Wovon hängt es ab, wie junge Menschen auf ihre Zukunft blicken? - Das hängt von ihrem Optimismus ab. Eine optimistische Grundeinstellung hilft auch, schwierige Lagen zu überbrücken. Das haben wir schon gehört. Eine optimistische Grundhaltung hängt aber wesentlich davon ab, welche Erfahrungen Menschen gemacht haben.
Was Aristoteles schon vor 2.400 Jahren feststellte, gilt auch heute: Jugendliche, die wenig negative Erfahrungen gemacht haben, blicken in der Regel positiv auf ihre Zukunft.
In diesem Zusammenhang zeigt die Shell-Studie Verstörendes: Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien zeigen signifikant weniger Optimismus im Vergleich zu ihren Altersgenossen aus anderen Schichten. Das heißt nichts anderes, als dass in diesen Teilen unserer Gesellschaft zu früh negative Erfahrungen gemacht werden, die die Jugendlichen dazu bringen, verunsichert in ihre Zukunft zu blicken.
Das erschreckt mich, und ich glaube, das erschreckt uns alle. Sie sprechen immer von Generationengerechtigkeit. Ich denke, wir sind in der Pflicht, das zu ändern, sodass es diesen Jugendlichen wieder besser geht.
Positiv beurteilen wir, dass sich die Jugend wieder vermehrt für Politik interessiert. Das ist wichtig, und das müssen wir unterstützen. Das ist auch erfreulich, weil sich die Mehrheit der Jugend links der Mitte politisch interessiert. Das macht uns optimistisch.
Die Themen, die Jugendliche interessieren, sind vielfältig. Über 60 % der Jugendlichen kritisieren Kriege, Armut, Klimawandel, Arbeitslosigkeit, Einsätze der Bundeswehr und Ähnliches mehr. Politisches und soziales Engagement der Jugend unterstützen wir uneingeschränkt.
Im Landtag haben wir jetzt die Möglichkeit, das Wahlalter im neuen Wahlgesetz auf 16 Jahre zu senken. In der Shell-Studie steht hierzu:
„Ein durchschnittlich sechszehnjähriger, vielleicht auch schon ein durchschnittlich vierzehnjähriger Jugendlicher ist heute ohne Weiteres in der Lage, die intellektuelle und
soziale Urteilsfähigkeit aufzubringen, die für einen Wahlakt bei Europa-, Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen erforderlich ist.“
Ich appelliere an Sie, diese Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Ich appelliere an Sie, es nicht dabei zu belassen, sondern auch in anderen Bereichen Gelder bereitzustellen, anstatt sie zu kürzen.
Jugendliche müssen in ihrem sozialen, gesellschaftlichen und politischen Engagement gefördert und unterstützt werden.
Ich komme nun zu den Schlüssen, die die Landesregierung aus der Shell-Studie zieht. Es ist schon fast bizarr, dass Sie beim Thema Jugend mit Kindertagesstätten beginnen, ganz so, als ob es keinen Unterschied zwischen Kindern und Jugendlichen gäbe. Bei den jugendspezifischen Maßnahmen - ob es nun um das Projekt ,,Schule & Arbeitswelt“ oder das Projekt ,,Soziale Stadt“ geht - sehen wir die Reste einer vormals energischen Jugendpolitik, die Sie, meine Damen und Herren von der CDU und der FDP, eher bekämpft als gefördert haben.
Insofern sehen wir in Ihrer Politik wenig Zukunftsweisendes und hoffen, dass Sie das noch einmal überdenken. Dies sollten Sie insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache betrachten, dass spätestens bei den nächsten Haushaltsberatungen alle Jugendprojekte bedroht sein werden. Absurderweise werden Sie beim Kahlschlag im Jugendbereich wieder argumentieren, dass die Kürzungen ein Gebot der Generationengerechtigkeit seien. Das ist absolut lächerlich.
Dieses Argument werden wir nicht mehr durchgehen lassen. Mit diesem Argument haben Sie schon die Mittel für das beitragsfreie dritte Kitajahr und für die kostenlose Schülerbeförderung gekürzt.
Fakt ist doch: Die Rede von der Generationengerechtigkeit ist schon deshalb unsinnig, weil es den Kindern und Jugendlichen in der nächsten Generation auch nicht besser gehen wird, wenn Sie so weitermachen.
Es wird ihnen nicht besser gehen, weil sie ebenfalls keine Jugendprojekte mehr haben werden und ihre Eltern ebenfalls für die Kita selber aufkommen
müssen. Geben Sie doch zu, dass ihre Politik keine Generationengerechtigkeit bringt, sondern genau das Gegenteil. Niemand wird so stark geschädigt wie die Jugend von heute. Sie bringen es fertig, über einen Fachkräftemangel zu lamentieren und gleichzeitig den Zugang zu höherer Bildung zu verteuern, indem Sie durch Kürzungen die Studentenwerksbeiträge erhöhen. Das ist für uns völlig paradox.
Ihre Kürzungspolitik ist vor allem eines, nämlich jugendfeindlich. Der Antrag der SPD kommt daher zur rechten Zeit. Wir werden ihn unterstützen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse der 16. Shell Jugendstudie durchaus positiv zu bewerten. Trotz der Wirtschaftskrise und der vielen düsteren Prognosen scheint die junge Generation den Mut nicht zu verlieren und ihre Zukunftschancen optimistisch zu beurteilen. Schaut man etwas genauer hin, muss man allerdings feststellen, dass sich die bestehenden sozialen Unterschiede über viele Bereiche hinweg sogar verstärken. Leider geht es hierbei um einen relativ großen Teil der Kinder und Jugendlichen im Land.
Nach Aussage des Studienleiters zählen circa 10 % bis 15 % der jungen Menschen in Deutschland zur Gruppe der ,,sozial Abgehängten“, die ihrer Zukunft pessimistisch entgegensehen. Unserer Meinung nach ist diese Zahl nicht nur besorgniserregend. Sie fordert auch dazu auf, diese Situation zu verändern.
Nicht zuletzt deshalb, weil mit der Shell Jugendstudie konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik verbunden sind, ist die Frage nach der Bedeutung dieser Ergebnisse für Schleswig-Holstein mehr als berechtigt. Dies gilt selbstverständlich besonders für die Frage nach den Maßnahmen, die aus der Sicht der Landesregierung nötig sind, um zum Beispiel das Auseinanderdriften der sozialen Milieus zu verhindern.
Nach Meinung des SSW folgt aus der Studie vor allem eines: Es ist eine der dringlichsten Aufgaben der Politik, für weitgehend gleiche Bildungschancen aller Kinder zu sorgen.
Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass der Bildungserfolg und damit letztlich auch die positiven Lebensbedingungen noch viel zu sehr von der jeweiligen sozialen Herkunft der Kinder und Jugendlichen abhängen. Wer aus einer Familie stammt, in der die Eltern keine oder nur eine geringe Berufsausbildung haben, hat auch selbst geringere Zukunftschancen. Die Shell Jugendstudie belegt eindrucksvoll, dass die jungen Menschen, die der Unterschicht oder der unteren Mittelschicht angehören, ihre Chancen auch entsprechend negativ beurteilen. Und hier handelt es sich nicht nur um einen kleinen Teil, sondern um fast ein Viertel der befragten 12- bis 25-Jährigen.
Besonders alarmierend ist der Befund, dass sich die eher pessimistische Einstellung und das mangelnde Vertrauen in das persönliche Umfeld bei dieser Gruppe durch fast alle untersuchten Bereiche zieht und damit auch die allgemeine Zufriedenheit im Leben sinkt. Während fast drei Viertel der Jugend im Allgemeinen zufrieden sind, sind es mittlerweile nur noch 40 % bei denen, die aus weniger privilegierten Verhältnissen stammen. Eine solche Entwicklung, in der sich die bestehenden Unterschiede tendenziell verstärken und junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien zunehmend resignieren, ist ganz einfach nicht hinnehmbar.
Gerade ihnen muss der Zugang zu den Bildungseinrichtungen und der Aufstieg durch gleiche Bildungschancen erleichtert werden. Denn hier liegt der Schlüssel für den beruflichen und persönlichen Erfolg und damit auch für positive Lebensbedingungen der jungen Generation.
Auch im Bericht der Landesregierung werden die bestehenden Probleme erwähnt und ihre Bedeutung für die Zukunftsperspektiven der jungen Menschen in Schleswig-Holstein anerkannt. Wenn es aber um die Herausforderungen und die konkrete Lösung dieser Probleme geht, kommt die Regierung kaum über Lippenbekenntnisse hinaus. So reicht zum Beispiel der bloße Verweis auf einen erweiterten Bildungsauftrag für die Kindertageseinrichtungen oder der Hinweis auf die kommunale Bildungsvernetzung aus unserer Sicht nicht aus. So richtig diese
Ansätze auch sein mögen: Spätestens beim Blick auf den Alltag in Kitas und Schulen wird deutlich, wie weit wir von wirklich gleichen Chancen im Bildungssystem entfernt sind.
Nehmen wir zum Beispiel den Bereich der frühkindlichen Bildung, der bei der Herstellung von Chancengerechtigkeit eine besonders wichtige Rolle spielt. Hier weisen die Kollegen von CDU und FDP zwar immer wieder darauf hin, dass dieser unter ihrer Regierung gestärkt wird. Vor dem Hintergrund der Änderungen des Kindertagesstättengesetzes und der allgemeinen Kommunikation mit den Trägern der frühkindlichen Bildungseinrichtungen fällt es mir persönlich aber schwer - ich würde sogar sagen: sehr schwer -, dies nachzuvollziehen. Der SSW kann in der Abschaffung des beitragsfreien Kitajahres beim besten Willen keine Stärkung der frühkindlichen Bildung und vor allem keine Verbesserung der Chancengerechtigkeit erkennen.
Ganz im Gegenteil: Besonders die Kinder von Geringverdienenden und Hartz-IV-Empfängern sind durch diese Maßnahme betroffen und benachteiligt. Dabei haben doch gerade sie den Besuch einer Kita am nötigsten.
Nicht zuletzt durch den erweiterten Bildungsauftrag kommt den Mitarbeitern in der frühkindlichen Förderung die wichtige Aufgabe zu, die Kinder in ihren Stärken zu unterstützen und ihre Schwächen auszugleichen. Hierzu müssen wir die Erzieherinnen und Erzieher aber auch durch Fortbildungen und durch vertretbare Gruppengrößen in die Lage versetzen. Auch die geplante Umstellung der Landeskitafinanzierung auf die sogenannte Subjektförderung und die Unruhe, die diese Umstellung begleitet, sehen wir, aber vor allem auch Eltern, Träger und Mitarbeiter mit großer Sorge.
Eine Verbesserung der Gesamtsituation hin zu einem wirklich hochwertigen Betreuungsangebot für eine größere Zahl von Kindern ist vor diesem Hintergrund wohl kaum zu erwarten.
Dabei sollte jedem klar sein, dass die Angebote im frühkindlichen Bildungsbereich erweitert, der Ausbau vorangetrieben und auch eine einheitliche Sozialstaffel eingeführt werden müssen. Denn nur so kann der Zugang zu den Einrichtungen unabhängig