Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dr. Wissing, zunächst einmal möchte ich sagen, so finde ich Debatten gut, wenn man konstruktiv überlegt, in welche Richtung es geht. Es ist ein Problem, das wir nicht von jetzt auf nachher lösen.
Ich weiß auch, dass es nicht allein in Ihrer Obliegenheit liegt. Ich habe einen Punkt angesprochen, nämlich die Schulabsolventen in den Grundschulen. Das ist die Aufgabe des Bildungsministeriums, da muss dringend etwas getan werden, weil wir tatsächlich niemanden auf der Strecke lassen dürfen; ansonsten fehlen uns die Personen in den entsprechenden Bereichen.
Ich weiß, dass Sie immer das Bekenntnis zum Meisterbrief abgeben, und ich weiß auch, dass Sie dafür etwas tun. Das heißt aber nicht, dass man es nicht immer wieder betonen
muss, weil es auch sehr viele gibt, die das völlig anders sehen, zumeist praxisfremd, aber damit völlig vergessen, dass dieser Meisterbrief auch eine Qualifikation, ein Siegel ist für diejenigen, die ihn in Anspruch nehmen, nämlich für die Auftraggeber. Von daher sollten wir alles dafür tun, dass dieser Meisterbrief, der der dualen Ausbildung so naheliegt, auch weiterhin gestärkt wird und erhalten bleibt.
Als dritten Punkt muss ich sagen, die Debatte heute zu führen, ist genau richtig. Manchmal wird gefragt, welchen Bezug bestimmte Themen zu Aktuellen Debatten haben. Sie haben es aber auch selbst ausgeführt: Am 1. August hat das neue Ausbildungsjahr begonnen. Von daher ist es entscheidend, jetzt darüber nachzudenken.
Wir alle bekommen in der Praxis mit, dass der Transport des Interesses, welche Berufssparte man ergreifen kann, nach wie vor in den Schulen noch zu wenig ausgeprägt ist. Wenn einmal im Jahr, eher in den gymnasialen Bereichen, der Lions Clubs oder der Rotary Clubs eine Berufsberatung macht, dann ist dies ehrenvoll und schön; aber eigentlich wäre es eine politische Aufgabe, dort mehr dafür zu tun, dass junge Menschen ein breites Interessenspektrum dargestellt bekommen, um zu wissen, was in der Praxis eigentlich passiert und wie es dort umgesetzt wird.
Deshalb ist es so wichtig – das darf ich vielleicht schon für die morgige Debatte vorwegnehmen –, dass Sie den Sozialkundeunterricht entdecken. Darüber sind wir überrascht. Es gibt einen Ergänzungs-, Änderungs- oder Ausweitungsantrag – wie auch immer –, weil man es nicht einfach ablehnen will, wenn man merkt, dass die CDU recht hat. Wir werden uns genau anschauen, wie dieser Antrag aussieht.
Sie als regierungstragende Fraktion und hoffentlich auch die Landesregierung bekennen sich dazu, dass der Sozialkundeunterricht gestärkt werden muss. Das gilt gerade für die Frage der ökonomischen Bildung. Unternehmer und Selbständige sind keine Feinde. Das ist nicht mehr als angebracht und aller Ehren wert. Ich sage jetzt nicht, wer es erfunden hat. Ich bin immer froh, wenn es aufgenommen wird.
Genauso hat es gestern die Frau Ministerpräsidenten beim Opferschutzbeauftragten gemacht. Wir sind dankbar, wenn Sie die Ideen mitnehmen.
Last but not least – dann komme ich zum Ende – würden wir uns auch sehr freuen, wenn Sie uns bei den digitalen Lernzentren 4.0, die auch von den Kammern gefordert werden, unterstützen und unserem Vorschlag folgen könnten. Ich glaube, da brechen Sie sich nichts ab, weil es im Interesse dieses Landes ist.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Für all diejenigen, die dem dreigliedrigen Schulsystem und der Hauptschule noch hinterhertrauern und das als Grund dafür sehen, dass wir mehr Anstrengungen im dualen System brauchen, sage ich Folgendes: Das ist eine etwas merkwürdige Diskussion, weil wir gerade durch die Realschulen plus und integrierten Gesamtschulen viel mehr junge Menschen, Schülerinnen und Schüler mit berufsorientierten und praktischen Maßnahmen in der Schule erreichen, als es in dem dreigliedrigen System der Fall gewesen ist.
(Abg. Uwe Junge, AfD: Eine Behauptung! – Abg. Christian Baldauf, CDU: Sozialistisches Dummgeschwätz!)
Herr Baldauf, wenn Sie sagen, niemand darf auf der Strecke bleiben, dann sollten Sie sich vielleicht ab und zu mit Ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Bildungsbereich unterhalten. Die Landesregierung tut wirklich sehr viel dafür, dass kein junger Mensch auf der Strecke bleibt und alle einen ordentlichen Schulabschluss bekommen. Ich erinnere an das Projekt „Keiner ohne Abschluss“, in dem sich sehr intensiv um diesen Bereich gekümmert wird. Aber das wird auch sehr intensiv in den Berufsvorbereitungsjahren gemacht.
Ich möchte noch ein Wort zu den berufsbildenden Schulen als zentraler Partner in der dualen Ausbildung sagen. Hier ist es uns ganz besonders wichtig, dass wir für gute Rahmenbedingungen sorgen. Die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte ist der eine Punkt, der sehr wichtig ist, aber auch eine gute Unterrichtsversorgung ist zu nennen. Diese ist im Moment bei den berufsbildenden Schulen so gut wie noch nie. Wir werden sie weiter intensivieren.
Bezüglich der Ergebnisse über die berufsbildenden Schulen der Expertenkommission, die sich unter anderem mit der Frage des dualen Systems beschäftigt hat, kann ich sagen, das werden wir demografiefest weiterentwickeln.
(Abg. Christian Baldauf, CDU: Drückt doch einfach jedem ein Abi in die Hand, und dann habt Ihr Ruhe!)
Es gibt zum Beispiel das Modellprojekt „Berufsschule 2020“. Ich glaube, Frau Kollegin Blatzheim-Roegler hat es gesagt. Es ist ganz wichtig, um Fachklassen in der Fläche zu halten. Das gehört auch zu dem Punkt, gute Rahmenbedingungen zu bilden, damit junge Menschen
Die Frage des Berufes in Teilzeitausbildung wird in Zukunft immer wichtiger werden. Insofern sind wir uns der Bedeutung der dualen Ausbildung für die Gesellschaft bewusst und wollen dies gemeinsam mit allen Partnern zusammen stärken und leisten als Land unseren Anteil dazu sehr gerne.
Zum Ende möchte ich noch einmal allen, die Kinder, Enkelkinder oder sonst etwas haben, empfehlen, geben Sie ihnen die App „Zukunft läuft“, mit ihr kann man schon einmal ausprobieren, in welche Richtung vielleicht eine duale Ausbildung im Leben gehen kann.
Sehr verehrtes Präsidium, liebe Kollegen! Frau Brück, ich höre Ihnen immer zu. Das halte ich hier fest.
Ich halte auch fest, Deutschland, die Schweiz, Österreich haben unter allen Industrienationen und Industrieländern die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit. Gleichzeitig haben sie die niedrigste Akademikerquote und ein entwickeltes System beruflicher Bildung. Das sind die Zusammenhänge.
Ich stimme Herrn Nida-Rümelin zu, wenn er sagt, wir brauchen das offene Bekenntnis zu einem deutschösterreichisch-schweizerischen Sonderweg in Europa, den es zu verteidigen gilt.
Sie hätten die Chance gehabt, der langfristigen Strategie der EU, den deutschen Meister aufs Abstellgleis zu schicken und im Grunde genommen einzuhegen, ein klares Signal entgegenzusetzen. Im Mai 2017 haben wir den Antrag „Deutschen Meister nicht ins Handwerk pfuschen – Dienstleistungspaket der EU zurückweisen“ gestellt. Da habe ich sehr viel „EU“ gehört, wenig Bekenntnis zu diesem deutschen Sonderweg, der uns eine geringe Jugendarbeitslosigkeit beschert. Ich hoffe, dass wir da mehr erleben werden.
Eine Konsequenz für die Landespolitik wäre zum Beispiel eine kostenfreie Meisterausbildung. Das wäre die Konsequenz, die wir fordern. Seit Jahren fordern wir sie.
Sie sagen, die haushaltspolitischen Möglichkeiten geben das nicht her. Wenn das Studium doch kostenfrei ist, dann muss auch die Anschlussqualifikation für die duale Ausbildung kostenfrei sein.