Protokoll der Sitzung vom 02.12.2014

Es gibt die Anfrage des Kollegen Kessler, wie viele Lehrer in welchem Fach bis zum Jahr 2020 in Rente gehen werden, ohne dass wir dort auch nur eine

Stelle abgebaut hätten, wenn die also alle wiederbesetzt werden müssen. Daneben ist gefragt worden, wie viele Studierende wir denn aktuell in jedem Lehramtsfach der Universität des Saarlandes haben. Da gehört es zur Wahrheit dazu, dass wir jetzt schon in jedem einzelnen Fach mehr Studierende haben, als bis 2020 Lehrer in den einzelnen Fächern überhaupt in Rente gehen. Und wir nehmen in den künftigen Jahren trotzdem noch Lehramtsstudierende auf. Ist es vor diesem Hintergrund wirklich verantwortungsvoll, wenn man sagt, wir setzen die Aufnahmezahlen nicht herab, sondern erhalten sie auf gleich hohem Niveau, obwohl wir heute schon wissen, dass wir den Menschen keinen Arbeitsplatz bieten können, keine berufliche Zukunft? Ist es dann verantwortbar zu sagen, wir lassen die Kapazitäten bei 350 und mehr und machen jungen Menschen etwas vor? Ich finde das nicht verantwortbar. Deswegen ist das, was wir damals beschlossen haben, nach wie vor richtig.

(Beifall bei den Regierungsfraktionen.)

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben im Sommer Eckpunkte für ein zukunftsfestes Hochschulsystem beschlossen. Wir haben damals Schwerpunkte gesetzt, wir haben gesagt, wo aus unserer Sicht weniger bis nichts gespart werden darf. Wir haben auch Sparvorschläge gemacht, bei denen die Universität und die HTW unseres Erachtens freie Hand haben. Es liegt nun ein Konzept des Universitätspräsidiums vor - wir haben es heute Morgen der Zeitung entnommen -, das wir auf unsere Eckpunkte hin überprüfen wollen. Da fallen einem Dinge auf, die wir womöglich mittragen können, dass nämlich Schwerpunktbereiche, die auch in unseren Eckpunkten genannt werden, entsprechend geschont werden. Das ist richtig, auf die Exzellenzschwerpunkte dürfen wir nicht verzichten.

An anderen Punkten, die wir in unserem Papier genannt haben, ist die Übereinstimmung mit unserem Konzept zumindest höchst fragwürdig, sage ich mal. Das betrifft mit Sicherheit den Bereich der Bildungswissenschaften, den wir noch einmal überprüfen müssen, weil wir uns vorgestellt haben, dass der Rückgang der Kapazität bei den Lehramtsstudierenden durch andere Maßnahmen aufgefangen werden kann, und das auf äußerst günstige Weise. Das scheint mir nach dem vorliegenden Konzept so nicht mehr möglich zu sein.

Das betrifft an anderer Stelle auch den Bereich Ingenieure. Auch darüber wird man zu diskutieren haben. Eine Ingenieurausbildung, die Ingenieure hervorbringt, welche für den saarländischen Arbeitsmarkt gebraucht werden, die in ihrer Studienordnung die Bedürfnisse der saarländischen Wirtschaft berücksichtigt, ist für uns an der Universität auch weiter wichtig und notwendig. Ob das mit 30 Prozent Reduktion in einem Fach möglich sein wird, ist für

(Abg. Schmitt (CDU) )

mich an der Stelle zumindest zu hinterfragen und wird noch mal zu diskutieren sein.

An der Stelle sage ich aber auch, was wir damals bei unseren Eckpunkten deutlich gemacht haben, und das ist jetzt ein Hinweis an die Ingenieurwissenschaften selbst, der sowohl die Mechatronik als auch die Material- und Werkstoffwissenschaften betrifft: Es kann natürlich nicht so bleiben, dass wir anschließend Studiengänge haben, die nur zu 50 Prozent ausgelastet sind, die so wenige Studierende und Absolventen haben. Wenn, dann muss der neue Studiengang sinnvoll und richtig konzipiert werden, es muss gewährleistet sein, dass er künftig mehr Absolventen hervorbringt. Hier bedarf es einer konzeptionellen Neubearbeitung dieser Studiengänge, und dann muss man darüber reden, was man an hinreichender Ausstattung braucht, um einen solchen Studiengang dauerhaft anzubieten. Dies ist also eine Aufforderung an mehrere Seiten, die wir als Politik entsprechend einfordern und kontrollieren werden; hier besteht tatsächlich weiterhin Gesprächsbedarf.

Dennoch, das haben wir auch im Sommer schon gesagt, ist es richtig: Die Universität wird kleiner werden oder sie wird sich spezialisieren müssen. Das wird auch weniger Studierende bedeuten. Wir haben einen Rückgang an der Universität bei den Kosten um etwa 12 Prozent. Wir haben gesagt, wenn man es sinnvoll und richtig macht, kann man den Rückgang der Studierendenzahl deutlich darunter halten daran halten wir weiterhin fest -, wenn man die Kapazitäten besser auslastet oder Studiengänge schafft in Bereichen, wo andere Dinge derzeit wegfallen.

Man muss allerdings auch wissen, dass im entsprechenden Zeitraum die Zahl der jungen Menschen in diesem Bereich ohnehin zurückgeht, sodass das insgesamt eine Sache sein wird, die verträglich darstellbar sein wird. Man darf auch nicht vergessen: Wir haben in den letzten Jahren keinen Rückgang an Studierenden gehabt. Wir haben eine Verdoppelung an der HTW auf 6.000 gehabt und wir haben einen massiven Aufwuchs an der Universität. Von allen, die jetzt sagen, wir brauchen mehr Studierende und ein Rückgang ist eine Katastrophe für unser Land, hätte ich erwartet, dass sie es bejubelt hätten, als die Studierendenzahl im Saarland um 5.000 angestiegen ist. Das habe ich an der Stelle allerdings vermisst.

Wir wollen, dass unsere Hochschulen Zukunft haben. Das gilt für die Hochschule für Technik und Wirtschaft, die Universität, die Berufsakademien, die Private Hochschule für Gesundheit und Prävention und auch für die beiden künstlerischen Hochschulen. Ich glaube, dass sich auch bei zurückgehenden Finanzmitteln - die Geschichte Hochschulpakt ist noch gar nicht entschieden und Bafög-Mittel

stehen auch zur Verfügung - Schwerpunktbereiche definieren lassen. Die Hochschulen können sich spezialisieren, wir können unsere Exzellenzbereiche erhalten und wir können uns weiter zukunftsfähig aufstellen. Das bedeutet mit Sicherheit einen Rückgang in anderen Bereichen. Das muss nun definiert werden und deswegen warten wir jetzt einmal ab, wie die Gespräche des Präsidiums mit den Fakultäten verlaufen und welche Konzepte dort zurückkommen.

Unsere Eckpunkte stehen jedenfalls und sie werden anschließend in einen Hochschulentwicklungsplan gegossen werden. Und dann werden wir im Frühjahr irgendwann den Zeitpunkt erreichen, wo ein endgültiges Konzept stehen muss. Dauerhafte Unsicherheit ist schwer erträglich. Das sehe ich ein, das kann nicht so bleiben. Wir brauchen Klarheit in jedem Bereich. Das ist den Beschäftigten nicht weiter zuzumuten und es ist auch den Fächern insgesamt nicht zuzumuten. Wir brauchen irgendwann Ruhe im System. Ich hoffe, dass das ab einem gewissen Zeitpunkt entsprechend unserer Schwerpunktsetzung und unserer Hochschulentwicklungsplanung im Konsens mit den Hochschulen erreicht werden kann. Das wäre das Beste für uns alle. Und dann, glaube ich, werden trotz der notwendigen Maßnahmen, die wir beschließen müssen, die Hochschulen in unserem Land weiterhin eine gute Zukunft haben. - Vielen Dank.

Vielen Dank, Herr Abgeordneter. - Das Wort hat nun der Abgeordnete Michael Neyses von der Fraktion DIE PIATEN.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Hochschulen sind das Aushängeschild für den Wissenschaftsstandort Saarland. Sie sind unser größter Trumpf für die Zukunft. Dass dies trotz Sparmaßnahmen immer noch so ist, verdanken wir dem großen Engagement der Lehrenden und Forschenden an der Universität und den Hochschulen. Die Innovationsschmiede Universität darf auf keinen Fall durch Einsparungen in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden. Wir haben im Saarland noch eine leistungsfähige Volluniversität und dies sollte auch so bleiben. Mit diesem Haushalt jedoch gefährdet die Große Koalition das hohe Niveau der Hochschulen.

Die ersten Maßnahmen der Universität sind jetzt zu sehen. Ich muss sagen, ich war schockiert als ich am Wochenende die Saarbrücker Zeitung las. Über ein Viertel soll das Budget einzelner Fakultäten in den kommenden Jahren gekürzt werden. Die acht Fakultäten sollen im Mittel 15 Prozent einsparen. Die höchste Sparlast soll die Fakultät Physik und

(Abg. Schmitt (CDU) )

Mechatronik mit 27 Prozent weniger Geld tragen. Auch mich erreichte gestern Abend noch die E-Mail des ehemaligen Dekans der Physik, Professor Wagner. Sie haben Sie alle gelesen, aber dennoch möchte ich ein kurzes Zitat daraus anführen: Es steht außer Frage, dass die Physik gesprächsbereit bezüglich eines Beitrags zur Sparlast und ihrer zukünftigen Zielgröße ist. Kürzungen von 25 Prozent in der Physik vor den Verhandlungen Ende der 2020er Jahre werden aber die Physik und auch die anderen betroffenen Naturwissenschaften dauerhaft zerstören beziehungsweise letztlich komplett abschaffen.

Meine Damen und Herren, Sie sehen, wie ernst die Situation an der UdS ist. Kolleginnen und Kollegen, was jetzt weggenommen wird, kann später nur mit großem Aufwand wieder erstellt werden. Das nationale und vor allem internationale Wissenschaftssystem verzeiht solche unproduktiven Zeiten nicht. Auch zeigt sich jetzt über alle Fakultäten hinweg, dass nicht zukunftsorientiert gespart werden soll, sondern dort, wo zufällig gerade Professoren in den Ruhestand gehen. Die demografische Entwicklung hängt wie ein Damoklesschwert über dem Saarland. Wir brauchen junge Menschen hier. Die Hochschulen können dazu aber ihren Beitrag nur leisten, wenn sie zukunftsfähig aufgestellt sind. Auch dem Fachkräftemangel wirken die Hochschulen entgegen. Daher brauchen wir Leitinvestitionen in unsere Bildung, denn das bedeutet eine bessere Zukunft für das Saarland.

Die Hochschulen müssen auch fit werden für lebenslanges Lernen; denn die Zukunft der Hochschulen ist online. Aus den USA rollt gerade eine Welle an neuen Möglichkeiten für zukünftige Studierende heran. Die Hochschulen müssen hier mit der Zeit gehen. Die Eliteuniversitäten haben es bereits erkannt. Von den Top-20-Universitäten der Welt haben 16 bereits stark ausgebaute Online-Bereiche, sowohl für die Studierenden als auch im Bereich des lebenslangen Lernens. Sie können bereits heute erstklassige Weiterbildungsangebote von Harvard, Stanford oder dem MIT nutzen, ohne das Saarland zu verlassen. Die Hochschulen müssen zusehen, dass sie im internationalen Vergleich nicht abgehängt werden. Natürlich sind solche Entwicklungen nur im Rahmen der Hochschulautonomie umsetzbar. Dafür muss die Landesregierung aber den Finanzrahmen setzen. Denn wenn die Fachbereiche ums Überleben kämpfen, ist an eine Weiterentwicklung nur sehr schwer zu denken.

(Beifall bei den Oppositionsfraktionen.)

Die Ministerpräsidentin hat heute Morgen wieder von Planungssicherheit gesprochen. Die Universität hat jedoch wegen der Tarifkostensteigerungen wesentlich höhere Kosten, die zu großen Schwierigkeiten führen. Das bestreiten Sie ja auch nicht. Hier sehen wir PIRATEN dringend benötigte Leitinvestitio

nen in die Zukunft des Saarlandes. Denn es ist eben keine Planungssicherheit, zu wissen, dass das Geld auf keinen Fall reichen wird.

Kolleginnen und Kollegen, die Tarifkostensteigerungen müssen komplett übernommen werden. Wir haben vorgeschlagen, diese wie in den vergangenen Jahren separat auszuweisen. Ähnliches gilt für die Kompensationsmittel. Die Kompensationsmittel sollen unter studentischer Mitbestimmung zur Verbesserung der Qualität der Lehre eingesetzt werden. Wenn diese aber, wie von der Koalition vorgesehen, direkt in den Globalhaushalt fließen, wird die Mitbestimmung der Studierenden ausgehebelt. Daher müssen die Kompensationsmittel nach unserer Auffassung auch weiterhin separat ausgewiesen werden.

Die Energiekostensteigerungen möchten wir im Globalhaushalt belassen, um einen Anreiz zur Energieeinsparung zu bieten. Auch ein geringer Inflationsausgleich sollte der Universität zugestanden werden, denn alles wird teurer, auch die Einkäufe der Hochschulen.

Wie wir die zusätzlichen Mittel finanzieren möchten, hat Herr Hilberer heute Morgen bereits klar ausgeführt, nämlich durch ein stärkeres Ausreizen des Puffers bis zur strukturellen Defizitgrenze. Wenn man für einen ausgegebenen Euro an der Universität 1,60 Euro zurückbekommt, ist dieser Weg absolut sinnvoll. Jedes kleine Kind würde, wenn es mir einen Euro geben darf und 1,60 Euro dafür bekommt, diese Investition tätigen. Ganz abgesehen davon, dass die Landesregierung den Vierten Pavillon weitaus billiger hätte haben können. Über dieses Millionengrab hat Klaus Kessler bereits heute Morgen gesprochen.

(Zuruf von der CDU: Was hat das jetzt mit Hoch- schulpolitik zu tun?)

Zu den Ausgaben je Student und je Professor gibt es unterschiedliche Statistiken. Herr Schmitt, es ist sicherlich richtig, 2011 und 2012 gab es da wohl einen Aufwuchs. Das ist richtig, aber inzwischen dürften wir wieder auf einem hinteren Platz angekommen sein. Die neueren Zahlen sind ja noch nicht da.

Zum Thema Eckpunkte, keine betriebsbedingten Kündigungen. Meine Damen und Herren, das ist doch eine Farce. Wir haben eine Befristung beim wissenschaftlichen Personal von 83 Prozent. Es hört sich ja wie eine tolle Leistung an, keine betriebsbedingten Kündigungen zuzulassen. Aber das kommt doch nur bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, die unbefristet beschäftigt sind. Den 17 Prozent Unbefristeten nutzt es wirklich etwas. Das leuchtet doch jedem ein und das muss an dieser Stelle auch einmal gesagt werden.

(Abg. Neyses (PIRATEN) )

(Beifall bei den Oppositionsfraktionen.)

Zum Breitbandausbau. Schnelles Internet ist für die saarländische Wirtschaft essenziell. Schon jetzt geht die Entwicklung von 50 Mbit-Angeboten hin zu noch höheren Datenvolumen.

(Abg. Thul (SPD) : Was hat die Universität mit Breitband zu tun?)

Herr Kollege Thul, wie Sie vielleicht wissen, ist der Breitbandausbau im 02er-Plan, und über den reden wir heute.

(Abg. Thul (SPD) : Ach so.)

Sie können sich aber gerne dazu äußern oder eine Zwischenfrage stellen, dann habe ich auch mehr Zeit. Aber Sie sind ja noch nicht so lange im Parlament, vielleicht wissen Sie das noch nicht.

(Lachen des Abgeordneten Thul (SPD) und Heiterkeit. - Minister Jost: Alter Fuchs!)

Um die saarländische Wirtschaft und die saarländische Bevölkerung nicht weiter von einem in die Zukunft gerichteten Ausbau dieser wichtigen Infrastruktur - - Apropos parlamentarische Erfahrung: Herr Jost, Sie wissen, von der Regierungsbank sind Zwischenrufe nicht gestattet!

(Beifall von den Oppositionsfraktionen und Hei- terkeit.)

Eigentlich sollten Sie lange genug hier sein!

Herr Abgeordneter, ich danke Ihnen für die Unterstützung!

(Sprechen und Heiterkeit. - Beifall von der Oppo- sition. - Weiterer Zuruf des Ministers Jost.)

Um die saarländische Wirtschaft und die saarländische Bevölkerung nicht weiter von einem in die Zukunft gerichteten Ausbau dieser wichtigen Infrastruktur abzuschneiden, muss das Land über die nächsten drei Jahre hinweg insgesamt 25 Millionen Euro in die Verlegung von Glasfaserkabeln investieren. Diese Investition wird jede Gemeinde an das schnelle Zukunftsnetz anschließen und die weitere Versorgung über private und kommunale Initiativen ermöglichen. Ganz wichtig: Die Leitungen gehören anschließend dem Saarland. Das bedeutet auch künftige Kosteneinsparungen für die Kommunen, denn aktuell müssen diese für die Leitungen bezahlen. Das ist vor allem auch wichtig für die Unternehmen in unserem Bundesland. Die Netzinfrastruktur der Zukunft ist Glasfaser, das sieht die Ministerpräsidentin ja ebenfalls so. Die Landesregierung darf sich hier aber nicht gutgläubig den Versprechungen der

Telekom hingeben, darauf hat Herr Hilberer heute Morgen bereits hingewiesen.

Aus Zeitgründen kann ich nicht mehr zusammenfassen, damit ich gegebenenfalls, bei Bedarf, noch mal in die Rede eingreifen kann und um Herrn Hilberer noch für den Einzelplan 03 Zeit zu lassen. Vielen Dank.

(Beifall von den Oppositionsfraktionen.)

Herr Abgeordneter, ich will Ihnen ja nicht die Illusion rauben, aber Sie haben noch fünf Sekunden Redezeit.

(Heiterkeit.)

Das Wort hat nun der Abgeordnete -

(Abg. Neyses (PIRATEN) tritt zurück ans Rednerpult.)