2. Wie viele Jugendliche wurden von den Coaches, die in den Handwerkskammern schon seit Längerem im Einsatz sind, in 2016 und 2017 betreut und wie viele davon in eine berufliche Ausbildung vermittelt?
3. Wie bewertet die Landesregierung den Beitritt der DEHOGA zu diesem Projekt, insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels?
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der konjunkturelle Aufschwung ist ungebrochen. Das anhaltende Wachstum der deutschen Wirtschaft verstärkt die Fachkräftenachfrage. Nach Angaben des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung können zwei von drei ausgeschriebenen Stellen von Unternehmen nur schwer, mit großer Zeitverzögerung oder überhaupt nicht besetzt werden.
Investitionen in die Aus- und Weiterbildung sind notwendig; denn qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für eine solide Basis an Fachkräften. Die berufliche Ausbildung ist für die Nachwuchssicherung der Unternehmen unverzichtbar. Für die Jugendlichen schafft sie gute Aussichten auf eine berufliche Karriere. Einige Branchen stehen bei der Sicherung des Fachkräftenachwuchses aufgrund von sinkenden Jahrgangsgrößen, eines veränderten Bildungsverhaltens durch die Akademisierung und eines schlechten Images einiger Berufe vor besonderen Herausforderungen. Vor allem im Handwerk und im Gastgewerbe bleiben Ausbildungsstellen unbesetzt.
Strategien zur Fachkräftesicherung haben die Landesregierung und die Partner des rheinland-pfälzischen Ovalen Tisches für Ausbildung und Fachkräftesicherung vereinbart. Die duale Berufsbildung in Rheinland-Pfalz soll weiter gestärkt werden. Dabei bekennen wir uns zur Gleichwertigkeit der betrieblichen und der akademischen Ausbildung.
Das Wirtschaftsministerium investiert zusammen mit den Handwerkskammern und der Bundesagentur für Arbeit in die berufliche Ausbildung. Mit Unterstützung von Coaches sollen junge Menschen nach längerer vergeblicher Ausbildungsplatzsuche leichter eine Ausbildung finden und gut ins Berufsleben starten. Mit diesem Instrument, das seit 2014 im Einsatz ist, erhalten Jugendliche und Betriebe individuelle und passgenaue Unterstützung bei ihrer Suche nach einer Ausbildungsstelle bzw. nach einem Auszubildenden.
Zu Frage 1: Die Erfahrungen, die wir mit dem CoachingAnsatz machen, sind rundum positiv. Maßgeblich hierfür sind die individuelle Beratung und Betreuung und die Verzahnung der verantwortlichen Akteure durch die gemeinsame Projektfinanzierung und Flexibilität der Förderung durch eine Kooperationsvereinbarung. Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, werden den Coaches für betriebliche Ausbildung der Handwerkskammern von der Berufsberatung der Arbeitsagenturen zugewiesen.
Die Coaches kümmern sich um die jungen Menschen und beraten und unterstützen sie bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Coaches beraten Mitgliedsbetriebe und suchen eine passgenaue Ausbildung für die Jugendlichen. Jugendliche und Betriebe werden bei Problemen vor und während der Ausbildung kompetent unterstützt.
Im Jahr 2015 vereinbarten die Bundesagentur für Arbeit, die Handwerkskammern und das Wirtschaftsministerium, die Förderung auszubauen und Migrations- und Flüchtlingscoaches einzusetzen. Die Coaches, oftmals mit einem eigenen Migrationshintergrund, beraten und betreuen Jugendliche mit Migrationshintergrund und in den letzten Jahren zugewanderte ausländische Jugendliche. Ziel ist es, diese in eine Einstiegsqualifizierung, ein betriebliches Langzeitpraktikum oder in eine berufliche Ausbildung zu vermitteln.
Die Handwerkskammern bezeichnen das Förderprogramm als das erfolgreichste und effizienteste Programm zur beruflichen Integration junger Menschen. Inzwischen wenden auch andere Bundesländer und der Bund den CoachingAnsatz an. Ein Beispiel ist die assistierte Ausbildung der Bundesagentur für Arbeit.
Zu Frage 2: Insgesamt 23,3 Vollzeitstellen werden derzeit in dem Projekt durch das Wirtschaftsministerium, die Handwerkskammern in Rheinland-Pfalz und die Bundesagentur für Arbeit zu je einem Drittel finanziert. Im Jahr 2016 haben die Coaches insgesamt 3.500 Handwerksbetriebe und 1.202 Jugendliche betreut. 229 junge Menschen nahmen mit Hilfe der Coaches eine Ausbildung in einem Handwerksberuf auf und 115 mündeten in eine Einstiegsqualifizierung.
Im vergangenen Jahr haben die Coaches ihre Vermittlungsarbeit weiter gesteigert und insgesamt 5.800 Handwerksbetriebe besucht sowie 1.456 Jugendliche betreut. 839 Ausbildungsplätze warben sie ein. 501 junge Menschen nahmen mithilfe der Coaches eine Ausbildung in
einem Handwerksbetrieb auf. 311 Jugendliche mündeten in eine Einstiegsqualifizierung, und 284 wurden unmittelbar nach der Einstiegsqualifizierungsmaßnahme in eine Ausbildung in 2017 übernommen. 1.096 junge Menschen haben mithilfe der Coaches damit eine Chance erhalten, gut ins Berufsleben starten
Zu Frage 3: Das erfolgreiche Projekt der Coaches für betriebliche Ausbildung wird 2018 auf den Hotel- und Gaststättenbereich erweitert. Damit möchten die drei Projektpartner, also Bundesagentur, Hotel- und Gaststättenverband Rheinland-Pfalz und das Wirtschaftsministerium auf den Fachkräftemangel reagieren und mithilfe der Coaches auch im Hotellerie- und Gaststättengewerbe mehr Jugendliche an eine Ausbildung heranbringen.
Die Ausweitung auf den DEHOGA-Bereich ist ein wichtiger Schritt, um auch im Hotel- und Gaststättenbereich mehr Fachkräfte auszubilden und so langfristig Betriebsnachfolgen innerhalb der Branche zu ermöglichen. Das Programm wird stufenweise aufgebaut. Der erste Coach startet in einer Pilotphase am 1. März im Agenturbezirk Bad Kreuznach; zwei weitere Coaches werden am 1. Juli und am 1. Oktober 2018 ihre Arbeit aufnehmen.
Vielen Dank für die Ausführungen. Eine Frage: Inwieweit arbeiten die Coaches mit den Berufslotsen oder den Jobfüxen zusammen, die an den Schulen angesiedelt sind?
An den Schulen sind Berufslotsen und Jobfüxe, die auch genau versuchen, die Jugendlichen so weit zu bringen, dass der Jugendliche weiß, in welche Richtung er eine Ausbildung machen will. Sie geben ihm auch Unterstützung. Inwieweit gibt es eine Zusammenarbeit zwischen den Coaches und diesen Berufslotsen oder Jobfüxen?
Frau Kollegin, die Coaches üben noch einmal eine andere Tätigkeit aus, weil sie die Jugendlichen nicht einfach nur auf die Idee bringen, eine Ausbildung aufzunehmen, sondern sie auch während der Ausbildung begleiten. Es
tauchen während Ausbildungen manchmal kurzfristige Enttäuschungen auf. Der Coach hilft dann unter Umständen, einen Frustrationsmoment zu überwinden, um bei der Ausbildung zu bleiben, sodass es sich um mehr als einfach nur die Vermittlung in eine Ausbildung handelt.
Es geht um die Begleitung des Ausbildungsverhältnisses. Es wird auch vermittelt, wenn Probleme zwischen dem Ausbilder im Betrieb und dem Auszubildenden auftauchen. Infolgedessen sind es unterschiedliche Tätigkeiten, die sich ergänzen, aber es stellt nicht eine doppelte Tätigkeit dar.
Herr Minister, vielen Dank für die Ausführungen. Die beeindruckenden Zahlen führen mich zu den Fragen, wie Coaches rekrutiert werden und welche Qualifikation vorausgesetzt wird, damit man diese Aufgabe übernehmen kann.
Selbstverständlich muss eine Qualifikation da sein. Ich habe vorhin ausgeführt, wir setzen gezielt Coaches ein, wenn es beispielsweise um das Coaching von Jugendlichen mit Migrationshintergrund geht, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Es geht um eine sehr praxisnahe, lebensnahe und realitätsnahe Begleitung und ganz konkrete Hilfe und weniger darum, theoretische Kenntnisse zu vermitteln.
Der Jugendliche kann sich beispielsweise an seinen Coach wenden und sagen, ich fühle mich von meinem Ausbilder nicht verstanden, oder ich habe den Eindruck, der mag mich nicht. Dann wird ein vermittelndes Gespräch geführt. Es ist also ganz konkrete Hilfe in sehr vielfältigen Bereichen. Damit erreichen wir, jeden Einzelfall sehr individuell zu betreuen. Das ist meines Erachtens auch der Grund, weshalb das Projekt so erfolgreich ist.
Das will heißen, die Coaches müssen eine sehr große Lebenserfahrung haben. Sie müssen mit in der Lage sein, als Mediator zu fungieren, wenn Probleme im konkreten Fall auftauchen, und sie müssen über Fähigkeiten verfügen, das Berufsumfeld zu kennen. Sie müssen die Befähigung zur Begeisterung und zur Motivation haben.
Es ist also keine sehr eingeschränkte berufsspezifische Kompetenz, die nachgefragt wird, sondern es ist für die jeweilige Situation ein sehr breites Spektrum an Kompetenzen, das auch eingefordert wird. Wie wichtig es ist, dass sich die Coaches aus ihren eigenen Erfahrungen in die Situation von Jugendlichen hineinversetzen können, zeigt das Beispiel der Coaches mit Migrationshintergrund für jugendliche Migranten.
Wie das Einstellungsverfahren im Einzelnen aussieht, kann ich Ihnen aus dem Stegreif nicht beantworten. Wir reichen Ihnen gern nach, wie das konkret stattfindet.
Es liegen keine weiteren Zusatzfragen vor. Vielen Dank. Damit ist die Mündliche Anfrage beantwortet.
Wir dürfen weitere Gäste im Landtag begrüßen: eine weitere Gruppe von Schülerinnen und Schülern des MittelrheinGymnasiums Mülheim-Kärlich, Teilnehmer am Landtagsseminars für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums Neustadt an der Weinstraße, 12. Jahrgangsstufe, Leistungskurs Sozialkunde und Vertreter der Ortsgemeinde Bechtolsheim sowie ihre französischen Partner. Herzlich willkommen bei uns!
Ich rufe die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Andreas Hartenfels und Dr. Bernhard Braun (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Status des Windenergieausbaus in Rheinland-Pfalz – Nummer 5 der Drucksache 17/5450 – betreffend, auf.
2. Welche wirtschaftlichen und Arbeitsplatzeffekte werden durch erneuerbare Energien in Rheinland-Pfalz erzielt?
3. Wie viele Treibhausgasemissionen wurden bzw. werden durch die erneuerbaren Energien in RheinlandPfalz eingespart?
4. Wie bewertet die Landesregierung die im Entwurf des Koalitionsvertrags niedergeschriebenen Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien auf Bundesebene?