Meine Damen und Herren, für uns als AfD ist es eine Herzensangelegenheit, dass sich junge Menschen mit unserem Land und unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung identifizieren.
Das können sie aber nur, wenn sie über ein ausreichendes Maß an Wissen, vor allem in Geschichte und Sozialkunde verfügen.
Auch unsere Gesamtschüler sollten die Möglichkeit haben, dieses Wissen zu erwerben. Wir bitten Sie daher um Zustimmung zu unserem Antrag und damit auch zum Beschluss des rheinland-pfälzischen Schülerparlaments.
Danke. – Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Herr Frisch, bevor ich mit meinen Ausführungen anfange und einige Mythen, die Sie hier wieder gesät haben, vielleicht einmal in die richtige Ordnung bringe, möchte ich Ihnen eines mitgeben. Sie sind ja nicht nur Kollege im Landtag, Sie sind ja auch Lehrerkollege. Zu der der Art und Weise, wie Sie sich jetzt wieder hier präsentiert und wie Sie wieder ausgeteilt haben, muss ich Ihnen sagen: Gelungene Demokratiepädagogik hängt in meinem Blick vor allem von einer Sache ab, und zwar wie man als Lehrer vor den Schülern auftritt, ob man ein demokratisches Vorbild ist, die Meinungen anderer zulässt und schlussendlich auch, ob man alle Menschen in einem Land gleichermaßen akzeptieren kann.
Wenn man das macht, dann braucht man nicht mehr viel dazu zu würzen; denn das ist das Entscheidende, man lernt am Vorbild. Das wäre schon einmal das Allererste.
(Beifall der SPD, bei FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Dr. Timo Böhme, AfD – Zuruf des Abg. Dr. Jan Bollinger, AfD)
Ich komme erst einmal zu dem, was Sie hier gestreut haben. In Rheinland-Pfalz – das sollten wir vielleicht als Erstes feststellen – bekommt jeder Schüler und jede Schülerin eine umfassende Bildung im Bereich der Gesellschaftsund Sozialwissenschaften.
Um das sicherzustellen, werden an allen weiterführenden Schulen in unserem Land insgesamt 19 Wochenstunden in diese wichtigen Schulfächer von der 5. bis zur 10. Klasse investiert. Das ist überall gleich. Das formulierte Ziel ist, den Kindern und Jugendlichen einen umfassenden Blick auf ihre Umwelt zu ermöglichen, die gesellschaftlichen Diskurse verstehen zu lernen, Zusammenhänge selbst zu erkennen, und schlussendlich ist es vor allem auch das Ziel, die Erziehung zu einem mündigen Staatsbürger, zu einer mündigen Staatsbürgerin zu vervollständigen.
Es gibt verschiedene Wege, dies erfolgreich zu tun. Herr Frisch, anders als Sie habe ich diese Erfahrung jahrelang an einer IGS gemacht. Sie waren immer an einer berufsbildenden Schule. Ich weiß auch gar nicht, wovon Sie manchmal sprechen, Sie waren nämlich mit erwachsenen Schülern unterwegs.
Das Fach Gesellschaftslehre, so habe ich es erfahren, birgt nämlich eine ganze Menge an Chancen. Schon früh kommen Schülerinnen und Schüler mit gesellschaftsrelevanten Themen in Berührung. Sie werden begleitet, wenn sie nach und nach Rechte und Pflichten übernehmen dürfen, ob es nun der Ferienjob ist, dem sie zum ersten Mal in diesen Sommerferien nachgehen, oder die Tatsache, dass sie mit 14 Jahren bereits bedingt strafmündig sind oder bald schon ihre erste Urlaubsreise alleine antreten möchten. Durch entsprechende frühzeitige Schwerpunktsetzungen in diesem Fach können die Kinder und Jugendlichen auf diese Meilensteine umfassend vorbereitet werden.
Der Interessenmoment – das ist übrigens der entscheidende didaktisch-methodische Moment – kann zielgenauer getroffen werden, zum Beispiel dann, wenn die Kinder sich für Asterix und Obelix interessieren oder vielleicht sogar Latein als erste Fremdsprache haben; denn dann kann man auch die Ägypter und Römer im Arbeits- und Lehrplan wiederfinden.
Wenn eine Schülerin nicht nur etwas über den Regenwald am Äquator lernen möchte, sondern auch die sozialen Folgen der Rodungen für die Bewohnerinnen und Bewohner diskutieren möchte, dann wird das Thema ganzheitlich betrachtet und somit stärker vertieft.
An den Integrierten Gesamtschulen hat man sich deshalb bereits nicht erst neuerdings, sondern schon vor 30 Jahren dazu entschieden, anstelle der drei genannten Fächer ein neues Fach, das Fach Gesellschaftslehre, einzuführen.
Hier lernen die Schülerinnen und Schüler gesellschaftliche Phänomene in einer fächerübergreifenden Art kennen. Es wird Ihnen auf diese Art und Weise ermöglicht, einzelne Lernfelder intensiver zu bearbeiten.
Jede IGS in Rheinland-Pfalz ist eine Teamschule. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten in sogenannten Jahrgangsteams zusammen, treffen sich wöchentlich, entwerfen gemeinsame Unterrichtseinheiten, und planerisch wird in der Regel versucht, Fächer wie Gesellschaftslehre in ein Band zu legen, also gleichzeitig stattfinden zu lassen. So sind bei guter Planung verschieden ausgebildete Kollegen zusammen, um alle drei Fächer fachlich darzustellen. So ist das in der Realität gedacht.
Den Realschulen ist es selbst überlassen, entweder Gesellschaftslehre oder Einzelfächer zu unterrichten. Das haben Sie hier vermischt. 78 von 184 Realschulen plus in unserem Land haben sich für Gesellschaftslehre entschieden, sie haben dann aber auch die Aufgabe, das in ihrem pädagogischen Konzept niederzuschreiben und zu verwirklichen.
Wollen Sie tatsächlich all diesen hochausgebildeten Kollegen in den Gesamtkonferenzen jegliche Sachkompetenz abschreiben? – Das frage ich mich manchmal.
Genau. Es geht Ihnen nämlich gar nicht darum, irgendwen zu schützen, sondern Sie wollen vorschreiben, wie es zu laufen hat.
Wir jedenfalls glauben, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, diese wichtigen Inhalte auch tatsächlich zu vermitteln. Wir sehen deswegen keinen Regelungsbedarf und wollen auch nicht daran rütteln, dass die Einzelfächer im Gymnasium weiterhin unterrichtet werden, und lehnen deswegen beide Anträge ab.
Verehrte Frau Kollegin Kazungu-Haß! Was Sie zur Demokratieerziehung gesagt haben, ist vollkommen richtig. Dem kann ich nur zustimmen. Aber weil Sie in meine Richtung geschaut haben und ich mich jetzt doch angesprochen fühle, möchte ich sagen, ich kann Ihnen versichern, dass auch in meinem Unterricht selbstverständlich kontrovers diskutiert wurde und dass es bei uns – im Gegensatz zu vielen anderen Berichten von Sozialkundelehrern, die ich gehört habe – sehr vielfältig und plural gehandhabt wurde und dass auch in die Tiefe und über verschiedene Aspekte einzelner Themen diskutiert worden ist.
(Abg. Jutta Blatzheim-Roegler, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich kenne ein paar Ihrer Schüler, sie sagen etwas anderes!)
Wenn Sie zum anderen auf die didaktischen Vorteile eines gemeinsamen Unterrichtsfachs hinweisen, ist in diesem Plenum sicherlich nicht die richtige Stelle, im Detail darüber zu diskutieren. Aber gerade von den Fachwissenschaften her und von den Hochschulen her wird doch kritisiert, dass die Fachsystematik und die Struktur der einzelnen Fächer in einem solchen gemeinschaftlichen Fach verloren gehen. Wenn dies im Schülerlandtag von Schülerseite so dezidiert und pointiert vorgetragen wird, ist es offensichtlich doch so, dass die Schüler dies als defizitär erleben. Sie haben ausdrücklich darauf hingewiesen – ich war bei dieser übrigens sehr interessanten Debatte dabei –, dass sie sich gegenüber den Gymnasiasten in der Tat benachteiligt fühlen, und sie haben den Eindruck – dieser Eindruck ist sicherlich nicht von ungefähr formuliert –, dass sie nachher weniger qualifiziert ins Abitur geführt werden als ihre Kollegen vom Gymnasium. – Ich finde es schon relativ billig, wie Sie das einfach vom Tisch wischen. Wir müssen diese Kritik der Schüler sehr ernst nehmen, und ich halte sie auch für gerechtfertigt. Das ist der Hintergrund unseres Antrags.
Deshalb wollen wir, dass wir zumindest darüber nachdenken, diese Fächer wieder differenziert zu unterrichten, um unseren IGS-Schülern die gleiche Qualifikation an die Hand zu geben wie ihren Kolleginnen und Kollegen am Gymnasium.
Herr Kollege Frisch, es tut mir wirklich leid, dass ich Sie hier mit Details langweile oder vielleicht auch herausfordere; denn ich glaube, darum ging es uns eigentlich. Wir wollten detailliert besprechen, wie wir mit Ihrem Antrag umgehen. Diesen Antrag habe ich wertgeschätzt, indem ich tatsächlich einmal nachgeschaut habe, worum es denn bei Ihrem Thema geht.
Ihnen geht es jetzt darum, die Schüler ein Stück weit in Haft zu nehmen für Ihre eigene Sache. Das finde ich ein wenig – wie haben Sie sich ausgedrückt? – „billig“; denn das ist vielleicht auch nicht ganz genau die Diskussion gewesen, die Sie hier nur in Teilen wiedergegeben haben.
Wir haben überhaupt nicht gesagt, dass wir gegen die Herangehensweise an den Gymnasien sind. Legen Sie uns nichts in den Mund, was überhaupt niemals stattgefunden
hat. Wir haben gesagt, es gibt verschiedene Herangehensweisen, und ich habe Ihnen auch erklärt, dass es an einer IGS völlig anders geplant wird. Das können Sie jetzt einfach zur Kenntnis nehmen und immer noch schlecht finden, aber es sind eben zwei verschiedene Möglichkeiten. Das habe ich am Anfang meiner Rede gesagt. Es ist manchmal einfach so, dass es verschiedene Sichtweisen auf eine Sache gibt. Leben Sie damit!
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist eine alte Forderung der CDU-Fraktion, am Fachlehrerprinzip festzuhalten. Ich denke, diese Forderung wird immer wichtiger. Seit 1999, als das Unterrichtsfach Gesellschaftslehre eingeführt wurde, fordern wir, dies rückgängig zu machen und die drei Einzelfächer Geschichte, Erdkunde und Sozialkunde wieder einzeln zu unterrichten.
Auch bei dem vor einigen Jahren eingeführten Fach NaWi ist schwer zu gewährleisten, dass alle Lerninhalte der verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächer angemessen unterrichtet werden können. Es zeichnet sich in der Tat ab, dass Schulabgänger ein sehr unterschiedlich fundiertes fachspezifisches Wissen aufweisen und damit letztendlich wirkliche Wissenslücken haben und somit natürlich auch eine schlechtere Voraussetzung für die Ausbildung oder vielleicht auch für das Studium.