Jetzt stelle ich mir einmal vor - ich war selbst einmal Schulleiterin -, ich wäre eine sehr mutige Schulleiterin und würde denken, dass ficht mich alles nicht an. Das Schulgesetz ist das Größte, das Gesetz ist nun einmal die höchste Hürde, und dort steht ja nichts von einer Uhrzeit drin. Also gestalte ich als Schulleiterin den Unterrichtsbeginn wie ich will. Nun gibt es aber den Erlass, von dem schon die Rede war. Der Unterrichtsbeginn soll zwischen 7 Uhr und 8.15 Uhr liegen. Und so viele mutige Schulleiter, die den Erlass umgehen, haben wir nun einmal nicht im Land - vielleicht nirgendwo.
Wenn ich mir die Schulen, die ich kenne, vergegenwärtige, dann gibt es wenige Schulen, die diese Zeitspanne schon ausreizen. Einen Schulbeginn um 8.15 Uhr kenne ich so gut wie nicht. Schon die Möglichkeit des Schulbeginns um 8 Uhr wird selten genutzt. Die meisten Schulen fangen eher an, weil - wir haben es eben gehört -: Wer eher anfängt, der kann auch eher aufhören. Das hat für viele Schulen etwas für sich. Deshalb wird die Zeitspanne nur selten ausgenutzt.
Die Stundentafel ist nun einmal so, wie sie ist. Die Grundschulklassen 1 bis 4 haben, je nach Jahrgangsstufe, in der Woche zwischen 22 und 24 Stunden. In der Sekundarstufe 1 liegt die Spanne zwischen 29 und 34 Stunden. Diese Stunden müssen dann schon verteilt werden. Dann müsste ein sehr sinnvoller, rhythmisierter Schulalltag einziehen, der in die Nähe der gebundenen Ganztagsschule geht. Dann wäre das denkbar und dann fände ich das auch richtig und sinnvoll.
Es ist nun einmal nicht so, dass die Kinder zeitig genug ins Bett gehen. Von vielen Kindern hört man ganz anderes, wenn man in der Schule deren Erzählungen vom Vorabend hört und was sie da alles im Fernsehprogramm mitbekommen haben. Dann kommt eben tatsächlich Schlafmangel zustande. Die Schlafforscher sagen auch: Schlafmangel macht dumm, dick, krank und aggressiv. Dafür gibt es Studien und Belege. Das kann man alles nachlesen.
Die Schlafqualität ist individuell verschieden; das ist ja klar. Die Chronobiologen schauen auf den Biorhythmus und sagen: Die Leistungskurve des Menschen ist früh am Morgen sehr niedrig. Sie fängt erst so gegen 9 Uhr
an, richtig zu pulsieren. Also sollten wir die Schule auch dann beginnen lassen. Es gibt einige Schulen in Deutschland, die das machen, die tatsächlich um 9 Uhr anfangen. Sie haben damit sehr gute Erfahrungen gesammelt und haben damit sehr gute Ergebnisse erzielt.
Es besteht bei uns übrigens schon die Möglichkeit, einen gleitenden Schulbeginn - nicht Unterrichtsbeginn; man kann also nicht zur ersten Stunde kommen, wann man will - anzubieten, der es ermöglicht, dass sich die Kinder früh am Morgen erst einmal ein wenig in den Schulunterricht hineinfinden können.
Geredet werden muss auch - das ist auch schon gesagt worden - über die Art der Schülerbeförderung, über die Art der Abrechnung und über die Möglichkeiten, Fahrtzeiten zu verkürzen und nicht künstlich zu verlängern, damit es vielleicht ein bisschen mehr Geld gibt.
Also: Wir sehen auch, dass diesbezüglich ein erheblicher Redebedarf bestehen kann. Wir stimmen der beantragten Überweisung in die genannten Ausschüsse zu. - Danke.
Danke, Frau Fiedler. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir die Redezeit noch nicht flexibilisiert haben. Ich wollte Sie gerade unterbrechen. - Für die CDU-Fraktion spricht nun Herr Dr. Schellenberger. Bitte sehr.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, ich werde mich bemühen, die Zeit wieder herauszuholen. Ich nehme mir an dieser Stelle einfach den Kultusminister als Vorbild.
Wir haben einen sehr spannenden Einführungsvortrag von Herrn Kley gehört. Ich habe mich vorhin kurz mit ihm darüber unterhalten, was er verändern möchte. Er möchte die Zeiten nach hinten etwas öffnen.
Spannend ist für mich rein mathematisch die folgende Frage: Wenn manche schon kurz nach 4 Uhr aufstehen und die Schule wie jetzt nach diesem Erlass um 8.15 Uhr beginnen könnte, dann sind das vier Stunden und eine Viertelstunde. Wer wohl seinem Kind zumuten möchte, es vier Stunden und eine Viertelstunde vor Schulbeginn schon zu wecken? Ich frage mich, ob das in der Realität wirklich passiert. Das finde ich schon ziemlich schwierig.
Nichtsdestotrotz: Ich denke, das Anliegen des Antrages ist von allen absolut positiv beschieden worden. Ich freue mich auf die Ausschussberatung. Ich denke, darin werden wir ein einheitliches Votum hierzu hinbekommen, so wie es bei uns Bildungspolitikern üblich ist,
und werden es auch erreichen, das gemeinsam im Interesse der Kinder ordentlich zu lösen. Dabei ziehen wir alle an einem Strang; da habe ich gar keine Sorge.
So gesehen freue ich mich auch über die Aufmerksamkeit, die die Bildungspolitik an dieser Stelle erfährt. Also: Es klappt.
Wir müssen uns nur noch darüber verständigen, wie weit wir flexibilisieren. Sie haben letztes Mal gesagt: Der große Wurf bestand in einer Viertelstunde. Wollen wir noch so einen großen Wurf machen, hängen wir noch eine Viertelstunde an. Dann wären wir bei 8.30 Uhr. Wir können auch gern 9.30 Uhr festlegen. Man muss dann sehen, wie das in der Praxis umgesetzt wird. Es wird eine spannende Aufgabe, die Schulleiter, die Lehrer und die Kinder davon zu überzeugen, mit der ersten Stunde erst um 9.30 Uhr anzufangen. Ich möchte das jetzt nicht weiter ausdehnen.
Was für mich aber ganz interessant war, war das Morgengrauen. Zuweilen habe ich auch schon etwas von einem Abendgrauen gehört.
Auch dass Kinder bei Schlafmangel dick, dumm, faul und aggressiv werden, ist für mich eine ganz spannende Geschichte. Das würde ich gern einmal genauer erklärt bekommen. Das können wir dann im Ausschuss machen.
Als Spaß möchte ich dem noch Folgendes hinzufügen: Wenn Schlafen intelligent macht, sollten wir in der Schule eine erste oder eine nullte Stunde einführen und sollten die Kinder in dieser Zeit erst noch einmal ein wenig schlafen lassen, damit sich ihre Intelligenz erhöht. - Danke.
In Bezug auf das, was im Vorfeld gesagt worden ist: Herr Schellenberger, ich bin der Meinung, es war nett - Humor ist immer schön -, aber es geht trotzdem noch um ein ernstes Thema. Das kann ich Ihnen nicht anders sagen.
Sie haben das Thema am Landkreis Stendal festgemacht. Es ist wirklich kein ganz so einfaches Thema. Das hängt schlicht und ergreifend damit zusammen: Wenn Sie gestaffelte Schulanfangszeiten haben, die es jetzt schon gibt, und diese weiter verlängern, gibt es ein Problem, weil aufgrund des vorliegenden Vorschlages des Planungsbüros die Zentren später angefahren werden. Um dann weniger Busse einsetzen zu müssen, müssen schlicht und ergreifend die Anfangszeiten für die Grundschulkinder in den peripheren Bereichen derartig verlängert werden, dass wir genau zu diesen Extremsituationen kommen, die Sie, Herr Kley, beschrieben haben. Das ist das Problem. Es soll auch Familien geben, die zwei Kinder haben. Die schicken dann das eine Kind um 6 Uhr und das andere um 8 Uhr in die Schule. Auch das kann nicht sinnvoll sein. Aber, Herr Schellen
berger, die müssen dann vielleicht sogar diese vier Stunden irgendwie rumkriegen. Genau hierin liegen die Probleme.
Ich möchte einfach darum bitten, sich damit noch einmal sehr genau zu beschäftigen. Ich bin froh, dass wir die Diskussion hier führen. Ich habe eine Menge Sympathie dafür, die Zeit des Unterrichtsbeginns nach hinten auszuweiten. Noch mehr zeitlich nach vorn wird unsozial und für unsere Schüler nicht akzeptabel.
Ein weiterer kleiner Hinweis: Wenn man auf diese Art und Weise Kosten einsparen möchte - - Auch in diesem Fall kam ja die Aufgabe an den Planer aus der Kämmerei. Sie kam nicht aus der Schulverwaltung. Wenn man das ernsthaft möchte, belastet man gegebenenfalls die Kommunen, die noch Grundschulen haben, mit höheren Kosten, weil die Hortöffnungszeiten entsprechend verlängert werden müssten. Das kann man nachrechnen. Auch das sollte nicht das Anliegen sein.
(Zustimmung von Minister Herrn Dr. Daehre - Mi- nister Herr Prof. Dr. Olbertz: Das war sehr rich- tig!)
Dann stimmen wir jetzt ab über den Antrag der Fraktion der FDP in der Drs. 5/1530. Ich habe Einvernehmen hier im Hause dahin gehend festgestellt, diesen Antrag zur federführenden Beratung in den Ausschuss für Bildung, Wissenschaft und Kultur und zur Mitberatung in den Ausschuss für Landesentwicklung und Verkehr zu überweisen. - Hierzu gibt es keine Interventionen. Dann stimmen wir darüber ab. Wer diesen Antrag in die genannten Ausschüsse überwiesen haben möchte, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das sind alle Fraktionen. Damit ist der Antrag in die genannten Ausschüsse überwiesen worden und der Tagesordnungspunkt 16 ist beendet.
a) Erarbeitung eines Handlungskonzeptes zur deutlichen Verminderung der Flächenneuversiegelung in Sachsen-Anhalt
b) Maßstäbe und Aktivitäten der Landesregierung bei der Reduzierung des Flächenverbrauchs von land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen
Es wurde vereinbart, dass die Anträge zu den beiden Unterpunkten getrennt eingebracht, aber darüber gemeinsam beraten werden soll.
Der Einbringer des Antrages der Fraktion DIE LINKE ist Herr Dr. Köck. Herr Dr. Köck wird die Einbringung des Antrages aus gesundheitlichen Gründen von seinem Platz aus vornehmen. - Ich bitte Sie, deutlich zu spre
chen. Wir müssen sehen, ob wir mit der Akustik gut zurechtkommen. Herr Dr. Köck, Sie haben das Wort.
Sehr geehrte Damen und Herren! Der Boden stellt eine nicht vermehrbare und wegen seiner langen Entwicklungszeit praktisch nicht erneuerbare Ressource dar, die weltweit in ihrer Funktionalität und Existenz durch Wind- und Wassererosion, Verwüstung, Verlust organischer Substanz, Kontamination, Versiegelung, Verdichtung, Verlust an biologischer Vielfalt und Versalzung bedroht ist.