Gerade der Wahlpflichtbereich mit den grundlegenden Unterrichtsprinzipien Berufsorientierung, Ökonomische Bildung und Informatische Bildung steht für eine Verbindung von Theorie und Praxis. Auch damit stehen die Realschulen plus für den Aufstieg durch Bildung.
Die Realschulen plus vermitteln Bildung, Werte und Chancen. Digitalisierung und MINT sind weitere wichtige Be
standteile. Darüber hinaus ermöglicht das Fachoberschulangebot an Realschulen plus den Erwerb der Fachhochschulreife.
Die rheinland-pfälzischen Realschulen plus haben mit der Klassenmesszahl 25 die kleinste Klassenmesszahl aller weiterführenden Schulen in der Orientierungsstufe. Sie haben landesweit die kleinsten Klassen dieser Schulen, zwischen 20 Schülerinnen und Schülern in Klassenstufe 5 und 23 in Klassenstufe 10.
Die Schüler-Lehrer-Relation hat sich in den vergangenen 10 Jahren stetig verbessert. Im Schnitt steht eine Lehrkraft für 13 Schülerinnen und Schülern zur Verfügung.
Den Realschulen plus stehen 9.500 zusätzliche Stunden – das sind umgerechnet rund 351 Lehrerstellen – für individuelle Förderung und Sprachförderung zur Verfügung. An jeder Realschule plus gibt es eine Schulsozialarbeiterin oder einen Schulsozialarbeiter.
Wie ich gestern bereits gesagt habe, sind die Herausforderungen für die Realschule plus ohne Zweifel groß. Heterogenität, Integration und Inklusion sind dort Tag für Tag wichtiger Teil der pädagogischen Arbeit. Deshalb ist im aktuellen Doppelhaushalt vorgesehen, für alle Realschulen plus, und zwar unabhängig von deren Größe, das Amt des didaktischen Koordinators bzw. der didaktischen Koordinatorin einzuführen. Damit erfahren die Schulleitungsteams eine weitere Stärkung.
Auch darüber hinaus werden wir die Realschulen plus künftig weiter unterstützen, weil sie unglaublich wichtige und ganz hervorragende Arbeit leisten. Was die Weiterentwicklung der Realschulen plus anbelangt, sind wir fortlaufend in Gesprächen mit Schulleitung, Personalvertretung und Verbänden.
Zu Frage 3: Der Landeselternbeirat (LEB) ist ein selbständiges Gremium, das zu allen bildungspolitischen Fragestellungen in eigener Verantwortung Stellung nimmt und Position bezieht. Das Ministerium für Bildung pflegt einen offenen und konstruktiven Meinungsaustausch mit den Elternvertretungen, auch bei kontroversen Fragestellungen. Der LEB erhält zu allen relevanten Themen und Schularten umfassende Informationen. Auf das Zustandekommen der internen Willensbildung nimmt das Ministerium für Bildung keinen Einfluss. Das verbietet der Respekt vor dieser Interessenvertretung.
Zu der Pressemitteilung des LEB und zu der Kritik an den Realschulen plus hat bereits ein Gespräch auf Arbeitsebene stattgefunden, und es wird im März ein weiteres Gespräch von mir mit dem Vorstand des LEB stattfinden.
Ahnen damals formulierte Ziel, Schülerinnen und Schüler zu guten und höheren Bildungsabschlüssen zu führen, erfolgreich gewesen sei.
Sie sind aber nicht auf die Verknüpfung, auf die unsere Frage abzielte, eingegangen. Es ging ja darum: Hat das auch dazu geführt, den künftigen Fachkräftebedarf abzudecken? Das war ja damals das Ziel der Ministerin. Die Klagen über den Fachkräftemangel sind allseits bekannt. Sie werden auch von der Politik und von Ihnen nicht bestritten.
Also noch einmal die Frage: Hat es nicht nur zu guten und höheren Bildungsabschlüssen geführt, sondern hat es auch dazu geführt, den Fachkräftemangel zu decken?
Herr Abgeordneter Frisch, wir haben deutschlandweit einen Fachkräftemangel in allen Bundesländern und in allen Bereichen. Die Realschule plus ist die Schulart, die Schülerinnen und Schüler auf das weitere Leben und die duale Ausbildung vorbereitet. Wenn sie weiter auf die Fachoberschule gehen, können sie dort auch eine Fachhochschulreife erlangen und dann ein duales Studium beginnen. Damit können Sie diesen Fachkräftemangel nicht allein beheben und nicht allein abdecken. Das können Sie nicht allein mit einer Schulreform machen. Das wissen Sie genauso gut wie ich.
Aber der Weg, den die Landesregierung gewählt hat, ist, zu sagen, wir fassen beide Schularten zusammen. Wir haben eine Schulart, die unglaublich praxisorientiert arbeitet, die schon ganz früh mit der Berufs- und Studienorientierung anfängt, und zwar mit Blick auf handwerkliche Berufe und Fachkräfteausbildung. Diese Schulart leistet unglaublich viel, und sie trägt unglaublich dazu bei, dass der Fachkräftemangel nicht größer ist, als er heute ist.
Das, was Sie im Moment machen und gestern gemacht haben und heute wiederholen, wird genau zu dem führen, was Sie angeblich anprangern wollen. Es wird dazu führen, dass weniger Kinder auf die Realschule plus gehen.
Es wird dazu führen, wenn Sie sich durchsetzen – ich bin aber der festen Überzeugung und auch der guten Hoffnung, dass Sie das nicht tun werden –, dass Eltern überlegen, ob es Sinn macht, dass ihre Kinder eine Ausbildung machen oder nicht.
Ich finde es schon bemerkenswert, dass Sie einerseits immer für die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung eintreten und andererseits versuchen, die Schulart – ich habe das bereits gestern gesagt –, die am meisten Kinder und Schülerinnen und Schüler in eine Ausbildung entlässt, kaputt zu machen.
Ich weise darauf hin, dass die Opposition die Aufgabe hat, auch die Bildungspolitik in den Blick zu nehmen und bei einem solchen Brandbrief zu reagieren. Das vorab.
Ist es zutreffend, dass sich die didaktischen Koordinatoren – ich gehe davon aus, dass sie ab A 14 bezahlt werden, korrigieren Sie mich, wenn ich da falsch liege – im Grunde genommen
das kann auf kollegiale Art beantwortet werden – in der Schule in Vollzeit nur dem Management oder der Koordination der Heterogenität widmen, also gar nicht mehr unterrichten?
Herr Abgeordneter Paul, ich nehme an, dass Sie auch darüber informiert werden, dass die didaktischen Koordinatorinnen und Koordinatoren das Schulleitungsteam verstärken und es also eine Person mehr im Schulleitungsteam gibt. Sie sind dafür da, genau das Zusammenwachsen aus diesen beiden früheren Schulformen didaktisch zu unterstützen; deshalb heißen sie didaktische Koordinatoren. Sie sind dafür da, diese verschiedenen Bildungsstränge, die früher getrennt gelaufen, jetzt aber in einer Schulart zusammengefasst sind, zu koordinieren und die Schule zu unterstützen, ihr Profil weiterzuentwickeln.
Dazu unterrichten sie weiterhin, und dazu haben sie Anrechnungsstunden und Freistellungsstunden, wie das auch bei den Schulleitungen und allen anderen Schulleitungsmitgliedern der Fall ist.
Frau Ministerin, was sagen Sie zu den zahlreichen kritischen Stimmen, die darauf hinweisen, dass viele klassische Realschüler mittlerweile an die Gymnasien kommen, zum Leidwesen der Realschulen plus, aber nicht zuletzt auch der Gymnasien selbst, die vor organisatorische Schwierigkeiten und vor allem vor die Notwendigkeit gestellt sind, erhebliche Niveauabsenkungen vorzunehmen?
Herr Abgeordneter Schmidt, ich bin der Auffassung, dass jedes Kind den Schulabschluss bekommen sollte, der seinen Leistungen und seinen Fähigkeiten entspricht. Ich halte es für ganz wichtig, die Eltern darüber zu informieren, welche Vielfalt wir an Schulen in Rheinland-Pfalz haben und welche hervorragende und qualitativ gute Arbeit diese Schulen leisten.
Unter anderem auch deshalb haben wir eine Informationskampagne gestartet, um den Eltern, und zwar in der 4. Klasse in den Grundschulen, wenn die Entscheidung ansteht, auf welche weiterführende Schule ihr Kind gehen soll, die Breite unseres Bildungssystems darzustellen und ihnen zu zeigen, dass die Realschulen plus aufstiegsorientiert sind, enorme Chancen bieten und Kinder, die dorthin gehen, unglaublich viel lernen und sowohl theoretische als auch praktische gute Bildung erhalten; denn die Realschulen plus haben Praktika und sind von früh an daran orientiert, Kontakte zu Handwerks- und Industriebetrieben zu knüpfen. Die Schülerinnen und Schüler gehen in diese Betriebe.
All das bieten die Realschulen plus. Darüber müssen Eltern gut informiert sein. Deshalb haben wir den Schulen Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Deshalb unterstützen wir die Realschulen plus dabei, mit den Grundschulen Kooperationen zu bilden, um bei den Beratungsgesprächen und den Elternabenden, wenn es um die Frage geht, in welche Richtung mein Kind gehen soll, gut zu beraten, damit die Kinder dorthin gehen, wo sie mit ihren Fähigkeiten und Leistungen nach der 4. Klasse am besten aufgehoben sind.
Ich sehe es mit Sorge, und ich finde es nicht gut, wenn in der 7. Klasse viele Kinder aus dem Gymnasium wieder auf eine Realschule plus zurückgehen, weil sie dort nicht zurande kommen und vielleicht nicht die Leistung erbringen können, die sie erbringen sollten oder die man braucht, um auf einem Gymnasium zu bleiben.
Das ist für die Kinder und auch für die Eltern nicht schön. Deshalb ist es gut, eine gezielte Beratung zu machen, und deshalb ist es wichtig, den Eltern die Realschule plus vorzustellen und ihnen das zu zeigen.
Ich glaube, ich war in über 30 Realschulen plus in diesem Land, und zwar im ganzen Land. Ich habe gesehen, welche hervorragende Arbeit dort geleistet wird. Gehen Sie einmal dorthin und lesen Sie die Zeitungsartikel über die „Wochen der Realschulen plus“, die nicht bestellt sind. Journalisten gehen da hin, genauso wie Journalisten auch über andere Dinge berichten, die nicht gut laufen. Das will ich überhaupt nicht abstreiten.
Aber wenn Sie sehen, was in Realschulen plus geleistet wird, was die Kinder dort erlernen, was das für fitte, tolle Schülerinnen und Schüler sind, was wir für Schulleitungen dort haben, die engagiert sind, die sich kümmern und die diesen Kindern unglaublich viel mit auf den Weg geben an Abschluss, an Anschluss in eine Ausbildung oder auf
eine weiterführende Schule in Richtung Fachhochschulreife, dann finde ich es wichtig, dass die Eltern wissen, dass es das gibt. Dann bin ich nicht froh darüber, wenn es eine Diskussion gibt, die mit Pauschalurteilen versucht, eine Schulart zu disqualifizieren.
Frau Ministerin, Sie haben die Frage 2 nach meinem Dafürhalten nicht wirklich beantwortet. Hier ging es darum, wie Sie das eigentlich vernichtende Urteil des Landeselternbeirats, Desaster auf allen Ebenen, bewerten. Sie haben zwar gesagt, dass Sie Gespräche führen werden. Wunderbar!