Für diese gibt es oft kein Wochenende und auch nach 18:00 Uhr noch keinen Feierabend, weil die Sportschüler natürlich erwarten, dass die Lehrer auch bei ihren Wettkämpfen dabei sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe in meiner Rede auch vom Spaß am Sport gesprochen. Diesen sollte man gelegentlich haben. Wir hatten ihn am vergangenen Wochenende bei unserem FDP-Skicup in Holzhau. Unsere Abgeordneten sind nämlich sportlich. Insofern kann ich Sie nur aufrufen: Nutzen Sie alle Möglichkeiten des Sports! Und – was wichtig dabei ist –: Bleiben Sie gesund!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Minister Wöller, ich verstehe ja, dass Sie als zuständiger Fachminister versu
Umso mehr werde ich meine Redezeit darauf verwenden, ein bisschen hinter diese schöne Fassade zu schauen. Ich bin überzeugt, dass es Ihnen auf Dauer eben nicht hilft, in Ihrem Wahlkreis immer wieder mit Fördermittelschecks für Sportvereine aufzutauchen, denn die Probleme liegen tiefer als Sie es auch heute wieder darzustellen in der Lage waren. Ich kann jedenfalls nicht erkennen, worin die Veränderung besteht, die Sie beschwören. Viele Menschen in den Sportvereinen haben das bereits begriffen. Vielleicht haben Sie ja vor zwei Wochen beim Sportforum in Dippoldiswalde einen Eindruck davon gewonnen, wo den Sportvereinen wirklich der Schuh drückt. So plagen den Präsidenten des SSV Altenberg mehrere Sorgen. Er fordert zum Beispiel mehr Unterstützung für den Nachwuchs im Leistungssport, damit nicht noch mehr Spitzensportler abwandern, weil es hier an Trainern fehlt.
Zur Initiative „KOMM! in den Sportverein“, bei der an Drittklässler 30-Euro-Gutscheine ausgegeben werden, damit sie sich in einem Sportverein anmelden können, erklärte der Vereinspräsident, das sei zwar schön, aber es müsse eben auch die Leute geben, die die Kinder betreuen. Viele Vereine arbeiten bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze.
Weil wir gerade bei der an sich begrüßenswerten Initiative sind: Sie hatten doch tatsächlich vor, die Gutscheine für den Vereinsbeitrag nur an Drittklässler der Grundschulen zu vergeben, nicht aber an Förderschüler der gleichen Klassenstufe. Erst als ich im Schulausschuss diesen Mangel aufdeckte, begann im Kultusministerium ein hektisches Treiben, um diesen Fehler auszumerzen. Mittlerweile haben Sie es immerhin geschafft, auch den entsprechenden Internetauftritt anzupassen und die Förderschüler zu erwähnen. Wir haben die damalige Seite dokumentiert. Ich finde es skandalös, dass Sie einfach nicht an Förderschulen gedacht haben. Hier zeigt sich wieder einmal Ihre erschreckende soziale Inkompetenz. Die integrative Kraft der Sportvereine, die Sie heute hier beschworen, sollte wieder einmal nur für einen Teil der Kinder gelten.
Herr Wöller, als ich gestern – wie viele andere auch – Ihren Redeentwurf vorab zur Kenntnis bekam, habe ich mir zu dem Zitat auf Seite 8 – „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“ – erhofft, dass Ihnen über Nacht jemand sagen wird, dass man so etwas nicht macht. Ich habe mir heute Morgen gedacht, es wird in Gebärdensprache übersetzt, was wir hier sprechen. Er wird ja spätestens dann merken, dass es so nicht geht. Sie haben diesen Satz trotzdem gebraucht und ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich bin fassungslos. Ich hätte Ihnen eigentlich anderes zugetraut. Dass Sie Karl Nolle dann noch nahegetreten sind – ich denke, Sie sollten so viel Größe haben, sich hier wenigstens bei den Behinderten und auch bei Karl Nolle für Ihre Entgleisung zu entschuldigen.
Jetzt komme ich zum Behindertensport; ich hatte es vorhin bereits angedeutet: Dass in Ihrer Fachregierungserklärung kein Wort über Behindertensport oder die Barrierefreiheit von Sporteinrichtungen zu lesen ist, ist dann nur konsequent. Wir hatten ja diese Woche schon die Debatte über die Notwendigkeit von Behindertenbeauftragten. Im Fehlen der Erwähnung des Behindertensportes in der Fachregierungserklärung manifestiert sich erneut die Notwendigkeit, diesen Menschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Kommen wir zurück zu den Klagen über die wenig ausgebildeten Übungsleiter. Es ist ja nicht nur so, dass es insgesamt zu wenige Übungsleiter gibt; es ist auch festzustellen, dass es zu wenige Angebote in dem Bereich, wie mit rechtsextremen Tendenzen im Breitensport umzugehen ist, gibt. In zunehmendem Maße ist festzustellen, dass Personen mit rechtsextremistischem Hintergrund versuchen, Vereins- und Verbandsstrukturen zu unterwandern, – –
Dabei stellt sich die Frage, wie Verbände und Vereine sich dagegen wehren und welche Maßnahmen ergriffen werden können. Rechtsextremismus ist leider ein gesamtgesellschaftliches Problem, das längst auch den Sport erreicht hat. Auch diese Problematik haben Sie leider komplett ausgeblendet. Was wir hier brauchen, sind entsprechende Weiterbildungsangebote für Trainer und Übungsleiter, in denen über die Strukturen, die Strategien und die Organisationsformen des Rechtsextremismus aufgeklärt wird.
Es gibt seit Jahren in Kooperation von Bundessportbund und Bundeszentrale für politische Bildung ein Medienpaket „Kontra geben“. Ich denke, so etwas würde in Sachsen bestimmt auch sehr gern angenommen werden.
Herr Minister, Sie haben als Einstieg in Ihre Erklärung den Satz vom Fußball im Besonderen und den Sport im Allgemeinen gewählt. Nebensache ist aber nicht, was im Umfeld des Fußballs alles so in den Stadien und außerhalb passiert. Danach äußern Sie sich zum Schulsport; ja, Sie versprechen sogar eine Qualitätsoffensive. Wovon Sie nicht sprechen, sind die überdurchschnittlich hohen Zahlen beim planmäßigen und außerplanmäßigen Unterrichtsausfall im Sportunterricht.
Ich habe einmal die Staatsregierung gefragt, worauf sie dies zurückführt. Die Antwort lautete damals lapidar –
Zitat: „Bei den Bemühungen, den Unterricht in den versetzungs- und vor allem prüfungsrelevanten Fächern abzusichern, wird oft ein Ausfall des Sportunterrichts in Kauf genommen.“ Eine ähnliche Antwort bekam später der Kollege Herbst von der FDP. Sie stellen einfach immer nur fest: Sie haben nicht genügend Lehrer, Sie lassen lieber Sport ausfallen als andere Fächer, dann dürfen Sie aber eine solche Rede, wie Sie sie vorhin abgeliefert haben, nicht halten. Wenn man Dinge ernst meint, dann sollte man auch Taten folgen lassen.
Wir haben nicht nur das Problem zu weniger Lehrkräfte, sondern wir haben auch das Problem, dass die Schulsporthallen zum Teil sehr marode sind. Meine Fraktion hatte im Dezember dazu einen Antrag auf dem Plenum; Martin Dulig hat bestritten, dass die Lage so ist, wie ich sie geschildert habe. Heute haben Sie selbst darauf Bezug genommen. Hier gibt es also noch sehr, sehr viel zu tun.
Ich möchte an dieser Stelle noch ein Problem aufwerfen, zu dem Sie leider auch nichts gesagt haben, obwohl Sie kurz auf die neuen Lehrpläne eingegangen sind: Wenn man auf dem Gymnasium das Glück hat, keinen Unterrichtsausfall im Bereich Sport zu haben, werden ab der 7. Klasse Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet. So weit, so gut. Da gibt es dann aber zum Beispiel den Lernbereich Gymnastik/Tanz/Aerobic – natürlich nur für Mädchen – und Kampfsport/Zweikampfübungen – natürlich nur für Jungs. Beide Lernbereiche sind für die jeweiligen Personengruppen nicht abwählbar – was gleichzeitig heißt, dass ein Mädchen nicht am Lernbereich Kampfsport/Zweikampfübungen teilnehmen kann; aber gerade für Mädchen wäre dieser Bereich möglicherweise auch schön.
Willkommen zurück im Fünfzigerjahre-Weltbild der sächsischen CDU, kann ich dazu nur sagen. Wenn Sie ein Gesamtbild des Sports in Sachsen malen wollen, gehören solche Mosaiksteine meiner Meinung nach dazu.
Vielleicht hätte es Ihnen ja auch ein wenig weitergeholfen, wenn Sie in unsere Große Anfrage zur Situation von Männern in Sachsen hineingeschaut hätten. Ich weiß, Sie haben diese Anfrage damals sehr belächelt und auch verspottet;
aber Sie hätten etwas Lektüre gehabt, um die Situation des Sports in Sachsen etwas differenzierter darstellen zu können.
Aus den Antworten der Staatsregierung geht nämlich zum Beispiel hervor, dass Sportvereine, die mehr männliche Mitglieder haben, natürlich mehr Förderung erhalten als solche, in denen mehr Frauen aktiv sind. Auch das gehört zur Bestandsaufnahme des sächsischen Sports und ist leider kein Ruhmesblatt.
Kommen wir nun zu den materiellen Voraussetzungen oder auch zum Schulturnhallenzustand. Bis zu meiner Kleinen Anfrage im März 2008 hatte die Sächsische Staatsregierung noch keinen Überblick über den baulichen Zustand dieser Turnhallen. Lediglich für die Regionalstelle Chemnitz der Bildungsagentur wurden Übersichten zu Mängeln und Risikoabschätzung von Sporthallen erstellt. Gleichwohl steht außer Zweifel, dass es solche Mängel gibt.
Wir wissen zum Beispiel dank eines Schwarzbuches des Dresdner Stadtelternrates, dass allein in Dresden eine ganze Reihe von Schulen betroffen ist. Viele Schulturnhallen bzw. Sportgeräte werden vom TÜV gesperrt. Wir wissen auch, dass diese Mängel zu teilweise erheblichen Einschränkungen des Sportunterrichts führen. Ich würde schon ganz gern von Ihnen wissen, welche Lösungen Sie anbieten, wenn aufgrund der baulichen Mängel kein regulärer Sportunterricht mehr möglich ist. Wir haben das schon im Dezember diskutiert – damals hatten Sie keinen Überblick, und ich würde einmal vermuten, das hat sich nicht wesentlich gebessert. Sie haben eine umfassende Berichterstattung zum Thema abgelehnt und stellen sich jetzt hier hin, als sei alles in Ordnung. Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, es stimmt, Sport ist keine Nebensache. Er wird aber auch nicht zur Hauptsache, wenn hier vermeintlich warme Worte in einer Regierungserklärung nichtssagend aneinandergereiht werden. Ich empfehle der CDU fünf Jahre Trainingslager in der Opposition.
Meine Damen und Herren! Wird von den Fraktionen weiter das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall. Dann Herr Staatsminister, bitte.
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Debatte veranlasst mich, noch einmal zu zwei Punkten Stellung zu nehmen.
Es hat Aufregung gegeben über ein Zitat in meiner Fachregierungserklärung, und diese Aufregung kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Man kann sich über dieses Zitat nur im Zusammenhang von Sport und Gesundheit aufregen,
wenn man behinderte Menschen in eine besondere Ecke stellt, und das ist nicht der Fall. Ich sage hier ganz deutlich: Behinderte Menschen sind eben nicht krank.
Und der besondere integrative Ansatz, der Ihnen entgangen ist, war ja gerade der, dass es nicht darum geht, in der
Öffentlichkeit Sport und Behindertensport dauernd nur getrennt darzustellen. Nein, meine Damen und Herren, die Leistungen, der Wille und der Sport auch von behinderten Menschen gehören zum selbstverständlichen Bestandteil unseres Sports und müssen nicht dauernd nebenher erwähnt werden.
Das unterstützen wir seit Jahren im Freistaat Sachsen mit unserer Politik, und deshalb haben es behinderte Menschen überhaupt nicht verdient, in irgendeine Ecke gestellt zu werden. Sie gehören zum festen Bestandteil des Sports und auch des Leistungssports und wir müssen endlich damit anfangen, diese integrative Sichtweise auch in der Sportpolitik in diesem Hohen Hause zu leben.