wickeln. Ich will es hier sehr deutlich sagen: Es ist auch an den Betrieben selbst, die Arbeitsbedingungen vor Ort zu verbessern. Es gilt, das Bewusstsein zu stärken, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Kostenfaktoren, sondern die Erfolgsfaktoren in der Pflege schlechthin sind. Das gilt für alle Einrichtungsträger, auch und gerade die privaten, die hier 66 % in der stationären Altenpflege bewirtschaften.
Die Betriebe selbst müssen ein ureigenes Interesse an der Führung und Bindung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben und sich noch stärker an der Lebensvorstellung und den Werten der heutigen Fachkräfte ausrichten.
Beabsichtigt ist es, die Ergebnisse des Branchenchecks einem breiten Fachpublikum vorzustellen. Dabei sollen im Rahmen einer Fachveranstaltung erste Best-Practice-Beispiele aufzeigen, wie beispielsweise gute Führung und ein gutes Arbeitsklima gefördert werden können. Die Trägerverbände haben es dankenswerterweise übernommen, einen Umsetzungsvorschlag zu erarbeiten und die Organisation der Fachtagung in die Hand zu nehmen.
Beschlossen ist auch ein Runder Tisch mit Fachund Leitungskräften aus Einrichtungen mit geringeren Personalproblemen. Es sollen konkrete Empfehlungen für andere Einrichtungen, ich sage einmal salopp, wo es nicht ganz so läuft, entwickelt werden. Der Zusammenhang zwischen Art der Dokumentationspflichten und der Arbeitszufriedenheit war ein zentraler Aspekt in der Fachveranstaltung „Qualität gemeinsam entwickeln“ von Forum Pflegegesellschaft und LAGPSH an diesem Montag. Dort wurden gemeinsam mit Einrichtungsträgern und Fachkräften die Anforderungen der neuen Qualitätsindikatoren und Qualitätsprüfungen in der stationären Pflege erörtert. Es wurde ihre Vereinbarkeit mit den erreichten Fortschritten in der Entbürokratisierung der Pflegedokumentation aufgezeigt; denn es soll in jedem Fall verhindert werden, dass die bereits erreichten Ziele des Strukturmodells etwa wieder aufgegeben werden. Die breite Umsetzung einer vereinfachten Dokumentation ist und bleibt ein wichtiges Ziel der Landesregierung. Das bestärken im Übrigen auch die Ergebnisse des Branchenchecks.
Weiter verabredet und bereits in Vorbereitung ist eine Veranstaltungsreihe „Zukunftsblicke“. In diesem Rahmen sollen Perspektiven der digitalen Transformation in der Pflege für die Beschäftigten
dargestellt werden, um Ängste zu nehmen und Chancen zu verdeutlichen. Denn die schönsten Digitalisierungsstrategien und die tollsten modernen Angebote nützen nichts, wenn sie nach wie vor auf Skepsis bei den Pflegenden, aber auch bei den zu Pflegenden stoßen, meine Damen und Herren.
Gemeinsam müssen wir für die Beschäftigten, aber auch im Interesse der Pflegbedürftigen alles daran setzen, in Einrichtungen, wo es noch nicht geschehen ist, gute Arbeitsbedingungen zur Chefinnenoder Chefsache zu machen. Menschenwürdige Pflege setzt auch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Menschen, die mit Empathie und hoher Kompetenz den anspruchsvollen Berufsalltag in der Pflege meistern, voraus. Der Branchencheck liefert eine ganz ordentliche Basis, auf der die Einrichtungen aufbauen und vor allem von guten Beispielen lernen können. - Herzlichen Dank fürs Zuhören.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrte Gäste! Herr Minister Garg, vielen Dank für den Bericht, das war sehr aussagekräftig. Es hat viele Befürchtungen bestätigt und auch ein bisschen Hoffnung und Mut gemacht. Vielen Dank.
Ziel des Branchenchecks Pflegekräfte sollte es sein, von den Beschäftigten selbst zu erfahren, was die Arbeit in der Pflege attraktiv macht und welche Umstände den Arbeitsplatz eher unattraktiv erscheinen lassen.
Das jetzt vorliegende Ergebnis des Branchenchecks veranschaulicht eindrucksvoll das bisherige Versagen in der Politik, den Personalnotstand in der Pflege zu beseitigen. Dies bezieht sich sowohl auf die Fachkräftegewinnung als auch auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, gerade auch um Fachkräfte langfristig im Beruf zu halten.
Nach Angaben der Beschäftigten herrscht in 69 % der Einrichtungen ein akuter Fachkräftemangel. Mehr als zwei Drittel der Einrichtungen können so angemessene gute und würdevolle Pflege nicht ge
währleisten. Zu den maßgeblichen Faktoren, die die Arbeit unattraktiv machen, gehören eine hohe Fluktuation, viele Mitarbeiter aus Zeitarbeitsfirmen sowie eine stete Überforderung aufgrund des Personalmangels und damit einhergehender Zeitknappheit. Maßgeblich zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen tragen verlässliche Arbeitszeiten, gute Teamarbeit, Vereinbarkeit von Arbeit und Familie sowie Wertschätzung und Anerkennung der wichtigen geleisteten Arbeit bei, selbstverständlich auch eine angemessene Bezahlung.
Als zentrales Mittel gegen den Fachkräftemangel wird von 81 % der Befragten die Ausbildung im eigenen Betrieb genannt. Das ist der richtige Ansatzpunkt, meine Damen und Herren, und nicht der hier im Land im Wege der Fachkräfteinitiative überwiegend bevorzugte und gewählte Weg über die Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Das Anwerben ausländischer Fachkräfte schwächt nämlich die dortigen Volkswirtschaften, denn auch dort fehlen dann letztlich Fachkräfte in der Pflege. Es ist ein erneuter Anreiz zu einer Zuwanderung, die uns auf diesem Gebiet nicht helfen wird.
Die Ausbildung eigener Fachkräfte im Betrieb muss finanziell erheblich gefördert werden. Dazu gehören auch verbesserte Fort- und Weiterbildungsprogramme. Wir brauchen Nachqualifizierungen für Menschen, die in den Pflegeberuf zurückkehren wollen. Dieser Gruppe muss der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert werden. Außerdem muss die Weiterqualifizierung von einem Pflegehelfer zu einer examinierten Pflegefachkraft vergütet werden. Genau dies war bisher nicht der Fall, sodass viele Kranken- oder Altenpflegehelfer auf die Qualifizierung verzichtet haben.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist, dass die häusliche Pflege gestärkt wird. Wir möchten die Rahmenbedingungen derart gestalten, dass sich erwachsene Kinder bewusst für die Pflege der Eltern im gewohnten häuslichen Umfeld entscheiden können. Als Grundlage für die häusliche Pflege gilt es, das Beratungsangebot für pflegewillige Angehörige in einem umfassendes Beratungs- und Betreuungsnetzwerk zu verbessern. Außerdem sind die Pflegesätze in der häuslichen Pflege an die Leistungen der Pflegedienstleister anzugleichen. Es kann nicht angehen, dass die Pflege älterer Menschen durch einen Dienst oder durch ein Heim höher vergütet wird als die Pflege durch einen Angehörigen. Die Pflegegeldbeiträge müssen unter Berücksichtigung ungedeckter pflegerischer Bedarfe neu kalkuliert werden.
Darüber hinaus müssen die Rahmenbedingungen insgesamt verbessert werden. Die Beschäftigten haben die Leiharbeitsverhältnisse als Belastung empfunden, und dies völlig zu Recht, meine Damen und Herren. Der zunehmende Anteil von prekären Beschäftigungsverhältnissen wirkt sich negativ auf den Wohlstand aus. Der Aufbau der eigenen Altersvorsorge leidet und bleibt ganz aus.
Die AfD fordert deshalb eine gesetzliche Obergrenze von 15 % der Beschäftigten mit Leih- oder Werkverträgen in den Unternehmen. Zudem muss eine Leiharbeit nach einer sechsmonatigen Beschäftigungszeit einem festen Anstellungsvertrag gleichgestellt werden. Auch für Arbeitslose können die Rahmenbedingungen verbessert und diese für eine Ausbildung in der Pflege gewonnen werden. Wir fordern daher eine bedarfsangepasste Qualifizierung für Arbeitslose. Dies muss in enger Abstimmung insbesondere mit der mittelständischen Wirtschaft erfolgen, bei der immerhin 80 % der Arbeitnehmer in Deutschland beschäftigt sind.
Wir können also durchaus durch die Ausschöpfung unserer eigenen Möglichkeiten und ohne beständige Anwerbung ausländischer Fachkräfte den Pflegenotstand in den Griff bekommen. Vielleicht nicht kurzfristig, auch nicht mittelfristig, aber wir sollten kurzfristig in jedem Fall den Blick verstärkt nach innen richten. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da haben wir es wieder. Die AfD hat sich mal wieder geoutet, es sind die Ausländer. Es muss alles funktionieren, ohne weitere Ausländer anzuwerben. Wissen Sie was, Herr Schaffer? - Ohne Ausländer geht in der Pflege überhaupt nichts.
Es ist gut, dass uns diese Menschen unterstützen und dass diejenigen, die bei uns ein Bleibeperspektive haben, diese Berufe ergreifen. Ich kenne zwei männliche Flüchtlinge aus Syrien, die beide eine Ausbildung als Pfleger machen, und ich finde das gut so.
Natürlich ist es auch wichtig, dass wir uns intensiv Gedanken darüber machen, wie die pflegerische Versorgung - auch mit diesen Kräften - erfolgt und welche Schlüsse wir aus dem Branchencheck Pflege für die weitere Versorgung der alten und kranken Menschen im Lande ziehen. Aus der Sicht der Fachkräfte und auch aus der Sicht der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Altenpflegebranche in Schleswig-Holstein ist es wichtig, dass wir uns damit beschäftigen, was die Menschen stört und was sie an ihrem Beruf gut finden. Besonders hervorzuheben ist das nicht wirklich überraschende Ergebnis der Befragung zum Thema „Fachkräftemangel“. In mehr als zwei Dritteln aller an der Befragung beteiligten Einrichtungen herrscht ein signifikanter Fachkräftemangel. Das ist das zentrale Problem dieser Branche, das wissen wir, das haben wir gerade gehört, nicht nur hier in Schleswig-Holstein, sondern deutschlandweit.
Im Durchschnitt braucht es - und hier gibt es eine kleine Differenz - 174 Tage. Minister Dr. Garg hat 175 Tage genannt. Das macht deutlich, dass dies viel zu lange ist, um neue oder vakante Plätze zu besetzen und neue Arbeitskräfte zu finden, und das mit steigender Tendenz. Deswegen wurden erstmals in den Jahren 2017 und 2018 in diesem Bereich Leitungen von Altenpflegeeinrichtungen und Pflegefachkräfte befragt, um so herauszufinden, wo es mögliche Probleme gibt und welche Ursachen jeweils aus der eigenen Sicht zu benennen sind.
Selbstverständlich wurden hierbei auch Kritikpunkte wie Unzufriedenheit und die Ursachen für eine gute Arbeitszufriedenheit abgefragt. Dieses alles soll dazu beitragen, die jeweiligen Einflussfaktoren zu benennen und weitere Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel aufzuzeigen.
Professor Dr. Björn Christensen von der Fachhochschule Kiel, dem „Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und Weiterbildung“, wurde beauftragt, eine Online-Befragung durchzuführen. Daran beteiligten sich landesweit 249 Pflegeeinrichtungen mit 706 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insgesamt wurden - auch das ist wichtig - 918 Einrichtungen angeschrieben. Somit betrug die Rücklaufquote rund 27 %. Das ist kein schlechter Wert in Anbetracht der Arbeitsbelastung der Befragten.
Die Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fand von Anfang Juli bis Ende August im letzten Jahr online statt. Die durchschnittliche Einrichtungsgröße lag bei 133 Pflegeplätzen, und die Hälf
te der Einrichtungen war nicht privatwirtschaftlich organisiert. Knapp zwei Drittel der Befragten arbeiteten in stationären Einrichtungen.
Es ist nicht besonders verwunderlich, dass eine große Arbeitszufriedenheit von Aspekten abhängen wie faire Bezahlung, gutes Betriebsklima, Arbeitszeit und Teamzusammensetzung, Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit. Auch spielte die direkte Einbindung in die Aufstellung von Dienstplänen, Weiterbildung und Anerkennung eine sehr große Rolle.
Noch weniger verwunderlich ist, dass sich die Zufriedenheit auch auf die Bindung an die Einrichtung auswirkt. Negative Aspekte, wie ein hoher Grad der Überlastung und Überforderung, haben eine hohe Fluktuation zur Folge; das wissen wir. Es ist auch logisch, dass die Unzufriedenheit anwächst, je länger solche belastenden Situationen andauern. Außerdem führen eine mangelhafte Einweisung und schlechte Kenntnis in der Digitalisierung dazu, dass diese nicht als Gewinn, sondern eher als Belastung empfunden wird.
Alarmierend ist, dass lediglich 38 % der befragten Personen angaben, in den nächsten drei Jahren noch in der jetzigen Einrichtung und Position tätig sein zu wollen. Das sind Alarmsignale.
Eine gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist für die Befragten ebenfalls sehr wichtig, ebenso die Verlässlichkeit der Dienstpläne sowie eine Einbindung in die Personalsuche und eine vereinfachte Dokumentation. Erwähnt wird auch die positive Unterstützung bei der Kinderbetreuung und der Gesundheitsförderung.
Die Einrichtungsleitungen setzen sich bei der Nachwuchsgewinnung dafür ein, eine kontinuierliche Ausbildung zu ermöglichen und fortwährend auszubilden. 81% bildet aus, der Rest aber nicht, und 52 % setzt erfolgreich auf eine strategische Personalentwicklung in der Ausbildung und in der Fachkräftestrategie.
Erfreulich ist, dass sich die Anzahl der Azubis in der Pflege von 2013 bis 2017 von 1.869 auf 2.345 erhöht hat. Gemeinsam mit dem Landespflegeausschuss sollen nun Handlungsempfehlungen folgen, und auf verschiedenen Fachveranstaltungen sollen die Ergebnisse des Branchenchecks vorgestellt werden.
Wir wollen mit allen Beteiligten erreichen, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Ich setze große Hoffnungen in dieses angestoßene Projekt
der Landesregierung und hoffe, dass dies auch gut gelingen kann. Später wollen wir uns dann mit den Ergebnissen weiter beschäftigen; der Minister hat dies schon geschildert. Ich glaube, es ist gut, dass dies vom Ministerium so beauftragt worden ist. Es hilft dabei, Menschen, die in der Pflege sind, am Ball zu halten beziehungsweise in ihren Jobs zu bestätigen und dass sie an ihrer Arbeit Freude haben.
An die anderen Einrichtungen gerichtet sage ich: Diese müssen noch etwas tun, damit die Menschen dort wirklich gerne arbeiten und bleiben. Es muss auch darum gehen, die aufgezeigten Negativpunkte zu beseitigen. Wenn dies geschieht, haben wir eine gute Perspektive, dass wir die Menschen in der Pflege auch zukünftig noch gut versorgen können. Herzlichen Dank.
Frau Präsidenten! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu dem Blödsinn, den Herr Schaffer hier von sich gegeben hat, sage ich jetzt besser nichts; denn ich habe die Befürchtung, dass ich ausfallend werden würde.