Zunächst jedoch muss es darum gehen zu sehen, wie die eingeleiteten Maßnahmen umgesetzt werden und welche Wirkung sie zeigen. Wir wissen alle, dass auch der beste Rahmen sich nicht von allein füllt und dass für eine gute Qualität nicht allein der gute Wille reicht. Aus diesem Grund haben wir den vorliegenden Antrag gestellt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich kennen wir genügend gute Beispiele. Ich möchte an dieser Stelle, wie Frau Nicolaus, all den Kindergärtnerinnen und Grundschullehrerinnen und -lehrern danken, die mit großem Engagement diese für sie teilweise neue Aufgabe in Angriff nehmen. Aber wir haben das Potenzial dieser kooperativen Arbeit der zwei Einrichtungen und damit des pädagogischen Personals noch längst nicht erschlossen. Ich will Ihnen das an einem praktischen Beispiel deutlich machen.
Die Vorschüler werden im Kindergarten abgeholt und arbeiten in der Schule mit Arbeitsblättern. Vieles, was im
Kindergarten anschaulich gemacht wird, reduziert sich in der Schule auf Papier. Das ist schon ein Problem und verweist darauf, dass Grundschullehrerinnen durchaus von den Pädagogen der Kindergärten lernen können. Das Problem wird aber noch größer, wenn die Arbeitsblätter nicht ganz zweckmäßig sind. In dem konkreten Fall sollten lose liegende Kartoffeln immer zu fünft in ein Netz gepackt werden. Gemeint war, dass die gedruckten Kartoffeln durch eine Linie, die den Umriss des Netzes symbolisiert, zusammengefasst werden sollten. Für einen Vorschüler war es aber wichtig, dass es wirklich ein Netz ist, sonst fallen die Kartoffeln ja raus. Allerdings war bei den vielen Linien überhaupt nicht mehr ersichtlich, wo das eine Netz anfängt und das andere aufhört. Die Lehrerin wird darüber unmutig und raunt den Jungen an, er solle doch machen, was sie ihm sagt. Sie hätte sich immerhin etwas dabei gedacht. Aber er hat ja gemacht, was sie sagte, nur in seinem Verständnis. Und er hat sich auch etwas dabei gedacht. Was ist das Ergebnis dieser Vorschulstunde? Gelernt hat der Junge über Mengen nichts, denn das konnte er sicher schon weit über die Zehn hinaus. Gelernt hat er aber, dass es in der Schule anders langgeht und dass da seine Gedanken nicht gefragt sind. Mit dieser Art der Vorschule wird eher der Grundstein für Schulfrust schon vor dem Eintritt in die Schule gelegt.
Das ist nicht Sinn und Zweck der Vorschule. So wäre es sicher für diese Lehrerin oder möglicherweise für die ganze Grundschule wichtig, sich vertieft mit dem Bildungsplan für die Kitas und dem dazu entwickelten Curriculum zu befassen und am Ende etwas über das Lernen aus konstruktivistisch-systemischer Sicht hinzuzugewinnen. Damit hätten wir auch Effekte in eine Richtung, die wir schon lange für die Schulen einfordern, eine Reform der Lernkultur. Auch die Lehrerinnen der Grundschule haben etwas vom Schulvorbereitungsjahr. Auch die Grundschule kann aus dem Schulvorbereitungsjahr etwas über eine neue Lernkultur erfahren, die den Schüler in den Mittelpunkt des Lernprozesses stellt und ihm die Verantwortung dafür nicht abnimmt. Aus unserer Sicht dürfte dies an vielen Schulen auf fruchtbaren Boden fallen.
Sie sehen an diesem Beispiel, wie wichtig die Auswertung und Begleitung der Umsetzung der Maßnahmen zum Schulvorbereitungsjahr sind. Sie haben an diesem Beispiel gesehen, welche Potenzen darin liegen. Aus diesem Grund bitte ich Sie um Zustimmung zum Antrag.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Nach 15 Jahren wurde die vorschulische Bildung in Sachsen mit dem Schulvorbereitungsjahr wieder eingeführt. Das muss man heute auch einmal sagen. Die CDU-Fraktion hat 1990 die große Chance verpasst, mit einer inhaltlichen und strukturellen Umgestaltung das vorschulische Jahr weiterzuführen und auszugestalten. Die Verantwortung dafür, dass wir seit 15 Jahren in Sachsen keine vorschulische Erziehung mehr hatten, und dessen Folgen liegen bei der CDUFraktion. Über die Folgen haben wir heute bereits ausführlich gehört.
Ich habe mir die Mühe gemacht und durchgezählt. Liebe Kollegen, denken Sie wirklich einmal darüber nach. Aus Ihrer CDU-Fraktion haben 1990 27 Kollegen schon im Landtag gesessen. Sie haben nicht die Weitsicht besessen, die wir heute zum Glück durch die Koalition mit der SPD – das will ich lobend erwähnen –, aber auch durch die demokratischen Fraktionen in der Opposition im Sächsischen Landtag erreicht haben, dass wir seit dem vergangenen Schuljahr ein Schulvorbereitungsjahr haben. Es hätte nach Auffassung der Linksfraktion.PDS bereits viel, viel früher passieren müssen, und das ist immer wieder von uns eingefordert worden.
Nun haben wir den ersten Schritt getan. Jetzt dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Natürlich will ich Ihnen gestatten, dass Sie sich heute loben. Das ist gar keine Frage. Wir akzeptieren auch, dass das, was in diesem Jahr erreicht worden ist, lobenswert ist. 99,2 % der Kinder, die im vorschulischen Jahr sind, in dieses Verfahren einzubeziehen ist aus unserer Sicht positiv.
Jetzt kommt das Aber: Lassen Sie uns nicht auf diesem Stand stehen bleiben, sondern lassen Sie uns gemeinsam schauen, und wir wollen dazu beitragen, wie wir diese Arbeit optimieren können. Wir sehen viele Möglichkeiten und Potenzen. Manche kosten Geld und manche kosten gar kein Geld. An dieser Stelle möchten auch wir – und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie intensiv diese Arbeit an den Schulen und in den Kindergärten geleistet wird – ein ganz herzliches Dankeschön an die Erzieherinnen in den Kindergärten, an die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen aussprechen.
Grundsätzlich: Die Linksfraktion.PDS ist der Auffassung, dass die frühkindliche Bildung, das Schulvorbereitungsjahr, in die Hand der Kita gehört, nicht vorrangig in die Hand der Schule. Das sollten wir zukünftig bei den Überlegungen und Entscheidungen berücksichtigen. Frühkindliche Erziehung ist eine Aufgabe des Kindergartens.
Der Koalitionsvertrag sagt etwas anderes. Jetzt muss ich Frau Nicolaus ein kleines bisschen korrigieren, weil der Koalitionsvertrag sagt: 13 Kinder sind eine Gruppe, ein Jahr drei Stunden Kindergarten, zweites Halbjahr drei Stunden Schule. Das Kultusministerium war weitsichtig und hat im vergangenen Jahr nicht nur das zweite Halbjahr für die Vorschulerziehung genutzt, sondern das gesamte Schuljahr von Anfang an, was wir ausdrücklich begrüßen.
Was wir nicht begrüßen, ist, dass diese drei Stunden über das gesamte Schuljahr gestreckt werden. Das ist für uns der erste Punkt, mit dem wir einsteigen wollen. Wir denken, dass es hier eine Erhöhung der Stunden auch für die Schulen geben muss und sollte.
Die Kinderzahlen haben sich erhöht. Sie sind ansteigend. Das wissen wir. Das ist eine Tatsache, mit der wir umgehen müssen.
Nun ist Frau Orosz leider nicht da. Ich wollte sie heute einmal loben, weil der Schlüssel für den Bereich Kindergarten klar und deutlich festgelegt ist. Über den Stichtag kann man sich sicherlich streiten, aber hier werden die Kinderzahlen genommen und dann wird die Zuweisung der entsprechenden Stunden für den Kindergarten durchgeführt.
Nach Verwaltungsvorschrift – Sie haben es gerade von Herrn Dulig gehört – wird es in der Schule keine Erhöhung für das kommende Schuljahr – bezogen auf die Stunden – geben, die vorgesehen sind. Hier rechnet man nach Klassen der einzelnen Schulen, obwohl die Kinder noch gar nicht in der Schule sind, und nicht nach Anzahl der Kinder.
Hier ist meine erste Frage an Sie, Herr Staatsminister; ich gehe davon aus, dass Sie antworten werden: Bedeutet das, dass die Gruppen, die dann in die Schule kommen, größer werden, oder wie wollen Sie das Problem lösen? Real ist dieses Problem ja vorhanden.
Ein weiteres Problem, das wir sehen, halten wir für äußerst wichtig: dass es für eine solche pädagogische Tätigkeit, grundsätzlich aber für das Schulvorbereitungsjahr, eine Vor- und Nachbereitung für die Erzieherinnen in den Kindergärten geben muss. Diese Erzieherinnen haben einen hohen Anteil an diagnostischer Arbeit zu leisten, weil sie erst einmal wissen müssen, wo das Kind steht, bevor sie diese Maßnahmen einleiten können. Das bedeutet, dass sie sich vor- und nachbereiten müssen, und zwar sehr intensiv, insbesondere in einer Phase, wenn es neu eingeführt wird.
Wichtiger weiterer Punkt, Weiterbildung: Gemeinsame Weiterbildung – wir haben das Beispiel heute von Herrn Dulig gehört – ist sehr wichtig. Das Verfahren ist in der Abstraktion für ein Vorschulkind zu hoch, denn hier muss man mit Mengen operieren und nicht mit irgendwelchen abstrakten Geschichten. Allerdings hat die Schule dafür keine Mittel. Die müssen irgendwo anders herausgenom
Ein weiterer Punkt, der aus unserer Sicht noch nicht geklärt ist, ist der Transport der Kinder aus dem Kindergarten, wenn Sie diese Vorschulerziehung im Schulbereich durchführen wollen. Hier ist es natürlich in der Stadt leichter, weil man dorthin laufen kann. Im ländlichen Gebiet ist es nicht so einfach möglich. Das ist nach unserer Auffassung eine Sache, die klar geprüft werden muss.
Wir als Linksfraktion haben zum Schulvorbereitungsjahr auch einen Antrag eingebracht. Wir waren aber der Auffassung, wir wollen das mit Fachpolitikern diskutieren, und haben ihn in den Schulausschuss genommen, in dem wir ja auch darüber diskutiert haben, allerdings mit Abstrichen. Aus diesem Verfahren wissen wir, dass es eine Analyse durch die Grundschulen für eine erste Einschätzung dieses Schulvorbereitungsjahres gibt. Aus dieser Einschätzung ist für uns aber klar geworden, dass es Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer weiteren Ausgestaltung gibt.
Wenn ich aus dem Kultusministerium in dieser Ausschusssitzung höre, dass, wenn ein Problem bei der Entwicklung eines Schülers festgestellt wird, zum Beispiel in der Sprachentwicklung, das Kultusministerium bzw. der Grundschullehrer für die Veränderung dieser Probleme nicht zuständig sind, dann habe ich natürlich ein Problem. Ich denke, dann machen wir etwas falsch, denn das muss miteinander und nicht nebeneinander gehen.
Das Schulvorbereitungsjahr – Frau Nicolaus hat es ausführlich dargestellt – hat natürlich die Bedeutung der individuellen Förderung und Vorbereitung der Kinder auf die Schule. Deshalb fordern wir als Linksfraktion Sie auf, dieses Schulvorbereitungsjahr, auch wenn Sie es erst nach 15 Jahren wieder eingeführt haben, weiter inhaltlich auszugestalten.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Am 19. Juni, also vor zwei Tagen, nannte Herr Staatsminister Jurk seine Vorstellungen zum Schulvorbereitungsjahr. Geht man diesen Gedanken weiter nach, so fehlt in der Überschrift zum heutigen Antrag nur ein Wort: „kostenlos“.
Sie, Herr Jurk, und Ihre SPD ziehen diese Forderungen hier immer wieder aus der Tasche. Sie erschöpfen sich in Ankündigungspolitik und wissen, dass das mit dieser CDU-Fraktion offenbar wohl nicht zu machen ist. Es ist nicht das erste Mal, dass Sie es fordern. Schon am
15. Februar gab es eine entsprechende dpa-Meldung. Würden Sie es aber ernst meinen, hätten Sie bereits am 10. November des vergangenen Jahres, dem Tag, als das Kita-Gesetz geändert wurde, dem Antrag der FDP zur Einführung eines kostenlosen Schulvorbereitungsjahres zugestimmt. Stattdessen redet man sich heraus.
Frau Schwarz von der SPD meinte am 10. November in der Debatte dazu: „Wir haben keine finanziellen Spielräume, derzeit noch mehr draufzusatteln. Deswegen sind die Forderungen der Opposition – gebührenfreien Hort, Veränderung des Personalschlüssels, dies fordert die Linksfraktion; gebührenfreies letztes Kindergartenjahr, dies will die FDP – derzeit nicht umzusetzen.“
Ich bitte, dass Herr Staatsminister Jurk – wenn er wieder da ist – zum Thema „Kostenloses Schulvorbereitungsjahr“ doch erst wieder etwas sagen sollte, wenn es beim Koalitionspartner, der CDU-Fraktion, auch tatsächlich durchsetzbar ist. Sie machen sich sonst unglaubwürdig. Wenn Sie das allerdings schaffen sollten, dann haben Sie meine und auch die Unterstützung meiner Fraktion.
Zurück zum Antrag: Leider beschließen wir hier bekanntlich nicht das kostenlose Schulvorbereitungsjahr, sondern nur einen Bericht der Staatsregierung. Dieser ist sinnvoll und auch dringend notwendig. Die bessere Verzahnung zwischen letztem Kindergartenjahr und der Schule ist eine wichtige Voraussetzung zur positiven Übergangsgestaltung für jedes Kind. Die Verbesserung der Startchancen zu Beginn des Lebens- und Bildungsweges ist wesentliche Verantwortung unseres Hohen Hauses. Die dafür zusätzliche Bereitstellung von Wochenarbeitsstunden wird dabei von uns ausdrücklich unterstützt.
Wie es bei gesetzlichen Regelungen oft so ist, muss man auch deren Umsetzung gewährleisten. Gut gewollt ist noch nicht gut gemacht. An dieser Stelle möchte ich auf die noch immer ausstehende Verordnung zum Schulvorbereitungsjahr verweisen. Es gibt derzeit viel Unsicherheit auf kommunaler Ebene und ich hoffe, dass dies, wie angekündigt, nun zum 1. Juli geschehen wird.
Derzeit werden die Betriebskostenabrechnungen des Jahres 2005 für Kindertageseinrichtungen erstellt. Die Abrechnung der Kosten für den zusätzlichen Personalbedarf zur Umsetzung des Schulvorbereitungsjahres erweist sich dabei als besondere Herausforderung. Die Personalkosten für drei Wochenarbeitsstunden bei 13 Schulanfängern sind die Grundlage. Bei nur sieben Schulanfängern werden nur die Personalkosten für 1,6 Wochenarbeitsstunden erstattet. In der Praxis sähe das so aus, dass Erzieherinnen mit weniger Schulanfängern sich eher aus Beratungsrunden verabschieden müssten als andere. War das der Sinn der besonderen Förderung, der Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtung und Schule? Ich denke nicht.
Zudem liegen die tatsächlichen Personalkosten aus dem Schulvorbereitungsjahr zum Beispiel bei mir in Görlitz und auch in Radebeul über den ausgereichten Pauschalbeträgen. Damit tragen die Kommunen und Eltern faktisch
Kosten aus dem Schulvorbereitungsjahr. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob der Pauschalbetrag für die Kommunen ausreicht. Die Stichtagsregelung, die nicht die Kinderzahl des zu planenden Schulvorbereitungsjahres, sondern des Vorjahres zum Maßstab nimmt, ist sicherlich überprüfungswürdig. Deshalb wollen wir mit dem Änderungsantrag, den ich an dieser Stelle einbringen möchte, auch von der Staatsregierung wissen, wie sich die Höhe der Pauschalbeträge für den zusätzlichen Personalbedarf zur Umsetzung des Schulvorbereitungsjahres für die Kommunen im Hinblick auf die tatsächlich entstandenen Kosten verhält. Denn ich weiß: Sie wie ich wollen, dass alle Kinder von dem Schulvorbereitungsjahr gleichermaßen profitieren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde den Bericht der Staatsregierung sehr genau lesen. Für den Erfolg des Schulvorbereitungsjahres wird wichtig sein, welche Schlüsse wir daraus ziehen, um die Schuleingangsphase zukünftig weiter optimieren zu können.