Protokoll der Sitzung vom 22.11.2007

- Sie dürfen gern noch einmal klatschen, Herr Abgeordneter. Ich freue mich darüber.

Für Lehramtsbewerber insgesamt entsteht dadurch im Fach Dänisch eine neue Perspektive, auch wenn ich deutlich machen muss, dass es im Vergleich zu anderen Fächern um einen begrenzten Bedarf geht - das muss uns immer klar sein -, sowohl von den Zahlen als auch von den Schulstandorten her. Gleichwohl, die Studienanfänger haben diese Chance erkannt. Auch das können Sie dem Bericht entnehmen, wenn Sie sich die Zahlen an den Universitäten nicht nur in Flensburg, sondern auch in Kiel, anschauen.

Für die Rolle des Dänischen in den gymnasialen Oberstufen haben wir eine andere Situation als beispielsweise in den Realschulen. Hier stellen sich die beruflichen Perspektiven anders dar. Häufig schließt sich ein Studium an die Schulzeit an. Deswegen ist dort nicht zu erwarten, dass andere Fremdsprachen ohne Weiteres durch Dänisch ersetzt werden. Dennoch möchte ich die Gymnasien, die Gesamt- und die Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe dazu ermuntern, Dänisch als dritte Fremdsprache aufzunehmen oder zumindest im Bereich der Arbeitsgemeinschaften anzubieten.

Die Einführung der Profiloberstufe eignet sich für die Ausweitung sehr gut, denn im sprachlichen Profil werden drei Fremdsprachen verpflichtend sein. Warum soll nicht die dritte Fremdsprache das Dänisch sein? Das bietet sich in Schleswig-Holstein doch geradezu an.

Dafür gemeinsam zu werben, sind wir alle da. Das ist nicht nur eine Frage, die das Bildungsministerium lösen kann. Da sollte jeder Abgeordnete gerade im Norden auf die Schulen, auf die Gymnasien zugehen,

(Beifall der Abgeordneten Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

sich in der Phase, in der die Profiloberstufen an den Schulen gestaltet werden, einmischen und an die Perspektive Dänisch erinnern.

In den Regional- und Gemeinschaftsschulen wird eine zweite Fremdsprache ab Jahrgangsstufe 7 Wahlpflichtfach sein - anders als an den bestehenden Hauptschulen -, also für die Regionalschulen in Zukunft ein wirklicher Fortschritt, auch für die, die wir bisher im Hauptschulbildungsgang haben. Auch das schafft neue Perspektiven für das Fach Dänisch.

Dänemark und Skandinavien verdanken wir sehr viele gute Anregungen, nicht nur auf das Schulsystem bezogen, sondern darüber hinaus insgesamt auf Systeme bezogen, etwa auf Sozialsysteme. Deswegen hoffe ich, dass die Beobachtung dieses Berichts eine stärkere Öffnung nach Norden hin bestärken wird - nicht erst einleiten; das wäre zu wenig. Wenn wir uns auf Gemeinsamkeiten besinnen, wenn wir eher und enger zusammenrücken, kann Schleswig-Holstein davon nur profitieren.

(Beifall bei SPD, CDU, FDP und SSW)

Ich eröffne die Aussprache. Für die Fraktion der CDU hat die Frau Abgeordnete Frauke Tengler das Wort.

(Zuruf der Abgeordneten Anke Spoorendonk [SSW])

- Frau Spoorendonk, mit dem Hinweis darauf, dass beim Ursprungsantrag die erstgenannte Fraktion -

(Anke Spoorendonk [SSW]: Ich weiß, Herr Präsident, ich hatte das nur vergessen!)

Wir hätten uns auch so geeinigt. - Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der SSW forderte in seinem Antrag 16/1467 einen Aktionsplan für mehr Dänischunterricht im Landesteil Schleswig,

(Beifall beim SSW und der Abgeordneten Angelika Birk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN])

aus Sorge, dass das Erlernen der dänischen Sprache im Landesteil zurückgeht. Die Koalitionsfraktionen forderten zunächst einen Bericht als Grundlage für den Istzustand - und, um es vorwegzunehmen, es sieht weit besser aus, als der SSW befürchtete.

(Ministerin Ute Erdsiek-Rave)

(Beifall der Abgeordneten Heike Franzen [CDU])

Ich danke an dieser Stelle dem Ministerium für die Erstellung des Berichtes.

Wie sieht es im Schulbereich im Ergebnis aus? Im Bereich der öffentlichen Schulen im Landesteil Schleswig ist die Schülerzahl am Dänischunterricht von dem Schuljahr 2003/2004 im Vergleich zum Schuljahr 2006/2007 von 3.823 auf 6.289 gestiegen.

(Johannes Callsen [CDU]: Bravo!)

Wenn das keine positive Entwicklung ist.

Der Bericht zeigt, dass sich sowohl an den Beruflichen Schulen als auch an den Volkshochschulen und im Bereich nach dem Bildungsfreistellungsund Qualifizierungsgesetz die Teilnehmerzahlen mindestens verdoppelt haben.

Dafür hat die boomende Nachfrage nach deutschen Arbeitskräften in Dänemark gesorgt. 12,2 % Menschen ohne Arbeit in Flensburg im Gegensatz zu 5,5 % in Süddänemark sprechen eine deutliche Sprache. Immer wieder wird deshalb von Unternehmerseite nördlich der Grenze auf ausreichende Dänischkenntnisse als Einstellungskriterium hingewiesen.

Die krass steigende Zahl Dänisch lernender Erwachsener im Grenzgebiet macht deutlich, dass die Menschen verstanden haben, dass mit dem Erwerb der dänischen Sprache im nördlichen Wirtschaftsraum neue Perspektiven eröffnet werden. Der Bedarf ist vorhanden, kann allerdings mit dem derzeitigen Lehrkräftebestand im Fach Dänisch nicht ausreichend gedeckt werden. Das ist bedauerlich. Allerdings zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont, wenn man die Zahl der Studierenden - die Ministerin hat das auch gesagt - im Fach Dänisch und für das Lehramt für das Fach Dänisch an den Universitäten Kiel und Flensburg betrachtet.

(Dr. Ekkehard Klug [FDP]: Hier gibt es das nicht mehr!)

So ist die Zahl insgesamt vom Wintersemester 1996/1997 von 112 Studierenden bis zum Wintersemester 2006/2007 auf 257 Studierende angestiegen.

Mir ist wichtig zu erwähnen - weil es um das Werben geht -, dass die Studierenden nicht zwingend nur aus dem Landesteil Schleswig kommen müssen. Zukünftige Lehrkräfte im Fach Dänisch sind zum Beispiel auch aus dem Kreis Stormarn herzlich willkommen.

Aus meiner Sicht bedauerlich ist der geringe Anteil von Kita-Kindern, die außerhalb dänischer Einrichtungen Dänisch lernen. Es sind lediglich 540 Kinder. Dass es überhaupt möglich ist, verdanken wir dem bilingualen Konzept der ADS Kitas. Spracherwerb ist nach Professor Wode in keiner Lebensphase so einfach wie im Kindesalter.

(Beifall des Abgeordneten Dr. Ekkehard Klug [FDP])

Diese Potenziale müssen stärker genutzt werden ob für Dänisch oder Englisch.

Im schulischen Bereich zeigt das Konzept der KTS in Flensburg einen guten neuen Weg auf. Auch hier soll zukünftig bilingual in Dänisch und Englisch unterrichtet werden. Weiter sind kreisüberschreitende Kooperationen mit dänischen Schulen geplant. Dies ist ein vielversprechendes Konzept, das unsere Unterstützung findet.

(Beifall des Abgeordneten Manfred Ritzek [CDU])

Lieber SSW, das „Flensburger Tageblatt“ titelte am 7. November 2007: „Dänisch liegt voll im Trend“. Damit dieser Trend anhält, bitten wir die Ministerin für Bildung und Frauen, in den Kitas für ein bilinguales Angebot, also auch für Dänisch zu werben, um dort das Interesse zu wecken.

(Beifall bei CDU und SPD)

Für die Fraktion der SPD hat Frau Abgeordnete Ingrid Franzen das Wort.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Dänischlernen ist im Norden unseres Landes seit einiger Zeit ein Renner. Ein deutliches Zeichen dafür ist, dass die Volkshochschulkurse nicht nur ausgebucht sind, sondern dass es sogar Warteschlangen gibt. Sie werden vielleicht fragen, ob dies ein Erfolg unserer Bildungspolitik oder, liebe Kollegin Spoorendonk, der langjährigen Forderungen des SSW zur Zweisprachigkeit ist.

Diese Frage muss man ehrlich eher mit Nein beantworten. Der Grund ist vielmehr eine sogenannte Win-Win-Situation im Grenzland, die durch die gute Konjunktur in Dänemark bedingt ist und seit einiger Zeit von akutem Arbeitskräftemangel begleitet wird. So sind die deutschen Arbeitsuchenden mobil und bereit, Dänisch zu lernen. Und die dänischen Arbeitgeber suchen nicht nur in Schleswig

(Frauke Tengler)

Holstein, sondern auch im Osten Deutschlands ihre Mitarbeiter.

Und es gibt weitere Gewinner der Situation: Im grenznahen Bereich, dem ehemaligen Sønderjylland, profitiert die deutsche Minderheit mit ihren zahlreichen Einrichtungen. Die Bürgermeister der Gemeinden und Städte haben dies inzwischen als Standortvorteil entdeckt und werben aktiv damit. Schulrat Claus Diedrichsen vom Bund Deutscher Nordschleswiger bekannte deshalb in der Gremiumssitzung am 19. November in Kiel unumwunden: „Durch die Kinder deutscher Arbeitnehmer kommt frischer Wind für die deutsche Sprache in unsere Schulen.“ - Ich meine, das ist eine wirklich schöne Auswirkung.

Auch der heute vorliegende Bericht über den Stand und die Perspektiven des Dänischlernens im Landesteil Schleswig zeigt durchaus steigende Tendenzen. Im Kitabereich lernen neben den fast 1.900 Kindern im Dansk Skoleforening auch 540 Kinder in Kitas der Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig, der ADS, die dänische Sprache. Ich finde, das sind gute Zahlen.

Fast alle Realschulen bieten Dänisch als zweite Fremdsprache an. Bei den Gymnasien gibt es eine signifikante Steigerung des Dänischen als dritte Fremdsprache, insbesondere in Erwartung der Profiloberstufe; die Ministerin hat das ausgeführt.

Da der Arbeitsmarkt aktuell die entscheidende Motivation gibt, sollten die gewerblich-beruflichenSchulen, die RBZ, verstärkt Dänischunterricht anbieten, um die Schüler für den internationalen Arbeitsmarkt fit zu machen.

Trotzdem fällt meine Bewertung der Situation und des Berichts kritisch aus. Denn man muss die Gesamtzahl berücksichtigen. Ich finde es nämlich nicht besonders befriedigend, dass lediglich 6.300 von insgesamt 53.400 Schülern in diesen Kreisen der abgefragten Region am Dänischunterricht teilnehmen. Eigentlich sollte das Dänische nicht zuletzt aufgrund der Verpflichtungen in der Sprachencharta - wir haben darüber getrennt diskutiert - an den Schulen weit stärker Fuß gefasst haben, als es derzeit der Fall ist. Auf jeden Fall verzeichnen wir dazu muss man sich bekennen und auch ich bin ein Beispiel dafür - ein Ungleichgewicht zwischen den Dänischkenntnissen unter den Schleswig-Holsteinern und den Deutschkenntnissen unter den Dänen.

(Beifall der Abgeordneten Frauke Tengler [CDU])

Optimistisch stimmt mich allerdings die Tatsache die Ministerin hat auch darauf hingewiesen -, dass die Zahl der Lehramtsstudenten in Kiel und Flensburg seit 2004 auf circa das Doppelte des vorherigen Standes angestiegen ist. Dadurch wird in wenigen Jahren die Einrichtung von Dänischklassen an vielen Schulen möglich. Schließlich mussten viele Schulen in der Vergangenheit sagen: Wir würden ja gern, aber wir haben keine Lehrer.

Zum Schluss möchte ich gern noch einmal auf den Ursprungsantrag des SSW in Drucksache 16/1467 eingehen, der einen Aktionsplan der Landesregierung bis 2010 und langfristig ein obligatorisches Angebot von Dänischunterricht fordert. Dazu möchte ich kurz und deutlich sagen: Wir sind - das muss man ehrlich zugeben - meilenweit entfernt davon. Wenn wir dies wirklich anstreben, dann macht meines Erachtens nur eine Modellregion im gesamten Landesteil Schleswig Sinn, und zwar diesund jenseits der Grenze. Man muss jedoch konstatieren, dass auch im Süden Dänemarks die Bereitschaft, Deutsch zu lernen, zurückgeht. Dass dort nicht einmal die Akzeptanz für doppelsprachige Ortsschilder vorhanden ist, spricht Bände und das sollte man hier auch einmal erwähnen dürfen.

(Beifall bei SPD und CDU)

Als eigenes Fazit ziehe ich: Nicht Ordnungspolitik oder Zwang sind hilfreich, sondern eher die sogenannten Win-Win-Situationen. Nur diese helfen uns weiter und diese sollten wir bei Erwachsenen und Kindern diesseits und jenseits der Grenze nutzen. Dann werden wir in ein paar Jahren sicherlich weiter sein.