Protokoll der Sitzung vom 07.06.2000

uns über die speziellen Eigenschaften der Sorten unterhalten.

(Zuruf der Abgeordneten Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Da kann man sich beispielsweise sowohl über den Nutzen als auch über die Risiken unterhalten. Man kann sich dann auch über die Risiken von herkömmlich gezüchteten Sorten unterhalten. Wir sollten in unseren Definitionen etwas genauer sein.

(Zuruf der Abgeordneten Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Der zweite Fehler in Ihrer Rede war folgender. In Großhansdorf haben keine Pappeln geblüht. Wider Erwarten ist es zu Blütenknospen gekommen. Diese sind vom wissenschaftlichen Personal sehr sorgfältig beobachtet worden. Sie sind rechtzeitig gefunden worden. Sie sind abgeschnitten worden. Sie sind entfernt worden.

(Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Entgegen allen Erwartungen!)

- Frau Fröhlich, ich bin Biologin und kann Ihnen sagen - das wird Ihnen jeder andere Biologe auch sagen -, dass das Verhalten von biologischen Organismen nicht in allen Punkten determinierbar ist. Das sind keine Maschinen, sondern das sind Organismen.

(Zuruf des Abgeordneten Lothar Hay [SPD])

Deswegen machen wir ja in der Biologie tatsächliche Experimente. Wir wollen nämlich wissen, ob bestimmte Erwartungen erfüllt werden. Sonst bräuchten wir bestimmte Experimente gar nicht zu machen; es wäre einfach so.

(Beifall bei F.D.P. und CDU)

Sie sagen, ich setzte mich bedenkenlos ein. Ich möchte erwähnen, dass die F.D.P.-Landtagsfraktion die erste und einzige Fraktion in diesem Haus ist, die allein weil es dieser Landtag mit Ihrer Stimme abgelehnt hat, eine Anhörung zur Gentechnik durchzuführen - eine Anhörung durchgeführt hat. Dabei ist eine sehenswerte Publikation herausgekommen. Ich kann Ihnen kein Exemplar mehr geben, weil die Bevölkerung im Land diese sehr stark nachgefordert hat und wir deswegen keine Exemplare mehr haben.

Ich darf noch ein Wort zu meiner Parteifreundin Hamm-Brücher sagen. Sie hat mir in einem handgeschriebenen Schreiben ihre Solidarität versichert. Ich glaube nicht, dass Sie Ähnliches vorweisen können. Man sollte sie nicht immer wieder missbrauchen.

(Beifall bei F.D.P. und CDU)

Herr Weber, die Erweiterung des Antrags sehe ich sehr positiv. Ich finde das gut. Ich kann Ihre koalitionspolitischen Rücksichten zwar verstehen, aber wir sollten mit einem solchen Antrag kein weiteres Aufschieben bewirken.

Den Artikel in der „FAZ“ habe ich natürlich ebenfalls gelesen. Ich bewundere Ihre Geduld, die beiden Sätze herauszufinden, die tatsächlich zitierfähig sind. Die Äußerungen über Gene, die über Artengrenzen springen, sind so unsachlich und dumm wie nur irgendetwas. Ansonsten bedanke ich mich für die Unterstützung des Antrags.

(Beifall bei F.D.P. und CDU - Glocke des Präsidenten)

- Ein letzter Satz! - Ich beantrage die Überweisung des Antrags an den Umweltausschuss, den Agrarausschuss und den Wirtschaftsausschuss.

(Beifall bei F.D.P. und CDU sowie des Ab- geordneten Lars Harms [SSW])

Das Wort zu einem Beitrag nach § 56 Abs. 4 der Geschäftsordnung hat nun der Herr Abgeordnete Nagel.

(Martin Kayenburg [CDU]: Das muss ich mir nicht antun! - Dr. Ekkehard Klug [F.D.P.]: Nach Informationstechnik jetzt also auch Biotechnik!)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Präsident, „Nabel“ ist mein Name. Vielleicht sollten Sie sich das einmal merken.

(Heiterkeit)

Ich bin mit dem Kollegen Stritzl seit etwa zwölf Jahren hier im Landtag. Er hat es bisher wohl nicht gemerkt. „Nagel“ ist nun einmal nicht mein Name. Das ist so. Es würde wahrscheinlich auch andere nicht freuen, falsch angesprochen zu werden.

(Heiterkeit bei CDU und F.D.P.)

Meine Damen und Herren, ich habe mich spontan zu Wort gemeldet, weil es nicht angehen kann, Frau Dr. Happach-Kasan, dass die Chancen und die Risiken ungleichgewichtig dargestellt werden. Gerade in dieser Zeit, in der es eine sehr geringe Akzeptanz für gentechnisch veränderte Organismen insgesamt gibt, kann es nicht angehen, dass Arroganz und Besserwisserei in den Mittelpunkt gestellt werden. Damit

(Konrad Nabel)

wird Akzeptanz bei den Menschen im Land nicht erreicht.

(Beifall bei SPD und der Abgeordneten Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Das mache ich einmal an dem Beispiel fest, das Sie hier gebracht haben. Frau Happach-Kasan, es geht in der Diskussion unter anderem um Herbizidresistenz. Ich möchte einmal wissen, in welcher natürlichen Pflanze diese Herbizidresistenz vorhanden ist. Wenn Sie die vorfinden, prima. Dann sagen Sie mir das.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die Natur - das müssten Sie mir wirklich nachweisen - eine Pflanze produziert hat, die nur dann erfolgreich wächst, wenn gleichzeitig das Herbizid XY ausgestreut wird.

(Wortmeldung der Abgeordneten Dr. Christel Happach-Kasan [F.D.P.] - Glocke des Präsi- denten)

- Einen kleinen Augenblick!

(Unruhe - Reinhard Sager [CDU]: Herr Na- gel!)

Außerdem ist diese Pflanze auch noch eine, die nicht fruchtbar ist, sodass der Landwirt, der diese Pflanze anpflanzen will, sich im nächsten Jahr von dem Chemiekonzern nicht nur das Saatgut besorgen muss, sondern gleichzeitig das dazugehörige Herbizid. Das kann ich nicht als natürlich ansehen.

Wenn Sie dann so argumentieren, dass eingekreuzte oder wie auch immer in eine Pflanze gekommene Gene ein Stück des natürlichen Potentials sind, dann stimmt das an dieser Stelle einfach nicht.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Abgeordnete Nabel, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abgeordneten Dr. HappachKasan?

Sehr gern, bitte schön!

Herr Kollege Nabel, ist Ihnen nicht bekannt, dass Herbizidtoleranz in Pflanzen allgemein verbreitet ist? Ich will Ihnen ein Beispiel nennen, das Sie sicherlich kennen.

- Sie sollen eine Frage stellen!

Ist Ihnen nicht bekannt, dass es Herbizidtoleranz gibt? Ich möchte Ihnen einfach gern ein

bisschen bei der Beantwortung der Frage helfen.

(Heiterkeit bei F.D.P. und CDU)

Auch Sie kennen Herbizide, die auf dem Rasen ausgebracht werden und die nur zweikeimblättrige Pflanzen, nur bestimmte Pflanzen vernichten,

(Zuruf von der SPD: Vorlesung im Proseme- ster!)

während beispielsweise die Gräser alle bleiben. Das heißt, diese Gräser sind alle nicht transgen. Ist Ihnen das wirklich nicht bekannt, haben Sie noch nie bei Raiffeisen oder bei einer sonstigen Firma geguckt, welche Herbizide es gibt? Herbizidtoleranz ist in Pflanzen weit verbreitet.

(Lothar Hay [SPD]: Das war ein Beitrag nach § 56 Abs. 4 unserer Geschäftsordnung!)

- Die Herbizidtoleranz ist mir wohl bekannt, Frau Kollegin.

(Lachen bei F.D.P. und CDU)

- Meine Damen und Herren von der rechten Seite, es wird der Gesellschaft - darum geht es eigentlich - für die Akzeptanz dieser gentechnisch veränderten Materialien nicht weiterhelfen, wenn Sie in höhnisches Gelächter ausbrechen.