Protokoll der Sitzung vom 11.12.2009

(Beifall bei der CDU und bei der FDP - Zuruf von der FDP)

- Herr Kosmehl, Sie verwechseln diese Debatte mit dem Karneval; der ist erst im Februar.

(Frau Feußner, CDU: Aber den veranstalten Sie! - Zurufe von der CDU und von der FDP)

- Wissen Sie, das ist das Grundproblem. Wir nehmen das, was passiert ist, nämlich bitterernst - ganz offensichtlich im Gegensatz zu Ihnen.

(Zustimmung bei der LINKEN und bei der SPD - Lachen bei der CDU)

- Ich kann daraus keine lustige Debatte machen.

(Frau Feußner, CDU: Sie merken es nicht!)

Man hätte sich hier sehr wohl über die Vorschläge unterhalten und sagen können: Das eine ist vernünftig, das andere teile ich nicht. Das hätte man auf eine ganz andere Art und Weise tun können.

Noch einmal: Soll die SPD in Vorhand gehen? Die meisten von Ihnen haben noch das DDR-Schulsystem durchlaufen. Damals wurde bei solchen unmoralischen Angeboten immer aus der Fabel von Fuchs und Igel zitiert, die gemeinsam an einem Tisch Platz nehmen wollten, um zu speisen. Der Fuchs sagte zum Igel, als dieser zur Tür hereinkam: Igel, leg doch die Stacheln ab - und ich behalte meine Zähne.

(Zuruf von Herrn Gürth, CDU)

- Sie sind die Füchse. Aber ich bin nicht der Igel.

(Zuruf von Herrn Kley, FDP)

- Ich bin nicht der Igel. - Der Vorschlag - -

(Zurufe von der CDU und von der FDP - Unruhe)

- Wenn Sie diese Fabel nicht einmal verstehen - -

(Herr Kley, FDP: Und das 20 Jahre nach der deutschen Einheit! - Zuruf von der CDU: Hat sich das Erich Honecker ausgedacht? - Weitere Zuru- fe von der CDU und von der FDP - Unruhe)

- Nein, Fontane oder so.

(Unruhe)

- Ob ich wohl weiterreden darf, Herr Präsident?

Meine Damen und Herren! Frau Budde wollte Ihre Rede gern zu Ende führen. Ich bitte doch - -

(Herr Kosmehl, FDP: Sie hält doch schon die zweite Rede, Herr Präsident!)

- Sie kann als Fraktionsvorsitzende sprechen, Herr Kosmehl. Wir lassen Sie zu Ende sprechen und dann haben wir es geschafft.

Wenn Sie mich ausreden lassen, brauchen Sie mich nicht so lange zu ertragen. Und wenn Sie weniger Zwischenrufe machen, brauchen Sie mich auch nicht so lange zu ertragen. Sie können sich jetzt überlegen, für welche Variante Sie sich entscheiden.

(Zuruf von der CDU: Am besten ist, Sie setzen sich hin!)

Herr Kosmehl, der Vorschlag ist doch etwas schlicht; ich sage es so, um mich nicht wieder der Gefahr auszusetzen, einen Ordnungsruf zu bekommen. Solange die Grundsätze nicht geändert werden - das sage ich Ihnen ganz klar -, ist es auch politisch motiviert, ja. Und dafür muss man sich gar nicht schämen. Ich habe die Liste

hier vorliegen, wer in dieser Gruppe für die CDU, für die CSU, für wen auch immer in der Mandatsfunktion von Volksvertretern sitzt. Das alles kann ich vorlesen.

(Zuruf von der CDU)

- Sie haben Ihre Vertreter wahrscheinlich in anderen Gruppen, die ich mir nicht ausgedruckt habe. - Natürlich ist es politisch motiviert, dass ich meinen Sitz nicht abgebe, solange die Grundsätze nicht geändert sind.

(Frau Dr. Hüskens, FDP: Ach so!)

Herr Kosmehl, der Unterschied ist aber, dass wir dafür eintreten, die Grundsätze zu ändern. Dazu haben Sie sich noch nicht geäußert.

(Frau Fischer, SPD: Richtig! - Zuruf von Herrn Kosmehl, FDP)

Dann ist es automatisch so, dass wir uns darüber gar nicht mehr unterhalten müssen, ob jemand einen Sitz abgibt oder nicht.

(Zuruf von Herrn Wolpert, FDP)

Dann ist vielmehr die politisch motivierte Besetzung ausgeschlossen. Das würde ich richtig finden.

(Zustimmung von Frau Fischer, SPD)

Zur Medienbeteiligung der SPD.

(Herr Gürth, CDU: Oh, oh!)

- Kein Neid, Herr Gürth. - Ich greife eine Beteiligung heraus: Neven DuMonts Beteiligung an der „Frankfurter Rundschau“

(Herr Gürth, CDU: Linksliberal!)

und der „MZ“. Diese sind wenig verdächtig, für die SPD zu schreiben.

(Zuruf von der FDP)

Und sie sind schon gar nicht zu vergleichen mit den DDR-Zeitungen von CDU und FDP - wenn Sie dieses Fass hier schon aufmachen -, nämlich mit dem „Neuen Weg“ und der „LDZ“. Das kann man überhaupt nicht mit dem vergleichen, was es heute an Medienbeteiligungen gibt.

(Beifall bei der SPD - Zurufe von der CDU und von der FDP)

- Mein Gott! - Außerdem sind die Tageszeitungen nicht öffentlich-rechtlich. Sie können zwar Äpfel mit Birnen vergleichen, aber Sie dürfen sich dann nicht wundern, dass sich dabei ein Unterschied ergibt. Wenn Sie das gleichsetzen wollen, wird das nicht funktionieren.

(Zuruf von Herrn Scheurell, CDU)

Es sei denn, Sie nehmen die Nashi-Birne, die in gewissem Sinne eine Mischung von Birne und Apfel ist.

(Zurufe von der CDU und von der FDP)

Frau Budde, Herrn Borgwardt drängt es sehr, Sie ganz gemein zu fragen.

Ich möchte erst meine Rede zu Ende führen.

Sie möchte erst zu Ende reden, Herr Borgwardt. Dann erhalten Sie das Wort.

Meine Bitte ist einfach: Bringen Sie sich in diesen Prozess, der angestoßen wurde, ein und überlegen Sie ernsthaft, ob es einen Konsens gibt; denn diesen brauchen wir, um einen Staatsvertrag zu ändern. Ich weiß, dass das ein schwieriger Weg ist, und ich weiß auch, dass dieser Weg scheitern kann. Ich weiß, dass dieser Weg schon mehrmals gegangen worden ist. Und ich weiß, dass auch SPD-Vertreter eine andere Auffassung dazu vertreten haben. Ich vertrete hier unsere Auffassung dazu und ich werde für diese Auffassung in der Sozialdemokratie werben.