Protokoll der Sitzung vom 20.04.2016

(Christian Piwarz, CDU: Keine Ahnung hat er, das ist es! – Zuruf von der CDU: Genau!)

Wir sind in einer schwierigen Situation, das ist richtig. Wir sorgen für Transparenz. Die Staatsregierung hat mehrere Presserunden gemacht.

(Zuruf von den LINKEN)

Die Aktivitäten der Staatsregierung können Sie der Presse entnehmen, und zwar verschiedenen Presseorganen. Sie hätten auch einfach mal anrufen können.

(Zuruf von den LINKEN: Ja, ja!)

Und was mich am meisten stört, meine Damen und Herren: Auf der Besuchertribüne sitzen Winzerinnen und Winzer. Dort sitzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Winzergenossenschaft Meißen. Das sind hart arbeitende Menschen, um deren berufliche Perspektive es heute geht, und es verbietet sich,

(Beifall bei der CDU und der SPD)

parteipolitische Lächerlichkeit zu nutzen. In vino veritas – Im Wein liegt die Wahrheit – wussten schon die antiken Schriftsteller.

Seit dem 26. Januar wissen wir von Versäumnissen im Pflanzenschutz. Wir wissen von kriminellem Handeln,

(Zuruf der Abg. Luise Neuhaus-Wartenberg, DIE LINKE)

das – wenn es bewusst erfolgt ist – abgestellt wird, und auch das passiert. Frau Staatsministerin Klepsch und ihr Haus sind da sehr aktiv.

(Oh! von den LINKEN)

Wir lesen immer wieder von diesem sogenannten Weinskandal, über den mir eine Winzerin aus Radebeul letzte Woche sagte: Herr Fischer, den gibt es eigentlich gar nicht; denn – und das muss man klar und deutlich benennen – 99 % der sächsischen Winzer arbeiten ehrlich und sauber.

(Beifall bei der CDU, der SPD und der Staatsregierung)

Wein ist ein sicheres Lebensmittel.

(Luise Neuhaus-Wartenberg, DIE LINKE: Wein ist kein Lebensmittel, sondern ein Genussmittel, Herr Fischer!)

Weil immer wieder der eine oder andere auf einzelnen Winzern herumdrischt, sei zur Klarstellung gesagt: Die Winzergenossenschaft, in welcher Form auch immer, muss es geben, auch in Zukunft. Warum? – Die Trauben der sächsischen Winzer in ihrer Kleinteiligkeit, in ihrer kleinen Struktur, die landschaftsbildende Maßnahmen durchführen, die Berge bewirtschaften, Flächen, die auch schwer am Hang liegen, müssen eingesammelt werden und sie müssen ausgebaut werden. Dafür ist die Winzergenossenschaft da, und ich freue mich, dass es sie gibt. Ich wünsche mir, dass es sie auch weiterhin geben wird, und ich bin dankbar dafür, dass der Freistaat Sachsen sich dazu bekannt hat, sie zu unterstützen.

800 Jahre Weinbau im Elbtal sind eine große Tradition. Es ist eine Tradtion, die wir nicht klein- oder schlechtreden sollten. Daher komme ich zu den Fakten, die bei Herrn Gebhardt leider etwas zu kurz kamen.

(Dr. Jana Pinka, DIE LINKE: Nein, das mache ich dann!)

Dimethoat ist ein insektizider Pflanzenschutzmittelwirkstoff aus der Wirkstoffgruppe der Phosphorestersäure. Er ist bis Ende 2016 im Rüben- und Getreideanbau, im Rosenkohl-, Spargel- und Zierpflanzenanbau zugelassen, aber eben nicht für Kellertrauben. Das ist eine ganz klare Regelung, und das wissen alle.

Es gibt Regelungen im Pflanzenschutz. Es gibt auch verschiedenste Kontrollmaßnahmen, und das Lebensmittelrecht wird umgesetzt.

(Zuruf der Abg. Dr. Jana Pinka, DIE LINKE)

Ich darf daran erinnern, dass es funktioniert, denn ansonsten hätten wir nie Kenntnis von diesen

Versäumnissen bekommen.

(Dr. Jana Pinka, DIE LINKE: Wenn man nicht untersucht, dann hat man keine Kenntnisse!)

Meine Damen und Herren! Heute – das wurde auch schon angesprochen – gibt es eine der seltenen Möglichkeiten, hier im Sächsischen Landtag über das wichtige Thema Wein zu sprechen. Ich bin auch ein Stück dankbar dafür,

(Sarah Buddeberg, DIE LINKE: Echt?)

denn wir können darüber informieren. In der

Vergangenheit bin ich viel zu oft angesprochen worden von Leuten, die wenig Ahnung haben, die keine Ahnung haben, die sich Ahnung einbilden oder sich falsch informieren, aber heute besteht die Gelegenheit,

richtigzustellen.

(Zurufe von den LINKEN)

Ein Beispiel sind Trockenmauern. Über Trockenmauern könnte man lange diskutieren. Das ist ein einmaliges Kulturgut.

(Rico Gebhardt, DIE LINKE: Das ist nicht das Thema heute!)

Sie sind landschaftsprägend, und sie zu bewirtschaften ist enorm wichtig. Ich bin daher sehr dankbar, dass das Haus von Herrn Staatsminister Schmidt mit über 6 Millionen Euro bis zum Jahr 2020 hierfür unterstützende Arbeit leistet.

Der Weinbauverband Sachsen ist auch aktiv in der Bildungsarbeit zum Pflanzenschutz im Wein. Meine Damen und Herren, wer von Ihnen am 27. Februar am Weinbautag im Schloss Wackerbarth in Radebeul teilgenommen hat, hatte die Gelegenheit, sich darüber zu informieren. Es ging um Pflanzenschutz, effektive Mikroorganismen, Löschkalkeinsatz, alternative Dünge- und Pflanzenschutzstrategien und Integration biologischer Pflanzenschutzmittel in den konventionellen Pflanzenschutzplan. Herr Gebhardt, Sie sehen, Pflanzenschutz ist schon lange Chefsache, insbesondere beim Weinbauverband.

Das Problem der Kirschessigfliege trifft uns ganz besonders. Die Verbreitung kommt von Baden-Württemberg langsam in unser Weinanbaugebiet hinein, und das ist besorgniserregend. Andere Gebiete sind, wie gesagt, stark betroffen. Das rechtfertigt keinesfalls die

Versäumnisse im Pflanzenschutz.

Pilzwiderstandsfähige Sorten, die sogenannten Piwis, werden immer mehr an Anbaufläche gewinnen. Sie sind eine Reaktion auf den Klimawandel. Die Hoflößnitz in Radebeul – das hätten Sie auch recherchieren können – hat einen sehr guten Kellermeister und sehr viel Erfolg dabei.

Biologischer Anbau von Wein, ein gutes Marketing – das alles erschließt neue, interessierte, genussaffine

Käuferschichten. Heimischer Wein ist also ein Produkt mit Zukunft, das trotzdem Heimat hat. An dieser Stelle sei Matthias Schuh in Sörnewitz genannt. Nicht nur er eröffnet interessante Zukunftsperspektiven. Informieren Sie sich dort zum Thema Generation Riesling.

Meine Damen und Herren! Die aktuelle Situation erfordert Handlung. Was ist zu tun? Ich denke, dass die Beprobungen bis Mitte Mai abzuschließen sind. Es werden alle Weingüter beprobt, auch wenn es in der Presse anders dargestellt worden ist. Es werden alle beprobt, und das ist auch richtig so.

Die Weinwirtschaft wird auch künftig mit unangekündigten Kontrollen zum Thema Pflanzenschutz rechnen müssen. Wer ein gutes Qualitätsmanagement hat, hat auch Anrecht auf Unterstützung durch staatliche Stellen. Es laufen Ordnungswidrigkeitsverfahren, und es wird

ermittelt. Es gibt eine Hilfe zur Selbsthilfe, Liquiditätsstützung und Unternehmensumstrukturierungshilfe.

Zum Schluss sei exemplarisch genannt – es gibt selbstverständlich noch mehr – der Aufruf für die Vorhaben des Wissenstransfers, einschließlich Demonstrationsvorhaben, aus der Richtlinie LIW/2014, das Thema Verbesserung der Wasserwirtschaft, einschließlich des Umgangs mit Düngemitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln. Besonders interessant für uns ist hierbei das Vorhaben „Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel“. Ich rufe alle Winzerinnen und Winzer auf, sich gern bis zum 31. August dieses Jahres an diesem Programm zu beteiligen.

Meine Damen und Herren Abgeordneten! Wie Sie sehen, ist der Antrag der Linksfraktion alter Wein in neuen Schläuchen, und Sie müssen demnach nicht zustimmen. Ich werbe für eine Ablehnung.

(Zurufe von den LINKEN)

Eine Sache ist klar:

(Sebastian Scheel, DIE LINKE: Am Thema vorbei!)

Der sächsische Wein braucht keine wirren Oppositionsanträge, sondern er braucht Wahrheit, Unterstützung, Solidarität

(Zurufe von den LINKEN)