Protokoll der Sitzung vom 27.05.2020

Wer spricht für die antragstellende Fraktion? – Ich erteile dem Abgeordnete Schnieder für die CDU-Fraktion das Wort.

(Unruhe im Hause)

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Ministerpräsidentin, es verwundert schon, dass Sie in Ihrer Regierungserklärung davon ausgehen, dass hier jemand die Altschuldenhilfe für die Kommunen verhindern will.

(Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Vom Bund, ja!)

Ich kann Ihnen und dem Kollegen Schweitzer nur eines empfehlen:

(Zurufe des Staatsministers Roger Lewentz und der Abg. Dr. Tanja Machalet, SPD)

Wenn Sie danach in die Zitate gehen und davon sprechen, dass die kommunale Investitionstätigkeit in RheinlandPfalz auf hohem Niveau fortgesetzt werden soll, dann frage ich mich, wer Ihnen die Reden schreibt, meine Damen und Herren;

(Beifall der CDU)

denn die Realität in Rheinland-Pfalz sieht anders aus. Ein kurzer Blick in die Kommunalberichte reicht.

Wir liegen sowohl im Jahr 2017 als auch im Jahr 2018 – ich glaube, es wird sich im Jahr 2019 fortsetzen – unterhalb des Bundesdurchschnitts der westdeutschen Flächenländer zwischen 340 und 400 Millionen Euro. Das ist Ihr Niveau von fortgesetzter hoher kommunaler Investitionsfreude. Meine Damen und Herren, damit ist alles gesagt.

(Beifall der CDU)

Das ist die Rheinland-Pfalz-Welt, in der Sie mit der SPD leben.

Ich möchte aus dem Auftrag aus dem Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD zitieren – Sie hören heraus, die SPD ist tatsächlich an der Bundesregierung beteiligt –:

(Zuruf der Ministerpräsidentin Malu Dreyer)

„Die Bundesregierung wird (...) eine Kommission ,Gleichwertige Lebensverhältnisse‘ einsetzen (...). Hierbei geht es um alle Aspekte der Daseinsvorsorge genauso wie gezielte Strukturveränderungen in Ländern und Kommunen. Maßnahmen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe für Kommunen zum Beispiel mit Altschulden und hohen Kassenkrediten (...) werden in die Prüfung einbezogen.“

Als Ergebnis der Kommission hat die Bundesregierung im Kabinettsbeschluss vom 10. Juli 2019 die Voraussetzungen für eine kommunale Entschuldung benannt. Erstens: Es muss einen nationalen politischen Konsens geben. –

(Staatsministerin Doris Ahnen: Dann tun Sie doch etwas dafür!)

Danke schön, Frau Ahnen. Sie haben sich doch hereingestritten in diese Kommission.

(Abg. Dr. Tanja Machalet, SPD: Was?)

Sie haben doch den stellvertretenden Vorsitz in dieser Arbeitsgruppe „Kommunale Altschulden“ bekommen und können nichts liefern.

(Zuruf der Ministerpräsidentin Malu Dreyer)

Nationaler Konsens ist das, was Sie liefern müssen, Frau Kollegin.

(Beifall der CDU – Abg. Alexander Schweitzer, SPD: Das ist doch kein Vorwurf! Das ist die Bestätigung!)

Zweitens: Sicherstellen, dass eine neue Verschuldung über Kassenkredite nicht mehr stattfindet. – Auch das müssen Sie bringen.

Drittens: Die betroffenen Länder müssen sich an der Entschuldung signifikant beteiligen. –

(Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Genau! – Zuruf der Abg. Dr. Tanja Machalet, SPD)

Weitere Ergebnisse der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ lauten: „Für die ungleiche Höhe der kommunalen Altschuldenstände ist nicht primär der Bund verantwortlich.“ Das haben Sie mitgezeichnet.

(Beifall bei der CDU)

Das hören Sie nicht gerne, aber Tatsache ist, dass die Altschuldenproblematik in Rheinland-Pfalz nicht dadurch bedingt wurde, dass der Bund zum Beispiel Kosten der Unterkunft in zu geringem Maße bezahlt hat.

Es ist nicht so, dass die Soziallastenquote für uns besonders gering ausfällt. Es ist auch nicht so, dass wir bei den Steuereinnahmen signifikant hinter andere Länder zurückfallen. Es ist ein hausgemachtes Problem 30 Jahre SPDgeführter Landesregierungen, meine Damen und Herren.

(Beifall der CDU)

Das, was Olaf Scholz jetzt erneut fordert, nämlich eine Entschuldung der Kommunen auch durch den Bund, also die Entschuldungshilfe, begrüßen wir, wenn es sie denn gibt; denn der Scholz-Vorschlag

(Abg. Martin Haller, SPD: Sagen Sie das mal Ihren Bundestagsabgeordneten, damit sie das begrüßen!)

hat folgende Problemlage: Er ist nicht abgestimmt. Das ist das Hauptproblem. Das mag eine Wahlkampfhilfe sein. Der Einzige, der bis heute hier eine Wahlkampfrede gehalten hat, waren Sie, sehr geehrter Herr Kollege Schweitzer.

(Heiterkeit des Abg. Martin Haller, SPD)

Am Thema vorbei. Es ist aber eine Wahlkampfhilfe für die Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen, vielleicht auch für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz. Er vermischt zur Unzeit Corona-Hilfen mit der Frage der Altschulden.

(Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Schade!)

Die Frage für uns ist: Wo stehen wir, und wer trägt dafür die Verantwortung?

(Abg. Dr. Tanja Machalet, SPD: Die Frage ist: Wo stehen Sie?)

Wir haben seit Jahren ein besonderes Problem mit den fehlenden Einnahmen aus dem kommunalen Finanzausgleich. Wir haben seit Anfang der 2000er-Jahre einen Anstieg der kommunalen Liquiditätskredite von 780 Millionen Euro auf fast 6 Milliarden Euro Ende des Jahres 2018. Wir haben in Rheinland-Pfalz nach dem Saarland und NordrheinWestfalen die am höchsten verschuldeten Kommunen in ganz Deutschland. Sie befrachten den kommunalen Finanzausgleich mit fast 430 Millionen Euro jährlich und über 12 Milliarden Euro seit dem Jahr 1991.

Meine Damen und Herren, die laufenden Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht sind doch nicht ohne Grund eingereicht worden.

(Zuruf des Abg. Alexander Schweitzer, SPD)

Die haben doch einen signifikanten Grundsatz, dass sie nämlich nicht ordentlich ausgestattet sind.

(Beifall bei der CDU)

Ich darf aus dem Abschlussbericht zitieren: „Konsens besteht aber darin, dass ein mögliches Engagement des Bundes

(Glocke des Präsidenten)

zur Voraussetzung hat, dass seitens der betroffenen Länder (...) erhebliche und auf Dauer angelegte Eigenanstrengungen zur Lösung der Altschuldenproblematik zugesichert und nachweisbar umgesetzt werden.“ Sie müssen Hausaufgaben machen.

Was noch dazukommt, erläutere ich in der zweiten Runde.

Vielen Dank.

(Beifall der CDU)

Für die SPD-Fraktion spricht die Abgeordnete Frau Dr. Machalet.