Wir haben ein großes Problem mit der Befristung der Trainer und mit deren Bezahlung, was dazu führt, dass Trainer, die wir hier haben, in andere Bundesländer oder gar ganz andere Länder abwandern. Wir haben ein Problem damit, dass es das Berufsbild des Trainers im Spitzensport eigentlich gar nicht gibt. Ich bitte die Staatsregierung, sich dafür einzusetzen, dass die akademische Trainerausbildung in Leipzig wieder den Stellenwert bekommt, den sie früher einmal hatte.
Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, den Verbund zwischen sportwissenschaftlicher Fakultät in Leipzig und dem in Leipzig angesiedelten Institut für Angewandte Trainingswissenschaften als eine der tragenden Säulen dieser Reform zu etablieren.
Was passiert eigentlich nach der Reduzierung der Olympiastützpunkte, die wahrscheinlich auf uns zukommt, oder nach der Reduzierung der Bundesstützpunkte mit den Trainern, die wir in dem Bereich haben? Werden sie unser Bundesland verlassen? Wird Sachsen einspringen, wie es das BMI hofft? Da hoffe ich auf eine Antwort.
Neue Wege müssen auch bei der dualen Karriere gegangen werden, auch hierauf wurde schon verwiesen. Die 1 200 Stellen bundesweit bei Polizei, Zoll und Bundeswehr sind die eine Möglichkeit, wie Spitzensportler in ihrem beruflichen Werdegang unterkommen. Ich denke aber, hier ist auch der öffentliche Dienst in der Pflicht. Wir als Freistaat sollten darüber nachdenken, ob es möglich ist, Anreize für Unternehmen zu schaffen, damit sie Spitzensportler ausbilden und einstellen – über „gestreckte Ausbildung“ wurde schon gesprochen. Ganz wichtig ist die Einführung der sogenannten Profilquote für Spitzensportler und der erleichterte Zugang zu Hochschulen und Universitäten. Ich habe mich sehr gefreut zu hören, dass es diesbezüglich schon Gespräche zwischen Innenministerium und Wissenschaftsministerium gibt. Das fordert die Reform übrigens, und andere Bundesländer machen es vor.
Wichtig ist auch die Unterstützung unserer Nachwuchssportler, vor allem durch die Stiftung Sporthilfe. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie werden sich erinnern: Wir hatten einen Änderungsantrag im Geschäftsgang. Auch dieser Antrag wird das Tageslicht der Plenums am Donnerstag nicht erreichen. Es ging um 100 000 Euro für die Stiftung Sporthilfe, um den jungen Sportlern den Weg an die Spitze zu ermöglichen. Ich bitte Sie herzlich, im Zuge
der Vorbereitung des nächsten Doppelhaushalts noch einmal darüber nachzudenken, denn das wäre total wichtig.
Ich bitte die Staatsregierung darum, sich dafür einzusetzen, dass genau das nicht passiert, denn die Standorte – ich nenne einmal als Beispiele Altenberg, Oberwiesenthal und Klingenthal – sind jetzt schon an ihrer finanziellen Belastungsgrenze angekommen. Das darf durch die Reform nicht verschärft werden. – Als Beispiel Altenberg, das ist nun einmal mein Landkreis: Altenberg ist Motor für Wirtschaft, Schule, Infrastruktur, Tourismus und wichtig für die gesamte Region. Finanziell können sie das aber allein nicht stemmen.
Man könnte noch viel über Professionalisierung sprechen oder über Befristung, auch bei Projekten, die der Freistaat Sachsen auf den Weg bringt. Auch darüber müsste man nachdenken. – Ich hoffe, dass die Staatsregierung uns vielleicht ein, zwei erleuchtende Sätze zur Perspektive unserer Stützpunkte im Freistaat Sachsen ab 2019 sagen kann oder darüber, was der Freistaat Sachsen will: zum Beispiel die Reduzierung allein auf medaillenträchtige Sportarten oder die sächsischen Lösungen, die gerade schon angesprochen wurden. Ist es zum Beispiel möglich, darüber nachzudenken, im Schwimmen andere Wege zu gehen?
Die Sache der Regionaltrainer und Regionalkoordinatoren könnten als positive sächsische Wege ein Signal in die Bundesrepublik sein.
Lassen Sie mich einen letzten Satz sagen. Die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele an einen „Discovery Channel“ zu geben, was dazu führt, dass in Deutschland nur noch über „Eurosport“ Olympische Spiele gesehen werden können, ist kontraproduktiv. Das ist das Mindeste, was ich dazu sagen sollte.
Frau Kollegin Meiwald sprach gerade für ihre Fraktion DIE LINKE. Jetzt gehen wir weiter in der Rederunde, so denn Redebedarf besteht. – Für die AfD-Fraktion ergreift erneut Frau Kersten das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu Beginn habe ich eine kurze Anmerkung zu den Ausführungen von Herrn
Vieweg: Sie hatten so schön geschildert, wie Sie in den Haushaltsverhandlungen um das Geld für den Leistungssport oder für die Sportförderung gekämpft hätten. Ich hätte auch gern einmal das Gefühl, dass wir im Ausschuss so weit kommen, dass es Sinn hat, um irgendetwas zu kämpfen. Das hat es leider bis jetzt noch nicht gegeben.
In der zweiten Runde möchte ich in meiner verbleibenden Zeit die Verbindung von Sport und Politik in den Fokus stellen. Der offensichtlich steigende Einfluss der Politik in Form der Beteiligung des Bundesinnenministeriums an der endgültigen Förderentscheidung ist einer der größten Kritikpunkte der Leistungssportreform. Kann bzw. darf sich Politik überhaupt in die Sportförderung einmischen? – Das System des Sports ist ein System der Selbstverwaltung mit Vereinen, Stadt- und Kreissportbünden, Landessportbünden und darüber natürlich dem Deutschen Olympischen Sportbund. Warum sollten jetzt Politiker die Schwerpunkte der Leistungssportreform setzen?
Dafür sind Landessportbünde, Landes- und Bundesfachverbände zuständig. Deren Konzepte sind einzufordern, zu respektieren, partnerschaftlich zu diskutieren und umzusetzen.
Neben einer ausreichenden finanziellen Unterstützung – Herr Ulbig, ganz genau! – muss es Aufgabe der Politik sein, dafür zu sorgen, dass sich die Politik nicht einmischt. Genau das sehen wir als eine der Prämissen an, die aktuell auf der Agenda des sächsischen Sportministers stehen sollten. Denn mit dem Vorsitz des Ausschusses Leistungssport der Sportministerkonferenz spielt Sachsen eine entscheidende Rolle bei den weiteren Verhandlungen zur Neustrukturierung des Leistungssports.
Als besonders schade empfinden wir allerdings die Tatsache, dass – wie in der heutigen Zeit leider immer öfter praktiziert – auch bei der Leistungssportreform an der Bevölkerung vorbei agiert wurde. Eine öffentliche Diskussion über die Zukunft der Spitzenförderung hat es nicht gegeben. Wie wertvoll ist uns Deutschen der Spitzensport? Vielleicht hätte eine Diskussion dazu als Impulsgeber fungieren können.
Frau Kollegin Kersten sprach für die AfD. – Möchte die Fraktion GRÜNE nochmals das Wort ergreifen? Frau Kollegin Zais? – Das kann ich nicht erkennen.
Wir eröffnen eine dritte Rederunde. Für die einbringende Fraktion der CDU spricht wiederum Herr Kollege Rost.
chene Leistungssportreform bringt eine ganze Reihe von Facetten, Vorschlägen und Ideen zum Vorschein. Ich möchte noch einmal auf einige Punkte aus der Diskussion eingehen.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir diesen Reformprozess auch als Chance betrachten. Ich bin dazu in einer Reihe von Gesprächen mit Vertretern des organisierten Sports, mit Vertretern der Olympiastützpunkte und der Bundesstützpunkte, ermutigt worden. Natürlich werden wir betroffen sein, wenn beispielsweise aus zwei Olympiastützpunkten letztendlich einer wird. Die Beteiligten sehen das aber sehr konstruktiv und haben sich dem Prozess schon ein Stück weit geöffnet. Man sieht hier auch eine Chance in der Konzentration. Das Gleiche gilt bei den Bundesstützpunkten – wir haben gegenwärtig 22. Diese Zahl könnte sich, so wie es sich gegenwärtig abzeichnet, auf 20 Stützpunkte reduzieren. Auch das wird vom organisierten Sport als gestaltbar angesehen.
Natürlich ist es wichtig – das wurde auch diskutiert –, dass der organisierte Sport mit den Vertretern der öffentlichen Hand, Bund und Freistaat, das Gespräch sucht und die Reform gemeinsam gestaltet wird. Es ist auch ein wesentlicher Punkt für das Gelingen dieser Reform, dass das praktisch ressortübergreifend gestaltet wird. Mit Blick auf die Politik und die einzelnen Ministerien ist nicht nur der Sportminister gefragt, sondern auch die anderen Ministerien: Wissenschaftsministerium und Kultusministerium mit ihren einzelnen Verantwortungen. Auch die anderen Ressorts, wie das Sozialministerium, begleiten diesen Prozess. Es ist also wichtig, dass wir das als einen komplexen Prozess betrachten.
In der Diskussion wurde das Sportfördergesetz angesprochen. Für uns als Koalition ist, wie ich eingangs gesagt habe, der Koalitionsvertrag die Grundlage. Darin haben wir uns in der Sportförderung auf den Zuwendungsvertrag und auf die Sportförderrichtlinie konzentriert. Das sind bewährte Instrumente, und wir überlegen derzeit, wie wir sie weiterentwickeln können. Dazu laufen Vorbereitungen im Sportministerium, dazu gibt es Gedanken und Ideen im Landessportbund. Wir haben in vielen Runden darüber gesprochen. Meine persönliche Meinung und die Meinung meiner Fraktion ist: Wir brauchen kein Sportfördergesetz, sondern optimale Bedingungen für unsere Sportlerinnen und Sportler, für den Sport im Freistaat Sachsen. Das ist entscheidend.
Wir stehen vor der Herausforderung, in den nächsten zwei Jahren – so ist der Plan – die Reform im Leistungssport und in der Spitzensportförderung auch im Freistaat Sachsen umzusetzen. Sehen wir es als Chance an, unsere Leistungen und Ergebnisse im sportlichen Bereich, im Breitensport wie auch im Spitzensport, mit dieser Reform zu steigern und dies als einen komplexen Prozess des organisierten Sports und aller beteiligten Partner zu gestalten! Wenn uns das gelingt, werden wir das Sportland Sachsen weiter voranbringen.
Kollege Rost sprach für die CDU-Fraktion. Ich blicke in die Runde, ob weiterer Redebedarf besteht. – Kollege Vieweg ergreift erneut das Wort für die SPD-Fraktion.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Mir ist es an dieser Stelle noch einmal wichtig, darauf einzugehen, was Frau Kersten gesagt hat. Ihre Aussage war ja: Wir beschließen hier im Landtag Haushaltsmittel und versuchen dann, diese Mittel ohne weiteren Kommentar an den Sport weiterzuleiten.
Frau Kersten, es ist aus meiner Sicht schon ein seltsames Verständnis, was Sie als Landtagsabgeordnete hier am Pult vertreten. Wir als Gesetzgeber haben hier im Freistaat Sachsen eine Verantwortung für Integration, Prävention und Investitionen. Wir haben eine Verantwortung durch unsere Förderrichtlinien, über den Zuwendungsbetrag des Freistaates Sachsen, und wir müssen den Willen von Wählerinnen und Wählern, die uns in dieses Hohe Haus gewählt haben, in die sportliche Entwicklung des Freistaates einbringen.
Aus diesem Grund war das schon eine sehr hanebüchene Aussage, die Sie hier gemacht haben und die sehr, sehr tief blicken lässt. Es war mir noch einmal wichtig, das an dieser Stelle zu sagen.
Das war Kollege Vieweg für die SPD-Fraktion. Gibt es jetzt noch weiteren Redebedarf in dieser dritten Runde? – Möchte die einbringende CDU-Fraktion eine vierte Rederunde eröffnen? – Das kann ich nicht erkennen. Ich gehe davon aus, dass es auch ansonsten aus den Fraktionen keinen Redebedarf mehr gibt. Ich erteile das Wort Herrn Staatsminister Ulbig für die Staatsregierung.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Es ist schön, zum Thema Sport wieder einmal im Sächsischen Landtag sprechen zu können; denn eines zeichnet aus meiner Sicht die Sportdebatten aus und unterscheidet sie von anderen Diskussionen hier im Landtag: