Es gibt Modelle im Ausland, es gibt Schulen in Deutschland, die jährlich ausgezeichnet werden, die uns zeigen, wie das gehen kann. Also: Es kann gehen. Was wir an unseren Schulen aber brauchen ist eine Revolution des Denkens.
Wie kommen wir zu dieser Revolution des Denkens? - Ich sage es immer wieder in diesem Hohen Haus: Gute Schule braucht gute Lehrerinnen und Lehrer. Deswegen müssen wir uns mit der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern intensiv beschäftigen.
Wir haben im Wintersemester 2007/2008 damit begonnen, die Lehrerausbildung zu modularisieren. Das Ziel war die stärkere Kompetenzorientierung und Professionalisierung der Lehrerinnen und Lehrer.
Wir haben in der letzten Landtagssitzung beschlossen, dass wir uns im Frühjahr 2013 mit dem Referendariat, mit der zweiten Phase der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, beschäftigen wollen. Schon damals habe ich gesagt: Es macht keinen Sinn, sich mit der zweiten Phase zu beschäftigen, wenn man sich nicht gleichzeitig auch mit der ersten Phase beschäftigt. Nur gemeinsam
Deswegen haben wir heute in Ergänzung zu dem Beschluss, den wir in der letzten Sitzungsperiode des Landtags gefällt haben, den Antrag gestellt, dass wir uns auch im Jahr 2013 mit der ersten Phase und mit den Erfahrungen, die wir mit der Modularisierung der ersten Phase gewonnen haben, auseinandersetzen.
Um welche Fragen muss es gehen? - Es muss um die Frage gehen, wie wir die Ausbildung in den Fachwissenschaften und die Ausbildung in den Bildungswissenschaften gewichten, also die Ausbildung in dem einen Fach oder in den zwei Fächern, die uns eben schon beschäftigt haben, und die Ausbildung in der Didaktik, in der Psychologie, in den Teilen des Studiums, die die Lehrerin zur Lehrerin und eben nicht zur reinen Wissenschaftlerin machen.
Wir müssen uns mit der Frage beschäftigen, ob wir unsere angehenden Lehrerinnen und Lehrer ausreichend gut auf die Heterogenität vorbereiten, auf die sie in den Schulen treffen werden, wenn es um die Förderung von sogenannten hochbegabten Kindern und von Kindern mit Handicaps in derselben Lerngruppe geht. Sind wir in diesem Zusammenhang gut genug aufgestellt in der Ausbildung?
Wir müssen die Lehrerinnen und Lehrer, die wir in die heutigen Schulen entlassen, natürlich auch auf Teamarbeit vorbereiten. Die Lehrerin und der Lehrer können nicht länger Einzelkämpfer in den Schulen sein. Auch Teamarbeit will gelernt sein. Auch das ist eine Anforderung an eine moderne Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.
Am Ende werden wir uns auch der Frage widmen müssen, ob es sinnvoll ist, die erste und die zweite Phase nebeneinander zu erhalten und, wenn ja, wie wir sie enger zusammenführen können. Vielleicht brauchen wir die Trennung zwischen einer ersten und einer zweiten Phase nicht mehr. Auch die Entscheidung, dass wir die Ausbildung modularisiert, aber nicht auf Bachelor und Master umgestellt, sondern ein Staatsexamen am Ende haben, muss auf den Prüfstand gestellt werden. Das sind Fragen, denen wir uns in Ruhe und mit Offenheit widmen müssen.
Ich will noch einen Satz zu dem Änderungsantrag der regierungstragenden Fraktionen sagen. Wissen Sie, auf den ersten Blick entspricht der Antrag dem, was wir im Parlament immer erleben, dass man wesentliche Inhalte der Anträge der Oppositionsfraktionen in neue Worte gießt, um einen eigenen Antrag vorlegen zu können. Das ist ein parlamentarisches Verhaltensmuster. Das ist auch nachvollziehbar.
ren Geist ist. Das fällt schon auf, wenn man den ersten Punkt liest. Darin schreiben Sie nämlich: „Unterrichtung der Ausschüsse für Wissenschaft und Wirtschaft und für Bildung und Kultur über die Vorschläge zur besseren Verzahnung der Ausbildungsphasen“. - Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen den regierungstragenden Fraktionen und uns. Wir nehmen die Ausschussarbeit ernst.
Wir wollen mit Ihnen im Ausschuss darüber debattieren, welcher der beste Weg ist und wie wir diesen gestalten wollen. Sie wollen das aber nicht, sondern schieben das auf die Exekutive und sagen, das Ministerium wird das schon alles machen. Dann werden wir unterrichtet. Dann nicken wir das alles ab. Dann wird alles gut. - Nein, dann wird nicht alles gut! Das Parlament muss beteiligt werden! Die Beteiligung erfolgt über die Ausschüsse, und zwar über intensive Diskussionen und über Anhörungen in den Fällen, in denen es nötig ist, aber nicht über Unterrichtungen. - Herzlichen Dank.
Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Sehr geehrte Damen und Herren! Bildung ist in der Tat seit einigen Jahren das Schlüsselthema, wenn es um die Erschließung von Ressourcen für die weitere Entwicklung unseres Landes geht. Weder Öl noch Kohle und Erz und auch keine nachwachsenden Bio-Rohstoffe, sondern Bildung und Wissen sehen wir heute als den Haupttreibstoff unserer Gesellschaft an. Von dieser allgemein geteilten Überzeugung werden die aktuellen Debatten über Zukunftsfragen getragen.
Entsprechend der Organisation des staatlichen Bildungssystems haben wir uns angewöhnt, in Bildungsdebatten zwischen dem allgemeinbildenden Schulwesen und der weiterführenden, professionsbezogenen Bildung, also der Berufs- und Hochschulbildung, zu unterscheiden. Der Antrag, der dem Landtag heute vorliegt, rückt die Schnittstelle zwischen den beiden Teilbereichen unseres Bildungssystems, die Lehrerbildung, in den Fokus.
Konkret geht es um die erste Phase der Lehrerbildung, das lehramtsbezogene Studium an den Universitäten. Als zuständige Minister - ich kann hier gewiss mit für den Kollegen Stephan Dorgerloh sprechen - freuen wir uns natürlich, dass dieses Thema heute Ihre Aufmerksamkeit erhält; denn es hat diese Aufmerksamkeit verdient.
Berufsausbildung und Hochschulbildung sind für den Lebenserfolg junger Menschen, für die Kultur unserer Gesellschaft und auch für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes maßgeblich.
In welchen organisatorischen Strukturen Bildung stattfindet, ist nicht unwichtig, aber gegenüber der Qualitätsfrage zweitrangig. Wenn es richtig ist, dass das Niveau der Schulbildung und der Lernerfolg von Schülern stärker von der Unterrichtsqualität abhängt als von der Schulstruktur, dann ist die Qualität der Lehrerbildung der Schlüssel für Qualitätsverbesserungen an den Schulen. Dieser Gedanke muss die Gestaltung der universitären Lehrerbildung leiten.
Universitäten und Ministerium haben die äußeren Anlässe für strukturelle Reformen im Lehramtsstudiums seit einigen Jahren für einen eigenen Diskurs über Ziele und Instrumente zur Qualitätsentwicklung in der Lehrerbildung genutzt. Bei der Einführung der gestuften Studienstruktur im Rahmen des Bolognaprozesses haben wir in SachsenAnhalt bisher für die Studiengänge zu den Lehrämtern an allgemeinbildenden Schulen am Staatsexamen festgehalten. Dies haben wir vor allen Dingen getan, weil in allen Bundesländern, die das gestufte System eingeführt haben, nur der Masterabschluss zum Vorbereitungsdienst qualifiziert. Der Abschluss „Bachelor of Education“ hat somit keinen eigenständigen Berufsfeldbezug im staatlichen Bildungssystem, was vom Bolognasystem aber verlangt wird.
Im Ergebnis haben wir in den allgemeinbildenden Lehrämtern auf die gestufte Struktur, allerdings nicht auf die Modularisierung des Studiums, verzichtet. Die mit der Modularisierung verbundenen qualitativen und organisatorischen Ziele haben wir seit dem Jahr 2004 in eigenen Zielvereinbarungen bzw. Ergänzungsvereinbarungen über die erste Phase der Lehrerbildung mit den Universitäten festgehalten. Wir haben der Lehrerbildung damit eine besondere Stellung in der Qualitätsentwicklung an den Hochschulen eingeräumt, die es in dieser Weise für andere Studiengänge nicht gibt.
Die Modularisierung der Studiengänge selbst liegt inzwischen so lange zurück, dass es in SachsenAnhalt eigentlich keine Studierenden mehr geben dürfte, die in nicht modularisierten Studiengängen studieren. Sie ist auch als solche nicht für die Lehramtsstudiengänge spezifisch, sondern betraf alle Studiengänge. Insofern wirken Fragen nach der Modularisierung aus heutiger Sicht etwas überholt und sind vor allem auch wenig geeignet, die Spezifika des Lehramtsstudiums zu erfassen.
Wichtiger ist die mit der Modularisierung einhergehende Diskussion über die Anteile der verschiedenen inhaltlichen Komponenten der Lehramtsstudiengänge in den Fach- und Bildungswissenschaften. Wichtiger sind auch die Bemühungen um die Ausrichtung an länderübergreifenden Standards
und wichtiger ist vor allem auch eine intensivere Orientierung des Studiums am Berufsfeld der künftigen Lehrkräfte, also an der Schulpraxis.
In den Zielvereinbarungen wurden Aussagen zu verschiedenen Aspekten der quantitativen und qualitativen Entwicklung der Lehrerbildung festgehalten. Die Zielvereinbarungen haben dem Landtag jeweils vor ihrem Abschluss vorgelegen und darüber wurde auch in Ausschusssitzungen diskutiert. Sie stehen im Internet auf der Webseite des WZW, der gemeinsamen Plattform von Wissenschaftseinrichtungen und dem Ministerium.
Anlage 3 der Zielvereinbarungen mit der MLU Halle/Wittenberg sieht in Punkt 4 eine regelmäßige Evaluierung der Lehramtsstudiengänge vor. Im Rahmen dieser Evaluierung wird auch die Verwirklichung der folgenden in den Zielvereinbarungen konkret benannten Anforderungen an die Ausgestaltung der Curricula geprüft. Ich zitiere aus den Zielvereinbarungen:
„a) Im Grundstudium ist mindestens ein Modul mit einer schulformübergreifenden Einführung in die Pädagogik für alle Lehramtsstudierenden verbindlich.
b) Im Grundstudium ist der Erwerb von Kompetenzen in Förder- und Integrationspädagogik einschließlich Diagnostik für alle Lehramtsstudierenden verbindlich.
c) In den ersten sechs Semestern wird der Praxisanteil in der Schule im Umfang von 30 Leistungspunkten“
d) Aus den Fachwissenschaften werden in ausreichendem Umfang Lehrveranstaltungen angeboten, die eigens für den Erwerb der in der Lehrerbildung benötigten Kompetenzen konzipiert sind.“
Um es zusammenzufassen: Das, was Sie in Ihrem Antrag wünschen, ist zwischen dem Land und den Hochschulen in den Zielvereinbarungen vertraglich geregelt worden, soweit die Hochschulen dafür verantwortlich gemacht werden können. Darüber berichten wir dem Ausschuss selbstverständlich gern im Sinne des Antrages der Regierungsfraktionen. - Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Nachdem der Landtag in seiner Januarsitzung bereits über die Verbesserung der Lehramtsausbildung in der zweiten Phase diskutiert hat, freue ich mich, dass wir nunmehr auch über den ersten wissenschaftlich geprägten Teil der Lehrerausbildung sprechen. Gerade heute Morgen hat sich dieses Hohe Haus über die anstehenden Herausforderungen im Bildungsbereich ausführlich ausgetauscht und darüber debattiert.
Wir stehen vielen Herausforderungen gegenüber, wenn wir den Zugang zu Bildung chancengerecht gestalten wollen. Wir müssen die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in dieser Situation mit in den Blick nehmen, werden sie doch maßgeblich an der Bearbeitung dieser Herausforderungen mitarbeiten.
Auch das Modell der Gemeinschaftsschule, die Kindern mehr Bildungschancen eröffnen soll, braucht engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die auf dieses neue Schulmodell auch in ihrer Hochschulausbildung vorbereitet werden müssen. Deshalb ist es wichtig, kontinuierlich an der qualitativen Verbesserung der bestehenden Studienangebote zu arbeiten; denn dass wir einen Verbesserungsbedarf haben, das dürfte, glaube ich, in diesem Haus außer Frage stehen.
Ich freue mich deshalb, dass die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hier mit ihrem Antrag eine Diskussion herbeiführt.
Über die Setzung der Berichtsschwerpunkte sind wir jedoch unterschiedlicher Meinung, wie der vorliegende Änderungsantrag der Fraktionen der SPD und der CDU zeigt. Ich halte es wie auch Ministerin Wolff für wenig zielführend, sich über die Erfahrungen mit der Neustrukturierung und der Modularisierung des Studiums berichten zu lassen oder sich begründen zu lassen, weshalb SachsenAnhalt am ersten Staatsexamen als Studienabschluss für die Lehramtsausbildung festhält.
Erstens ist es aus den genannten zeitlichen Gründen nicht mehr notwendig. Zweitens erscheint vor dem Hintergrund der Stellungnahme verschiedener Stellen, wie der GEW, dass nur ein Masterabschluss die Voraussetzung zum Lehrerberuf vermittelt, eine solche Darstellung und Diskussion verzichtbar.
Mit den anderen Punkten müssen wir uns jedoch auseinandersetzen. Darauf soll sich der Bericht des Ministeriums konzentrieren. Die GEW bemängelt seit vielen Jahren Defizite in den einzelnen Studienanteilen Erziehungswissenschaften, Fachdidaktik und Fachwissenschaften und in ihrem Verhältnis zueinander. Ferner wird die fehlende Berufsfeldorientierung im Studium kritisiert.
Genau diese Punkte werden auch im Antrag der Koalitionsfraktionen aufgegriffen. Vom Ministerium soll nun dargestellt werden, wie eine bessere Verknüpfung dieser Studienanteile erreicht werden kann.
Frau Professorin Dalbert, wir können uns unter vier Augen gern semantisch darüber streiten, ob der Bericht des Ministeriums ausschließt, dass sich ein Ausschuss damit beschäftigt. Ich denke, das ist nicht so; denn auch Sie wollen erst einmal eine Berichtsgrundlage haben, um dann in einem Ausschuss darüber zu diskutieren. Wir wollen es in beiden Ausschüssen tun, sowohl im Ausschuss für Bildung und Kultur als auch im Ausschuss für Wissenschaft und Wirtschaft, die an dieser Schnittstelle miteinander in Verbindung stehen.