Dazu gehört auch die frühzeitige Diagnostik. Aber auch eine Begabtenförderung ist wichtig. Schwächere Schüler zu fördern, steht immer im Fokus. Die besten, die hochinteressierten, die mit speziellen Neigungen - wie man manchmal so gern sagt werden manchmal gern vergessen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Digitalisierung. Wir haben in der Coronapandemie leider die Schwächen des Systems kennengelernt. Ehrlicherweise bin ich froh darüber, dass sich die Aussage „Bring your own device - das reicht völlig“ nicht bewahrheitet. Eigentlich hätten wir heute Nachmittag noch das Thema Lernmittelfreiheit diskutiert. Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Ausstattung unterstützt werden.
Wir werden die zusätzlichen Mittel aus dem DigitalPakt des Bundes dafür einsetzen. Wir werden an den Schulen hoffentlich schnell Konzepte bekommen, dass die Schüler, die Bedarfe haben, ausgestattet werden können und wir einen zweigleisigen Unterricht haben - analog und digital.
Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen: Mit dem Perspektiv Schul-Programm haben wir in dieser Legislaturperiode erst mal eine Unterstützung für Schulen mit besonderem Bedarf errichten können.
Genau. - Dafür bedanke ich mich. Ich freue mich, dass wir über die vielen weiteren Themen im Ausschuss diskutieren können. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Entscheidend für das Bildungsniveau an unseren Schulen ist noch immer die Qualität des Unterrichts. Die Große Anfrage zur Unterrichtsqualität an Grundschulen ist deshalb nur recht und billig, insbesondere auch deshalb, weil Qualitätsmängel, die zu Beginn der Schullaufbahn auftreten, Auswirkungen auf die gesamte restliche Schullaufbahn unserer Kinder haben können. Außerdem ist die Grundschule per se etwas ganz Besonderes. Sie ist die Schulform, in der alle Kinder gemeinsam lernen, Kinder mit einem langsamen Lerntempo genauso wie Kinder, die man vielleicht als Überflieger bezeichnen könnte.
Die Bandbreite geht aber auch in anderen Entwicklungsbereichen auseinander: Sprache, Bewegung oder eben auch Sozialverhalten. Die enorme Leistung, die unsere Grundschulkräfte jeden Tag erbringen, besteht eben darin, dass sie diese Kinder alle unter einen Hut bekommen und gleichzeitig den Entwicklungsfortschritt jedes Kindes im Blick haben. Wenn das gelingt, ist das für mich das Kriterium für guten Unterricht schlechthin. Die Aufgabe von Politik kann nur darin bestehen, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass unsere Grundschulen diese Qualität auch künftig erbringen können.
In der Vergangenheit war das nicht immer der Fall. Genauso wie andere Schulformen waren auch die Grundschulen viel zu oft Spielball von Politikern, die ihre bildungspolitischen Überzeugungen einmal in der Praxis ausprobieren wollten. Weil es ihnen dabei viel zu oft mehr um die Ideologie als um das Kind ging, kam es dabei oft zu einem Hin und Her oder auch dazu, dass es Grundschulen dauerhaft erschwert wurde, ihren eigenen Maßstäben gerecht zu werden.
Ein Beispiel für solch einen Fehler war die Abwicklung der Vorschule vor rund 15 Jahren, also unter SPD-Ägide. Irgendwie passt es auch zu Ihnen, Herr Habersaat, dass Sie als SPD-Politiker sich in dieser Großen Anfrage vergewissern, ob der Fehler nicht möglicherweise korrigiert werden könnte.
Nein hat die Landesregierung gesagt. Sie antwortete ohne weitere Umschweife, dass eine Wiedereinführung der Vorschule nicht geplant sei. Ich sage genauso klipp und klar: Auch wenn die Landesregierung dies nicht plant - das Thema bleibt aktuell.
- Nicht nur bei mir, sondern auch im Land. Herr Habersaat, lauschen Sie meinen Ausführungen. Denn machen wir uns nichts vor: Der Spagat, der in Grundschulen tagtäglich geleistet wird, kann man nicht endlos überdehnen. Die Schere zwischen leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Schüler, zwischen altersgemäß entwickelten und entwicklungsverzögerten Schülern, zwischen Kindern, die sehr gut Deutsch können, und solchen, die kaum ein Wort verstehen, zwischen Schülern, die ein gutes Sozialverhalten aufweisen, und solchen, die außer Rand und Band sind, die nicht gruppenfähig sind, und so weiter geht seit Jahren immer weiter auseinander. So hat sich die Zahl der Kinder, die aufgrund § 35 a Sozialgesetzbuch eine Schulbegleitung zuerkannt bekommen haben, in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Ebenso ist die Zahl derjenigen gestiegen, die einen Antrag auf Zurückstellung vom Schulbesuch stellen. Diese Kinder brauchen aber in erster Linie keine Schulbegleitung und keine Zurückstellung, um die bestehenden Lücken aufzufüllen, sondern sie brauchen ein professionelles Umfeld.
Im Gegensatz zur Politik - sei es von SPD, sei es von CDU - ist man inzwischen in einigen Schulund Jugendämtern vor Ort aktiv geworden. So führt die Stadt Kiel - SPD-regiert - ab dem kommenden Schuljahr wieder Vorschulen ein. Zugegeben, sie sprechen in Kiel nicht von Vorschulen, sondern von Ankerklassen oder Klasse null, aber das ist unwichtig. Wichtig ist das Konzept. Wenn ein Kind mit sechs Jahren noch nicht schulreif ist, sei es wegen der kognitiven oder der sozialen Entwicklung, kommt es vor dem regulären Schuleintritt erst einmal in eine kleine Vorschulklasse mit maximal zwölf Schülern, einer Grundschullehrkraft, durchgehend einer sozialpädagogischen Fachkraft und zehn Stunden pro Woche - zusätzlich einem Förderschullehrer. Wenn diese Rahmenbedingungen da sind, kann für dieses Kind der Start ins Schulleben gelingen.
Meine Damen und Herren, es ist höchste Zeit, dass wir die Konsequenzen daraus ziehen, dass eine Grundschulklasse heute vollkommen anders und viel heterogener zusammengesetzt ist als noch vor 20 oder 30 Jahren. Eine dieser Konsequenzen heißt, endlich aufhören mit Plattitüden wie „je vielfältiger, desto besser“ oder „Fördern statt Auslese“. Es muss vielmehr heißen: „Fördern durch Differenzierung“. Die Stadt Kiel hat das jetzt beherzigt.
Sie hat die Notbremse gezogen und sagt: Wer zum Schulstart mehr Futter braucht, der bekommt es auch. Eine Folge davon wird sein, dass für diese Kinder das persönliche Bildungsniveau steigen wird. Eine andere Folge wird sein, dass das Bildungsniveau der Gesamtschulen insgesamt wieder hochgehen wird.
Lassen Sie uns also mit dem Dogma der Gleichheitspädagogik aufhören und genau beobachten, was in Kiel passiert. Ich garantiere Ihnen - das ist so sicher wie das Amen in der Kirche -: Dieser Schulversuch mit sieben Klassen und zwölf Kindern wird sich auszahlen.
Sicher ist auch - auch wenn Sie sich damit schwertun; ich kann das nachvollziehen -, dass uns das Thema hier im Landtag bald wieder beschäftigen wird. Das Kieler Beispiel zeigt aber: Wer von Unterrichtsqualität und Bildungsniveau spricht, kommt um das Thema einfach nicht herum.
Ich möchte mich am Ende dem Dank meiner Vorredner an das Ministerium und an die Mitarbeiter anschließen. Es war sehr viel Arbeit. Wie viel Arbeit dahintersteckt, sieht man auch am Umfang. Ich bin sicher, dass es eine gute Basis ist, sich im Bildungsausschuss darüber zu unterhalten.
Gestatten Sie mir am Ende noch die Bemerkung, dass sich die Anfrage der SPD auf das Schuljahr 2018/19 bezog, also just ein Schuljahr, nachdem hier gewählt worden ist. Es konnte also nur für die Fakten geantwortet werden, die die SPD zu verantworten hatte. Das bleibt bei der ganzen Sache verwunderlich. Vielleicht erklären Sie das aber noch im Bildungsausschuss. - Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Dank an die SPD und auch an das Bildungsministerium für diese große Datengrundlage. Es ist eine Antwort über 25 Kapitel und 300 Seiten, aus der wir alle heute nur wenige Aspekt auswählen konnten. Deshalb freue ich mich natürlich, dass wir den Bericht nachher an den Bildungsausschuss überweisen.
Für mich habe ich vier Punkte herausgepickt, die ich heute mit Ihnen zur Sprache bringen möchte. Erstens. Wir wissen immer noch nicht, wie viele
Heimkinder, die ihren Wohnsitz nicht in SchleswigHolstein haben, bei uns beschult werden. Nun ist die Große Anfrage der SPD etwas älter als eine Kleine Anfrage, die ich zum Thema Beschulung von Kindern und Jugendlichen in Heimen gestellt habe, und wir wissen ein ganz klein bisschen mehr, aber - wie ich finde - nicht genug. Wir wissen auch, dass die Träger von Jugendhilfeeinrichtungen einmal jährlich verpflichtet sind, gegenüber dem Landesjugendamt Stichtagsmeldungen zu den belegten Plätzen in den Einrichtungen abzugeben. Wir wissen allerdings auch, dass diese Stichtagsmeldungen keinerlei Altersangaben enthalten müssen und sich daher keine Aussagen über die Schulpflicht treffen lassen.
Die von uns abgefragten Daten zu der Frage, wie viele schulpflichtige Kinder zum Stichtag 12. August 2019 in den Einrichtungen betreut werden und wie viele Kinder und Jugendliche davon ihren Wohnsitz außerhalb von Schleswig-Holstein hatten, unterlagen also der Freiwilligkeit, und das hat sich leider auch bemerkbar gemacht. Insgesamt beantworteten lediglich 87 der 306 angeschriebenen Träger, etwas mehr als ein Viertel, die Abfrage.
Auch die Evaluation des zuständigen Erlasses aus 2017 ist leider noch nicht abgeschlossen, aber das Ministerium wird sich hoffentlich nicht damit zufriedengeben, denn es sollte ja allen Entscheidungsträgerinnen und -trägern in dieser Frage ein Anliegen sein, für Transparenz zu sorgen.
Für den SSW bleibt an dieser Stelle eines klar: Wir brauchen hier wirklich eine Lösung im Sinne der Schülerinnen und Schüler, denn die haben eine Zukunft und ein selbstbestimmtes Leben verdient. Alle Kinder müssen nämlich dort schulpflichtig sein, wo sie sich tatsächlich aufhalten.
Zweitens. Ich bin wirklich froh über die Zahlen zur Inklusion. Hier ist noch Luft nach oben, und man muss immer wieder betonen, dass es hier nicht um ein nice to have geht, sondern dass die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung die Vertragsstaaten verpflichtet, Schülerinnen und Schülern mit Behinderung die Teilhabe am allgemeinen Schulsystem zu ermöglichen.
Wir wissen es zwar schon aus den Inklusionsberichten, aber wir sehen es eben aktuell noch einmal an den Tabellen in der Antwort auf die Große Anfrage: Die integrative Beschulung ist je nach Förderschwerpunkt, aber auch je nach Kreis oder Stadt sehr unterschiedlich ausgeprägt. Hier möchte ich gern noch einmal das Lübecker Poolmodell Inklusi
on in Schule hervorheben, weil mich diese Idee wirklich überzeugt hat. In multiprofessionellen Teams arbeiten dort Fachkräfte unterschiedlicher Professionen gemeinsam mit der Schule an der Gestaltung inklusiver Bedingungen im jeweiligen Klassenverband.
Drittens. Die Minderheitensprachen werden so nicht explizit abgefragt, aber Dänisch wird ja trotzdem in der Rubrik Fremdsprachen aufgeführt. Sie kennen unsere aktuellen Vorschläge zur Förderung des Dänisch- und Friesischunterrichts. Sie müssen sie nur noch übernehmen, um hier wirklich für Verbesserungen zu sorgen.
- Zack, zack! - Das gilt insbesondere für Friesisch, denn hier sind sowohl die Schüler- als auch die Lehrerzahlen zu niedrig. Aber zu diesem Thema haben wir ja noch eine Anhörung vor uns.
Viertens. Es fehlen die Fachlehrkräfte an unseren Grundschulen. Besonders auffällig ist natürlich der Mathematikunterricht, der zu 26 % von Lehrkräften unterrichtet wird, die nicht Mathe studiert haben. Das Problem ist nicht unbekannt, und es ist auch nicht ganz schnell zu lösen.
- Oh Gott, oh Gott, oh Gott, Hans-Jörn! - Ich möchte mich bei den Lehrkräften und noch einmal bei allen bedanken, die in dieser Coronazeit dafür gesorgt haben, dass sich die Schulen langsam wieder öffnen konnten. Da ist zum Beispiel der Hausmeister, der dafür Sorge getragen hat, dass Tische verrückt wurden, Hans-Jörn Arp.
(Hans-Jörn Arp [CDU]: Das ist das erste Mal, dass in der Bildungspolitik mein Name genannt wird! - Heiterkeit)
Ich möchte mich wirklich bei diesen Menschen bedanken. Wir sprechen hier von den Lehrkräften, und die haben auch schon ganz viel Dank bekommen; ich finde, den sollen sie auch haben. Aber es gibt so viele andere Menschen, die dafür Sorge tragen, dass Schule funktioniert, und bei denen möchte ich mich auch bedanken.