Wir können nicht sagen: „Und der Gewinner ist (...)“, ohne Assoziationen an einen Mann zu wecken. Täglich hören wir Sätze wie „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker” und stellen uns dann automatisch Männer vor. Die vielen Ärztinnen und die 70 Prozent Apothekerinnen werden automatisch ausgeblendet nicht aus bösem Willen, sondern weil unsere Grammatik Männer bevorzugt. Noch einmal zur Verdeutlichung: Gendersensible Sprache bedeutet Eindeutigkeit, das heißt, Sprache ist so zu verwenden, dass aus dem jeweiligen Text hervorgeht, wer gemeint ist, auch Repräsentation, das bedeutet, sprachliche Formen sind zu finden und zu verwenden, die alle Geschlechter adäquat repräsentieren und durch die sich alle angesprochen fühlen.
Zum Schluss ist die Anti-Diskriminierung zu nennen, was wiederum heißt, Sprache ist so einzusetzen, dass sie nicht diskriminierend ist. Es ist naiv, Sprache und Realpolitik voneinander zu trennen. Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil der Politik und der Realität. Wir verändern die Sprache, damit verändern wir die Vorstellungen, die Bilder im Kopf, das Bewusstsein und den ganzen Rest.
Noch eine kleine Anmerkung, die bitte nicht als Kritik zu verstehen ist. Die Besucherausweise im saarländischen Landtag sind leider auch nur in der männlichen Form geführt. Es wäre schön, wenn man auch sie der gendergerechten Sprache anpassen könnte.
Meine Damen und Herren! Man sollte aber auch nicht hinter den gesellschaftlich anerkannten Status quo zurückfallen, wie es dieser Antrag versucht.
Wenn schon eine Doppelnennung unsere nationale Identität gefährden kann, dann müsste es um unser Land wahrlich schlecht bestellt sein. Ich darf Ihnen als Frau versichern, Gleichberechtigung gefährdet nicht die Kulturnation und auch nicht die Männer. Wir lehnen den Antrag der AfD natürlich ab.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Dörr, wissen Sie, was das Schöne in Deutschland im Jahr 2020 ist? - Das Schöne ist, ich muss das, was Sie vorhin erzählt haben, nicht nur nicht schlucken, ich kann darauf erwidern und werde es nachher ablehnen.
Es ist zwei Jahre her, da stand ich schon einmal an dieser Stelle und habe mich mit einem AfD-Antrag zur Abschaffung gendergerechter Sprache auseinandergesetzt. Wir haben den entsprechenden Antrag in diesem Hohen Hause damals mehrheitlich abgelehnt. Erstens ist unabhängig von der inhaltlichen Positionierung nach Gesetzeslage der ausschließliche Gebrauch der männlichen Form nicht zulässig. Zweitens ist ein ausschließlicher Gebrauch der männlichen Form in allen Lebenslagen und Schriftsätzen unangemessen und würde bisweilen in der Realität ebenso bizarre Blüten treiben, wie es mancher übertriebene Genderstern jetzt tut. Beispiele dafür habe ich damals mehr als genug angeführt. Außerdem war Ihr Antrag in sich nicht schlüssig.
Hat sich - Stand heute - an dieser unserer Position etwas geändert? - Nein. Haben die drei Herren Antragsteller in den beiden vergangenen Jahren versucht, Argumente zu dem Thema auszutauschen, und eine klarere Positionierung erarbeitet? - Nein. Haben Sie das Thema überhaupt einmal irgendwo in einem Ausschuss aufgerufen, irgendeine Anfrage gestellt über die Umsetzbarkeit bestimmter Forderungen? - Nein, nicht ein einziges Mal. Haben Sie sich einmal mit konkreten Beispielen befasst, wie Sie das zukünftig handhaben wollen? Ich habe damals einige aufgezählt. Wollen Sie zukünftig Stellenausschreibungen grundsätzlich ohne die weibliche Form formuliert sehen?
Ihre Forderung damals wie heute bedeutet, dass wir zukünftig in Stellenausschreibungen nur noch den Erzieher und den Kaufmann suchen, aber nicht mehr die Erzieherin und die Kauffrau. Achtung, ich muss mich wiederholen: Die Beidnennung ist gendergerecht. Und das würden Sie streichen. Gerade wenn ich an den Erzieherberuf denke, der meist von Frauen ausgeübt wird, sollte es Ihnen selbst doch tatsächlich absurd vorkommen, nur die männliche Form zu verwenden. Ich will aber auch den Erzieher nicht streichen, denn ich bin andererseits sehr froh, wenn ich für meine örtliche Kita einen männlichen Erzieher gewinnen kann, denn gerade Männer sind dort Mangelware. Ist diese Beidnennung für Sie so schlimm? - Für mich ist jedenfalls nicht erkennbar, dass Sie sich über die Handhabung Ihrer Forderung auch nur einen einzigen Gedanken gemacht haben.
Im Übrigen muss ich feststellen, dass Ihre Partei in keiner Weise sprachlich eleganter vorgeht. Ich habe das mal gegoogelt. Ihre Bundestagsfraktion sucht in Stellenanzeigen Mediengestalter, Mitarbeiter und Juristen mit dem Zusatz „gleich welchen Geschlechts“. Wenn das dann am Ende bei Ihnen als Formulierungsvorschlag rauskommt, schlägt die Begeisterung sicher auch keine Wellen. Bundesweit finden sich aber auch die Stellenangebote Ihrer Partei für „Rechtsreferendare/-innen (m/w/d)“ und andere Berufe, bei denen Sie auch nicht eleganter formulieren als unsere Verwaltung. Herr Dörr, dazulernen kann ich da leider nichts.
Wenn es Ihnen doch um die Vereinfachung von Amtsdeutsch geht - auch dafür habe ich damals einige Beispiele genannt -, haben Sie sich denn im Nachgang zur Debatte damals mit den vielen Themenfeldern beschäftigt, die die Sprache von Behördenbriefen verschandeln und den Lesefluss stören? Das sind einige, aber nein, das haben Sie nicht, denn das wäre ja auch mit Arbeit verbunden. Man müsste konkrete Vorschläge erarbeiten. Auch wenn das Amtsdeutsch viele Menschen nervt, stellt sich bei diesem Thema eben nicht so schnell die von Ihnen kalkulierte Schnappatmung ein, die den einen oder anderen beim Begriff des Genderns erfasst. Denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Genderdiskussion ist wie eine Schublade in Ihrem Schreibtisch. In diese Schublade werden seit Jahren alle absurden Sprachverschandelungen, die irgendjemand verbrochen hat, hineingepackt. Alles, was unter dem Deckmantel von Gender übertrieben wurde, lächerlich war oder beim Lesen nervte, wird dort hineingepackt und jedem fällt sicher irgendeine Formulierung ein, die in dem Bereich unpassend oder absurd erschien.
Ich kann auch verstehen, dass einige stöhnen, wenn diese Schublade geöffnet und man mit Absurditäten gequält wird. Ich habe es vor zwei Jahren klar gesagt: Ich finde es auch störend, wenn sich ein Text wie ein Minenfeld aus Gendersternchen, Unterstrichen, Doppelnennungen und so weiter liest. Wir tun der Emanzipation keinen Gefallen, wenn Texte sich nicht wertschätzend, sondern nervtötend lesen, aber das sind die Extremfälle und diese sind nach dem, was heute sprachlich alles möglich ist, leicht vermeidbar. Durch diese Extremfälle wird in der Schreibtischschublade eine richtige und absolut wichtige Grundvorstellung zeitweise lächerlich gemacht, nämlich die Grundvorstellung von einem wertschätzenden, respektvollen Umgang mit Menschen in unserer Sprache, denn von nichts anderem sprechen wir hier.
Ganz sicher ist es aber den Saarländerinnen und Saarländern zu wenig, dass die Antragsteller Tage, Wochen, ja genau zwei Jahre mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte dösen und dann kurz vor der Plenardebatte hektisch die Schublade aufziehen. Das gilt für die Gender-Schublade, die jetzt zwei Jahre ungeöffnet war und vor sich hin staubte, die Sie jetzt aufreißen, um einen alten Antrag herauszuziehen. Einzige Änderung Ihrerseits: Alles, was damals noch an Formulierung dabei war - damals war es zumindest optisch ein richtiger Antrag - wurde gestrichen. Nur eine zusammengekürzte Überschrift wurde übernommen. Das gilt aber auch für die Schubladen mit den Anträgen, die Sie für jede Plenarsitzung öffnen, um die immer gleichen Themen herauszufischen. Sie arbeiten nicht an Themen, Sie setzen sich auch nicht für Themen ein, Sie wärmen Themen lediglich auf, und das nur ganz lau!
An unserer Positionierung hat sich in den letzten beiden Jahren nichts geändert. Wenn wir über das Thema gendergerechte Sprache diskutieren, dann gibt es für uns als CDU-Fraktion genau zwei Grundanforderungen, denen es Rechnung zu tragen gilt. Erstens: Verständlichkeit, Klarheit und Authentizität. Zweitens: Gleichberechtigung und Wertschätzung. Diese beiden Anforderungen sinnvoll miteinander zu vereinbaren, ist die Aufgabe, vor der ein moderner Sprachgebrauch steht, auch in der Verwaltung.
Probleme entstehen doch in erster Linie dort, wo Menschen verkrampft und zwanghaft an das Thema herangehen, sei es im vorliegenden Fall, wo zwanghaft versucht werden soll, Formulierungen aus Publikationen und der Verwaltung zu streichen, oder sei es auf der anderen Seite, wenn Einzelne jedes Wort
auf Ungerechtigkeiten und vermeintliche Diskriminierungen untersuchen oder krampfhaft versuchen, extrem künstliche Formulierungen zu finden. In diesen Fällen bedient die eine Seite nur die Vorurteile der anderen Seite. Ich brauche keinen dogmatischen und rein demonstrativen genderübersensiblen Gebrauch, noch weniger brauche ich aber eine angestaubte Sprachpolizei, die im Gebrauch weiblicher Formen der deutschen Sprache grundsätzlich den Untergang des Abendlandes sieht und gleich die Verbotskeule auspackt.
Ich erwarte im Schriftdeutschen wie im alltäglichen Umgang eine wertschätzende und höfliche Ansprache. Ich bin sicher, das kann auch Amtssprache leisten, ohne dass es Verbote braucht. Auch das gilt heute genau wie vor zwei Jahren. Ganz sicher ist es in bewegten Zeiten wie diesen die Aufgabe von uns allen, gerade hier im Hohen Haus, uns zu überlegen, wie wir mehr Achtsamkeit und Wertschätzung in politische Diskussionen und das tägliche Miteinander bringen - in unserer Wortwahl, in unserem Tonfall, in unserem Auftreten im echten Leben und in der virtuellen Welt. Aber das geht nicht mit dem vereinfachenden Schubladenprinzip. Das muss man wirklich wollen, das muss tägliche Praxis sein, das erfordert kontinuierlichen Einsatz. Dafür will ich heute hier im Landtag werben - und nur dafür. Den Antrag lehnen wir ab. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Bitte nicht wundern, ich spreche Sie gezielt nur in der weiblichen Form an, damit manche Herren hier einmal merken, was es bedeutet, wenn man immer nur mitgemeint aber nie direkt mitangesprochen wird. Also: Liebe Kolleginnen! Die Kolleginnen der AfD-Fraktion wollen, dass eine gendergerechte Schreibweise in öffentlichen Schreiben und Veröffentlichungen saarländischer Ämter und Behörden verboten wird. Vor zwei Jahren, die Kollegin Schmitt-Lang hat das schon angesprochen, hatten wir die Debatte in allen witzigen Facetten schon einmal. Dort war der Antrag noch etwas softer formuliert. Es war von einem Verzicht die Rede. Jetzt muss alles verboten werden. Die Begründung ist wieder typisch. Der Blick in die
Vergangenheit gehört dazu. Früher ging es doch auch so. Früher war alles besser. Früher, als Rita Süssmuth als erste Präsidentin des Deutschen Bundestages noch darum kämpfen musste, dass ihr Titel Bundestagspräsidentin hieß und nicht Bundestagspräsident. Oder noch früher, als es noch gar keine Frauen im Parlament gab.
Liebe Kolleginnen! Frauen machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, in Deutschland wie im Saarland. Da ist es doch eine absolute Selbstverständlichkeit, wenn man in öffentlichen Schreiben und Veröffentlichungen Frauen entsprechend anredet und nicht übergeht. Vor allen Dingen ist es eine Errungenschaft seit ewig langer Zeit. Da muss nichts geschluckt werden oder irgendwer hat Stress mit der Diskussion. Diese können Sie wirklich jeden Monat führen, wenn Sie möchten. Dieses Rad drehen Sie uns nicht mehr zurück. Das ist wirklich peinlich.
Wenn ich in die aktuellen Diskussionen hineinschaue, dann möchte ich Anne Wizorek zitieren. Sie sagt, in der Sprache finden sich dieselben Machtverhältnisse wieder, wie es sie immer noch in unserer Gesellschaft gibt. Sie hat mit ihren Tweets unter dem Hashtag Aufschrei eine Debatte über Sexismus ausgelöst. Dort hat sie das skizziert.
Sie sagt weiter: Diese Machtverhältnisse in der Sprache sehen wir zum Beispiel am Werk, wenn „schwul“ und „behindert“ als Schimpfwörter benutzt werden. Oder wenn es weitaus mehr Beleidigungen gibt, die ganz konkret auf Frauen bezogen sind Stichwort „Schlampe“ - oder, wenn Männer darüber gedemütigt werden sollen, als Mädchen bezeichnet zu werden. Das kann Sprache anrichten. Da ist sehr viel Sensibilität und Wertschätzung geboten, so hat die Kollegin zu Recht gesagt.
Liebe Damen Abgeordnete! Liebe Kolleginnen! Es wird die Damen der AfD vielleicht irritieren, aber es ist tatsächlich kein Naturgesetz, nur männliche Bezeichnungen wie Schüler, Lehrer, Erzieher, Politiker, Beamte und so weiter zu verwenden. Im Gegenteil. Wer stets nur männliche Formen verwendet, der gendert seine Sprache ja auch. Letztlich orientieren Sie sich ja am Geschlecht, wenn Sie so formulieren.
An dieser Stelle muss ich Marlies Krämer erwähnen, sie ist eine Frauenrechtlerin, eine echte Kämpferin seit Jahrzehnten. Sie kämpft seit Langem ganz tapfer gegen dieses männliche Gendern. Sie hat sich zuletzt mit der Sparkasse angelegt. Wir alle haben es verfolgt. Wir haben das unterstützt, weil sie als Frau nicht männlich als Kunde angesprochen werden will. Ich bin sicher, wäre es anders herum und hätte sich ein Mann dagegen gewehrt, dass ihn seine Bank als Kundin anschreibt, dann wäre die Un
Von dem größten Dorn im Auge der Kolleginnen der AfD - vom Gender-Sternchen, das haben wir in den kommunalen Räten und auch schon bei mir im Stadtrat erlebt - müssen wir hier nicht reden, da es das Land und viele Städte und Gemeinden in öffentlichen Schreiben oder Veröffentlichungen nicht wirklich verwenden.
Zum Schluss zitiere ich noch einen bekannten Satiriker: Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist nur möglich, wenn sich die Frau unterordnet. Das müsste Ihnen so richtig gefallen. Das hat der römische Satiriker Martialis schon vor fast 2000 Jahren gesagt. Diese Satire scheinen die Kolleginnen der AfD tatsächlich ernst zu nehmen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag Drucksache 16/1194. Wer für die Annahme der Drucksache 16/1194 ist, den bitte ich, eine Hand zu erheben. - Gegenstimmen? - Enthaltungen? - Ich stelle fest, dass der Antrag Drucksache 16/1194 mit Stimmenmehrheit abgelehnt ist. Zugestimmt haben die Mitglieder der AfD-Landtagsfraktion; abgelehnt alle übrigen Abgeordneten.
Beschlussfassung über den von der AfDLandtagsfraktion eingebrachten Antrag betreffend: Öffentliche Schulen an allen Schultagen beflaggen (Drucksache 16/1195)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Antragstext ist durch einen Druckfehler, vielleicht war es auch eine Druckfehlerin, ein neues Ministerium entstanden. Ich bitte das Versehen zu entschuldigen.