Wir kommen damit zu der Mündlichen Anfrage der Abgeordneten Andreas Hartenfels und Pia Schellhammer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) , FSC®- und Fair-Tree®zertifizierte Weihnachtsbäume in Rheinland-Pfalz – Nummer 5 der Drucksache 17/10791 – betreffend.
1. Welche genauen Kriterien müssen für den Erhalt des FSC-Siegels bzw. Fair Trees-Siegels für Weihnachtsbäume erfüllt sein?
2. Welche Rückschlüsse zieht die Landesregierung vor dem Hintergrund der Bilanz aus der letzten Verkaufssaison aus Angebot, Nachfrage, Preis und Zukunftsaussichten für die Öko-Weihnachtsbäume?
3. Bei welchen Forstämtern in Rheinland-Pfalz können in diesem Jahr FSC-zertifizierte bzw. Fair-Treeszertifizierte Weihnachtsbäume erworben werden?
4. Wie bewertet die Landesregierung die Auswirkungen der FSC-Zertifizierung unserer Wälder in RheinlandPfalz auf die heimische Ökologie?
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Gern beantworte ich die gestellte Frage und beginne mit einer Vorbemerkung. Das FSC-Zertifikat umfasst die Bewirtschaftung des Staatswaldes und damit auch die Rohholzprodukte, die im Staatswald produziert werden, nicht aber Weihnachtsbäume. Nun haben wir ja bekanntlich den gesamten Staatswald FSC-zertifiziert. Das sind über 200.000 ha. Auch konnten wir im letzten Jahr die sogenannte Rezertifizierung erreichen; denn diese Zertifizierung wird alle fünf Jahre überprüft.
Aber es gilt nicht für Weihnachtsbäume. Deswegen haben wir für Weihnachtsbäume einen gesonderten Zertifizierungsprozess mit der entsprechenden Zertifizierungsorganisation unternommen. Wir konnten als Pilotvorhaben im Jahr 2016, bei dem ich persönlich dabei war, im Forstamt Kaiserslautern die ersten FSC-zertifizierten Weihnachtsbäume verkaufen.
nachtsbäume zusätzlich zu dem FSC-Zertifikat nach dem Zertifikat Fair Trees zertifizieren lassen. Damit sind wir wiederum Vorreiter, nicht nur soweit es um ökologische Kriterien, sondern auch soweit es um soziale Kriterien geht.
Damit zu Frage 1: Welche genauen Kriterien müssen für den Erhalt des FSC-Siegels bzw. Fair Trees-Siegels für Weihnachtsbäume erfüllt sein? – Wir haben in RheinlandPfalz insgesamt über 1 Millionen Weihnachtsbäume, die jedes Jahr verkauft werden. Das FSC-Zertifikat bescheinigt, dass der Weihnachtsbaum ohne Mineraldünger und ohne den Einsatz chemischer Unkraut- und Insektenbekämpfungsmittel gewachsen ist. Darüber hinaus ist Voraussetzung, dass FSC-Bäume nur kleinflächig angepflanzt werden, also nicht in Monokulturen, sondern in Mischungen mit anderen Baumarten, mit Büschen und Sträuchern, und damit die Waldflächen besonders ökologisch vorteilhaft werden lassen.
Während FSC-zertifizierte Bäume ohne Pestizide und ohne Kunstdünger garantiert sind, bescheinigt das Fair TreesSiegel nun auch noch ethische Grundsätze bei der Saatgutgewinnung; denn man muss wissen, der beliebteste Weihnachtsbaum, der auch in Rheinland-Pfalz verkauft wird, ist die Nordmanntanne. 80 bis 90 % der Weihnachtsbäume, die überall stehen und Sie auch bei sich zu Hause haben werden, sind Nordmanntannen.
Die Nordmanntannen kommen, anders vielleicht als der Name das sagt, aus Georgien. Sie sind auch keine heimische Art, sondern eine zugewanderte. Es tut mir leid, dass ich damit vielleicht einem Teil des Hauses den Spaß am Weihnachtsbaum ein bisschen einschränke oder vermiese. Das tut mir leid, aber es ist so.
(Heiterkeit bei der SPD – Abg. Alexander Fuhr, SPD: Das steht für Integration! – Heiterkeit des Abg. Martin Brandl, CDU – Zuruf des Abg. Michael Frisch, AfD – Abg. Martin Haller, SPD: Das lassen wir uns nicht kaputtmachen!)
Es ist eine zugewanderte Art. Jetzt kommt ins Spiel, warum dieses Siegel so notwendig ist. Die Sämlinge für diese Art werden nicht hier gewonnen, sondern im Kaukasus, in Georgien, und zwar unter unmenschlichen Bedingungen, unter sozial sehr kritischen Bedingungen, weil die Pflücker, die diese Tannenzapfen pflücken müssen, 40 bis 60 m in die Höhe klettern, um diese Tannenzapfen aus den Bäumen zu holen. Dabei gibt es viele Arbeitsunfälle, es wird schlecht bezahlt, und es herrschen schlechte Bedingungen.
Da setzt dieses Fair Trees-Siegel an. Es garantiert, dass bei der Samengewinnung hohe Arbeitsschutzstandards eingehalten werden, eine gerechte Entlohnung stattfindet
und für jeden verkauften Baum auch ein fester Betrag zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse der Betroffenen gespendet und zur Verfügung gestellt wird.
Ich glaube, dieses doppelte Siegel ist deswegen so wichtig, weil es sowohl ökologische wie auch soziale Kriterien gewährleistet.
Zu Frage 2: Welche Rückschlüsse ziehen wir aufgrund der vergangenen letzten Verkaufssaison? – Wir ziehen angesichts der erfreulichen Nachfrage, die wir festgestellt haben, den Schluss, dass wir dieses Angebot ausweiten werden. Das tun wir auch in dem Bewusstsein und in der Erfahrung, dass es die gestiegene Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach solchen zertifizierten Weihnachtsbäumen gibt. Sie sind noch ein Nischenprodukt, aber sie gewinnen an Marktanteilen.
Zu Frage 3: Bei welchen Forstämtern in Rheinland-Pfalz können diese zertifizierten Bäume erworben werden? – Das sind im Moment die Forstämter Kaiserslautern, Soonwald, Trier, Rheinhessen, Donnersberg, Johanniskreuz, Otterberg und Kusel. Ich lade alle Anwesenden ein, sich zu einem dieser Forstämter zu begeben und einen schönen zertifizierten Nordmannweihnachtsbaum zu erwerben.
Zu Frage 4: Wie bewerten wir die Auswertungen? – Wir gehen davon aus, dass die Vereinbarkeit von Schutz und Nutzung, die im Mittelpunkt der FSC- und Fair TreesZertifizierung steht, sich bewährt hat und damit auch eine struktur- und artenreiche Waldbewirtschaftung garantiert wird, weil FSC Monokulturen und Kahlschläge ausschließt und auf die besondere Berücksichtigung von Arten- und Biotopschutz setzt.
Wir sehen darüber hinaus positiv, dass der Pestizideinsatz im FSC-zertifizierten Wald grundsätzlich unterbleibt. Das war übrigens im Staatswald in Rheinland-Pfalz. Es kann eine behördliche Ausnahme geben, ja, das ist theoretisch zugelassen. In den vergangenen zwei Jahren war das nur ein einziges Mal der Fall. Die Bewirtschaftung ist daher insgesamt auch unter ökologischen Gesichtspunkten als eindeutig positiv zu werten.
Vielen Dank, Herr Präsident. – Die Heiterkeit im Plenum zeigt, wie wichtig es ist, solche Zusammenhänge aufzuzeigen.
Sie haben angesprochen, dass es sich noch um ein Nischenprodukt handelt. Haben Sie Kenntnis darüber, ob es zwischen Kommunen in Rheinland-Pfalz, die Partner
bei den Weihnachtsbäumen, die sie selber aufstellen, sein können, und den Forstämtern, wo die Weihnachtsbäume zertifiziert angeboten werden, Zusammenarbeiten gibt, um die Nische etwas aufzuweiten, oder künftig nicht gute Partner wären, um das Thema weiter ins Bewusstsein zu bringen?
Das sehen wir so. Wir schreiten natürlich voran in Landesforsten und wollen das, was in den aufgezählten Forstämtern stattfindet, Stück für Stück auf alle Forstämter erweitern mit unseren eigenen Landeswaldflächen. Aber wir wissen auch, dass die größten Waldbesitzenden im Land die Kommunen sind. Eine Reihe ist bereits FSC-zertifiziert. Deswegen werben wir auch dort dafür, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen und das zusätzlich mit dem Fair Trees-Zertifikat zu verbinden, um auch den sozialen Aspekt abzudecken.
Herr Staatssekretär, ist es nicht die ökologischste Variante, seinen Weihnachtsbaum hier in heimischen Beständen frisch schlagen zu lassen?
Es ist nicht so, dass die Bäume, die Sie selbst als Weihnachtsbaum nach Hause tragen, hier nicht wachsen würden, sondern aus Georgien kämen. Aus Georgien kommen nur die Sämlinge.
Sehr geehrter Herr Staatssekretär, Forstämter sind auch Wirtschaftsbetriebe in der Holzvermarktung. Wie hoch ist der finanzielle Mehrwert durch die FSC-Zertifizierung?
Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt bei etwa 40 Euro. Daran sehen Sie, dass das ein recht auskömmliches, ein Stückchen schon oberhalb der normalen Preise liegendes Preisniveau ist. Das beantwortet auch die Frage, dass es auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten positiv ist.
Vielen Dank, Herr Präsident. – An den Preisen sieht man, dass Nachhaltigkeit nicht zum Nulltarif zu bekommen ist. Sie haben die FSC-Zertifizierung in Landesforsten angesprochen. Ich glaube, wir sind da vorbildhaft unterwegs. Haben Sie einen Überblick, wie andere Länder in ihren Landesforsten mit diesen FSC-Zertifizierungen unterwegs sind? Sind wir Vorreiter, oder ist das bundesweit Standard?
Nach meiner Kenntnis sind wir die Ersten, die das gemacht haben. Wir waren auch eines der ersten Bundesländer, das den gesamten Landesforstbetrieb nach FSC zertifiziert hat. Wir sind jetzt bei den Weihnachtsbäumen wiederum die Ersten, die das auf die Bahn gebracht haben.