegen ist die Politik des Klimaschutzes auch eine Industriepolitik und eine Förderung des Mittelstandes in Rheinland-Pfalz.

(Glocke des Präsidenten)

Das ist für unser Land wichtig.

Herzlichen Dank.

(Beifall des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Das Wort hat Herr Kollege Brandl.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der Klimawandel mit seinen weitreichenden Folgen ist zu einer der

größten Herausforderungen der Menschheit geworden. Häufigere Naturkatastrophen, Wetterextreme, zunehmende Wasserknappheit, extreme Überflutungen und auch ein beschleunigtes Artensterben sind seine unmittelbaren Folgen. Kein Land ist gegen die Folgen des Klimawandels gefeit. Dementsprechend muss jedes Land seinen Beitrag für einen starken Klimaschutz leisten.

Die Bewahrung der Schöpfung ist für die CDU ein zentraler Bestandteil ihrer Programmatik.

(Beifall der CDU)

Daher tritt auch unsere Bundeskanzlerin, die Klimakanzlerin, nachhaltig und entschlossen dem Klimawandel entgegen.

Herr Dr. Braun, Sie haben es nicht allzu heftig gemacht, aber ein bisschen angedeutet. Ich glaube, die Abwesenheit der Kanzlerin ist nicht geeignet, um sie in ein schlechtes Licht zu stellen, wenn man insbesondere ihre gesamten Verdienste um den Klimawandel betrachtet.

(Beifall der CDU)

Sie war schon damals als Umweltministerin maßgeblich an den Kyoto-Verhandlungen dabei. Sie hat damals beim G8-Gipfel in Heiligendamm George W. Bush, der nicht der vorderste Klimaschützer war, Zugeständnisse abgerungen, die die USA auch in diesen Klimaprozess geführt haben. Es ist ein ganz großes Verdienst unserer Bundeskanzlerin, dass wir heute an der Stelle sind, an der wir sind.

(Beifall der CDU)

Zurück zur Sache. Der Klimaschutz ist vor allem eine globale Angelegenheit. Dabei gilt das Einstimmigkeitsprinzip. Von daher muss man Schritt für Schritt vorgehen. Ich sehe es als einen wichtigen Teilschritt an, dass sich die internationale Staatengemeinschaft einig ist, dass die Klimaerhöhung nicht mehr als 2 % betragen darf. Bis dahin war es ein weiter Weg. Wir hätten uns auch mehr gewünscht.

Aber ich glaube, auch Sie, Herr Dr. Braun, sehen ein, dass wir die Welt nicht nach deutschen Maßstäben prägen können und es letztendlich auch nicht wollen. Weltweit kann es eben nur Kompromisslösungen geben. Ich höre dazu von Ihnen keinen Widerspruch, Herr Dr. Braun.

Nur als internationale Staatengemeinschaft werden wir die vom Menschen verursachte Klimaveränderung beeinflussen können. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Maßnahmen, die nur Deutschland oder gar nur Rheinland-Pfalz umsetzt – das habe ich schon bei der Einbringung zum Klimaschutzgesetz gesagt – sind faktisch wirkungslos, meine Damen und Herren.