Protokoll der Sitzung vom 26.09.2001

Hauptsache ist, die Investitionen werden getätigt.

Die Nettoausgaben des Haushalts 2002 betragen 7.723 Millionen €. Damit liegt die Steigerung bei nur 0,7 %. Wenn wir keinen Nachtrag gemacht hätten, hätten sie sogar nur bei 0,1 % gelegen. Die Neuverschuldung - wie in der MFP vorgesehen - beträgt 510 Millionen €. - Das ist hoch genug, aber wir haben das eingehalten.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Mehr hätten Sie auch gar nicht gedurft!)

Die Investitionsquote liegt nominal bei 9,3 %. Das ist niedrig, aber ich denke, man muss sehen, dass das niedrige Zinsniveau und vielleicht auch die Maßnahmen des Bundes Investitionen anregen werden, und man muss - so meine ich - die 25 Milliarden € Investitionsbankinvestitionen und 42 Millionen € Krankenhausfinanzierung hinzurechnen, die bisher Investitionen des Landes waren; die werden jetzt getätigt, aber zinsfinanziert. Wenn man die mitrechnet, liegen wir immerhin bei einer Quote von 10,1 %.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Sie können mei- nen Autokauf auch noch dazurechnen! - Weitere Zurufe von CDU und FDP)

Das ist immer noch niedrig.

Meine Damen und Herren, ich habe das schon ein paar Mal gesagt: Durch die Tatsache, dass wir Förderprogramme, auch investive, auf die Investitionsbank übertragen, wird die Investitionssumme im Haushalt niedriger sein.

(Beifall des Abgeordneten Günter Neugebau- er [SPD] - Wolfgang Kubicki [FDP]: Was ist denn mit den Personalkosten der I-Bank?)

Aber die Investitionen bleiben doch erhalten.

Ich sage deshalb: Investitionen in die Zukunft sind viele Ausgaben, die über den strengen haushaltsrechtlichen Begriff hinausgehen. Ein Investitionsquotenfetischismus allein hilft uns nicht,

(Beifall bei der SPD)

sondern wir sollten darauf achten, wie viel Investitionen wirklich möglich sind.

(Lachen bei der CDU - Klaus Schlie [CDU]: Das ist wohl Ausdruck Ihrer Hilflosigkeit!)

(Minister Claus Möller)

Auch für die folgenden Jahre hat die MaiSteuerschätzung erhebliche Steuermindereinnahmen prognostiziert.

(Zuruf des Abgeordneten Peter Jensen-Nissen [CDU])

Gleichwohl, die Neuverschuldung bis 2008 auf 0 € zurückzufahren, ist nach wie vor das politische Ziel dieser Landesregierung. Es ist erforderlich, um mittelund langfristig unseren politischen Gestaltungsspielraum zu erhalten.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD)

Unsere Aufgaben müssen wir so effizient und effektiv wie möglich erfüllen. Eine effektive Verwaltung, eine moderne Gesellschaft und eine soziale Politik sind die drei Pfeiler eines modernen sozialen und damit lebenswerten Schleswig-Holstein.

(Unruhe - Ursula Kähler [SPD]: Ich kann hier überhaupt nichts mehr verstehen, Herr Präsi- dent!)

Ich kann das nicht unmittelbar aus den Vorschlägen der Opposition, ob sie diesen Ansprüchen gerecht werden, ablesen.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Meine Damen und Herren, ich bitte um ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.

(Zuruf von der CDU: Das fällt aber sehr schwer!)

Es gibt ja eine Reihe von Verlautbarungen der CDU. Erst hieß es, wir sollten die Neuverschuldung schneller herunterfahren, neuerdings gibt es ja auch einzelne Stimmen, das nicht zu tun. Allein das Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform würde die Steuereinnahmen Schleswig-Holsteins in 2002 um 82 Millionen € vermindern. Die garantierte Halbtagsgrundschule würde 26 Millionen € kosten und das Landeserziehungsgeld 7,7 Millionen €.

(Martin Kayenburg [CDU]: Was haben Sie denn da gerechnet?)

Hier, werte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, „Butter bei die Fische“! Sagen Sie, wie Sie das alles finanzieren wollen!

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Kommen Sie bitte nicht wieder mit der alten Nummer „Wohnungen verkaufen“! Das ist ja sozusagen der „Jäger 90“ unserer Opposition.

(Uwe Eichelberg [CDU]: Das haben Sie doch schon gemacht!)

Lothar Hay hat Recht, wenn er fordert:

(Beifall bei der SPD - Lachen bei CDU und FDP)

Wer will, dass irgendwo nicht gekürzt und mehr ausgegeben werden muss, muss Deckungsvorschläge machen!

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Das ist ja selbst- verständlich!)

Die Devise: „Alternativ statt additiv“, ist aktueller denn je.

Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen: Der Nachtragshaushalt 2001 ist solide finanziert,

(Lachen bei CDU und FDP)

der Haushalt 2002 konnte die aktuellen weltpolitischen Ereignisse

(Klaus Schlie [CDU]: Da muss er selber la- chen!)

nicht berücksichtigen. Aber, meine Damen und Herren, in Berlin haben die Parteien mit einer bemerkenswerten Geschlossenheit auf die Verbrechen in den USA reagiert. Unser Landtagspräsident hat heute Morgen eindrucksvoll an Solidarität, Toleranz und Gemeinsamkeit der Demokraten appelliert.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Aber nicht für den Haushalt!)

Ich bin sicher, dass wir heute und in der Zeit bis zur zweiten Lesung über verschiedene Posten im Haushalt Einsparvorschläge, Einnahmesituation streiten werden. Ob nun mit Florett, Säbel oder Degen, das ist die Frage.

(Wolfgang Kubicki [FDP]: Mit der Zimmer- flak!)

Ich hoffe allerdings, dass wir zumindest bei den Konsequenzen, die wir zum Beispiel im Bereich der inneren Sicherheit als Folge der Terroranschläge ziehen müssen, ein Höchstmaß an Übereinstimmung auch für den Haushalt 2002 erzielen können.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Oppositionsführer, der Fraktionsvorsitzende der CDULandtagsfraktion, Herr Martin Kayenburg.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der uns heute von der Regierung vorgelegte Haushalt kann nur mit den Attributen perspektivlos, phantasielos, kraftlos und ideenlos bezeichnet werden, Herr Möller!

(Beifall bei CDU und FDP)

Eigentlich ist mit dem Haushalt gar nichts los. Das Verstecken hinter den Ereignissen in den Vereinigten Staaten finde ich geradezu peinlich.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der FDP)

Frau Ministerpräsidentin, wenn es überhaupt noch eines Beweises bedurft hätte, dass Sie nicht fähig sind, die Zukunft dieses Landes aktiv zu gestalten, dann wird das durch den jetzt vorgelegten Haushaltsentwurf 2002 nachdrücklich bewiesen.