Ich halte es für eine gute Sache. Wir sollten das weitererzählen, und wir sollten es unterstützen. Das Ziel, dass aus jeder Kita mindestens eine Erzieherin – oder besser zwei – an solchen Workshops teilnimmt, um das Wissen in ihre Einrichtung mitzunehmen, halte ich für sehr unterstützenswert. Ich würde mich freuen, wenn Sie alle in Ihrer Region davon erzählen, wenn Sie alle mithelfen, dass die Kindergärten in Sachsen zu Häusern kleiner Forscher werden, dass wir unseren Kindern die Lust am Experimentieren bewahren, sie neugierig machen und das in die Zukunft tragen, dass sie auch, wenn sie später in der Schule sind, daran festhalten, ihren Berufswunsch vielleicht schon heimlich im Hinterkopf haben und irgendwann einmal als Ingenieure an unseren Hochschulen studieren.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Forscher begeben sich bei ihren Entdeckungen stets auf eine lange Reise ins Ungewisse. Es treibt sie jedoch eine Kraft an, die uns allen innewohnt: Sie wollen entdecken, sie wollen Erkenntnis schaffen und sie wollen die ungeklärten Fragen der Welt beantworten.
Doch Forscher und Entdecker gibt es nicht nur an unseren Universitäten, in Unternehmen oder Forschungseinrichtungen, sondern genauso in unseren Kindertagesstätten, denn die Kleinsten in unserer Gesellschaft entdecken jeden Tag aufs Neue die Welt für sich neu. Ein Kind geht genauso vor wie ein Forscher. Es erkennt das für sich Unbekannte, und es will entdecken, beobachten und ertasten. Es will sich also die Welt erschließen; und – meine Kollegin hat es bereits angesprochen – das wiederholt sich Tag für Tag, beispielsweise beim Gang in die Kindertagesstätte: Warum sind denn jetzt im Herbst die Blätter rot und nicht mehr grün? Warum liegt das Laub auf dem Boden und hängt nicht mehr oben am Ast? Warum ist es jetzt kälter als im Sommer, und warum fällt – vielleicht jetzt am Wochenende – der erste Schnee und kein Regen mehr?
Diese uns Erwachsenen eigentlich ganz einfach anmutenden Fragen des täglichen Lebens sind Fragen der Naturwissenschaften, und es sind Fragen unserer Kinder. Aber – den kleinen Vorteil haben unsere Kinder – sie haben eine Reisebegleitung beim Entdecken. Sie haben eine Reiseleitung, die ihnen Anregungen und auch Antworten auf die Fragen, die sie haben, gibt. Diese Aufgabe als sinnbildliche Reiseleiter nehmen unsere Erzieherinnen und Erzieher wahr. Sie animieren unsere Kinder, sich den Fragen der Natur, der Mathematik und der Technik zu stellen, sie zu beantworten und damit die Welt zu entdecken. Deshalb gebührt den Erzieherinnen und Erziehern unser Dank.
Der Sächsische Bildungsplan dient den Erzieher(innen) dabei als Leitfaden, wie Wissen und Kompetenzen vermittelt werden können. So wird beispielsweise angeregt, einen Wetterkalender anzulegen, in den Temperaturen, Niederschlag, Sonnenscheindauer, Wind usw. eingetragen werden können. Das heißt, die eigenen Erfahrungen der Kinder sollen sehr plastisch in die Wissensvermittlung einfließen. Es geht also weniger um das Erklären selbst, sondern um das Entdecken und darum, die Kinder dabei mitmachen zu lassen.
Doch, meine sehr geehrten Damen und Herren, warum betonen wir als CDU und FDP naturwissenschaftliche Bildung in Kindertagesstätten?
Zum einen, weil es kleinen Kindern wirklich Spaß macht zu entdecken, und zum anderen ist Sachsen die Ingenieurschmiede Deutschlands; und wir wollen diesem Ruf auch in 20 Jahren noch gerecht werden.
Dazu werden wir bereits bei den Kleinsten in den Kindertageseinrichtungen die Vermittlung von mathematischem und naturwissenschaftlichem Wissen weiter unterstützen. Wir wollen, dass Kinder ihren Forscher- und Entdeckerdrang noch besser ausleben können und auf spielerische Art und Weise mit den Naturwissenschaften in Kontakt kommen. Dazu gibt es eine Vielzahl von Projekten. Das „Haus der kleinen Forscher“ wurde schon genannt, es ist ja auch sehr bekannt in unserem Freistaat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wollen, dass aus den kleinen Forschern von heute die großen Forscher und Erfinder von morgen werden. Wir sind dringend darauf angewiesen, diese kleinen Forscher auch wirklich zu großen Forschern und Fachkräften zu machen. Sie wissen, dass wir in den naturwissenschaftlichen Bereichen Nachwuchs brauchen. Deshalb wollen wir in unseren Kitas als erste Station in unserem Bildungssystem diese Angebote machen, weil sie dort auch sehr interessant und spielerisch durchgeführt werden können.
Ich bitte Sie deshalb, unseren Antrag zu unterstützen – im Sinne der Kinder, aber auch im Sinne des Standortes Sachsen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das VIII. Sozialgesetzbuch spricht im Kinder- und Jugendhilfegesetz von dem Recht eines jeden Kindes auf die – ich zitiere – „... Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“. Im Sächsischen Kita-Gesetz heißt es: „Der ganzheitliche Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag dient vor allem“, hier bitte ich besonders die Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP zuzuhören, „– erstens – dem Erwerb und der Förderung sozialer Kompetenzen, wie der Selbstständigkeit, der Verantwortungsbereitschaft und der Gemeinschaftsfähigkeit, – zweitens – der Ausbildung von geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, insbesondere zum Erwerb von Wissen und Können“. In Sachsen – liebe Kolleginnen und Kollegen, darin sind wir uns einig – verfügen die Kindertageseinrichtungen mit dem Sächsischen Bildungsplan über eine exzellente Grundlage, um den Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen.
Der nun vorliegende Antrag von CDU und FDP, der ausschließlich die Vermittlung des naturwissenschaftlichen und mathematischen Wissens fördern und darüber Bericht erstatten lassen will, ist aus meiner Sicht ein Zeugnis für das einseitige Bildungsverständnis dieser beiden Fraktionen.
Der Sächsische Bildungsplan benennt nämlich sechs Schwerpunktbereiche – Kollegin Firmenich hat sie bereits genannt – für die pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten. Ich zähle sie gern noch einmal auf: somatische Bildung, soziale Bildung, kommunikative Bildung, ästhetische Bildung und – ja, auch – mathematische und naturwissenschaftliche Bildung – aber eben: auch. Ganzheitliche Bildung meint eben nicht nur das Verständnis für Zahlen und Naturgesetze, sondern auch für ethnische und anthropologische Fragestellungen, die Auseinandersetzung des heranwachsenden Menschen mit sich selbst und seinem sozialen Umfeld.
Der dem Sächsischen Bildungsplan zugrunde gelegte Bildungsbegriff orientiert sich am Gedanken der Selbstbildung. Bildung ist ein ganzheitlicher Prozess und demnach eben mehr als die Vermittlung naturwissenschaftlichen oder mathematischen Wissens. Ich darf zitieren: „Bildung ist auf die Entwicklungspotenziale und selbst gesetzten Ziele der sich bildenden Kinder angewiesen.“ – Lieber Herr Bläsner, das vor allem an Sie: Bildung kann nicht vermittelt werden. Sie ist Selbstbildung in
sozialen Kontexten, in denen pädagogische Fachkräfte als Bezugspersonen und Begleiter(innen) von Bildungskräften eine wichtige Rolle einnehmen.
Dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP, eine Aussage Ihres Koalitionsvertrages in politische Kosmetik für Ihre Wählerinnen und Wähler umsetzen wollen, ist ja nachvollziehbar. Dass Sie mit Ihrem Antrag jedoch – erstens – die Vielfältigkeit des Bildungsauftrages aus dem Bildungsfeld ignorieren und – zweitens – unterschlagen, dass eine verstärkte thematische Bildung und Erziehung im Vorschulalter auch personell untersetzt werden muss, ist mehr als bedauerlich.
Im Sächsischen Bildungsplan heißt es zur Umsetzung der Bildungsbereiche: „Für diese Bildungsarbeit gilt es, im pädagogischen Bildungsalltag zeitliche und finanzielle Ressourcen zu erschließen. Ebenso müssen die Zeiten für die Vor- und Nachbereitung, für den Austausch mit Fachberater(innen), aber auch für die Dokumentation der Bildungs- und Lerngeschichten sowie für die eigene Fort- und Ausbildung zur Ermöglichung einer qualifizierten Arbeit bereitgestellt werden.“
Bereits vor zwei Jahren stellte der Paritätische Wohlfahrtsverband in Sachsen in seinem Abschlussbericht 2007 „Was braucht die Kita zur Umsetzung des Sächsischen Bildungsplanes?“ fest – ich zitiere noch einmal –: „Es gibt noch immer eine Vielzahl unbefriedigender und sich nach wie vor als kritisch erweisender Bedingungen, die im Interesse der gelingenden pädagogischen Arbeit in den Kitas dringend verändert werden müssen.“ Ohne eine verbesserte Personalausstattung können die Ziele und Intentionen des Sächsischen Bildungsplanes in der Praxis jedoch nicht erreicht werden. Kindertageseinrichtungen in Sachsen brauchen einen optimierten Personalschlüssel, der es ermöglicht, dass ausreichend kinderfreie Zeit in den Dienstplan aufgenommen wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP! Ich darf Ihnen an dieser Stelle die Position der Staatsregierung aus dem Dritten Sächsischen Kinder- und Jugendbericht vortragen: „Eine vom Sozialministerium im August 2008 in Auftrag gegebene Studie zeigt auf, dass der Personalschlüssel in der Praxis deutlich ungünstiger als in der gesetzlichen Festlegung ausfällt. Vor diesem Hintergrund bedarf jede Erweiterung des Handlungsauftrages der Kindertageseinrichtungen“ – das ist es, was Sie mit Ihrem Antrag verfolgen – „gleichzeitig einer Verbesserung der strukturellen und fachlichen Bedingungen. Die genannten Probleme der Belastung des Fachpersonals in Bezug auf die erweiterten Aufgaben zum Bildungsauftrag sind der Staatsregierung bewusst.“
Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In Sachsen wurde in der letzten Legislatur die Chance vertan, den Betreuungsschlüssel in den Kitas zu ändern und damit die Voraussetzungen für die Erfüllung des Sächsischen Bildungsplanes zu verbessern. Wir alle wissen: Aus dem Verhältnis von 1 : 13 für den KitaBereich wird in der Betreuungsrealität aufgrund von
Krankheit, Weiterbildung, Urlaub und Halbtagsbetreuungsverträgen eine Gruppenstärke von 1 : 17 bis 1 : 19.
Im Bildungsplan heißt es: „Um die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Kindes wahrnehmen und fördern zu können, bedarf es der Beobachtung, der Dokumentation und Reflexion von Lernprozessen bei Kindern. Um die Qualität frühkindlicher Bildung in sächsischen Kindertageseinrichtungen zu sichern, ist es notwendig, die administrativen technischen, pädagogischen, sozialen und politischen Bedingungen im System der Kitas zu sichern und zu koordinieren; denn – ich komme zum Schluss – Bildung ist mehr als vorschulische und schulische Bildung in Naturwissenschaften und Mathematik. Bildung ist eine Aufgabe, die neben Wissenserwerb und -vermittlung ebenso Kompetenzerwerb, Persönlichkeitsentwicklung sowie den Erwerb selbstbezogener und sozialer Fähigkeiten darstellt und individuelle Kompetenzen umfasst, die sich kaum in standardisierten Testverfahren – siehe PISA – messen lassen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten! Sehr geehrte Damen und Herren! Lassen Sie uns deshalb zunächst die Bedingungen für Bildung in den Kitas verbessern, anstatt bildungspolitische Kosmetik zu betreiben!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Firmenich, auch ich habe mich gefreut, dass dieser Antrag auf der Tagesordnung steht. Ich hätte mir nur ein wenig mehr Mut dabei gewünscht. „Strahlende Intelligenz“, sagt Sigmund Freud, sei charakteristisch für Kinder vor der Schule. Wir haben schon aus einigen Beispielen gehört, nie sind die Neugier, die Lust am Forschen und die Offenheit für das von Donata Elschenbroich so schön bezeichnete „Weltwissen“ so groß wie gerade in diesem Alter.
Allerdings fragt man sich schon, wenn man einmal in die Experimentierkarten des „Hauses der kleinen Forscher“ schaut, wie ein Kind darauf kommen sollte, dass ausgerechnet Wunderkerzen unter Wasser lustige Funken sprühen – oder nicht. Ich habe mir diese Frage, gelinde gesagt, noch nie gestellt. Auch wie man einem Kind im Alter zwischen drei und sechs Jahren – ich gehe nicht darunter, sondern nur zwischen drei und sechs Jahren – beibringt, dass dieses Experiment die Besonderheiten von Wasser und die Energie zeigt, die benötigt wird, um Wasser zu zerlegen, erschließt sich mir selbst als Physiklehrerin schwer.
Meine Damen und Herren! Ich komme darauf zurück: Donata Elschenbroich sagt so schön – insofern lohnt sich jede Mühe, sich mit diesem Thema zu befassen –: „Die
Zukunft liegt im Kindergarten.“ Dennoch wurde erst 1996 der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für die Drei- bis Sechsjährigen umgesetzt, und erst 2013 – also noch ein Stück hin – für die unter Dreijährigen. Wohlgemerkt: Rechtsanspruch heißt in Deutschland: vier Stunden im Kindergarten.
Erst seit wenigen Jahren werden überhaupt Erzieherinnen an Hochschulen ausgebildet – ein Anachronismus, dem man in Europa nur mit Kopfschütteln begegnet. Weit entfernt sind wir auch noch von den englischen Early Excellent Centers, die nichts mit exzellent im deutschen Sinne zu tun haben, sondern Kinder-Eltern-Zentren darstellen und gerade in soziale Brennpunkte integriert werden, oder gar von einer Forschung zur Wirksamkeit von Bildungsplänen in Deutschland, die es ja auch erst seit einigen Jahren gibt.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die aufgeregte Diskussion – ich glaube, es war vor zwei Jahren –, als Herr Flath gerade um diese Zeit in einem Weihnachtsinterview vor der Erziehung der Kinder, die an den Staat abgeschoben wird, gewarnt hat und einem DDR-Betreuungssystem, das – wohlgemerkt: zu diesem Zeitpunkt – von Frau von der Leyen auf den Weg gebracht worden ist.
Ich erinnere mich auch gut an die Diskussion, die vom Ifo-Institut – der Name Sinn ist hier sicher bekannt – und von Prof. Lenzen im Auftrag der Initiative „Neue soziale Marktwirtschaft“ unmittelbar nach PISA losgetreten worden ist, als das Ifo-Institut den Vorschlag machte, allen Ernstes die Schule auf das vierte Lebensjahr vorzuverlegen. Die Gefahr der Verschulung und „Verkopfung“, die kindliche Freude zerstört und statt Selbstbildern Fremdbilder erzeugt, ist damit nicht weit weg.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt noch eine andere Gefahr, die ich auch teilweise in diesem Antrag sehe: die Angst der Eltern, ihre eigene Verunsicherung, der Druck der Arbeitswelt, der an die Kinder weitergegeben wird. Ich erinnere an Frühkurse in Englisch oder in Chinesisch – das ist noch das Harmloseste. Doch kein Kind wird vom Füttern größer, sondern ein Kind wird vom Füttern und Überfüttern höchstens dick; oder, um ein anderes Bild, das vielleicht besser in das naturwissenschaftliche Phänomen passt, zu bedienen: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Also: Mehr Demut und Respekt vor unseren Kindern, Wertschätzung gegenüber ihrem Aufwachsen – und nicht nur gegenüber deren erbrachter oder nicht erbrachter Leistung! Emotionale und leistungsmäßige Überforderung zerstören die Lernmotivation schon sehr früh, und vor allem – das ist das Schlimmste – wird das Selbstwertgefühl der Kinder durch die nicht erfüllte Erwartung der Eltern untergraben.
Bildung ist – das brauche ich nicht zu wiederholen, Frau Klepsch hat es gerade sehr schön dargestellt – zuallererst – übrigens nicht nur in der frühkindlichen Bildung – ganzheitliche Selbstbildung,
und der Sächsische Bildungsplan, der aus meiner Sicht ein sehr guter Bildungsplan ist, hat bewusst eine Grundlage in einer ganzen Breite zur ganzheitlichen Bildung – und nicht in der Verkürzung von Naturwissenschaft und Mathematik – geschaffen. Kindertagesstätten sind eben keine Fitnessstudios für die Wirtschaft. Kindertagesstätten sind Selbstbildungseinrichtungen mit gut ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern. Frau Firmenich, vielleicht haben Sie auch schon einmal auf die Internetseite der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ geschaut und sich die Initiatoren ein wenig genauer angesehen. Die Initiatoren sind die Siemensstiftung, McKinsey und SAP; die Partner sind Volkswagen, IHK und ein großer Hersteller von – unter anderem – Teleskopen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!
Die Initiatorin der PISA-Tests ist übrigens die UNESCO, eine weltweite Organisation, die sich vor allem um das Wirtschaftswachstum in der Welt bemüht. Lesen, Rechnen und Naturwissenschaften werden bei PISA getestet. Der Bogen zur frühkindlichen Bildung ist an dieser Stelle relativ kurz. Nichts gegen Naturwissenschaft und Mathematik, schon gar nicht von einer Physik- und Mathematiklehrerin, doch bitte schön zur rechten Zeit und in der richtigen Dosis – und dann nur als Baustein und nicht von der Wirtschaft getrieben, sondern gemessen an dem Recht des Kindes auf Bildung und nicht dem Recht der Wirtschaft auf einen Facharbeiter.
Was ist notwendig? Ich will es kurz machen, weil einiges bereits angesprochen wurde. Wir brauchen veränderte Rahmenbedingungen, denn der Bildungsplan ist gut. Ich sage es noch einmal: Wir brauchen keinen neuen Bildungsplan; aber bitte keine Verkürzung. Wir brauchen Aus- und Fortbildung der Erzieher(innen) und der Tagesmütter und -väter, auch an Hochschulen. Wir brauchen eine entsprechende Anerkennung durch Bezahlung; ich habe es hier in diesem Raum schon einmal gesagt. Erzieherinnen können mehr bei der Erziehung eines Kindes „versauen“ als Gymnasiallehrer, um es einmal so drastisch auszudrücken. Insofern ist nicht zu verstehen, warum Erzieherinnen schlechter bezahlt werden als Gymnasiallehrer. Vielleicht würde das auch dazu beitragen, dass wir endlich mehr männliche Fachkräfte in den Kindertagesstätten hätten. Das würde übrigens in ganz natürlicher Art und Weise das Interesse an Naturwissenschaft, Mathematik und Technik befördern.
Ein zweiter Punkt: Wir müssen dringend den Betreuungsschlüssel senken. Auch dieses Beispiel bringe ich gern noch einmal. Haben Sie schon einmal einen Kindergeburtstag mit Sechsjährigen – ich spreche nicht von Zwei- oder Dreijährigen, sondern von Sechsjährigen – mit „nur“ 13 Kindern durchgeführt?