Ich stimme dem Antrag von CDU und FDP in einem Punkt zu: Wir brauchen das Monitoring auf den Flächen, um bei einem Auftreten schädlicher Wirkungen auf die Umwelt frühzeitig reagieren und den Schaden minimieren zu können. Wenn man aber bedenkt, dass das gentechnisch veränderte Saatgut bereits 2007 ausgebracht wurde, frage ich mich, warum man nicht schon viel früher gehandelt hat und so einen Antrag gestellt hat.
Solange wir nicht sicher sein können, wie sich die gentechnisch veränderten Organismen auf die Umwelt auswirken, müssen wir alles dafür tun, die Landwirte zu schützen, die sich weigern, gentechnisch veränderte Organismen auf ihren Flächen auszubringen.
Herr Meyer, Sie sagten, 2007 sei verunreinigtes Saatgut ausgebracht worden, scheinbar auch wissentlich, beziehungsweise Sie implizieren zumindest, dass das wissentlich war. Es war GVO-Saatgut, haben Sie gesagt. Es war aber nur eine verunreinigte Partie, die durch Probenahme als auch verunreinigt nachgewiesen wurde. Wissen Sie, dass das so war, oder gehen Sie davon aus, dass auch tatsächlich die ganze Partie GVO-Saatgut war?
- Dass es ein Fehler und kein gezielter Anbau war, spielt keine Rolle. Es ist ja tatsächlich ausgebracht worden, und darum dreht es sich. Darin besteht auch die Gefahr.
Wie gesagt, solange wir nicht sicher sein können, wie sich die gentechnisch veränderten Organismen auf die Umwelt auswirken, müssen wir alles dafür tun, die Landwirte zu schützen, die sich weigern, gentechnisch veränderte Organismen auf ihre Flächen auszubringen. Dabei handelt es sich bei Weitem um die Mehrheit unserer Landwirte. Ebenso verhält es sich bei den Verbrauchern. Die weitaus größte Mehrheit spricht sich heute eindeutig gegen gentechnisch veränderte Nahrungsmittel aus.
Eine Koexistenz ist nicht möglich. Pollen werden vom Wind und von Bienen verbreitet. Sie geraten unkontrolliert in den Naturkreislauf und können sich mit den natürlichen Pflanzen kreuzen. Damit werden diejenigen benachteiligt, die gentechnikfrei arbeiten wollen. Denn die Kosten für den Nachweis, gentechnikfrei zu sein, bleiben an ihnen hängen. Daher ist die Ausweisung gentechnikfreier Regionen ein deutliches Signal an unsere Landwirte, die Verbraucher und zu guter Letzt auch an die Agrokonzerne, dass wir in Schleswig-Holstein gentechnikfrei bleiben wollen.
Für einen Dreiminutenbeitrag erteile ich Herrn Abgeordneten Detlef Matthiessen von der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Wort.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Wenn mit Escherichia-Coli-Bakterien, die gentechnisch verändert wurden, in der pharmazeutischen Industrie Insulin hergestellt wird, haben wir nichts dagegen. Wenn aber im Agrarbereich Raps verändert ausgesät wird - das ist eine Pflanze, die von Bienen bestäubt wird, die einen 6-km-Radius bedienen, und die Verwandtschaft in den Naturraum hat, zum Beispiel zur Pflanze Hederich und allen Brassica-Arten; dazu gehört Kohl und so weiter - und wir auch tatsächlich schon gentechnisch veränderten Hederich beobachtet haben eine Sache, die man sehr schwer in den Griff kriegen kann -, frage ich mich, warum Sie von der CDU und FDP solche Anträge stellen.
nämlich die sogenannten Resistenzen gegen Totalherbizide, in der Regel aus eigener Herstellung des Saatzuchtskonzerns. Das heißt also, Monopolisierung und Agrarindustrialisierung sind wirtschaftliche Gefahren, die damit verbunden sind. Schauen wir uns insbesondere die andere Art an, nämlich die Einkreuzung von Bacillus-Thuringiensis-Toxin, das ist ein insektenpathogener Keim, von dem es über ein Dutzend verschiedene Toxinarten mit unschiedlichem Wirkungsspektrum gibt. Vögel und Insekten, die dann saugen, stechen und fressen, gehen daran zugrunde. Wenn sich diese Eigenschaft aus einer Agrarpflanze in der freien Natur verbreitet, kann jeder Laie ablesen, dass das ein katastrophaler Eingriff in das ökologische Gleichgewicht ist.
Aufgrund der Kürze der Zeit will ich nicht auf die sogenannten paradoxen Effekte eingehen, dass nämlich Fütterungsversuche an Mäusen in Australien dazu geführt haben, dass sie lungenkrank wurden. Damit hat keiner gerechnet. Herr Brodersen, ich sage dies hier, weil mir Fundamentalopposition so viel Spaß macht, nicht etwa, weil es ein ernstzunehmendes Thema ist, vor dem wir zu Recht vor den Gefahren hier in diesem Hause warnen. Im Agrarbereich haben wir gar keine Notwendigkeit zur Einführung solcher Teufelstechnik. Davor warnen wir. Das ist seriöse Arbeit und nicht Fundamentalopposition.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Herr Matthiessen, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie auch noch einmal die Anwendungen genannt haben, die sehr positiv sind. Den letzten Satz von Ihnen, mit dem Wort „Teufelszeug“, will ich so nicht stehen lassen. Sie haben sehr wohl Beispiele genannt, die diese Technik doch sinnvoll machen, gerade im medizinischen Bereich.
Zukunft eine biologische Möglichkeit geben könnte, Insektizidemaßnahmen zu ersetzen. Wir wissen auch, dass es Risiken gibt. Um diese Risiken zu minimieren, glauben wir, dass es internationaler Regeln bedarf, keiner Insellösung, wie es eine Ausweisung einer kleinen Fläche ist.
Sie haben völlig recht, wenn Sie die Windbestäuber nennen. Welche Grenzen wollen Sie festlegen? Wollen Sie sagen, wir machen hier jetzt eine Insellösung und der Nachbar Dänemark, Österreich oder wer auch immer, darf das dann nicht. Wir müssen eine europäische Regelung finden. Die Europäische Union ist sehr wohl diejenige, die uns in die Lage versetzen kann, das vernünftig zu machen.
Herr Hay, völlig richtig: Die Geister, die ich rief. Die Geister, die ich rief, kann ich, wenn ich Insulinempfänger bin, damit möglicherweise aber auch los werden. Es hat in dem Bereich einige Vorteile und die sollten wir langfristig auch nutzen.
Frau Präsidentin! Herr von Abercron, ich bin doch ein bisschen erschrocken, dass Sie anscheinend überhaupt nicht begriffen haben, worum es hier geht.
Sie ziehen hier die Rote Gentechnik hervor. Um die geht es hier nicht, über die diskutieren wir überhaupt nicht. Wir diskutieren über die Grüne Technik mit ihren Risiken und unnötigen Risiken bei der Freisetzung. Wir können sie nicht wieder einsammeln.
(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, der LINKEN und SSW - Wortmeldung des Abgeordneten Dr. Michael von Abercron [CDU])
Stellen Sie sich vor, über diese Grüne Technik ließe sich eine medizinische Anwendung erreichen. Wären Sie dagegen?
Herr von Abercron, Sie haben immer noch nicht begriffen, worum es geht. In dem Moment ist das eine Rote Gentechnik.
Das Thema ist zu ernst. Es hat mich heute wieder sehr erschreckt, mit welchem Radikalismus und mit welcher Technikblindheit insbesondere die FDP an dieses Thema herangeht.
Sie redet davon, dass Handelsströme behindert werden. Herr Brodersen, wissen Sie überhaupt, um welche Menge es sich handelt, die aufgrund der Nulltoleranz bisher nicht eingebracht werden konnte? 0,2 % der Menge an Soja-Mais und so weiter enthielten nicht zugelassene Organismen. Es geht nicht darum, dass deswegen schon große Hungersnöte ausbrechen. Diesen platten Argumentationen sollten wir nicht verfallen.