Wir hatten einmal Projekte wie den Waldkindergarten. Wir brauchen keinen Tabletkindergarten. Kinder sollen spielen, die Natur erfahren, basteln, sich handwerklich betätigen, mit allen Sinnen gerade in diesen ersten Jahren ihre Umwelt erfahren. Wir wissen aus vielen Studien – nicht nur von Professor Spitzer – der Hirnforschung und Psychologie, dass es kontraproduktiv ist, wenn wir hier in verstärktem Maße digitale Medien einsetzen.
Der große Fehler ist, dass nicht zwischen einer Medienbedienkompetenz und einer Medienmündigkeit unterschieden wird. Die Bedienkompetenz brauchen Sie weder Kindern noch Jugendlichen beizubringen. Das können die in aller Regel besser als wir Erwachsene. Da lerne ich noch etwas von meinen Kindern. Aber die Medienmündigkeit ist das Entscheidende, nämlich mit den Medien verantwortungsbewusst und reflektiert umzugehen. Sie wollen mir doch nicht im Ernst erzählen, dass Sie das über ein
solches Projekt bereits Kitakindern nahebringen können. Das können allenfalls 12- und 13-Jährige, und selbst die noch nicht alle. Jeder, der Kinder hat, weiß, was es für ein Problem ist, selbst mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen über dieses Thema zu diskutieren, weil sie es nicht schaffen, diesen Reizen zu widerstehen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig wäre. Ich halte es für einen großen Fehler, wenn wir das alles immer weiter herunterbrechen, bis hin zum Kindergarten.
Was die Schulen betrifft, gibt es die OECD-Studie „Students, Computers and Learning“, die eindeutig nachgewiesen hat, dass die verstärkte Nutzung digitaler Medien eben nicht per se zu besseren Schulleistungen führt. Stattdessen wird deutlich gesagt – genau das ist unser Konzept –, die Förderung von Grundkenntnissen in Rechnen und Schreiben trägt mehr – ich zitiere – zur Angleichung von Bildungschancen bei, als die Ausweitung und Subventionierung von Zugang zu Hightechgeräten und Dienstleistungen.
Noch ein Letztes. Nutznießer dieser ganzen Entwicklung sind die Anbieter von Hard- und Software: Apple, Bertelsmann, Microsoft und Co.
Ich möchte nicht, dass unsere Kinder dazu missbraucht werden, die Gewinne solcher Konzerne zu erhöhen.
Eine kurze Erwiderung, weil ich im Gegensatz zum Kollegen keinen vorbereiteten Zettel dabei habe; das war eine seltsame Kurzintervention.
Ich will das gerne noch einmal richtigstellen. Ich glaube, Sie müssen mir nicht erzählen – ich habe das entsprechende Fach studiert und mich mit frühkindlicher Entwicklung befasst –,
was notwendig ist, damit Kinder später einmal weiterführende Kulturtechniken lernen können. Natürlich setzt das voraus, dass sie als Erstes motorische Grundfähigkeiten lernen, ansonsten können sie nachher nicht lesen und
schreiben lernen. Wir wollen auch gar nicht Programmieren oder sonst etwas im Kindergarten unterrichten und ins Zentrum unserer Arbeit stellen. Ich habe vorhin erklärt, warum unser Ansatz ein umfassender ist.
Ich habe zum Beispiel von der Einbeziehung der Eltern gesprochen, die dringend notwendig ist. Wir haben doch alle unsere Erfahrungen aus unserem Umfeld. Dort sehen wir doch, dass die Zweijährigen dasitzen und auf dem Tablet herumwischen. Man muss also mit den Eltern reden und sagen, wie pädagogisch verantwortungsvoll mit diesem Ansatz umgegangen wird. Wenn Sie uns etwas anderes unterstellen, ist das grob falsch. Sie negieren das einfach.
Das ist mir wichtig zu sagen. Von daher, glaube ich, sind wir mit altersgerechten Konzepten auf dem richtigen Weg.
Und noch eines, Herr Kollege Frisch: Wir machen das nicht als Selbstzweck. Immer dient dieser Einsatz der neuen Techniken dem pädagogischen Primat, so kann man das nennen. Pädagogik steht oben drüber.
Wenn es da nicht hingehört in die Schule, dann kann es im späteren Studium gemacht werden, wenn sich Menschen spezialisieren wollen.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Als ich Ende der 1970er-Jahre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz Mathematik studierte, befand sich die Informatik noch in den Kinderschuhen. Zwar gab es schon die ersten Computer, aber deren Nutzung war einer kleinen Gruppe von Experten vorbehalten. Auch wir als Lehramtsstudenten beschäftigten uns im Rahmen der numerischen Mathematik mit der Konstruktion von Algorithmen und erstellten Programme zur Lösung mathematischer Probleme.
Da es nur wenige Rechner gab, die ausschließlich von geschultem Personal bedient werden durften, mussten wir diese Programme mithilfe von schreibmaschinenähnlichen Geräten in Lochkarten übertragen, die dann abgegeben und stapelweise von der Maschine verarbeitet wurden. Jeder kleine Tippfehler führte unweigerlich zum Abbruch des Programms und erforderte einen komplett neuen Vorgang, der in der Regel mehrere Stunden dauerte.
denen ich gespannt darauf wartete, ob mein Algorithmus erfolgreich gelaufen war und er auch zu dem gewünschten Ergebnis führte; denn erst dann konnte für einen pflichtbewussten Studenten die Heimfahrt in das ersehnte Wochenende beginnen.
Als viele Jahre später die Computer ihren Einzug in die Schulen hielten, lag es natürlich nahe, auf die numerische Grundbildung der Mathematiker zurückzugreifen und ihnen mangels speziell ausgebildeter Lehrer den Informatikunterricht zu übertragen. So durfte auch ich über viele Jahre hinweg die Schüler mit den Geheimnissen von Hardware und Software vertraut machen.
Dass aus der beschriebenen Notlösung ein Dauerzustand werden würde, war bei ihrer Einführung nicht abzusehen. Erstmals Ende 2016 und dann noch einmal im Dezember 2017 habe ich eine Anfrage an die Landesregierung gestellt, um Auskunft über die Dimension des Problems fachfremder Unterricht an rheinland-pfälzischen Schulen zu erhalten. Dabei kam neben einigen anderen ernüchternden Zahlen auch heraus, dass ein erheblicher Teil des Informatikunterrichts nach wie vor von nicht ausreichend qualifizierten Lehrern erteilt wird. Dies gilt insbesondere für die Realschule plus und die Gesamtschulen, aber selbst in den berufsbildenden Schulen und am Gymnasium lag der Anteil im vergangenen Schuljahr bei etwa 20 %.
Es ist zu begrüßen, dass die CDU-Fraktion das jetzt aufgegriffen hat; denn in der Tat leiden sowohl Schüler als auch Lehrer unter dieser Situation. Gerade aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, in einem extrem innovativen, sich ständig fortentwickelnden Bereich wie der Informatik ohne solides Fachwissen und oft leider auch ohne ausreichende Fortbildungsangebote seitens des Landes den Ansprüchen der Schüler an einen guten Unterricht gerecht zu werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf in der Ausbildung und Einstellung von qualifiziertem Personal. Insoweit können wir dem Antrag der CDU uneingeschränkt zustimmen.
Gleiches gilt für die Forderung nach schnellem Internetanschluss für alle Schulen und einem klaren Konzept zur Betreuung der schulischen Computersysteme. Die hier anfallende Arbeit wird bis heute nahezu ausschließlich auf die Lehrkräfte abgeschoben. Vergleicht man den Umfang der zu erfüllenden Aufgabe mit den dafür gewährten Entlastungsstunden, dann kann man dieses Vorgehen nur als Ausbeutung bezeichnen. Ich habe mehr als einmal erlebt, dass mein für die Systembetreuung zuständiger Kollege das ganze Wochenende an der Schule verbracht hat, damit am Montagmorgen der Informatikunterricht stattfinden konnte. Sollte Zustände sind völlig unhaltbar.
Wenn das Land einen vernünftigen Informatikunterricht und dazu auch eine funktionierende EDV-basierte Schulverwaltung haben will, dann muss man entweder die Kommunen finanziell entsprechend ausstatten oder aber selbst Personal einstellen, das sich um Technik und Administration der Computersysteme kümmert.
In zwei Punkten ist der vorliegende Antrag nach unserer Auffassung zu undifferenziert. So unterscheidet er nicht zwischen den einzelnen Schularten und berücksichtigt daher nicht die besondere Situation der Grundschule. Diesbezüglich haben wir schon mehrfach darauf hingewiesen, dass wir dort einen Computereinsatz im Unterricht aus prinzipiellen Erwägungen nicht für sinnvoll halten. In den ersten Jahren soll das Erlernen von grundlegenden Fähigkeiten wie Rechnen, Lesen und Schreiben im Vordergrund stehen. Nach allem, was wir aus Hirnforschung und Psychologie wissen, ist die Nutzung von Computern dabei eher kontraproduktiv.
Auch im Hinblick auf die weiterführenden Schulen hätten wir uns eine Differenzierung nach Schulformen und Unterrichtsinhalten gewünscht. So ist es sicherlich sinnvoll, flächendeckend eine Grundbildung im Umgang mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbankverwaltung sicherzustellen, weil diese Kompetenzen heute in nahezu allen Berufsfeldern benötigt werden. Ob aber die äußerst anspruchsvolle, die Mehrheit der Schüler überfordernde Erstellung von Algorithmen und Programmen wirklich verpflichtend sein sollte, lässt sich mit Fug und Recht bezweifeln. Die meisten von uns fahren Auto, ohne dass wir in der Lage wären, einen Motor im Detail zu verstehen oder ihn gar zu konstruieren.
Nicht zuletzt klammert der Antrag die Frage nach den Kosten für eine umfassende Digitalisierung der Schulen völlig aus. Hier fallen nicht nur hohe Aufwendungen für die Anschaffung und Wartung von Computern, Whiteboard und Co an, sondern vor allem auch für die regelmäßige Erneuerung dieser Geräte im Zuge des technischen Fortschritts.
Ob es richtig ist, einen großen Teil der begrenzten Ressourcen dauerhaft hierfür einzusetzen, anstatt etwa die Unterrichtsqualität durch eine Verkleinerung der Klassen zu verbessern, ist durchaus fraglich.
Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen: Der Antrag der CDU-Fraktion greift ein wichtiges Thema auf und enthält viele richtige Impulse. Da wir jedoch in einigen Punkten Verbesserungsbedarf sehen, würden wir es begrüßen, im Ausschuss weiter darüber zu diskutieren.