Lösungen, um junge Menschen für Streuobst zu begeistern und Flächen dadurch langfristig in Nutzung zu halten. Das Ministerium fördert seit vielen Jahren den Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen. Im Rahmen der saarländischen Agrarumweltmaßnahmen konnten lange Zeit nur Landwirte an dem Förderprogramm teilnehmen. Seit 2007 ist es auch für Privatpersonen und Vereine geöffnet. Es besteht für Obst- und Gartenbauvereine die Möglichkeit der Förderung von Erhaltungsaufwendungen für Kelteranlagen sowie der Reparatur oder Anschaffung von entsprechenden Maschinen. Die Förderung beträgt bis zu 30 Prozent. Es gibt außerdem Förderungen für Pflegemaßnahmen an einzeln stehenden Streuobstbäumen und Obstbaumalleen an öffentlichen Wegen und Straßen sowie Förderungen für Pflanzung und Pflege von Hochstammobstbäumen in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen unter Mitwirkung der Schüler.
Die Richtlinie zur Förderung der Neupflanzung von Obstbäumen zur extensiven Neuanlage von Streuobstwiesen wurde 2017 modifiziert. Die Pflege von extensiv genutzten Obstaltbeständen wird durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes in der Förderperiode 2014 bis 2020 gefördert. Bei der Förderung extensiver Obstbestände wird ein Zuschuss pro Baum gezahlt. Eine Kombination mit der Förderung der extensiven Bewirtschaftung naturschutzfachlich wertvollen Dauergrünlands ist möglich.
Wichtig ist auch das Programm zur Bekämpfung von Misteln in Obstbäumen. Die Umsetzung soll ab 2019 erfolgen. Angedacht ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Verband der Obst- und Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz e. V., den örtlichen Obstund Gartenbauvereinen, den Naturschutzverbänden und sonstigen Ehrenamtlichen. Als Projektträger kommen Verband der Obst- und Gartenbauvereine Saarland / Rheinland-Pfalz oder der Naturpark SaarHunsrück infrage. Beide haben bereits Erfahrungen mit dem Thema. Der Naturpark Saar-Hunsrück hat diesbezüglich schon ein ähnliches Projekt im Hunsrück begleitet. Der Landesverband der Obst- und Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz hat einen Spezialisten für Streuobst beschäftigt.
Die Mistel ist nach den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes zum allgemeinen Artenschutz geschützt. Danach ist es verboten, wildlebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten. Das gewerbsmäßige Entnehmen, Be- oder Verarbeiten wildlebender Pflanzen bedarf unbeschadet der Rechte der Eigentümer und sonstiger Nutzungsberechtigter der Genehmigung der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörde. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn der Bestand
der betreffenden Art am Ort der Entnahme nicht gefährdet und der Naturhaushalt nicht erheblich beeinträchtigt werden. Die Entnahme hat pfleglich zu erfolgen.
Als einer der wenigen einheimischen Parasiten wächst die Mistel als Halbschmarotzer auf Bäumen. Alle Teile der Mistel sind giftig. Die Giftigkeit variiert allerdings stark, je nach Wirtsbaum, auf dem sie wächst. Ein Bekämpfungsprojekt, das durch das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert wird, bedarf zunächst einer Genehmigung der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörde. Die Bekämpfung der Misteln kann nur dann nachhaltig erfolgreich funktionieren, wenn das dort gewonnene „Erntegut““ einer wirtschaftlichen Vermarktung zugeführt werden kann. Eine solche wirtschaftliche Verwertung kann nur nach naturschutzrechtlicher Zustimmung erfolgen.
Zum Erhalt der Streuobstwiesen wurden bereits sehr innovative Ideen entwickelt, wie man die Sache angehen kann. Ein Ansatz wäre es, das bestehende Öko-Punkte-System für den Erhalt von heimischen Obstbeständen zu nutzen und für Pflegeverpflichtungen sogenannte Öko-Punkte zu vergeben. Ein weiterer Ansatz wäre die Durchführung von gezielten Pflege-Aktionen mit Kreis- oder Ortsverbänden. Ferner sollte intensive Aufklärungsarbeit geleistet werden, um auch junge Menschen für das Thema zu motivieren. Es gibt auch interessierte Abnehmer für das Produkt, in der Regel Äpfel. Schließlich sollten Gespräche mit Firmen geführt werden, die bereit wären, Leihmaschinen für die Pflege bereitzuhalten.
Der Arbeitskreis „Obstsorten“ im Verband der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz hat in diesem Jahr die Nancy-Mirabelle zur Streuobstsorte des Jahres 2018 für das Verbandsgebiet benannt. Das findet jedes Jahr statt, natürlich immer mit einer anderen Obstsorte. Das tiefgelbe Fruchtfleisch der Mirabelle schmeckt süß und ausgesprochen aromatisch. Die Früchte sind begehrt, für Kuchen, Marmelade, Gelee oder auch für Obstbrände. Ich denke, auch solche Aktionen tragen dazu bei, das heimische Obst wieder moderner zu machen und jüngere Leute für Streuobstwiesen zu interessieren.
Mit unserem Antrag wollen wir dem Sterben der Streuobstwiesen entgegenwirken und jüngere Generationen dafür begeistern. Streuobstwiesen sind ökologisch wichtig und erhaltenswert für Bienen, Vögel, Artenvielfalt, den Naturschutz, für uns und unsere Kulturlandschaft.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Im vorliegenden Antrag geht es um eine Stärkung der Streuobstwiesen als eine Art saarländische Kulturlandschaft, die es unbedingt zu erhalten gilt, denn sie sind heute stark gefährdet. Gab es 1965 noch circa eine Million Bäume im Saarland, war es Anfang der 2000er-Jahre nur noch etwa die Hälfte, heute werden es nur noch 300.000 bis 400.000 Bäume sein.
Obstwiesen werden zum Beispiel aus mangelndem Interesse an einer Bewirtschaftung aufgegeben oder gerodet, um die Fläche landwirtschaftlich intensiver nutzen zu können, oft mit gravierenden Folgen für Tier und Umwelt, die eine intensive Landwirtschaft mit Monokulturen mit sich bringt. Aber es ist natürlich eine mühselige Arbeit, die Bäume zu beschneiden und das Obst zu ernten. Es gibt immer weniger Menschen, die Zeit und Energie in die Pflege investieren wollen oder können. Dabei ist die Pflege der jetzt bestehenden Streuobstwiesen das A und O. Ab dem Jahr 2015 werden im Saarland mehr als 7.000 Bäume neu gepflanzt. Das ist bemerkenswert. Aber bestehende Bäume sterben schneller, als man neue pflanzen kann. Daher ist die Pflege des Bestandes so wichtig.
In Streuobstwiesen werden kaum Dünger und Pestizide eingesetzt, sie gehören zu den artgerechten Biotopen in ganz Europa und bieten hervorragende Voraussetzungen für Artenvielfalt. Mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten können auf einer Streuobstwiese leben, zum Beispiel auch Insekten und Vögel. Gerade bei ihnen verzeichnen wir einen dramatischen Rückgang, wie wir alle wissen und hier ja auch schon oft diskutiert haben. Daher gilt es, alles zu tun, um Streuobstwiesen als Biotop aufrechtzuerhalten.
Um es auf den Punkt zu bringen: Streuobstwiesen kann man durchaus als Arche Noah für alte Obstsorten bezeichnen. Die Forderungen im vorliegenden Antrag sind richtig. Wir werden dem auch zustimmen. Ich möchte aber noch drei Anmerkungen machen.
Zum einen fordern Sie in Ihrem Antrag eine gezielte Imagekampagne speziell für junge Leute. Das ist unterstützenswert. Es ist aber zu überlegen, ob es in einer Imagekampagne nur um Streuobstwiesen gehen soll oder ob man generell das Thema Artenund Biotopenvielfalt auf andere Felder der Landschaftspflege überträgt. So zum Beispiel in Verbindung mit regionaler Produktion, Vermarktung und Veredelung, Stichwort Apfelsaft, Apfelwein, Marmelade oder eben ein guter Obstler. Wir denken aber auch an die Schaf- und Ziegenbeweidung mit den Produkten Wolle, Käse und Milch. Es wäre also eine Imagekampagne für die regionale Wertschöpfung mit gleichzeitigem Erhalt und der Pflege der Kultur
landschaft und dem Erhalt der Artenvielfalt. Damit wären alle im Boot. Kolleginnen und Kollegen, in diesem Zusammenhang erinnere ich noch einmal an unsere Forderung nach Einrichtung eines zentralen Internetportals, welches auf regionale Produkte hinweist und damit eine Direktvermarktung fördert.
Zum Zweiten fordern Sie in Ihrem Antrag die Etablierung gezielter Pflegeaktionen mit Kreis- und Ortsverbänden - wahrscheinlich von Naturschutzverbänden, das geht aus dem Antrag nicht eindeutig hervor. Diese Verbände führen ohnehin schon Pflegemaßnahmen durch. Häufig sind es auch ältere Menschen, die mit der Pflege und Ernte mehr und mehr überfordert sind. Wir müssen uns überlegen, wie wir diese Verbände weiter unterstützen können. Sie sind zum Beispiel auf finanzielle Mittel des europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums angewiesen. Allerdings ist es immer nur eine Finanzierung der Bäume an sich, nicht der Arbeitszeit, die darin steckt. Wir sprechen von 6,50 Euro pro Baum. Das reicht hinten und vorne nicht aus, denken Sie nur an die Mistelentfernung! Eine geeignete Maßnahme wäre hier wohl eine Aufstockung des Etats für Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen ab der neuen Förderperiode. Es muss eine deutliche finanzielle Unterstützung für diejenigen geben, die diese intensive Pflege auch der Mistelentfernung betreiben. Wir denken da beispielsweise auch an das LEADER-Projekt von RheinlandPfalz im Naturpark Saar-Hunsrück, also wiederum ein EU-Programm, welches ländliche Regionen unterstützt.
Zum Dritten - ein ganz wichtiger Punkt, der angesprochen wird - die Pflege durch Leihmaschinen. Gerade für Privatpersonen und Vereine, die über wenig Geld verfügen, ist die Möglichkeit, Maschinen zu leihen, sehr sinnvoll. Wir LINKE unterstützen das System eines Maschinenrings, der privat oder kommunal betrieben werden könnte. Aber nicht nur Maschinen können zur Pflege eingesetzt werden, Schafe lassen sich sehr gut unter Bäumen weiden. Hier ergibt sich eine Win-win-Situation, weil immer weniger Schäfer über immer weniger Weideflächen verfügen können.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich fasse zusammen. Wir unterstützen alle Maßnahmen, die dazu führen, dass Streuobstwiesen gepflegt und erhalten werden können. Sie dienen dem Natur- und Artenschutz. Wir unterstützen daher den vorliegenden Antrag, sehen aber trotzdem Verbesserungsbedarf, gerade was die finanzielle Förderung anbelangt. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste! Wer von uns isst nicht gerne einen saftigen Apfel? Einen saftigen, knackigen, herrlich roten oder gelben, vielleicht auch grünen Apfel. Wer von uns saß nicht oder sitzt vielleicht auch heute noch - gerne in einem Kirschbaum, auch wenn er in Nachbars Garten steht? Da schmecken ja bekanntlich die Kirschen am besten.
Wer von uns musste nicht das Gedicht von Theodor Fontane lernen - oder tat es freiwillig - über Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, der den Mädels und den Jungs die herrlichen Früchte schenkte? Auch schätzen wir alle die Produkte, die aus solchen Obstsorten entstehen können. Ich rede von Früchten aus eigener Ernte. Es ist doch ein Genuss, wenn man morgens am Frühstückstisch sitzen kann und seine Marmelade aus eigener Ernte oder von regionaler Vermarktung essen kann, auf einem leckeren Brot oder Brötchen. Mittags, zum Mittagessen, kann man einen Saft genießen, danach, als Nachtisch, ein Kompott, und der eine oder andere trinkt vielleicht gerne noch zur Verdauungshilfe einen Obstler. Jetzt im Herbst ist auch die Zeit des Quetsche-Kuchens. Und wir alle kennen doch diesen tollen Duft des frischgebackenen Hefeteils mit den dicken Streuseln und den saftigen Früchten. Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen, nicht wahr, liebe Kolleginnen und Kollegen?
Ja, das ist doch auch nicht schlecht. Ich dachte eigentlich, der Tagesordnungspunkt wäre erst Thema nach der Mittagspause. Das wäre dann so als Nachtisch gelaufen. So ist das, was ich noch vortragen will, schon ein bisschen gemein.
Aber nicht alles, was schön ist, schmeckt auch. Lassen Sie uns nun gedanklich einmal gemeinsam in einen Supermarkt oder in einen Discounter Ihrer Wahl gehen, auch diejenigen, die normalerweise vorbildhaft in einen Bioladen gehen oder zum Bauern um die Ecke. Es erwartet uns im Supermarkt ein Angebot der Vielfalt, das geradezu unüberschaubar ist. Zu jeder Jahreszeit bekommt man Obst und Gemüse, egal, ob gerade Saison dafür ist. Äpfel und Kiwis aus Neuseeland, Erdbeeren aus Spanien,
Trauben aus Chile, Himbeeren und Blaubeeren, aktuell sehr im Trend, aus Marokko, Ägypten, China und auch Spanien, Birnen aus Südafrika, Zwetschgen aus Osteuropa, und so weiter. Es geht an der Obsttheke mittlerweile internationaler zu als bei den Olympischen Spielen, dementsprechend könnte ich die Liste noch erweitern.
Natürlich gibt es auch Obst und Bioware aus der Region. Ihr prozentualer Anteil ist allerdings noch sehr gering, auch wenn man feststellen kann, dass das Angebot an heimischen Produkten, an heimischen Früchten zwar langsam, aber stetig zunimmt. Als Ortsvorsteherin kann ich diese Entwicklung bestätigen: Wir haben im Dorf eine Kelterei, bei der ein riesiger Andrang herrscht. Ich bekomme Anrufe aus Frankreich, wo man angesichts der diesjährigen Ernte auch nicht mehr weiß, wohin mit den Äpfeln und den Quitten. Das wird sehr stark nachgefragt, und ich weiß, was Obst- und Gartenbauvereine gerade jetzt, da die Bäume so voll sind und guten Ertrag bringen, leisten müssen. Dafür auch von meiner Seite einmal einen herzlichen Dank allen, die hierbei aktiv sind und sich um unsere Umwelt, um unser Gemüse und unser Obst kümmern.
Das zeigt, dass ein Teil der Konsumenten bereits heute kritischer mit der Herkunft und der Qualität der Lebensmittel umgeht und neben dem Geschmack auch umwelt- und tierschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt. Angebot, Nachfrage und Konsumverhalten bestimmen aber bekanntlich den Markt.
Die Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln hat in Deutschland immer noch nicht den Stellenwert, den wir gerne hätten. Wir haben hier im Plenum schon viele Debatten zu diesem Thema geführt, und es sind auch schon etliche Kampagnen durchgeführt worden. Als Beispiel möchte ich die „Woche der Lebensmittelverschwendung“ nennen -
- - die „Woche gegen Lebensmittelverschwendung“, die im Frühjahr dieses Jahres stattfand, regen Zuspruch fand und auch künftig stattfinden wird. So wurde es vom Minister gesagt, und dafür bin ich auch sehr dankbar. Diese Aktion soll, wie gesagt, auch in den kommenden Jahren durchgeführt werden. Der runde Tisch zu diesem Thema, initiiert durch das Umweltministerium um Minister Reinhold Jost, trifft sich im November nun schon zum vierten Mal. Bei diesem runden Tisch beraten Akteure der Wirtschaft, der Politik, der Landwirtschaft und des Tier- und Umweltschutzes über Möglichkeiten, einen positiven Trend in Gang zu setzen.
Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung sind wichtig, der verantwortungsvolle und ressourcenschonende Umgang mit Lebensmitteln muss immer und immer wie
der in die Gesellschaft vermittelt werden. Die Broschüren hat meine Kollegin schon angesprochen, aber Broschüren allein machen es nicht. Die Öffentlichkeitsarbeit, das fortgesetzte Ansprechen der Themen, das ist, so meine ich, ein ganz wichtiger Aspekt. Das sollte aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger oder durch Von-oben-herab-Verfügungen geschehen, wie das von anderen Parteien immer wieder gerne gemacht wird. Das wäre sicherlich der falsche Ansatz. Wohl aber sollte das verbunden sein mit einem ernsthaften Appell, der Denkprozesse bei jedem Einzelnen in Gang setzt und Verhaltensmuster des Konsumierens ändern kann.
Unterstützend würde dabei sicherlich ein verstärktes Angebot unserer regionalen Erzeugnisse wirken. Um aber eine Steigerung des Anteils des saisonalen Angebotes heimischer Obstsorten in den Warenkörben der Saarländerinnen und Saarländer zu erzielen, bedarf es auch eines entsprechend vielfältigen Angebotes in ausreichender Menge. Dies kann natürlich nur erzielt werden, wenn wir genügend alte oder aber neu gepflanzte Obstbäume bewirtschaften, die uns einen entsprechenden Ertrag bringen. Im Prinzip ist das ja eine einfache Rechnung. Im Saarland sind hierfür eigentlich beste Bedingungen gegeben; immer noch prägen die Streuobstwiesen unsere saarländische Kulturlandschaft - und das soll auch so bleiben.
Die Natur mit ihrer bunten Vielfalt hat einen positiven Einfluss auf uns Menschen und unser Gemüt. Sie werden, liebe Kolleginnen und Kollegen, mir sicherlich zustimmen, dass es einem das Herz erwärmt und die Geschmacksnerven stimuliert, wenn man im Sommer, im Spätsommer oder im Herbst die reifen Früchte an den Bäumen leuchten sieht, sich vielleicht einen Apfel vom Ast stibitzt und sich dann in die Wiese legt, um sich an der schönen Landschaft zu erfreuen. All das gilt es zu bewahren, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Nun zu dem Problem, das wir in unserem heutigen Antrag beschrieben haben. Die Vorredner haben es auch angesprochen: Viele der Streuobstwiesen werden nicht mehr regelmäßig bewirtschaftet und gepflegt. Die Generationen derer, die in Obst- und Gartenbauvereinen noch aktiv sind, sind älter geworden. Das ist mir selbst nur zu bewusst, denn ich bin selbst Mitglied im Obst- und Gartenbauverein: Wir sind für jedes junge Mitglied, das sich bereiterklärt, bei uns mitzumachen, dankbar.
Ich bin nicht das jüngste Mitglied, es sind noch ein paar jüngere dabei. Aber danke. - Junge Menschen legen ihre Prioritäten einfach anders fest und haben kein Interesse an einer solchen Bewirtschaftung. Die Obstbäume werden in der Konsequenz nicht mehr
umsorgt, nicht mehr geschnitten, teilweise auch nicht mehr abgeerntet, was sie vergreisen lässt und weshalb sie auf Dauer keine Früchte mehr tragen. Die Flächen um die Bäume verbrachen, Böden und Wiesen wachsen zu.
Dieser Entwicklung gilt es entgegenzuwirken. Nicht nur der Wunsch nach gesunden und unbelasteten heimischen Früchten ist hierbei Antrieb, sondern auch das Ziel der Erhaltung des Artenreichtums, das Ziel des Artenschutzes. Wie im Antrag zu lesen, erfüllen Streuobstwiesen als frei strukturierte Biotope eine wichtige Aufgabe für den Artenschutz: Unzählige Vogel-, Insekten-, Schmetterlings-, Reptilien- und Kleintiersäugerarten finden hier den für sie so wichtigen Lebensraum. Diesen gilt es zu schützen, weiterzuentwickeln und zu bewahren. Entsprechendes gilt für die selten gewordenen alten Obstsorten.
In einem sehr interessanten Vortrag bei der Landesvertreterversammlung des NABU Saarland am vergangenen Samstag schilderte der Biologe Professor Werner Kunz von der Universität Düsseldorf den trotz Naturschutz- und FFH-Gebieten stattfindenden Artenschwund in Deutschland. Anhand vieler Beispiele zeigte er, dass bei überwachsenen und zugegrasten Habitaten früher dort vorkommende Arten nicht mehr leben können und verschwunden sind. Immer mehr wachsen unsere Wiesen und Wälder zu, immer mehr verbuschen die Dörfer und die Waldränder. Er erläuterte in seiner These unter anderem, dass wir wieder mehr spärlich bewachsene karge Böden, Heiden und Sandflächen, Abbruchkanten und nackten Fels oder Boden brauchen, um gefährdete Arten zurückzuholen und ihnen Lebensraum zu bieten.