Protokoll der Sitzung vom 08.05.2003

wühlenden Tag und den beteiligten Betrieben Mut zum Umdenken.

(Beifall im ganzen Haus)

Das Wort hat Frau Abgeordnete Scheicht.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die berufliche Zukunft der Mädchen steht heute, am 8. Mai 2003, beim bundesweiten Girls Day im Mittelpunkt. Damit geht der Girls Day, der Mädchenzukunftstag, in die dritte Runde. Im vergangenen Jahr nutzten bundesweit mehr als 42.000 Schülerinnen der fünften bis zehnten Klasse die Gelegenheit, insbesondere technische und naturwissenschaftliche Arbeitsbereiche hautnah zu erleben.

Dies war ein Anlass für den interfraktionellen Antrag, der auf Initiative von Frau Fröhlich gestartet wurde, einmal einen Bericht der Landesregierung über den Stand und die Umsetzung in Schleswig-Holstein zu bekommen – vielen Dank, Frau Ministerin, dass Sie dem nachgekommen sind -, damit auch in SchleswigHolstein das bundesweite positive Echo des Girls Day in Zukunft – der nächste Mädchenzukunftstag findet am 22. April 2004 statt – weiter unterstützt und politisch begleitet werden kann, um somit die Arbeitsplatz- und Ausbildungschancen der jungen Frauen gerade auch in den zukunftsorientierten Berufsfeldern zu verbessern und damit die Möglichkeiten der Frauen zum beruflichen Aufstieg zu erweitern.

Frauen und Technik, da prallen zwei Welten aufeinander. Wer von Ihnen, liebe Kolleginnen, kennt diesen Spruch nicht? Aber die Zeiten haben sich geändert, liebe Herren. Längst ist es für Mädchen und junge Frauen selbstverständlich, mit der heutigen Technik, zum Beispiel Computer, Internet, Digitalkamera, Handy und SMS, umzugehen. Es gehört schon zum normalen Alltag, auch für Mädchen.

Außerdem verfügt die junge Frauengeneration über eine besonders gute Schulbildung. Damit liegen die Hochschulen in der Hansestadt Lübeck voll im Trend. Denn erstmals in der Geschichte der deutschen Hochschulen haben sich im vergangenen Wintersemester mehr Frauen als Männer zum Studium neu eingeschrieben.

(Beifall der Abgeordneten Jutta Schümann [SPD] und Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Mädchenzukunftstages mitteilte, ist der Frauenanteil bei

allen Studierenden in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Was die Schulabschlüsse angeht, haben Frauen deutlich bessere Voraussetzungen für die Berufswahl als Männer. Von den weiblichen Schulabgängern im Jahre 2001 legte gut jede vierte Frau – das sind 26,5 % - die allgemeine Hochschulreife ab, gegenüber 19,9 % bei den jungen Männern. Auch beim Realschulabschluss lagen die jungen Frauen vor ihren Mitschülern. Ein entsprechend größerer Anteil der jungen Männer erreichte einen Hauptschulabschluss beziehungsweise ging ohne Abschluss ab.

Jedes Jahr verlassen in Deutschland mehr junge Frauen als junge Männer die Schule mit Abitur. Außerdem haben Studien festgestellt, dass junge Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Altersgenossen über die besseren kommunikativen Fähigkeiten verfügen. Dennoch entscheiden sich Mädchen im Rahmen ihrer Ausbildung oder Studienwahl noch immer überproportional für typisch weibliche Berufsfelder oder Studienfächer. Damit schöpfen sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht voll aus, sodass ihre beruflichen Zukunftsaussichten und ihre Verdienstmöglichkeiten oft schlechter ausfallen. Wiederum aber fehlt gerade den Betrieben in technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs.

Der Girls Day wird nicht die Mehrzahl der Mädchen dazu bringen, einen für sie untypischen Beruf zu wählen. Aber er ist ein Baustein, um Mädchen ein größeres Berufswahlspektrum aufzuzeigen. Damit leistet die Kampagne Mädchenzukunftstag langfristig einen Beitrag zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im Arbeits- und Berufsleben.

Deshalb wünschen wir an dieser Stelle allen jungen Frauen, die heute am Mädchenzukunftstag teilnehmen, viel Freude und Erfolg und sagen allen Institutionen von der IHK bis zu den Betrieben in SchleswigHolstein herzlichen Dank für ihre Bereitschaft, den jungen Frauen einen Einblick in neue Berufsfelder zu ermöglichen.

(Beifall im ganzen Haus)

Das Wort erteile ich jetzt der Frau Abgeordneten Kolb.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am 25. April 2002 fand der erste schleswig-holsteinische

(Veronika Kolb)

Girls Day, angestoßen durch eine Initiative der FDP im Oktober 2001, statt.

(Beifall des Abgeordneten Dr. Ekkehard Klug [FDP])

Unternehmer konnten an diesem Tag Schülerinnen ab der 8. Klasse zu einem Schnuppertag einladen. Diese Möglichkeit haben im letzten Jahr in SchleswigHolstein rund 32 Unternehmen aus der Technologiebranche sowie Behörden und Bildungseinrichtungen mit mehr als 700 Angeboten für Mädchen wahrgenommen. Für dieses Engagement allen Beteiligten meinen und unseren ganz herzlichen Dank!

(Beifall im ganzen Haus)

Die Kleine Anfrage meiner Kollegin AschmoneitLücke vom Juni letzten Jahres zur Umsetzung des Girls Day hat gezeigt, dass nicht nur die Schülerinnen, sondern auch die beteiligten Unternehmen von einem solchen Tag profitiert haben. Einer Kurzumfrage der Industrie- und Handelskammer zu Kiel zufolge erhoffen sich immerhin 49 % der Unternehmen von einem solchen Tag eine Steigerung des Frauenanteils in den Ausbildungsberufen. 79 % der befragten Unternehmen hatten bereits im letzten Jahr angekündigt, sich an einem solchen Tag 2003 wieder beteiligen zu wollen.

Umso wichtiger ist es, dass am heutigen Girls Day fraktionsübergreifend ein Bericht zu dieser Initiative gefordert worden ist - ich danke Ihnen für die Erstattung, Frau Ministerin -, um zukünftig eine noch bessere Umsetzung und Unterstützung aller Beteiligten zu ermöglichen. Nur so kann landesweit nicht nur die Bedeutung dieses Tages allen Beteiligten in Gesellschaft und Politik vor Augen geführt werden, sondern können auch noch weitere Unternehmen dazu motiviert werden, sich an diesem Tag zu beteiligen.

Nach wie vor entscheiden sich junge Mädchen überproportional häufig für typisch „weibliche“ Berufsfelder. Eine Informationskampagne wie der Girls Day kann immerhin einen Beitrag dazu leisten, dass junge Mädchen neue Arbeitsfelder abseits der klassisch-traditionellen Frauenberufe kennen lernen können.

Die 14. Shell-Jugendstudie hatte bereits hervorgehoben, dass Mädchen und junge Frauen ehrgeiziger geworden sind - für sie sind die Begriffe wie „Karriere machen“, „sich selbstständig machen“ und „Verantwortung übernehmen“ genauso wichtig und positiv besetzt wie für männliche Jugendliche. Gleichzeitig ist ihr Verhältnis zur Technik noch immer zurückhaltender als bei männlichen Jugendlichen. Umso wichtiger ist es deshalb, dass interessierten Mädchen die

Möglichkeit eröffnet wird, zumindest in einem eintägigen Schnupperpraktikum die Arbeitswelten im technischen Bereich erleben zu können. Nur so kann den Mädchen Mut gemacht und das Interesse dafür geweckt werden, einen Beruf zu ergreifen, der für Frauen noch immer etwas ungewöhnlich erscheint.

Ein Girls Day ist zwar nur ein kleines Bausteinchen, um Mädchen und jungen Frauen das Berufswahlspektrum aufzuzeigen, doch ist dieser Tag mehr als nur eine sinnvolle Ergänzung zu den schulischen Maßnahmen zur Berufsvorbereitung.

(Beifall bei FDP, BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und vereinzelt bei der SPD)

Der letzte Girls Day hat gezeigt, dass sich Mädchen für Technik begeistern, wenn sie Gelegenheit dazu bekommen. Deshalb ist es neben einer entsprechenden Behandlung der in der Praxis erfahrenen Eindrücke im Unterricht wichtig, dass eine Werbekampagne wie der Girls Day das Handwerk noch offensiver mit einbinden sollte. Gerade weil kleinere und mittlere Handwerksbetriebe das Rückgrat der schleswigholsteinischen Wirtschaft bilden, kommt ihnen eine ganz besondere Rolle zu, Mädchen und jungen Frauen jenseits der ausgetretenen Pfade neue Berufsbilder zu vermitteln.

Die Mädchen und jungen Frauen sind nach der ShellStudie in den Bereichen Kommunikation, Teamfähigkeit und soziale Kompetenz den männlichen Jugendlichen überlegen. Deshalb sollte die Politik der Gesellschaft deutlich machen, dass diese Fähigkeiten auch in einem technischen Beruf einen hohen Stellenwert genießen und es sich lohnt, diese Eigenschaften in einem Unternehmen zu nutzen und zu integrieren.

(Beifall bei FDP, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Um dies gezielter leisten zu können, ist neben einer regelmäßigen Evaluation eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Girls Day wünschenswert und wichtig. Was nicht sein darf, ist, alle paar Jahre eine neue Aktion zu starten und eine alte möglicherweise einschlafen zu lassen. Die Landesregierung muss deshalb - ich bin zuversichtlich -, wenn sie ihrem eigenen Anspruch gerecht werden will, für eine breite und kontinuierliche Umsetzung des Girls Day und des Gedankens, der dahinter steht, eintreten.

(Beifall im ganzen Haus)

Ich erteile der Frau Abgeordneten Fröhlich das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe anwesende junge Mädchen, junge Frauen! Neben den Seniorinnen seid ihr nicht begrüßt worden. Ich finde, das soll doch geschehen. Deswegen haben wir diesen Berichtsantrag auch gemacht.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir freuen uns sehr, dass diese Diskussion in diesem Parlament stattfinden kann. Ich halte das auch für eine schöne Kontrastveranstaltung zu dem, was wir gestern hier in diesem Parlament betrieben haben.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP)

Wir haben gestern - vorsichtig formuliert - sehr kontrovers diskutiert; heute sind wir uns alle einig. Das halte ich für wichtig und schön. Wir sind uns nicht nur hier in diesem hohen Haus einig, sondern wir sind uns auch einig mit den Unternehmen, Schulen und Fachhochschulen in diesem Land, die an diesem Tag ihre besondere Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit richten, Mädchen und junge Frauen für ihre Belange zu interessieren, Mädchen und junge Frauen in ihre Berufszweige einzubinden.

An dieser Stelle möchte ich besonders auf eine ehrwürdige und wichtige Institution in SchleswigHolstein hinweisen, nämlich die Christian-AlbrechtsUniversität. Das Institut für Physik hat unabhängig vom Girls Day am 29. April einen besonderen Besichtigungs-, Schnupper- und Einsteigertag für junge Frauen durchgeführt. Es hat also den Gedanken des Mädchentags, des Girls Day für sich selber ganz klar umgesetzt. Das fand ich sehr schön. Das hat mich gefreut. Das finde ich erwähnenswert.

Als wir vor ungefähr eineinhalb Monaten anfingen, uns auf dieses Thema vorzubereiten und uns dafür zu interessieren, fragten wir beim Bildungsministerium nach und hatten den Eindruck, dass das in die Schulen vielleicht noch nicht genügend hineintransportiert ist. Ich bin sehr froh, dass der Bericht ergeben hat, dass das ganz anders ist, dass das Bildungsministerium die Schulen über das Nachrichtenblatt angesprochen hat. Ich freue mich, dass wir hier - das soll vielleicht ein gutes Beispiel sein - zwei Schülerinnen der Hauptschule Bad Bramstedt bei uns zu Gast haben, die erfahren wollen, wie bei uns der politische Alltag aussieht, der der Politikerinnen, aber auch der der Referentinnen, aller derer, die daran beteiligt sind, die Politik zu machen, die wir uns vorgenommen haben.

Wir haben ein besonderes Modell. Wir haben nämlich die erste und zweite Schulsprecherin der Hauptschule gewonnen. Ich halte es für ein gutes Signal, dass

wir es hier mit Mädchen zu tun haben, die von sich aus sagen: Wir übernehmen für die Schule ein Stück Verantwortung, und zwar sehr sichtbar an vorderster Stelle.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abgeordneten Klaus-Peter Puls [SPD])

Das ist nicht immer ein leichter Job. Er ist manchmal umstritten. Manchmal muss man mit den Schülerkolleginnen und -kollegen gut austarieren, was man sich so vornimmt - ganz zu schweigen von den Lehrern, vermute ich einmal. Ich finde es stark, dass ihr euch das vorgenommen habt.

Wir waren uns in einem kleinen Vorgespräch einig, dass Frauen und junge Mädchen das wahrscheinlich besonders gut können. Ich will nicht aus der Schule plaudern, ob Jungs Angst davor haben. Das lasse ich hier einmal dahingestellt sein. Auf jeden Fall habt ihr Mut. Das finde ich toll.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich will noch sagen, dass ich ein bisschen über den Termin nachdenke. Wir haben bisher unterschiedliche Termine gehabt. Ich glaube, bisher lag der Tag immer im April. Ich finde es nicht schlecht - das ist der letzte Gedanke, den ich hier vortragen möchte -, wenn der Girls Day in derselben Woche ist, in der wir am Wochenende - wer auch immer, wie auch immer - den Muttertag feiern. Ich habe ein etwas zwiespältiges Verhältnis dazu. Aber der Girls Day mit einer spezifischen inhaltlichen Ausrichtung mag eine gute Ergänzung dieses Muttertages sein.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das gebe ich hier besonders zu bedenken, und zwar deswegen - das wissen wir Frauen hier im Parlament besonders gut -, weil es ohne Frauennetzwerke, die fraktionsübergreifend sein sollten, wenn es irgend machbar ist, die aber auch generationsübergreifend sein sollten, wenn es irgend machbar ist, überhaupt nicht geht.

Ich persönlich habe die wesentlichsten Impulse für mein Leben und die Vorstellungen, die ich dafür entwickeln kann, von meiner Mutter übernommen und bin ihr dafür immer noch dankbar. Ich finde, dass das ein guter Hinweis darauf sein könnte, dass wir uns nur das wirklich erarbeiten können, wofür wir in früher Jugend und Kindheit und in unserem Erwachsenwerden Vorstellungsbilder und Ideen haben sammeln können. Deswegen ist es lohnend, dass wir uns hier mit dem Mädchentag, dem Girls Day beschäftigen